Gemein, ungerecht....

seelchen36

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Warum ist das Leben manchmal so unfair???:confused:
Vor 2, 3 Wochen erfuhr ein naher Verwandter, dass er an einem Hirntumor leidet.
Er selbst war praktischer Arzt, also wusste er in etwa was ihn erwartete.
Er setzte sich mit seiner Frau, den Geschwistern zusammen und gab ihnen Anweisungen für seine Beerdigung.
Mir ist schon klar dass jeder einmal gehen muss, doch warum ausgerechnet er? So ein herzensguter Mensch, sein lächeln steckte alle an!
Er war grad mal 45 Jahre jung! Seine Praxis lief super, verheiratet, Kinder, der jüngste grad mal 10!
Das schlimmste für mich ist zu wissen wie das alles abgelaufen ist! Ich meine, als Arzt braucht dir niemand viel erzählen.... du liegst auf dem OP Tisch und wartest darauf die Narkosespritze zu bekommen, genau wissend, dass du entweder schwer beeinträchtig wieder erwachst, oder dass das jetzt das AUS bedeutet! Was muss das für ein Gefühl sein für denjenigen!
Das kommt einer Todesspritze in den Vereinigten nahe! Ich kann es einfach nicht verstehen... die OP verlief noch erfolgreich, doch danach fiel er ins Koma und letztes Wochenende verstarb er.
Manchmal ist das Leben wirklich alles andere als fair. Ich kann an nichts anderes mehr denken, es tut mir in der Seele weh das zu wissen...
 
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Wie würdest du denn wählen, wenn du könntest? Entweder "schwer beeinträchtigt" aufwachen oder hinübergehen?

Ich finde, er hat das bessere Los gezogen, für sich.

Mein Vater hatte auch die Option, nach der OP "schwer beeinträchtigt" zu sein oder sie gar nicht zu überleben.

Ich gestehe, ich war so frei und habe innigst gebetet, dass er bitte sterben darf, wenn er nicht wieder ganz gesund werden kann. Er war ein sehr aktiver Mensch und hatte uns immer gesagt, er will kein Pflegefall sein.

Auf dem Weg in den OPS ist er gestorben. Er wurde einfach so aus unserer Mitte gerissen. Ich dachte, mein Herz zerspringt und ich überstehe das niemals. Ich kann noch heute nicht auf den Friedhof, weil ich dort zusammenbreche und das ist jetzt fast neun Jahre her.

Dennoch bin ich dankbar, dass er gehen durfte. Und ich bin überzeugt, dass es ihm wunderbar geht!

Ich weiss nicht, wieso Vater das passieren musste. Dankbar bin ich, dass niemand von der Familie gezetert hat: "Wieso hast du uns verlassen (im Stich gelassen)!" Dieses Phänomen konnte ich schon einigemale bei anderen beobachten und ich finde das so besitzergreifend, dass es mich direkt anwidert.

Frag dich doch mal, wie es aus Sicht deines Verwandten ausgesehen hat. Besonders er als Arzt wusste, was "schwer beeinträchtigt" genau bedeutet. Er hat das oft genug gesehen. Vielleicht wollte er lieber, dass seine kleine Tochter ihn jung und stark in Erinnerung behält als... naja.
 
Hallo isidora!

So habe ich das eh nicht gemeint, von der Seite aus gesehen ist sicher die Option zu sterben für ihn die bessere gewesen!

Ich meinte, wie man sich fühlen muss, auf dem Op Tisch, genau zu wissen, dass man seine Liebsten nie wieder sehen wird! Dass man nachher einfach nicht mehr ist/derselbe ist! Das muss für ihn doch sehr schlimm gewesen sein! Ich möchte, könnte ich wählen, nie und nimmer so extrem darauf vorbereitet sein! Das ist doch so, als ob man zu dir sagen würde: Du bekommst jetzt eine Injektion und wirst dann sterben!
Ach, ich finds einfach grausam... soooooooooo gehen zu müssen.
 
Seelchen, ich gehe davon aus, dass er vielleicht zu dem Zeitpunkt schon etwas mehr wusste/sah/spürte als wir und dass er Trost von irgendwoher hatte.

Ich glaube, wenn man tatsächlich in so einer Situation ist, sieht man einige Dinge plötzlich ganz anders.

Muss allerdings gestehen, dass ich jetzt auch nicht einfach so sterben möchte. Ich möchte meine Familie und sonstigen Liebsten nicht verlassen. Obschon sie ganz bestimmt auch ohne mich prima zurecht kommen können. Man kann und will sich einfach nicht vorstellen wie es ist ohne sie :)
 
Hallo Seelchen,
ich kann deine Frage und deinen Schmerz durchaus gut verstehen, muß dich aber fragen, wie du denn zu der Überzeugung gelangen kannst, es gebe bei einer Hirntumor-OP nur ein Entweder oder ODER? Natürlich ist mit dem "AUS" oder schweren Beeinträchtigungen zu rechnen, aber mir sind auch Fälle bekannt, wo die OP gut verlaufen ist.
Als Arzt muss dein Verwandter gewußt haben, daß er mit der OP zumindest eine geringe
Chance hat und deshalb wird nicht der Tod oder ein Leben als Pflegefall sein letzter
Gedanke gewesen sein sondern viel mehr die Hoffnung und das Vertrauen in die Ärzte,
daß die OP gut verlaufen wird.
Ich habe auch 2 Menschen aus dem engsten Freundeskreis durch einen Hirntumor verloren. Beide waren nach der OP bei klarem Verstand und sind dann Monate später an einem Nierenversagen gestorben.
Versuch doch mal, die beiden von dir aufgezeigten Alternativen durch die Hoffnung
auszutauschen, vielleicht wird der Gedanke an die Narkosespritze für dich dann
erträglicher.

lg Seifenblase
 
Hallo Seelchen,
i muß dich aber fragen, wie du denn zu der Überzeugung gelangen kannst, es gebe bei einer Hirntumor-OP nur ein Entweder oder ODER? Natürlich ist mit dem "AUS" oder schweren Beeinträchtigungen zu rechnen, aber mir sind auch Fälle bekannt, wo die OP gut verlaufen ist.

Es kommt ja erstens drauf an um welchen Tumor es sich handelt, zweitens und das ist das Wichtigste, auf die Lage des Tumors....
Er hatte aus seiner Sicht so gut wie keine Chancen.... das hat er auch seiner Frau und den Geschwistern gesagt und sich deshalb vorher noch seine eigene Beerdigung organisiert... :-( deshalb denke ich muss es für ihn sehr schlimm gewesen sein...wenn man nicht weiss was kommt ist es besser....
 
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Hallo Seelchen,

ich möchte Dir jetzt mal als Person schreiben, der es schon naja, insgesamt 5, oder 6 x so ergangen ist das sie in den OP geschoben wird und nicht weiß ob sie wieder so wie sie "hinein" kommt, wieder "heraus" kommt und ob überhaupt. Und ich kann Dir über meine Gefühle nur sagen daß ich in der ganzen Zeit (das ganze ging über fast 2 Jahre) alles was mit meiner Krankheit zu tun hatte verdrängte. Ich habe nicht wirklich viel an mich heran gelassen und bin erst jetzt 1 1/2 Jahre danach in der Lage alles zu verarbeiten.
Für mich war es immer fürchterlich über die Risiken Bescheid zu wissen und den Ausgang nicht zu kennen. Wahrscheinlich hab ich deshalb immer alles versucht zu verdrängen... Ich bin 37 Jahre und habe 2 Kinder (jetzt 5 und 7 Jahre alt), während dieser Zeit hatten wir gerade angefangen ein Haus zu bauen und ich hatte im Grunde vieles das mich etwas abgelenkt hat. Viel hat mir auch mein Glaube geholfen. Der sich seither extrem intensiviert hat. Ahhh, ich muß vielleicht noch sagen das ich 2 Hirnblutungen hatte und insgesamt 3 Aneurysmen die gecoilt werden mußten, einmal lag ich nach einer OP auch 11 Tage im Koma.

Ja und manchmal fragt man sich wirklich warum immer die "guten" so früh gehen müssen... Meine Mutter starb mit 40 Jahren an Krebs und hinterließ 4 Kinder..., mein Schwager hatte mit 50 Jahren einen Herzinfarkt, er war so ein lustiger Mensch und auch Patenonkel meiner Tochter.

Ich verstehe Dich gut, aber mach Dich bitte nicht zu sehr "verrückt", ich habe gelernt bei Dingen die ich nicht verstehen kann, es einfach so akzeptieren und damit leben muß.

Ich weiß nicht ob das jetzt ein wirklicher Trost für Dich war aber ich denke an Dich und wünsche Dir viel Kraft und Stärke das bald verarbeiten zu können.
 
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