Geistige Dimensionen - Sophia

Ich weiß es wohnt eine Schar
Beim Gral zu Montsalvatsch immer dar
Ihre Arbeit und ihren Preis
Ihm ganz geweiht
Tempeleisen heißen,
Sich seines Dienstes sich befleißen.
Ihre Nahrung spendet ein Edelstein,
Wunderkräftig, klar und rein.
Mit Namen 'Lapis Exillis'.

Durch ihn verbrennt der Phönix,
Zu Asche sich,
Doch diese schafft ihm Leben wieder,
So dass er steigt empor aus neuer Kraft
Und schöner als er war zuvor.

Dem Menschen kann kein Leid geschehen,
Am Tag da er den Stein gesehen.
Und eine Woche nach der Zeit,
Bleibt er vom Tode befreit.

Wer ihn täglich erblicken kann,
Dem, sei es Frau oder Mann,
Bleibt unverändert Farb' und Haut,
Wie in schönster Jugend sie ward geschaut.
Und sähe er ihn zweihundert Jahre,
Ihm ergrauten dennoch nie die Haare.
Und solche Kraft verleiht der Stein,
Dem Menschen, das ihm Fleisch und Bein,
In ungeschwächter Jugend bleiben.

Der Stein, des Wunder ich versuchte zu beschreiben,
Wird der Gral genannt,
Gesendet von der höchsten Hand.
 
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Par ce val – Pfad durchs Tal
Dieser Teil der Geschichte, mit dem Vorfall am Artushof, wie auch die folgende Episode, beschreiben Parzivals absoluten Tiefpunkt. Er beginnt an allem zu zweifeln, auch an Gott, an den er ja eigentlich glaubte. Ja, er hasst Gott regelrecht, denn er empfindet alles was ihm widerfuhr als große Ungerechtigkeit. Letztendlich leidet er aber unter seinem mangelnden Verständnis dafür, dass alles einen höheren Zweck erfüllt. Doch seine Einstellung ist nur all zu menschlich. Oft finden wir uns wütend über andere oder uns selbst, weil wir nicht den Sinn hinter diesen und jenen Vorgängen im Leben verstehen. Es sind Überbleibsel von Handlungen in unserer Vergangenheit, die bis in die Kindheit zurückreichen. Darin lebt unser ichbezogenes Wesen fort, das ein kleines Kind bleiben will, ohne Verantwortung zu übernehmen, doch mit dem Anspruch, sich jede Freiheit in der Welt nehmen zu können.

In dieser Stimmung setzt Parzival seine Reise fort bis Karfreitag. Jetzt erinnert er sich an seinen Gottesglauben, weiß nun wieder, dass es sich lohnt zu suchen, weiterzugehen. Karfreitag ist von großer Bedeutung in der Erzählung des Wolfram von Eschenbach. Es ist die Rede von einer weißen Taube, die vom Himmel hinabfliegt und eine Hostie auf den Gral legt, um seine Wunderkraft, seine Nährkraft zu erneuern. Dafür steht die Farbe Weiß – die Albedo, die zweite Hauptstufe des Großen Werks in der Alchemie. Die weiße Taube ist auch eins der Hauptsymbole der Aphrodite, dem griechischen Pendant der Venus – und die Venus ist ja der Planet, den die alten Lateiner »Luzifer« nannten – den »Lichtbringer«, da er als Morgenstern die Dämmerung ankündigt – das Licht bringt (lucis, ferre).

Wir hatten bereits über den »Streit im Himmel« gesprochen. In der Offenbarung des Johannes kämpfen die englischen Heerscharen des Michael, gegen die dämonischen Heerscharen des Luzifer. Dabei schlägt ein Schwert einen Stein aus der Krone des Luzifer. Es ist ein Smaragd der vom Himmel auf die Erde fällt. Man nennt ihn auch den »Chintamani-Stein«. Es ist der sprichwörtliche Zacken, der dem übermütigen Luzifer aus der Krone gehauen wurde: der grüne Stein ist Gral, ist die Smaragdtafel (Tabula Smaragdina), auf der ja der große Eingeweihte Hermes Trismegistos, die Verhältnisse des Oberen und Unteren in ihre Bedeutung, im Sinne des »Einigen Dinges« beschrieben hat.

Nach diesem Kleinod sucht unser Held – ohne es selbst zu wissen. Er sucht nach dem Stein der Weisen – einem Stein des Lichts. Auf seiner Reise ist er diesem erhabenen Ziel schon ein gutes Stück näher gekommen. Doch Gralshüter ist er noch nicht.

Lange nach Ostern, lange nach diesem Vorfall erst, im Winter, kommt er nachts an eine Klause, die sich in einer großen Höhle befindet. Dort trifft er auf einen Eremiten: das ist sein Onkel Trevrizent. Irgendwie wusste der von seinem Kommen bereits und empfängt ihn freundlich. Dort in der Höhle wird Parzival von Trevirzent in die Bedeutung und Wichtigkeit des heiligen Grals eingeweiht:
 
@Sanni9 so schoen beschrieben. Danke dir fuer diese Beschreibung.

Darf ich hier meine Gralsburg einfuegen? Ich finde es gerade so passend

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Luzifer ist der Lichtbringer und Christus das Licht.
Luzifer stellt uns auf die Probe, denke ich. Er will uns verleiten. Aber im Grunde genommen hofft er, dass die Menschen sich nicht von ihm verleiten lassen. Denn wenn wir es schaffen den Kreislauf zu durchbrechen, darf er genauso wie wir auch wieder nach Hause zurück. So nehmen wir das Licht mit unserem freien Willen mit und erlösen Luzifer gleichzeitig.
 
Mit tiefsinniger, kosmischer Symbolik faßt der Dichter Novalis das Drama der Menschheitsentwicklung in der Form eines Märchens zusammen. Durch den Verlust der Urweisheit sind alle seelischen und geistigen Kräfte im Menschen dem Verfall ausgesetzt. Das Leben befindet sich im Zustande der Erstarrung. Wird es in den kosmischen Mächten und dem Weisheitsbringer gelingen, dem Angriff der Todesmächte standzuhalten und die Menschheit in eine lichtvolle Zukunft zu führen?

Sophia oder die Wiederkehr der Weisheit
Novalis
 
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Ich fange auch gerade erst zu lesen an.
Ich habe die Merkursphäre in einem Gedicht festgehalten, um es zu verstehen. Also das Märchen handelt schon den astrologischen Werdegang einer Entwicklung auf. Sehr interessant. Die Sonne wird als ein Elternpaar dargestellt, die zwei Kinder haben. Einmal den Eros und die Fabel.
Beide haben eine Amme und diese wird als die Phantasie dargestellt. Im Garten sitzt ein Schreiber, der alles schriftlich festhält. Das Geschriebene legt er immer in einen Brunnen, in der Hoffnung es bleibt alles Geschriebene auf dem Papier erhalten. Dich oft kommt es wieder leer heraus und die ganze Mühe war umsonst. Dieser Wasserbrunnen ist die Weisheit und sie entscheidet, was für die Ewigkeit ist und was rein mit dem Verstand erfasst wurde.
 
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