Lamia1 #55
Fakt ist, bewusstes Wollen existiert. Das dementiert nicht einmal Prof. Dr. Gerhard Roth. Bewusstes Wollen wurde im Libet-Experiment 200ms vor der ersten apparativ gemessenen Muskelkontraktion von den Probanden reflektiert - im Durchschnitt. Bewusste Willensakte sind also eine Realität, deren neuronaler Ursprung unbekannt ist.
Meine Frage bezog sich auf Deine oben genannte Äußerung in Post #1. Hier schreibst Du, dass das bewusste Wollen des Geistes (der bewusste Willensakt) die Wahrscheinlichkeit einer Exozytose am Synapsenspalt gezielt maximiert vorher merktest Du noch an, Dich nur auf die Willkürmotorik zu beschränken.
Auf meine konkrete Frage, was Du denn unter bewusstem Wollen verstehst, hast Du geantwortet: ich möchte den Arm heben. Ziemlich banal, aber nun gut.
Beim
Libet-Versuch lag der
Zeitpunkt der messbaren neuronalen Aktivierung im Motorkortex (Erhöhung des Bereitschaftspotentials)
deutlich VOR der bewussten (bewusst gewordenen?)
Handlungsabsicht!
Also, in der Reihenfolge des Auftretens während der Aufgabenstellung:
1) neuronale Aktivierung im Motorkortex
2) Proband gibt bewusste Absicht an
3) Willkürbewegung
Die m.E. durchaus berechtigte Kritik an diesem Versuchsaufbau betrifft die Frage, ob der Zeitpunkt einer bewussten Absicht in dieser Art von Versuchsanordnung überhaupt so klar greifbar ist.
Ganz abgesehen davon, dass Willkürbewegungen nicht zwangsläufig mit bewusstem Wollen / bewusster Absicht gleichgesetzt werden können. Ebenso wenig, wie Unwillkürliches nicht absichtslos geschehen muss.
Dies habe ich auch versucht, Dir mit dem Beispiel Hunger/ Kühlschrank / Gehen / Essen zu demonstrieren.
Hier nochmal:
Wie unterscheidet die Geist/Seele zwischen Willkürmotorik und unwillkürlicher Motorik (z.B. einem Stützreflex, wenn ich beim Gehen stolpere), (lebensnotwendigen) Bedürfnissen und "bewusstem Wollen".
Wenn ich Hunger habe, ist dann der Gang zum Kühlschrank willkürlich und /oder bewusstes Wollen, betrifft es die einzelnen Schritte oder auch die Rumpfkontrolle, die notwendige Tonusregulation; die Absicht das ich etwas esse oder nur die Entscheidung was ich essen werde? Oder braucht es die immaterielle GeistSeele nur wenn man Diät halten möchte?
Ich bestreite in keinster Weise, dass es bewusste Willensakte gibt (ob es, dem umfassenden Wortsinn nach, völlig freie Willensakte gibt wage ich aber zu bezweifeln).
Es ist in diesem Zusammenhang (Bewusstsein, Qualia, Wollen
) übrigens völlig irrelevant, ob Neurophysiologen, Neurologen oder sonstige Wissenschaftler den neurologischen Ursprung bewusster Willensakte erklären können oder nicht. Einzig relevant ist in dieser Diskussion, dass das von Dir vorgeschlagene (transzendentale?) Modell einer vom Körper unabhängigen, immateriellen GeistSeele diese Vorgänge NICHT erklären kann (und m.E. inkonsistent und inkonsequent ist).
Wenn ein übernatürlicher, immaterieller, vom Körper unabhängiger Geist die eigentliche (unbedingt notwendige) Instanz für (Selbst-)Bewusstsein, Qualia, bewusstes Wollen uäm. ist, dann stellt sich die Frage, warum er bei akuten Hirnschädigungen oder Drogenkonsum versagt (wenn er auf funktionierende Neuronen bzw. ein unbeeinträchtigtes Transmittersystem angewiesen ist, wie ist er dann unabhängig?)
Wen dieser immaterielle, unabhängige Geist NUR für (Selbst-)Bewusstsein, Qualia, bewusstes Wollen uäm. unbedingt notwendig ist, alle anderen hochkomplexen neuronalen Vorgängen (von Homöostase, reflektorischen Abläufen über vegetatives Nervensystem, Sinnesreizen, unbewusster Wahrnehmung bis zu unbewusstem Lernen) laut Deiner Annahme aber ohne ihn auskommen, dann ist das nicht nur inkonsequent sondern m.E. auch inkonsistent.
Wenn dieses Geistdings für ALLE neuronalen Vorgänge notwendig (und von einem Schöpfer dafür vorgesehen) ist, dann lande ich wieder bei der Frage, warum es auf funktionierende Neuronen, Synapsen und Botenstoffe angewiesen ist.