Hallo Energia,
Ich wäre dir dankbar, wenn du mir ein Beispiel schreiben könntest, welches mir das "der Realität entsprechen" kann darstellt - im Moment habe ich damit etwas Verständnisschwierigkeiten. Merci.
Wenn ich Beiträge lese, ergibt sich in meinem Kopf ein Bild des Schreibers... die Mimik, Gestik, Tonfall etc. die ich nicht sehe und höre, wird so aufgefüllt. Da sehe ich dann eine wütend schimpfenden Menschen, oder den geduldig argumentierenden Lehrer. Den Guru, der der lauschenden Gemeinde erhaben etwas mitteilen will... Jeder dieser Bilder hat beim Schreiben verschiedene Emotionen. Und es kann sein, dass die Erfahrung und die Projektion in meinem Kopf das richtige Bild liefert.
D.h. wenn ich beispielsweise den Eindruck habe, dass das gegenüber Gift und Galle spuckt und rumtobt, dann liegt es zwar daran, dass ich das aufgrund meiner Erfahrungen und Projektionen in dem Beitrag sehe... aber das Gegenüber kann wirklich Gift und Galle spcuken und rumtoben.
Wie gesagt: es ist aus meiner Sicht wichtig, Verantwortung und Kausalität zu trennen. Aus meiner Sicht neigst du dazu, 1. von Kausalität auf Verantwortung zu schließen und 2. hier nun aus dem Anlass auf externe Kausalität zu schließen, obwohl du anfangs sagtest, dass die Hauptursache beim LEser liegt. Wenn ich es richtig sehe, dann "kippt" hier deine Argumentation.
In meinem Ursprungsposting habe ich das "haupt-" fett gedruckt, um deutlich zu machen, dass nicht die alleinige Ursache beim Leser liegt. Und im weiteren Verlauf habe ich meistens den Teil der Ursache/Anlass angesprochen, der nicht beim Leser liegt. So kann der Eindruck entstanden sein, ich würde mir selbst widersprechen. Du hast allerdings Recht, dass ich Ursache, Anlass und Verantwortung unsauber verwurstelt habe.
Nein, du beschreibst ja hier das, was ich unter Punkt 4.1 ebenfalls beschreibe. Natürlich sind Kinder und Babys vollkommen emotional von ihrem Umfeld abhängig. Darum geht es ja meiner Ansicht nach. Es geht eher darum, sich in der spirituellen Entwicklung von dieser Abhängigkeit zulösen und eine (emotionale) Selbständigkeit zu entwickeln.
Das ist nicht nur spirituelle Entwicklung. Das ist schlicht erwachsen werden.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, 3 Ebenen zu unterscheiden:
1. Mensch als Einheit
2. Interaktion
3. Gesellschaft
Gefühle entstehen, wie ich im letzten Punkt 4 deutlich machen wollte, zunächst in der Interaktion mit den Bezugspersonen. Aber wir können uns dann davon unabhängig machen, befreien. Es findet zwar noch eine Wechselwirkung (Interaktion) statt, aber prinzipiell kann sich ein Mensch dann auch irgendwann von der Interaktion emotional distanzieren und aus der Distanz dann auch wieder selbständig in die Nähe hineingehen. Und dies unterscheidet sich fundamental von einer emotionalen Abhängigkeit, wie sie beim Kind gegeben ist.
Ok, diesen Punkt habe ich in Deiner Argumentation wirklich übersehen.
Das hängt ganz vom Selbstwertgefühl des Lesers ab - das hattest du oben auch eingeräumt (Hauptgrund).
Nicht nur auf das Selbstwertgefühl (auch, wenn der ein bestimmender Faktor ist). Es kann auch die (u.U. irrationale) Angst vor den oben angesprochenen tatsächlich verherenden Folgen sein.
Ich habe insgesamt den Eindruck, dass die Konzeption, die ich hier vorgestellt habe, doch etwas von der Konzeption abweicht, die du hier kritisierst.
Ja, das habe ich dank Deiner Erläuterungen auch gesehen.
Du beschreibst den Menschen, der selbständig und unabhängig ist als einen gefühlsarmen Menschen, aber ich beschreibe ja genau das Gegenteil (siehe 4.3) Wirkliche Nähe wird hier ja erst möglich.
Ich hatte nicht einen gefühlskalten Menschen im Kopf... eher einen ewig distanzierten. Einen, dem die Meinung der anderen Menschen über ihn wirklich egal ist. Einen, der sagt: "Rutscht mir doch alle den Buckel runter; ich bin alleine glücklich" Aber ich weiß ja jetzt, welchen Punkt ich bei der Beschreibung übersehen habe
Ich glaube nicht, dass wirkliche Nähe erst dann möglich ist... sie ist aber vielleicht einfacher... sowohl einfacher einzugehen, als auch einfacher zu ertragen.
Ich stimme dir aber darin zu, dass ich die Frage vernachlässige, wie ein Mensch, der verantwortungsvoll handeln kann, mit den Menschen umgeht, die emotional kausal beeinflussbar sind. Insofern könnten wir gerne diese Frage der "Verantwortung des Schreibers" weiterdiskutieren.
Was ich auf jedenfall verantwortungslos finde ist sinngemäß zu schreiben: "Dies ist meine Meinung, Das ist die Wahrheit. Wenn Ihr Euch dadurch verletzt fühlt, ist das alleine Eure Verantwortung. Nun geht mal gefälligst selbstkritisch damit um, und lasst jegliche Gedanken über mich dabei weg." Wer sowas schreibt, erhöht sich selbst vor anderen und missachtet eklatant die Tatsache, dass Komunikation bidirektional verläuft, und Kritik auch bidirektional laufen kann. Jemand der nur austeilen kann (mit welcher Intention auch immer... auch, wenn er es "lieb meint"), muss auch einstecken können.
Und zumindest Dein Eingangsposting erschien mir als Freibrief für solch ein Verhalten gedeutet werden zu können.
Viele Grüße
Joey
PS: Der Stil von Deinem Beitrag hat mir gut gefallen. Sachliche Kritik stilvoll und verständlich vorgetragen.