Interessant...
Für mich ist die Wut (damit meine ich wirklich starke, zerstörerische Wut und nicht eine Gereizheit mittleren Grades, die innerhalb von einigen Minuten vergeht)
so ziemlich Unterträglichste an Emotionen, die es nur gibt. 5 Tage Wut würde ich ohne viel nachzudenken gegen 10 Jahre Depressionen (Be-drückt sein) eintauschen. Selbst diese ist aus meiner Sicht zwar ein unangenehmer, aber erträglicherer Zustand. Die Wut dagegen zerreisst buchstäblich einen (oder zwei). Gefühl der Hilflosichkeit oder die Rachepläne wären nach meiner Beschreibung schon etwas spätere Versuche dieser Erst-Explosion eine Gestalt zu geben, sie zu erklären und dadurch auch zu lenken. Das was sich nicht traut oder Angst vor der Strafe hat, ist für meine Begriffe noch weniger mit Wut gleichzusetzen. Es ist was anderes, was unter Umdtänden dazu kommen kann oder auch nicht. Wut ist für mich eine (blinde) Zerstörungs- bzw. Vernichtungslust.
Einen zerreissen kann aber andererseits auch sogenannte Liebe, wenn sie ein bißchen oder etwas mehr zuviel wird es fühlt sich aber immer noch viel angenehmer an als Wut. Weil das, was hier zerrissen wird, ja nur das Kleidchen ichs zu sein scheint der Rest
bleibt ja auch weiterhin bestehen. Bei Wut dagegen droht das Ganze eben umgekehrte Richtung zu nehmen.
Und weil du hier auch noch die Angst ansprichst, erzähle ich bei der Gelegenheit noch von meiner Einsicht des Jahres, die ich am heutigen Vormittag bekam, als ich aus dem Fenster schaute und ein Reh ganz nah an meinem Haus herumtrampeln sah. Ich sah, wie es mal hier, mal da ein kahles Ästchen abriss und sich ständig nach allen Seiten umschaute; ein paar Schritte weiter und es schaute sich wieder um. Ich habe es in etwa eine halbe Stunde lang beobachtet und endlich (!) verstanden, was Angst ist. Das Reh lebt aber immer so; es ist sein ganz normaler Zustand. Sonst würde es ja kaum über den Winter schaffen. Ein Wolf oder ein Fuchs rennen andererseits auch nicht kopflos in der Gegend herum eine gewisse Vorsicht legt ja fast jedes Tier an den Tag; aber eben
diese Art Angst ist wahrscheinlich (neben paar anderen Kleinigkeiten) etwas, was ein Herdentier von einem Räuber unterscheidet.
Sorry für OT, aber es geht ja um Gefühle.