Ganz einfach: Im Zweifelsfall in volle Deckung gehen und sich bedeckt halten. Wenn
@flimm s Vater nie protestiert und sich damit in die Schußlinie der Behörden gegeben hat, hat er mit einiger Sicherheit so seine Familie vor Schaden bewahrt. Und das ist es, was zählt. Ich kenne es nur aus Erzählungen, aber Denunziantentum war damals weit verbreitet. Und in solchen Zeiten gibt es nur eines: Überleben!
Sehe ich auch so.
Meine Mutter war im Krieg eine Jugendliche. Ich fragte sie mal, ob sie denn tatsächlich nicht wußte, was mit den Juden geschah.
Sie antwortete, dass sie und ihre Familie zwar bemerkt hätten, dass die Juden aus der Stadt nach und nach verschwanden, aber sie wäre überzeugt gewesen, dass es sich um eine Art Umsiedlung gehandelt hätte.So wurde es ihnen gesagt und sie hätten keinen Grund gehabt das Undenkbare anzunehmen. Und auch als ihre jüdische Freundin und Klassenkameradin deportiert wurde, gab es nur die Gewissheit, dass diese Familie irgendwo ein neues Zuhause bekommt. Das jüdische Mädchen versprach meiner Mutter zu schreiben, sobald sie sich häuslich eingerichtet hätten. Ein Brief von ihr kam nie. Aber selbst das wurde mit den Kriegswirren begründet.
Viel später dann, gegen Kriegsende, haben sie erfahren, was tatsächlich mit den Juden geschah.
Ich glaube ihr. In der Nazizeit herrschte ein Klima der Angst, es durfte nicht offen geredet werden. Die, die es doch taten verschwanden von einem Tag auf den anderen. Es gab weder eine freie Presse, die von den Vernichtungsaktionen hätte berichten können, noch gab es TV und Handy. Es gab lediglich getürkte Wochenschauen im Kino, die vom Endsieg faselten, aber sicher nicht die systematische Menschenvernichtung thematisierten. Es gab vielleicht Gerüchte hinter vorgehaltener Hand - aber wirklich sicher war nichts. Und in einem totalitären System gehts am Ende nur darum den Wahnsinn zu überleben oder selbst zu sterben.
Ich glaube, wer das nicht miterlebt hat, kann sich kaum vorstellen, wie gefangen die Menschen unter dem Nazi-Hitler-Regime waren.
Aus heutiger Sicht kaum nachzuvollziehen, dass es soweit kommen konnte. Jedenfalls bin ich nicht dafür, ein ganzes Volk. für die Nazi-Verbrechen, anzuklagen.