Irene schrieb:
Nachdem Diabolos Thread ja leider zu einer mehr persönlichen als sachlichen Auseinandersetzung geworden ist und geäußert wurde, daß losgelöst von ihm sehr wohl eine Diskussion des Themas möglich wäre, möchte ich versuchen, ob ein Zurückkehren auf die Sachebene möglich ist.
Zur Erinnerung: Es geht um die Beschränkung bis Amputation der selbstbestimmten(!) Sexualität von Kindern und deren Folgen. Bzw. im Extremfall schon vorauseilend ein Verhindern von Situationen, die nur irgendwie in Richtung Körperlichkeit gehen (Raufen und Kitzeln verboten) - wo soll das hinführen?
Worum es in DIESEM Zusammenhang nicht geht, ist sex. Mißbrauch - genausowenig wie einvernehmlicher Sex mit Vergewaltigung zu tun hat.
Hier nochmal der Link:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/5/5865/1.html
Also mir geht es um diesen tendenziellen, ideologischen Artikel.
Er ist für mich in Form und Inhalt inakzeptabel.
Was die Form betrifft, so lese ich Passagen wie
"Von Anschauen und Streicheln, ein- und gegenseitiger Masturbation bis hin zu Geschlechtsverkehr in allen Stellungen und Körperöffnungen kannten diese Kids selbst damals keine Grenzen, frei nach dem Motto: Erlaubt ist, was Spaß macht."
"Bei ihr durften auch kleine Kinder ein freizügiges, von den Erwachsenen wohlwollend geduldetes Sexualleben führen. In ihren Spielen und Zeitvertreiben befriedigten sie ungehemmt ihre sexuellen Bedürfnisse."
"Ohne Hemmungen probierten die Kids untereinander verschiedene sexuelle Spielarten aus."
Kein seriöser Artikel würde eine solche Darstellung wählen,
die den Kindersex aufreizend darstellt und idealisiert. Den
Autor wegen Verbreitung von Pornografie
("Als pornografisch ist eine Darstellung anzusehen,
wenn sie unter Ausklammerung aller sonstigen menschlichen
Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer
Weise in den Vordergrund rückt und ihre Gesamttendenz
ausschließlich oder überwiegend auf das lüsterne Interesse
des Betrachters an sexuellen Dingen abzielt")
anzuzeigen ist natürlich hoffnungslos. Aber diese Passagen
aus ethischen Gründen als widerlich zu bewerten, lass ich
mir nicht nehmen.
Inhaltlich bedient sich der Autor Methoden der Demagogie,
um sein "freier Kindersex" Standpunkt zu rechtfertigen.
Beispielsweise schildert der Autor im Detail die brutalen
US Methoden von Unterdrückung, Verfolgung und Therapie
kindlicher Sexualität und kontrastiert diese mit seinem Appell
an "freien Lauf für Kindersex". Der naive Leser, der zu recht
über die US Methoden empört ist, wird zu dem Schluss
verleitet, dass die einzige legitime Gegenposition die seine ist.
Dies ist eine plumpe Demagogie, die "Auslassung der Mitte"
genannt wird.
Forschungsberichte sind vom Autor so ausgewählt, dass sie
nur seine Position vertreten. Die Quellen werden nicht hinterfragt,
sondern ihre Schlussfolgerungen als gesicherte "Erkenntnis"
präsentiert. Einige "Erkenntnisse" sind ziemlich absurd, wie
die von den zwei getrennten Gemütssystemen im Gehirn.
Als Beispiel erwähne ich den Artikel von James W. Prescott,
der hier für die Ziele des Autors herhalten muss.
Der Autor bezeichnet Prescott als "Leiter der diesbezüglichen
Forschungen am US-Gesundheitsamt", was total falsch ist
und im Vorwort vom Prescott selbst widerlegt wird durch
"The views and opinions expressed here are those of the
author and do not necessarily reflect the position of the
National Institutes of Health". Die Aussage "Kurz nach
seinem Erscheinen wurde er im renommierten "Bulletin of the
Atomic Scientists" nachgedruckt, weil man ihn als so
bedeutsam für das Schicksal der Menschheit einstufte."
ist in mehrfacher Hinsicht totaler Quatsch. Dieses Bulletin ist
ziemlich bedeutungslos, der Artikel selbst widerlegt. Die
Einordnung des Prescott-Artikels ist völlig absurd überhöht,
so auf die Stufe von Einsteins Relativitätstheorie. Noch
schlimmer ist die Ausbeutung des Prescott-Artikels für die
These des Autors "Sozialverhalten wird über liebevolle
Erziehung in der Kindheit und eben über frühe sexuelle
Betätigung gefühlsmäßig erlernt." Prescott spricht überhaupt
nicht über den vom Autor so geliebten Kindersex, sondern
von "vorehelichem Sex". Er bringt mandelnde körperliche
Zuwendung der Eltern in Zusammenhang mit späterer
Gewalttätigkeit der Kinder. Bin mir nicht sicher,
aber dieser naive Zusammenhang ist glaub ich komplett
widerlegt.
Da dies die einzige (und falsche) Begründung auf des
Autors "frühe sexuelle Betätigung" ist, muss man also
annehmen, dass die Thesen des Autors (ohne freien Kindersex
kommen nur Gewalttäter raus) komplett erfunden sind.
So könnte ich weiter und weiter den ganzen anderen Quatsch
zerhacken, ist mir aber zu blöd für so einen Schund.
Gruss
Camajan