Gedichte über die Sterne

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Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.



Johann Wolfgang von Goethe
 
Über den Sternen, da wird es einst tagen,
Da wird dein Hoffen, dein Sehnen gestillt;
Was du gelitten, und was du getragen,
Dort ein allmächtiges Wesen vergilt.

Über den Sternen, da schwindet die Täuschung,
Da siehst du Alles enträtselt, enthüllt,
Was du erwartet, des Himmels Verheißung,
Dort wird es ewig und herrlich erfüllt.

Über den Sternen, da finden sich wieder
Wesen, die feindlich das Schicksal getrennt,
Dort sinkt die hemmende Scheidewand nieder,
Seele und Seele sich freudig erkennt.

Über den Sternen,da wehen die Palmen
Himmlische Kühlung, o Dulder, dir zu;
Engel begleiten mit heigen Psalmen
Todtmüde Herzen zur ewigen Ruh'.

Ida von Hahn-Hahn, 1803-1878
 
Wahre Wunder wirkt die Mondnacht.
Sieh! die Wiesen werden weißer,
Silber fliesst in allen Bächen
Und die Wege werden leiser.

Auf den leisen Wegen wandert
Meine Sehnsucht durch den Aether
Nach den überweissen Sternen:
Jeder Stern scheint ihr ein Beter. -

Ist gestimmt wie meine Seele.

Karl Ernst Knodt
 
Zuletzt bearbeitet:
Sternenklang

Es ist wie eine schöne Melodie,
die uns beizeit hierher gerufen
und irgendwann da hörst Du sie
und steigst herab die vielen Stufen.

Nur noch eher schwach, hörst Du den Klang,
zu viele Dinge strömen ein,
nimmst nicht mehr wahr den Hochgesang,
muss wohl der Klang der Erde sein.

Du bist nun hier und suchst Dein Glück,
etliche Jahre die vergehen
und bastelst neu an einem Stück,
um Melodien neu zu sehen.

Manche im Glück und es gelingt,
was sie sich damals vorgenommen,
manche im Pech, das Schicksal ringt,
und konnten ihm dann nicht entkommen.

Doch letztlich ist's bei allen gleich,
wenn hier der letzte Ton verstummt,
ruft uns zurück ins Sternenreich,
wo leise unsere Seele summt.

Es wird gestimmt ein neues Lied,
und mit dem Horizont geweitet,
ein Ton hier von der Erde flieht,
vom Sternenbild zurück begleitet.

Er folgt dann einfach altem Klang,
vom Rythmus sicher heim geleitet,
freut sich an altbekannt' Gesang,
den er nun neu vertont begleitet.

Tolkien​
 
Wer in der Sonne kämpft, ein Sohn der Erde,
Und feurig geisselt das Gespann der Pferde,
Wer brünstig ringt nach eines Zieles Ferne,
Von Staub umwölkt - wie glaubte der die Sterne?

Doch das Gespann erlahmt, die Pfade dunkeln,
Die ewgen Lichter fangen an zu funkeln,
Die heiligen Gesetze werden sichtbar.
Das Kampfgeschrei verstummt. Der Tag ist richtbar.

Conrad Ferdinand Meyer
 
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Es sind die Sonnen und Planeten, alle,
Die hehren Lebensspender in der Welt,
Die Liebeslichter in der Tempelhalle
Der Gottheit, die sie aus dem Herzen schwellt.

Nur Liebe sind sie, tief zur Kraft gedichtet,
Ihr Lichtruf ist urmächtig angespannt,
Er ist als Lebensschwall ins All gerichtet,
Was er erreicht, ist an den Tag gebannt!

Ein Liebesband hält die Natur verkettet;
Die Ätherschwelle wie der Feuerstern,
Die ganze Welt, die sich ins Dunkel bettet,
Er sehnt in sich den gleichen Ruhekern.

Durch Sonnenliebe wird die Nacht gelichtet,
Durch Glut und Glück belebt sich der Planet,
Die Starre wird durch einen Brand vernichtet,
Vom Meer ein Liebeswind verweht.

Wo sich die Eigenkraft als Stern entzündet,
Wird Leben auch sofort entflammt,
Und wenn die Welt sich im Geschöpf ergründet,
So weiß das Leid, daß es dem Glück entstammt.

So muß die Erde uns mit Lust gebären,
Und wird auch unser Sein vom Tag geschweißt,
Können doch Sterne uns vom Grund belehren
Und sagen, daß kein Liebesband zerreißt.

Wir sehn das Leben uns die Jugend rauben,
Es ängstigt uns das Alter und der Tod,
Drum wollen wir an einen Anfang glauben
Und schwören auf ein ewiges Urgebot.

Doch ist die Ruhe blos ihr Ruheleben,
Nichts ist verschieden, was sich anders zeigt;
Und vollerfüllt ist selbst der Geister Beben,
Ja, alles die Natur, die sprechend schweigt!

Beständigkeit ist der Gewinn der Starre,
Doch es ereilt, zermürbt sie Ätherwuth,
Und blos der Geist ist da, daß er beharre,
Da er als Licht auf seiner Schnelle ruht.

Es sucht die Welt zwar immerfort zu dauern
Und sie umrundet drum den eigenen Kern,
Sie kann zum Schutz sich selber rings umkauern,
Doch ist ihr Wunsch nicht ewig, sondern fern.

Es mag die Welt das Weiteste verbinden,
Der Geist jedoch, der aus sich selber drängt,
Kann solche Riesenkreise um sich winden,
Daß überall sein Wirken sich verschenkt.

So sind die Welten immerfort entstanden,
Doch da sich Ewiges jedem Ziel entreißt,
Entlösten Sterne sich von Sternesbanden,
Was die Unendlichkeit im Sein beweist!

Ja Liebe, Liebe will sich Welten schaffen,
Bloß Liebe ohne Zweck und ohne Ziel,
Stets gleich, will sie stets anders sich entraffen,
Und jung, zu jung, bleibt drum ihr ewiges Spiel.

Denn glühte durch das All ein Schöpferwollen,
So hätte Eine Welt sich aufgebaut,
Und traumlos würden Geister heller Schollen,
Im klaren Sein, von ihrem Dunkelgrund durchgraut.

Theodor Däubler
 
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