Gedanken

Raschkralle

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25. Juli 2005
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Wege, unter lautlos schneienden Blättern.
Tanzende Sonnenflecken,
erzeugen seltsame Stimmungen.
Verlust ohne Hader,
Trauer ohne Bitterkeit,
Gelassenheit.

Andächtig,
leise schleichend
bewege ich mich
zwischen lebenden Säulen,
durch die feierliche Halle
und lausche.

Bäume
knistern, rascheln,
flüstern heimlich leise
in vertrauter, alter Sprache:
„Es ist gut.
Willkommen,
Heimgekehrter!“

Lichtung,
Dämmerungsgrenze
Waldschattenfarben und Herbstwiesenlicht,
sanftgelb leuchtend.

Bilder ziehen
herbstbunt
vor den Augen,
hinter den Augen.
Gedanken, Zeiten, Szenen
wechseln, fließen
um den festen Fels
der Stimmung.

Die Wiese im Sonnenschein
betrete ich nicht.
Ich verweile
am Waldsaum,
an der fleckig wechselnden Schattengrenze.
Verweile
am Ufer der fließenden Zeit,
am Punkt, wo alles zusammenströmt,
um den festen Fels
der Stimmung.


Ich atme,
rieche Heu und Pilze,
durch Mund und Nase.
Atme,
rieche Freiheit, Frieden, Leichtigkeit
durch geschärfte Sinne des Bewusst(en)-Seins.
Gedankenruhe,
Gedankenfriede.
Ein Moment,
selten, kostbar,
in dem ich erwache,
in dem ICH nur ICH bin.

Ein Moment des Fragens
um der Frage willen.
Wer bin ich?
Was bin ich?
Woher komme ich?
Wohin gehe ich?
Wohin möchte ich gehen?
Wo ist meine Heimat?
Gibt es einen Gott?
Will ich ihn finden, zu ihm gehen?
Warum sollte ich IHN/ES brauchen?
IHN? ES?
Was?

Strenger Mahner, erhobener Zeigefinger?
Erfinder kleinlich, spießiger Gesetze?
autoritärer Herrscher?
Richter?

Oder gar
amüsierend mitleidloser
Spieler?
am chaotischen Spieltisch des Lebens,
wo windende Materie sich
ewig pendelnd tummelt,
hilflos, hirnlos, zwecklos, ertrinkend umherschlägt,
im Fluss
zwischen lauernden Krokodilen
namens Angst, Leid, Schmerz und Tod?
Dazwischen
die blind umher tappende Menschheit,
selbst Krokodil, gefräßig, gierig Leben schnappend, nehmend, Arten ausrottend,
jedoch auch selbst die schlimmste Bürde tragend, ertragend,
Logik/Bewusstsein/Verstand genannt.

Machtloser „König“ Mensch,
fähig nur zu kurzen, kurzsichtigen Zügen und Schlägen,
als Figur am Schachbrett des einen,
wenn ER denn existiert,
wenn ein solcher Spieler denn existieren
darf,
wir ihn existieren lassen,
in uns.

Oder ist ER/ES ganz anders(?),
das Leben betrachtend aus anderer Warte,
einem erhaben schwebenden Adler gleich
den Wald betrachtend,
wie er als Ganzes lebt, sich entwickelt,
jedoch nicht kleinlich Buch führend,
über jedes vom Baum fallende Blatt?

Ich frage mich:
Wird es geachtet,
wenigstens,
das Blatt,
das seinen Zweck(?) erfüllte
von Staub zu Staub?
Geachtet
von IHM?
wenn ein solcher Betrachter denn existieren
darf,
wir ihn existieren lassen,
in uns.

Oder
verbirgt ER/ES sich
jenseits
der Logik
des Bewusstseins,
des menschlichen Verstandes?
einen Plan ausführend,
durch uns.
mit uns,
wenn ein solcher Plan denn existieren
darf,
wenn wir ihn existieren lassen,
in uns.

Ja,
vielleicht
jenseits der Logik
des Bewusstseins,
des menschlichen Verstandes.
Doch
jenseits auch
der Stimmung?




Ich umarme einen Baum,
fühle raue Rinde,
Leben,
Kraft,
Wärme,
Verlust ohne Hader,
Trauer ohne Bitterkeit,
Gelassenheit.
Ich atme ein und aus.
Ich denke nicht, fühle nur,
stehend auf dem festen Fels
der Stimmung.

Und plötzlich verstehe ich!
Ein Verstehen
jenseits der Logik,
des Bewusstseins,
des menschlichen Verstandes.
Weil ein solches Verstehen existieren
darf,
weil ich es existieren lasse,
in mir.

Ich lache,
wiege mich übermütig,
tanze mit meinem Baum,
im Wind.
Singe,
ohne Worte,
im Chor der Waldstimmen,
die mich willkommen heißen.

Das Rauschen der hastigen Zeit übertönend,
widerstehend dem steten Druck,
des Zeitenfließens,
hier auf dem Fels
der Stimmung.
 
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Es ist wunder voll das was du geschrieben hast, wie kommst du auf so etwas?
Wie finden deine Gedanken diese Worte?

Einfach super...............bin sprachlos

LG
Häxli :danke:
 
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Thx
Gedanken "finden" niemals Worte.
Sie kleiden sich nur darin.


Künstliche Lieder, drückende Wände,
künstlicher Lichtschein, Druck ohne Ende.
Künstlich kalt ist dieses Haus.
Ich muss raus!
Ich muss raus!
Entflohen in die Sommernacht,
luftig, dunkel unbewacht
wandle ich auf dunklen Pfaden,
Zeitverdrossen, zeitbeladen,
tauche tief ins Dunkel ein.
es hüllt mich ein,
hüllt mich ein.
Sind Wege dunkel unbenützt,
ist Nacht ein Mantel der beschützt.

Die Künstlichkeit wie weggeblasen
lauf ich über Mondlichtrasen.
Funken steigen aus dem Gras,
wie elfenlicht-gefülltes Glas.
Grillenzirpen, Glühwurmlicht
drücken nicht,
erdrücken nicht.
Wenn Vögel verstummen und Lieder verklingen,
dann lausche den Grillen, die nachts für dich singen.

Gedanken, die mir lieb und teuer
Tanzen frei im Elfenfeuer.
Und Stimmen dringen aus dem Licht:
Vergiss mich nicht!
Vergiss mich nicht!
Wenn Bilder verblassen und Zeiten sich wenden,
dann halt sie nicht fest mit gierigen Händen.

Lieder die ich einst gesungen
Stimmen, die schon längst verklungen,
Namen, Bilder, Lebenslauf
tauchen aus dem Dunkel auf.
Grau und modrig, altersschwer.
Sie sind nicht mehr,
sind längst nicht mehr.
Wenn Dinge versinken in Seen der Zeit,
solln sie doch ertrinken in Ewigkeit!

Und endlich kehrt die Ruhe ein,
ich lenke meine Schritte heim.
Dorthin will ich blicken, nicht zurück.
Will leben nur noch Stück für Stück ...,

von Augenblick
Zu Augenblick.
 
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