Kartenlegen ist eine alte Kunst, und es ging früher dabei sicher nicht nur um die eine berühmte Frage, sondern um das gesamte Leben. Und natürlich auch nicht darum, die eigene Verantwortung abzulegen, und nicht mehr darüber nachzudenken, warum die Situation so ist. usw.....
Schön, dass du das mit dem Leben schreibst. Denn genau so ist es, meiner Ansicht nach. Ob das schade ist, sei dahingestellt, denn wir ALLE müssen irgendwie damit klarkommen, dass das Konsumdenken DA zu sein scheint - oder wir beseitigen es. Wir tun es ja gerade.
Ich schrieb hier ja auch schon das ein oder andere mal, dass ich nur sehr selten direkte Fragen à la 'Wird er zu mir zurückkommen?' - 'Wann treffe ich meinen HM' beantworte. Und das nicht, weil man es nicht sehen könnte, sondern weil es unwichtig ist. Solange bestimmte Muster, die den Hilfesuchenden zu dieser Frage überhaupt getrieben haben, ihn in diesem Glauben leben lassen, dass andere für ihn Wesentliches klären könnten, solange dieses Konsumverhalten, das der oberflächlich Fragende ja an den Tag legt, solange er das nicht begreift, dass es nur Symptome sind, solange wird sich auch in seinem Leben nichts ändern.
Darum sind diese 'Test' mit Trefferqoten oder Vergütung nach Erfolg der Prognose auch absoluter Blödsinn. Und als Phänomen nur die Spitze des Eisberges der abgelegten Selbstverantwortung. Und bei letzerem weiss ich verdammt gut, wovon ich spreche.
Perspektiven und Beweggründe aufzeigen, das sind die Deutungen, die Karten offenbaren können. Den Fragenden auf die eigenen Füsse stellen, alles andere laugt beidseitig aus, weil es am Kern vorbeigeht. Das lese ich hier auch öfter, dass Legerinnen nichts mehr sehen etc. oder von den eigenen Hilfeleistungen angenagt sind. Warum denn? Ich finde, es ist eine verdammt analytische Sache. Der Leger ist nicht in der Rolle des Beantworters, sondern vielmehr der erkennende Part. Und klares, überschaubares Wissen ist Kraft.
Kartenlegen hat für mich auch nichts mit dem schönen Schlagwort der Empathie oder des Einfühlungsvermögens in andere Personen zu tun, ich muss mich nicht versetzen, wohin denn auch? Ganz im Gegenteil - so gern und rosarot es dem Frager als Trost vielleicht erscheinen mag, seine Zukunftsungewissheit beendet zu sehen, so trügerisch ist dieses Anliegen als Absicht - ich bin kein Mit-Macher, sondern ich analysiere bestimmte Konstellationen, Kombinationen, die die jeweilige Person ausmachen, um ihren Käfig transparent zu machen. Vielen Mitmenschen scheint das aber schon zu viel Arbeit an sich selber. Und der Kreislauf beginnt und bestätigt sich selber.
Das ist im Prinzip nichts anders, als wenn ich in München in der alten Pinakothek einen Rubens beschreiben soll. Ja, ich mag Kunstgeschichte. Und ich sage beschreiben, stelle nicht die berühmte Frage, was uns der Maler damit sagen will. Denn diese Frage öffnet Tür und Tor für Phantasiegebilde. Nein die Beschreibung selbst ist die Wahrheit des Malers, wie die Blatt-Deutung noch nicht die Interpretation ist. Da der Fragende in der Illusion seiner Interpretation lebt, fühlt sich diese Perspektive (seiner selbst quasi von aussen) erst einmal fremd an. Sein Selbst ist motiviert - und niemand ist frei von Absichten oder ab und an versucht, entsprechende Korrekturen der umgebenden Phänomene vorzunehmen, weil er bestimmte Vorstellungen hat. Genau das versuche ich in meinem realen leben aber erst einmal (und sei es nur pro forma) zu umgehen. Egal wie ich mich dann wirklich entscheide.
Ich deute gerne die ganzen Zusammenhänge (aus den Symptomen) in der sich ein Mensch selber befindet, und die sich in der Legung befinden, und da ist es einfach weniger eine momentane Befindlichkeit an der Oberfläche, sondern hinter den wahrgenommenen Phänomenen verbirgt sich vielmehr die Frage, wieso diese Phänomene genau SO genau JETZT auftauchen.
Dahinter stehen Gedanken und (weitaus wichtiger) Gefühlsmuster und Moralvorstellungen, die meistens ein Getriebensein ausmachen. Wir (Menschen) fragen, wenn wir den Überblick verloren haben. Unsicher sind. Und Leid oder Glück fühlt sich verdammt echt an, wenn man mittendrin steckt in dieser Interpretation.
Und so verstellt man sich selber schon mal den echten Blick auf konkret greifbare Wahlmöglichkeiten im eigenen Leben. Perspektiven aufzeigen, das ist der Weg, denke ich. Geht mir ja selber auch nicht anders. Es ist für eine neutrale Person leichter zu erkennen, weil sie nicht im gleichen Netz agiert, sondern genauer betrachen kann, ohne zu werten.
Insofern sind die Rückschlüsse bzw. Prognosen für eine Entwicklung eigentlich nur die logische Folge von Gebilden, es sind bestimmte Strukturierungen, die gerade wichtig werden, sich gebündelt haben. Und das kann man dann sehen. Wir denken in Bildern, träumen, sehen, achten - beobachtbar.
Uh, ist jetzt viel länger geworden, als gedacht, Nun ja.
LG Loge33