Gebote der (Pseudo)Esoterik

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Gawyrd

Guest
Im (pseudo)esoterischen Umfeld wird man immer wieder mit Phrasen konfrontiert, die m.E. das Leben erschweren und zu Unehrlichkeit und heuchlerischer Phrasenhaftigkeit führen.

1. Du sollst "bedingungslos lieben"

Für die meisten von uns ist es schon SEHR viel zu lieben (mit Schwankungen) und dem / der Geliebten halbwegs mit Respekt zu begegnen. Die "bedingungslose Liebe" ist das Ergebnis einer sehr gereiften Persönlichkeit. Bei ihr ergibt es sich quasi von selbst.

Wenn man sich hingegen "bemühen" muss, bedingungslos zu lieben, ist man einfach noch nicht so weit. Das Bemühen sieht dann in der Regel so aus, dass man sich selbst verleugnet, das Übertreten eigener Grenzen übersieht (die man nun mal hat - ob es einem passt oder nicht). Und irgendwann kippt das ganze ...
Jetzt liebe ich eh schon sooo bedingungslos, und es klappt immer noch nicht.

2. Du sollst nicht bewerten

Da gibt es zweierlei : es ist ein Unterschied, selbst zu bewerten - oder den Wert von etwas zu erkennen. Ein Knollenblätterpilz mag ein sehr wertvolles Geschöpf und seelisches Wesen sein - aber nicht im Essen.

Wir bewerten den ganzen Tag - jeden Augenblick entscheiden wir uns, was uns lieber ist : von der Zahnpflege über menschliche Kontakte (mit wem reden , wandern .... schlafen wir lieber - mit wem weniger gern oder gar nicht) bis zur Spiritualität. Für Otto-Normalverbraucher, die wir mehr oder weniger hier alle sind, ist es schon ein RIESENSCHRITT die subjektive bewertung als subjektiv zu erkennen und nicht allzusehr zu verallgemeinern.

Kurioserweise Weise ist die Abwertung der Bewertung ein Widerspruch in sich - weil sie die Bewertung bewertet.

Aus meiner Sicht ist die Ehrlichkeit DER Grundbaustein der Spiritualität. Das Erkennen der eigenen Schwächen, Eitelkeiten, Verletzlichkeiten ist für mich wesentlich spiritueller (ich bewerte, jawohl !!) - als das meiste Gefasel von "bedingungsloser Liebe" und "ich bewerte nicht".

Ohne Selbsterkenntnis geht's nicht. Erst wenn man sich eingesteht, was für ein Schwein man sein kann, wozu man fähig ist, wie feig man sein kann und wie zerstörerisch etc. etc., erst dann kann eine echte spirituelle Reise und Weiterentwicklung beginnen. (Behaupte ich mal.)

Und manchmal ist mir ein handfestes "schleich di' " lieber, das sozusagen von Herzen kommt (da weiß ich, wie ich dran bin) - als ein in die anonyme Menge gesäuseltes "Licht und Liebe" - das ohnehin oft genug in Gschnappigkeit wechselt, wenn man etwas sagt, was dem/der Betreffenden nicht passt.

(Weil's mir gerade öfter untergekommen ist.)

LG, Reinhard
 
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Jo - was soll man da noch zufügen.
Ich bin mit Dir einig und in ewiger Liebe verbunden :liebe1:

Nein Quatsch, du hast vollkommen recht. Ich gehe auch lieber an meine
persönlichen Schwachpunkte um daraus zu lernen. Alles andere ist der
Weg des geringsten Widerstandes.
Und ich gebe es auch mal zu verstehen, wenn ich jemanden nicht so
sehr mag. Keine Ahnung, ich muss ja nicht alles und jeden lieben.
Aber eine Chance hat zumindest mal jeder verdient - welche Meinung ich
mir dann darüber bilde, bleibt mir selber überlassen. Ich kann mich ja selber
nicht verleugnen.
 
Tja, das sind zwei Punkte, die einem durchaus zu schaffen machen können, besonders, wenn man das "schaffen" möchte, das alles. Wenn man sich an diesen Idealen orientiert und eben, wie du sagst, noch nicht so weit ist.

Allerdings wird man meiner Erfahrung nach sehr schnell wieder an die eigenen Grenzen stoßen/oder gestoßen. Man liebt eben nicht bedingungslos und man bewertet und oft geht das ganz schnell, daß man das erkennt. Aber ist es nicht schon ein Fortschritt, wenn man es bemerkt? Und nicht ewige Zeiten lang Schuldzuweisungen erteilt?

Wahrscheinlich wären wir nicht als Menschen geboren, wenn wir das alles schon so könnten.

Die bedingungslose Liebe beinhaltet ja unbedingt auch die Liebe zu sich selbst. Genauso das Nicht-Bewerten und Nicht-Verurteilen. Denn jede Verurteilung ist ja eine Verurteilung meiner selbst. Ich, für mich, habe das erkannt, und wenn ich mich nun einmal erheblich daneben benehme, nehme ich auch diese Abscheu mir selbst gegenüber an. Ich projeziere sie nicht mehr nach Aussen. Ich lasse die Abscheu zu und erlöse sie (hoffentlich) damit.

Ich denke auch, daß Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ganz wesentlich ist für ein Weiterkommen. Tut halt manchmal weh, sehr weh sogar.

Das ist ein guter Gedanke: Die Bewertung der Bewertung als negatives Element. Aber auch damit kann ich arbeiten und eben, wenn ich bewerte, wenigstens sehen, daß ich selbst gemeint bin mit meiner eigenen Bewertung anderen gegenüber. Sonst würde ich diese Negativ-Seite beim anderen gar nicht sehen können, wäre das nicht in mir selbst.

Ein von Herzen kommendes "Schleich di", kann befreiend sein, so nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende - und wo Licht ist, ist ja auch Dunkelheit, in der man dann sehr gut schlafen kann. Die Dunkelheit anzunehmen und zu erkennen, ist sicher auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg, der ja angeblich schon das Ziel ist.

liebe Grüsse
 
Ein von Herzen kommendes "Schleich di", kann befreiend sein, so nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende - und wo Licht ist, ist ja auch Dunkelheit, in der man dann sehr gut schlafen kann. Die Dunkelheit anzunehmen und zu erkennen, ist sicher auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg, der ja angeblich schon das Ziel ist. liebe Grüsse
Muss nicht mal ein Ende sein - ganz im Gegenteil : nach einem reinigenden Blitz-Krach-Tusch-Donnerwetter kann die Versöhnung besonders echt und herzlich werden.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Muss nicht mal ein Ende sein - ganz im Gegenteil : nach einem reinigenden Blitz-Krach-Tusch-Donnerwetter kann die Versöhnung besonders echt und herzlich werden.

Liebe Grüße, Reinhard

mhmmmm , das kann ich auch so sehen. Und Blitz-Krach-Tusch-Donnerwetter sind ja nicht das schlechteste, die Luft ist wieder rein und klar, die Sonne scheint, der Wind weht.

liebe Grüsse

Alana
 
manchmal kommt es mir auch so vor..alles verschwindet in einer rosarotenmegagrossenüberallfestklebendenLiebesZuckerwatte
soviel licht und Liebe, das mir schlecht wird.
Alles verzeihend, alles liebend.Sorry , ich kann das auch nicht ernst nehmen..dazu haben wir (der mensch) zuviel Emotionen.Und jede Emotion hat auch ihr Recht zu existieren.(alles in maßen, nicht in Massen*g)..
Wut, Ärger genauso, wie Licht und Liebe.Man kann von beidem erdrückt werden.
 
manchmal kommt es mir auch so vor..alles verschwindet in einer rosarotenmegagrossenüberallfestklebendenLiebesZuckerwatte
soviel licht und Liebe, das mir schlecht wird.
Alles verzeihend, alles liebend.Sorry , ich kann das auch nicht ernst nehmen..dazu haben wir (der mensch) zuviel Emotionen.Und jede Emotion hat auch ihr Recht zu existieren.

Besonders gut gefallen mir die Energetiker :) , die hinter jedem, der den Raum verlässt Luft mit Düften und Zertäuber reinigen um sich dann gemütlich ins Raucherkammerl zurück zu ziehen!

Die "Berater", (und da meine ich nicht mal nur die in der Esoterikbranche) die so voll mit eigenen Problemen belastet sind, dass die selbst wieder Berater brauchen! :liebe1:
Verkorkste Welt in der wir leben!

Alles Liebe
die Freundin
 
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