Frohe Weihnachten ?!

DiVINE

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12. November 2004
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160
Ort
Hamburg/Schleswig-Holstein
Anna-Lena sie ist 16 Jahre jung und ich sitzen im Auto,
ich hab sie gerade von der Schule abgeholt,
sie hat ab jetzt Weihnachtsferien.

Während wir fahren, meint hier konkret, während ich versuche,
meinen kleinen „nichts ist unmöglich“ Toyota Starlett
durch die verstopften total overstylten Strassen
eines kleinen Hamburger Vorortes zu steuern,
schwappt die Welle freudiger Erregung - *ups* sorry,
das gehört ja eher in meinen Traum von Weihnachten,
also noch einmal schwappten die Wellen und Schwingungen
allerfeinster Aggressionen und Stresses unentwegt durch das Blech
der Karosse, in der wir sitzen.

Ich atme und versuche der Enge und der Luftknappheit so zu entgehen
und sage dann hinein in diese „laute Stille“:
„Weißt Du, ich habe überhaupt keine Lust mehr, so Weihnachten zu feiern.

Es handelte sich bei diesem Tag einmal um den Geburtstag Jesus Christus,
der wenn überhaupt einer, wohl beschenkt werden müsste.

Es ging hierbei darum, sich an die bedingungslose Liebe Gottes
(Spirits, this Isness) zu erinnern, mitfühlend zu sein mit sich
und den anderen….

Dieses alljährliche Chaos, dieses wer schenkt wem was und warum
wenn überhaupt – es ist nicht mehr das meinige.

Und auch die Geburt Jesu Christi zu feiern ist nicht mehr das,
wonach es mich verlangt.

Ich begann zu atmen, tief und bewusst und langsam formte sich
mein Weihnachten – das Gefühl von Wärme, Zärtlichkeit, Interesse
und Empathie für meine Mitmenschen…. – und gerade da fuhr ich
an der Sozialstation in T. vorbei und hielt den Wagen an.

„Komm mit“ forderte ich meine Tochter auf. „Bitte“!
Und ging zielstrebig hinein.

„Guten Tag“ begrüßte ich die anwesenden Frauen, drei alle in weißer Tracht,
„Meine Tochter kennen Sie ja, Sie haben ihr freundlicherweise
ein Praktikum ermöglicht.

Heute geht es um Weihnachten und die etwas andere Art
damit umgehen zu wollen.
Sehen Sie, wir möchten weder den Trubel noch die Klischees weiter bedienen,
deshalb sind wir hier.

Ich frage mich, ob es in dieser Gemeinde noch Bedürftige gibt,
denen wir mit einer kleinen Spende ganz leise
und direkt behilflich sein können?“

Es war jetzt ganz still in dem kleinen Büro.
Fröhlich sah mich die Leiterin an: „Oh ja, die gibt es !
Hier ist die Adresse von Frau D. in W.
Der Mann hat die ganzen Belastungen nicht mehr ausgehalten,
2 Kinder, eines davon schwerstbehindert….“

Ich bedankte mich und ging mit Anna-Lena wieder hinaus.
Es geht uns gut auch, wenn mein Dispo fast ganz überzogen ist
und ich manchmal den Hauch von Panik in mir finde,
dann atme ich und imaginiere Fülle, das Gefühl von Reichtum und Wohlstand,
weil es an der Zeit ist, dies zu genießen.

Energien bewegen. Ich tu es. :)

In W. angekommen, suchen wir die angegebene Adresse.
Einig sind wir uns, dass es wohl das „schöne“ Haus nicht sein kann –
„Mama“ hör ich Anna-Lena rufen, „es ist doch richtig hier“ …
und schon läutet sie an der Tür.

Eine gut aussehende und ansprechend gekleidete Frau öffnet uns die Tür,
schön frisiert und mit einem Herzen aus Bernstein an einer Kette.

„Sind Sie Frau D.?“ frage ich sie lächelnd. „Ja das bin ich“
kommt ein wenig zögerlich die Antwort - und ich spüre ihre Unsicherheit.

„Das ist meine Tochter Anna-Lena“ ich zeige auf mein Kind
und ich bin Johanna Merete C.

Wir haben Ihre Adresse von der Sozialstation in Tangstedt bekommen,
als wir an-fragten, wem wir wohl hier in der Nähe ganz gezielt, direkt,
zu Weihnachten eine kleine Freude machen könnten.

Wir möchten auf den Kommerz und das Schenken verzichten
und lieber auf diese Weise Weihnachten feiern.“

Ich halte ihr einfach einen Geldschein unter die Nase und sie nimmt ihn an
und ihre Augen leuchten, sie strahlt, stammelt einen Danke schön
und beginnt dann fassungslos zu weinen.

Ich hab Mühe, nicht mit in Tränen auszubrechen und beschließe,
mich zu verabschieden.

„Es ist nicht sehr viel, aber es kommt von Herzen. Ich hab meine –
dabei deute ich auf Anna-Lena, seit 16 Jahren allein großgezogen,
hab eine Vorstellung von Sorgen und Nöten.

Ihnen und den Kindern frohe Weihnachten. Und wenn es mal ganz schlimm sein sollte, wir wohnen im ...... . Sie sind immer willkommen.

Auf dem Nachhauseweg sag ich zu Anna-Lena:
„Wenn wir ihr auf der Straße begegnet wären, einfach so,
wir hätten nicht gesehen, dass diese aparte, gut gekleidete Frau
einen solchen Kummer mit sich herumträgt“.

Ich bin richtig froh und glücklich und freu mich nun auf die kommenden Tage.

Anna-Lena und ich werden uns ein Geschenk machen.
Sie darf sich ihres aussuchen und ich werde genießen,
wie mein Inneres Kind sich auf/über die Überraschung freut.

Weitere Geschenke wird es in diesem Jahr und
auch in den folgenden nicht mehr geben.

Wir lieben jeden von Euch und freuen uns über Euer Da-Sein. Danke !

An allen Tagen werde ich in der online Beratung für andere da sein
und Anna-Lena wird bei ihrem Freund sein,
nachdem wir Heiligabend zusammen verbracht haben.

Neujahr kommt sie wieder nach Hause.

Das ist Weihnachten 2004 für uns.

Liebe, Freude, Empathie, Stille, Besinnung und Ausdruck & Kreativität.

Wir wünschen Euch von Herzen das Gleiche.


Johanna-Merete
 
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