Freundschaft für die Ewigkeit Teil1

Ritter Omlett

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Wien
Hier arbeite ich für mich selber die Geschichte meines besten Freundes auf, der vor einigen Tagen gestorben ist. Eigentlich wollte ich es nur so irgendwo daheim auf den PC aufschreiben, aber für den einen oder anderen, der sich teilweise sonderbares oder langweiliges antun soll ist herzlich willkommen. Ich erzähle von ihm, seinen Charakteren, aber auch von Krebskrankheit und Chemo von Änderung der Lebenseinstellung von uns beiden.

August 1986:
Ich kam in eine andere Dienststelle, die vorherige war irgendwie nichts für mich, man hatte so eine Einheitsart, man redete hinterrücks, man ließ Rangunterschiede deutlich erkennen. Diese andere Dienststelle war wieder ganz anders. Rustikal in der Ausdrucksweise, aber es gab keine Einheitsart, irgendwie war jeder seine eigene Persönlichkeit, man ging ganz anders aufeinander zu, es war wie geschaffen für mich. Interessant war der 2. Stock, hier gab es Leute, die dem Alkohol nicht sehr abgeneigt waren. Die Begrüßung von Franz war sehr rustikal. Halt`s Maul setz dich hin und nimm dir ein Bier. Wenn mir an dieser Stelle wer erzählt hätte, dieser Mensch wird ein Mensch, den du sehr lieben wirst, so hätte ich es nicht glauben können. Ich bin ein Mensch, der gerne beobachtet und sich seinen Teil dazu denkt. Einer der Männer zog ein Maßband hervor und begann den Brustkorb des anderen zu messen. Sie standen da und nahmen Luft was ging. Das war sehr wichtig für sie. Nun an dieser Stelle ich gebe zu, dass ist etwas eigen, aber einfach Kult in meinem Leben. Ich war auch irgendwie einmal dran mit dem Maßband vermessen zu werden, ich durfte auf gar keinen Fall einatmen. 99cm, Freund, du hast ja überhaupt keinen Brustkorb. Irgendwie, ich werds nie vergessen und muss eigentlich immer lachen darüber, obwohl eigentlich über diese Geschichte noch keiner, nicht einmal annähernd gegrinst hat, wenn ich das erzähl. Ich war noch solo zu dieser Zeit, wir gingen auch öfters fort, Franz Ehe war runiert. Ich weiss eigentlich nicht, ob er deswegen soff, oder durch die Sauferei es kaputt gemacht hat. Ich habe ihm nie danach gefragt. Als stiller und heimlicher Beobachter sah ich ihm dass ein oder andere mal weinen. Ich wusste nicht warum und eigentlich ich fragte nie danach. Es vergangen so einige Jahre, das Verhältnis war eigentlich neutral. Er ging viel in Kneipen und ich nicht mehr, denn mittlerweile hatte ich mich verliebt und hatte andere Interessen, nähmlich für eine Familie Sorge zu tragen. 1989 brach seine Gesundheit zusammen, Alkoholentziehungskur und sofort zum Rauchen aufgehört. Er kam zurück und es begann eine Freundschaft, vollkommen auch für mich unerwartet. Es war so, nun war er nüchtern und ich kann gleich verraten, er hatte nie wieder einen Alkohol getrunken und geraucht. Franz war nach der Entziehungskur ein anderer Mensch geworden. Er ist ruhiger geworden und er stand vor einem Trümmerhaufen. Scheidung, die Kinder hatten keinen Kontakt mit ihm, mit vielen zerstritten aufgrund seiner Agressionsanfälle. Ich ging damals in die Fitnesskammer und er fragte ganz höflich ob er mitgehen dürfe. Ja sicher, entgegnete ich, beginnst du ein neues Leben? Er sagte, ich will es versuchen. Er hatte den Blick in den Augen, ich will es und will versuchen zumindest ein wenig Schaden wieder gutzumachen. Ja für mich kein Problem. Tja, für mich war nie wer ein Problem, dass wurde mir oft als Schwäche ausgelegt. Mir war es immer egal, was er redete, oder schrie oder ob einer so oder so war, solange einer mir keine auflegen wollte und das geschah nie in meinem Leben, so war einer nie ein Problem für mich, obwohl einige Trainingspartner mich darauf ansprachen, der Bsuff ist dein neuer Trainingspartner? Ja, mich interessiert es nicht, was er vorher getan hat oder gesagt hat...............
 
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der Bsuff ist dein neuer Trainingspartner?

Viele meiner engeren Freunde sind NICHT in der Gesellschaft integriert..darum PASSEN sie ja so gut zu mir :stickout2
ODER sie sind GANZ UNTEN in der Werteskala der Gesellschaft..

Ich bin der, der sich gerne zu einem setzt, mit dem sonst keiner plaudert, weil man sieht, dass er "nicht mehr dazu gehört"
und in den seltensten Gelegenheiten "besserer Gesellschaft" suche ich mir immer rasch einen vom Personal, denn mit dem kann man dann so herrlich plaudern..
So kennen mich in einem Stall bei einem Aufenthalt meist die Stallburschen schneller als die Pferdebesitzer, in einem Hotel bald die, die irgendwo am Rand dieses Hotels arbeiten, besser als die Hotelgäste und das Küchenpersonal genauer als die Festgäste...

Seufz..

Es ist wirklich SEHR selten das sich die innere Qualität und der äußere Rang in dieser Gesellschaft deckt, zur Deckung kommt..aber WENN das dann geschieht, (eine Seele DAS verbinden kann), ist das auch ein sehr beeindruckendes Erlebnis (ich will hier sagen, nicht ALLE, die in dieser Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben, sind unangenehme Menschen..)

Von DIESEN TREFFEN gewinne ich dann auch immer sehr viel..
ich nenne sie dann die Perlen in Bibone, und wenn man mich fragt warum, sag ich,
weil ich die Wahrscheinlichkeit auf solche Menschen zu treffen so groß einschätze, wie Perlen in Bibione zu finden

(..wenn man keine hinträgt sind in der Regel keine dort..:stickout2)

nein im Ernst: Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, und von diesen Ausnahmen zehre ich dann auch sehr lange..

..nur (da es nicht die Regel ist), "meide" ich eben das, was sich Rang und Namen gibt gerne, (weil es sich Rang und Namen gibt)

LG

Regina
 
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