ja, Tamara, so sehe ich es auch.
Arbeit an sich selbst und an einer Beziehung - wozu das auch? millionen machen doch vor, daß man auch anders glücklich sein kann - vermeintlich.
Fremdgehen ist für mich in erster linie flucht. Flucht vor Verantwortung, Flucht vor dem Partner, Flucht vor sich selbst und der eigenen inneren Leere bzw. der Erkenntnis, daß etwas in uns fehlt, nicht beim Partner.
die menschen verlernen es bzw. erlernen es gar nicht, den Partner (ebenso wie sich selbst) jeden Tag neu wahrzunehmen, als etwas neues, ständig sich veränderndes, neu zu entdeckendes. wir meinen, den partner nach einer weile zu kennen 'lach!' und suchen was "neues, aufregenderes" - herrje, wir kennen doch nicht mal uns selbst!
nach neuen reizen zu suchen ist ja auch längst zur hauptbeschäftigung vieler in der modernen konsumgesellschaft geworden. immer mehr reizüberflutung als mittel gegen die reizüberflutung. immer mehr ersatzbefriedigung, damit die ersatzbefriedigung auch noch als ersatz für befriedigung wirken kann.
die meisten menschen lernen es gar nicht erst, auch allein glücklich sein zu können, mit sich selbst. teenies mit 12 jahren fixieren sich heute schon darauf, unbedingt einen partner zu finden und eine milliardenindustrie beutet diese vorstellungen mit aller macht aus und verankert sie in unzähligen heftchen, filmen, serien, spielen, liedern- und was weiß ich noch alles.
wer den ersten sex nicht sofort nach der ersten regel oder dem ersten bewußten samenerguß hat, der 'verpaßt' ja inzwischen schon richtig was und ist ziemlich "spät dran".
dann wird von einer beziehung zur nächsten sich gehangelt, am besten immer noch einen warmhalten und schon mit dem nächsten rummachen. bloß keine partnerlose zeit riskieren! gilt für beide geschlechter heutzutage fast gleichermaßen, nach meiner beobachtung.
das führt oft dazu, daß viele sich den drittbesten nehmen und am viertbesten festhalten und sich mit dem zehntbesten zwischendurch "trösten". partnerschaft um 'der-partner-schafft' willen, als flucht vor selbst-beschäftigung.
der schlechteste partner wird da häufig immer noch als besser angesehen als gar keiner.
dazu kommt das einzwängen in "karrierepläne", zeitliche korsetts, das leben wird auf die nächsten 20 jahre am besten schon durchgestylt, da ist kein raum für ungewißheiten, für alleinsein, für partnerlosigkeit. (makabrer weise läuft ins achen arbeitsplatzsicherheit genau die gegenläufige bewegung ab - immer weniger ist da planbar)
frauen haben's da besonders schwer, denn in bezug auf kinderwunsch gibt es nun mal diese biologische uhr. seufz!
schule-ausbildung (studium) -beruf. das zeitfenster zum kinderkriegen ohne sich damit die berufliche perspektive zu verbauen, scheint immer kleiner zu werden. klar doch, daß daraus für viele der druck entsteht, nicht ewig zeit zu haben, den richtigen partner zu finden. man muß sich ja schließlich auch noch etwas kennenlernen, zeit investieren um vertrauen und nähe aufzubauen und ein kind wird auch nicht innerhalb von drei werktagen "angeliefert".
das verführt natürlich oft zu kompromissen der fauligsten art. später merkt mann/frau das häufig, aber weder hat mann/frau gelernt und erfahren, allein zu sein und allein glücklich zu sein, noch ist der ausstieg leicht (kinder sind schließlich verantwortung und verpflichtung).
wer mit 20 angst hatte, "keine/n abzukriegen" und aus dieser haltung heraus seinen partner gewählt hat, der hat diese angst mit 35/40 erst recht, auch wenn der gestank des vor sich hin faulenden kompromisses nicht mehr auszuhalten ist. es modert vor sich hin, da schläft man gern mal im fremden bett. schon allein um wieder luft zu kriegen.
@benny
es ist o.k., daß wir uns mehr sexuell und partnerschaftlich ausprobieren (können) als früher. es ist ja auch nix schlimmes, jeden tag eine/n andere/n zu vögeln - wer's mag?!
fremdgehen ist doch aber was ganz anderes. man kann herumprobieren, auch ohne fremdzugehen.
fremdgehen baut eine hypothek im innern auf, denke ich. es mag - abgesehen von der erforderlichen ausrede - unverbindlich und unproblematisch erscheinen, mal nebenbei mit der sekretärin zu fi*****. man kann diesen betrug vor dem partner verbergen, wenn man es geschickt anstellt. vor sich selbst steht man aber immer ohne kleider da. es ist insofern auch eine selbsterfahrung, natürlich, wie alles, aber ehrlich gesagt, ich habe gar keinen bock darauf. (vielleicht habe ich davon in früheren leben ja genug gehabt? *g* keine Ahnung.)
Liebe Grüße, Stephan