Meine Loslösung aus der freievangelischen Gemeinde brauchte auch Jahre und es ist nicht so, dass ich nun etwas gegen Evangelikale hätte. Es ist mir nur zu eng geworden in diesem Kleid, das ist alles. Mein Hausarzt ist ein Evangelikaler und es ist schön, mit ihm über den Glauben und meine Wahrträume und Visionen zu reden.
In der protestantischen Kirche würde es mir ev. gefallen, wenn da auch viele junge Leute wären. Die Alten sind zwar lieb und gerade ihr naturgewachsener altmodischer Gottesglaube steht mir näher als die modernen (schon fast atheistischen) Tendenzen in der protestantischen Kirche.
An der Beerdigung meines Onkels sprach ein sehr charismatischer Pfarrer. Seine Predigt war unglaublich menschlich und tief. Er drückte das aus, was ich empfinde: Gott ist für jeden Menschen da, ungeachtet seines Erkenntnisstandes.
Wenn schon ich selbst den Nächsten so sehr in mein Herz schliesse, wie gross muss dann die Liebe Gottes sein, auch wenn der Mensch sich dessen nicht bewusst ist oder es in seiner Lebenssituation kaum begreifen kann.
Es steht uns nicht zu, zu beurteilen, wer verloren geht und wer nicht. Das ist allein Gottes Entscheidung. Das sagt auch Jesus. Wenn jemand sich zu Gott bekennt, dann darf kein anderer sagen: Das stimmt nicht.
Nicht das Lippenbekenntnis ist wichtig, sondern das Herz, finde ich. Ich habe festgestellt, dass Menschen, deren Glauben eher aus einem ehrlichen undefinierten Ich-weiss-es-nicht-genau bestand, ein innigeres Gottgefühl zeigten, als solche mit klaren Glaubenssätzen.
Ausserdem sehe ich seit meiner Kindheit den Tod von Menschen voraus, die genauen Umstände und auch den Übergang nach Drüben. Da sammelt sich auch Wissen an, Wissen über Gottes unendliche Liebe. Wo wir Menschen Barrieren aufbauen, gibt es bei Gott nur Liebe und Verzeihung.
Und wer sagt, auf welche Weise jemand Gott in sein Herz aufnimmt. Das kann auch unbewusst geschehen.
Mein Schwager in spe ist Katholik. Echt süss, wie er immer wieder in die Kirche geht und seinen Glauben lebt. Und schön, dass meine evangelikal geprägte Schwester mit ihm über Gott und den Glauben reden kann. Das verbindet, über jede Kofession oder Gruppierung/Gemeinde hinweg.