Freiheit und Wissen, oder Konsum und Religion?

Freiheit und Wissen, oder Konsum und Religion?

  • Ja, Religion und Konsum sind wichtiger als Wissenschaft und Freiheit

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein, Wissenschaft und Freiheit sind wichtiger als Religion und Wohlstand

    Stimmen: 15 46,9%
  • Keiner der beiden Punkte (Begründung)

    Stimmen: 17 53,1%

  • Umfrageteilnehmer
    32
ananda schrieb:
wenn ihr frei sein definiert das man immer machen kann was man will also ne, das nenn ich nicht freiheit.
Hi Anandna,
Ich finde das schon.
Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit, Gedankenfreiheit, Bewegungsfreiheit,... bezieht sich alles auf ein Tun bzw. setzt es voraus.
Die Freiheit nehm' ich mir.

lg
 
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Hallo!

Für mich zählt nur die Freiheit. Wissenschaft, Religion und Konsum können
abhängig = unfrei machen.

Auf die Wissenschaft ist leider kein Verlass. Sehr oft behauptet sie "ganz überzeugt" irgendetwas und in zehn Jahren mit der gleichen Sicherheit das Gegenteil davon. Früher habe ich sie ernst genommen, jetzt bin ich sehr
vorsichtig.

Es ist interessant, dass Wissenschaft langsam beginnt die Wahrheiten zu entdecken, welche Esoterik und Religionen schon vor tausenden von Jahren gelehrt haben.
Der Vorteil dabei ist, dass dieses Wissen dann ohne Devotion, Geheimnis-
tuerei oder "Übersinnlichkeit" und Mystik jedem zugänglich sein kann.


Alles Gute :)
P.
 
Lieber lazpel,

Ich muss erst noch ein paar gedankenschleifen klaeren, bevor ich mein votum abgeben kann. Die frage nach freiheit oder religion sehe ich als abwaegen zwischen einem deterministischen bzw liberalen weltbild; bei dieser diskussion kommt die frage auf, ob unsere handlungen etwa determiniert und z.b. rein reaktiv innerhalb eines systems (eventuell auch innerhalb eines von gott geschaffenen systems) sind, oder ob wir freiverantwortliche wesen sind, die durch wirkliches handeln auch veraendern koennen. Trifft das deinen gedankengang? Dummerweise gibt es im determinismus so viele varianten, dass ich mich erst mal fuer eine haltung entscheiden muss, bevor ich mich hier festlegen kann.

Du hast ausserdem das stichwort konsum gegeben. Prinzipiell sehe ich in unserer gesellschaft, dass menschen geboren werden, um zu konsumieren. Selbst wer produziert laeuft gefahr, dass er erst einmal das produkt eines anderen kaufen muss, sei es auch fuer eine bestimmte ausbildung zu bezahlen, bevor er sein gut an den mann bringen kann. Menschen konsumieren und das ausgiebig und gerne. Daher stellen auch menschen kein wirtschaftliches risiko fuer einen staat dar, die sich nicht selbst ernaehren koennen. Solange die stuetze wieder auf dem markt landet, ist alles in ordnung. In einer konsumorientierten gesellschaft gibt es konsumenten, vermarkter und daneben noch ein paar kreierende, die sich erst einmal durchkaempfen muessen, bis man ihnen das ueberleben gestattet. Dieses anhaltende konsumsystem wird sowohl durch den markt als auch durch zahlreiche religionen genaehrt, so leiten viele religionen menschen dazu, noch mehr zu leisten und sich ihren segen erst einmal zu verdienen. Moeglicherweise schwimmen diese religionen nur auf der vogue der leistungsgesellschaft mit, um dort keine macht einbuessen zu muessen. Vielleicht auch, um sich nicht unnoetig damit aufzuhalten, menschen von etwas voellig neuem zu ueberzeugen? Die wissenschaft hat dies auch erkannt und bildet werbestrategen, coaches und advokaten aus, die den bestehenden markt regeln und den einzelnen anhalten, nicht quer zu schiessen. Denn konsum macht gluecklich. So suggeriert man dem anderen beduerfnisse zu haben und hat schon gleich ein produkt in der hand, mit welchem man diese beduerfnisse stillen kann. Man kann die tage im jahr nach schulanfang, muttertag, weihnachten, badeurlaub, fasching usw aufteilen, zu jedem kuenstlich benoetigtem product, gibt es das passende sonderangebot. In diesem sinn wurde allerheiligen auch durch Halloween ersetzt, da sich orangene kuerbisse besser zum dekorieren eignen als grabkerzen.

Du legst wissenschaft und freiheit zusammen in eine waagschale neben religion und konsum in der anderen Ich leite davon ab, dass du denkende wesen als frei bezeichnen wuerdest. Hier haben wir das alte problem, dass nicht jeder denken kann auch nicht dazu erzogen werden kann. Leider folgere ich daraus, dass die dummheit unsere gesellschaft regiert und die wissenschaft damit unfrei wird. Was nutzt der gelehrte im elfenbeinturm, wenn ihn keiner versteht? So implodiert der freie gedanke im vakuum.
In der anderen waagschale haben wir religion und konsum. Einer lenkt, die anderen folgen. Das lehren von kulturellen riten passt hier hinein, menschen nehmen gesagtes auf und handeln entsprechend. Ist die wissenschaft hier so anders als religionen? Welche auswirkungen hat das schulsystem fuer einen jungen menschen? Man lernt frueh aufzustehen und sich schon einmal an einen langen arbeitstag zu gewoehnen, oder hat man dich etwas anderes gelehrt? jede art von erziehung, jede lehre will ueberzeugen, ob man empirisch, hermeneutisch, oder wie auch immer forscht und evaluiert, das system orientiert sich am anfuehrer, manchmal heisst dieser Lehrer, manchmal auch marktfuehrer. nur die gesichter aendern sich im laufe der geschichte.

Falls ich nicht wieder aus dem netz fliege, schreibe ich gleich noch was zur religion.
Bis dann,

Lg
leeloo
 
intrabilis schrieb:
Hi Lazpel,

Meiner Meinung verändert Wissen lediglich Religion. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einmal jedes Rätsel gelöst sein wird.

Eine wirkliche Freiheit kann sich niemand herausnehmen, ohne die eines Mitmenschen zu beschneiden.

Da ich mit den Voraussetzungen nicht viel anfangen kann, und ich der Meinung bin, dass ein Mensch/Gesellschaft viel zu komplex für entweder-oder Fragen ist,
stimme ich für Punkt 3.

lg
Hallo,
Ich stimme Intrabilis zu.

Wobei ich, da die Entscheidung zwischen Konsum und Freiheit gefragt war, etwas anmerken möchte, was mir schon länger mißfällt.
Und zwar in der Werbung. Wo Freiheit immer für Produkte verkauft wird, die im Endeffekt total belastend sind.

MfG

Olga
 
lazpel schrieb:
Wissen ersetzt nach und nach Religion.- Konsum-Interessen sind kontraproduktiv zu freiheitlichen Bestrebungen (siehe starke Verschärfung des Copyrights, Firmen-Interessen, die ganz offensichtlich über die Interessen des Volkes gestellt werden)

Es ist andersrum:
Die Wissenschaft bestätigt nach und nach (ungewollt) die Erfahrungen der Mystiker, wobei Religion wie du sie verstehst und Mystik wenig miteinander zu tun haben.

Immer mehr Wissenschaftler stehen im Dienst der Firmen und Grossunternehmen, mit dem Auftrag, das Konsumverhalten der Menschen zu studieren, damit sie zu nochmehr Konsum zu veranlasst werden können. Diese Wissen wird zur Versklavung der Menschen angewandt. Somit hat diese Wissenschaft nichts mit Freiheit zu tun.

Verstehst du?

LG D
 
Ich habe schon angedeutet, dass ich menschen gemeinhin in konsumenten und schaffende einteile, wobei mich das ueberangebot des konsums nervt. Genauer gesagt nervt mich der Hohn derjenigen, die die konsumgesellschaft regeln. im supermarkt muss man sich fuer die billigen produkte buecken und darf die teuren mit grazie aus den oberen regalen pfluecken, dann gibt es noch die sonderangebote in der mitte fuer die schlauen konsumenten. Wenn ich den erwische, der fuer die 3klassenordnung beim einkauf sorgt, gibt es haue. Ich vermute, dass sich der uebeltaeter in den reihen der scientologen aufhaelt, die ich schon lange auf dem kerbholz habe, weil sie raffgierig fuer die absolute verbloedung des volkes sorgen. Aus protest kaufe ich daher produkte, die nebeneinander nach qualitaet und preis ausgerichtet sind und nicht uebereinander. Ich buecke mich nicht vor jedem. Kampf den sozial-darvinisten!
Was religion anbelangt, kann ich mich angesichts der kirchengemeinden auch nicht erfreuen. Die klassenordnung macht auch hier nicht halt,, oder darf jeder aufs podest? Ausserdem singen viele kirchgaenger sehr schlecht, was fuer mich als musikerin eine unertraegliche folter darstellt. In eine kirche bekommt man mich so schnell nicht rein.
Angenommen ich will zuhause in aller stille meinem spirituellen verhaeltnis mit gott froehnen, habe ich hier auch so meine schwierigkeiten. Warum antwortet gott nicht? Warum macht gott menschen, die ihn/sie nicht hoeren koennen? Nach reiflichem ueberlegen habe ich die antwort auf diese fragen gefunden: gott ist eine amoebe. Als Einzeller ist gott ubiquitaer vorhanden und lebt ewig mit sich selbst im kollektiv. Die gesellschaft der Einzeller ist tatsaechlich paradiesisch, es gibt ein einzelnes bewusstsein, keinen streit, Perfektion.man braucht auch keinen lebenspartner zu finden, sondern pflanzt sich lustig durch zellteilung fort. Gott antwortet nicht, weil eine amoebe nicht sprechen kann. Man braucht diese auch nicht zu besingen, amoeben koennen nicht hoeren. Dafuer dass es hilfesuchende menschen gibt, ist die amoebe auch nicht verantwortlich. Was kann die amoebe dafuer, dass es etwas mehr sonne, damit mehr salz im meer gab, und daraufhin die menschheit aus den kloaken des meeres gestiegen ist? Zufall. und dieser zufall macht uns frei, es sei denn dass wir gerade einen sinn in unserer existenz finden wollen. Ich moechte nicht den anschein erwecken, dass ich etwas gegen religionen habe, jedem das seine, ich halte diese nur fuer eine kompensation fuer die problemchen der menschheit. Ja, ja. es gibt eine sonderbare verbindung zwischen menschen, ein unerklaerliches erspueren in alle richtungen. dies fuehre ich jedoch auf unseren gemeinsamen ursprung in einem einzeller zurueck, den man natuerlich auch gott nennen und anbeten darf, warum nicht. Ich kann die logik darin erkennen. Trotzdem ziehe ich freies denken vor und stimme fuer 2.

leeloo
 
Hallo LeeLoo,

Dein Beitrag ist ein Kleinod in diesem Thread. Insbesondere die Definition Gottes als Amöbe gefällt mir :)

Ich bin auch der Meinung, daß Religion vom Menschen geschaffen ist, und sowohl Erklärungen für Unerklärliches geben soll, als auch, wie Du schreibst, ein Heftpflaster in der Not zu sein für die seelischen und gesellschaftlichen Probleme.

Aber letzteres könnte man doch auch einfach dadurch lösen, in dem man in der Gruppe philosophiert, über den Sinn des Lebens, über all die Fragen, die einen Menschen beschäftigen, und das sogar ganz ohne Dogmen.

Gruß,
lazpel
 
Hallo lazpel,
Mistus magnus, wie der gelehrte sagt, jetzt sind wir einer meinung und koennen uns nicht streiten. Deshalb will ich die theorie des determinismus noch einmal aufgreifen. Denn in der tat besteht ein uebles system, dass nicht nur mich davon abhaelt, frei zu sein. Ich kann mir beispielsweise meine genetische veranlagung nicht aussuchen und selbst wenn ich meine, eine freie entscheidung zu treffen, ist diese von so vielen faktoren abhaengig, dass ich wieder unfrei in meinem handeln bin. Ausserdem kann ich mir alle konsequenzen meiner handlungen gar nicht ausmalen, die mein tun mit sich bringt, daher befinde ich mich aus deterministischer sicht in einer folge von determinierten kausalitaeten. Falls ein gewisser gott die faeden in der hand haelt und fuer mein schicksal verantwortlich ist, tut dieser in der tat gut daran, sich unsichtbar zu verstecken. Ich haette da naemlich einige beschwerden vorzutragen, meine schadenersatzforderungen haben sich gewaschen. Selbst die darstellung nietzsches, dass gott einmal am anfang der kausalkette allen lebens gestanden haben mag, diese goettlichkeit allerdings im laufe der zeit verblasst ist und wir daher fortan auf uns allein gestellt sind und frei verantwortlich fuer unser handeln sind, bietet keinen trost, um mich mit den makeln der menschheit abfinden zu koennen.

Ich will frei sein und die verantwortung fuer mich mit allen konsequenzen selbst tragen. Geht leider nicht. Ich kann noch nicht einmal aus der kausalitaetenkette herausspringen und mich beispielsweise als mutter meiner mutter einsetzen. Allein diese simple aenderung der konstellation in unserer familie haette schon dermassen viel veraendert, dass es jetzt ein klacks waere, meine kinder vernuenftig zu erziehen. Deshalb frage ich akademisch, wie frei sind wir angesichts dieser von wem auch immer verursachten unfreiheit, in welcher wir unser dasein fristen? Was soll das eigentlich, und wer veraeppelt mich da? Gibt es einen gott, der auf seiner wolke sitzt und mich auslacht?

leeloo
 
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lazpel schrieb:
Aber letzteres könnte man doch auch einfach dadurch lösen, in dem man in der Gruppe philosophiert, über den Sinn des Lebens, über all die Fragen, die einen Menschen beschäftigen, und das sogar ganz ohne Dogmen.

Gruß,
lazpel

mir ist beim ersten lesen eine freudsche fehlleistung unterlaufen, ich habe "sogar ganz ohne drogen" statt ohne dogmen gelesen. sonderbar.... :)

gruesse
leeloo
 
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