Freier Wille!?

Wenn erkannt wird, dass man sich selbst nicht erkennen kann, folgt daraus, dass man weder sagen kann, dass man selbst determiniert ist, noch kann man sagen, dass man frei ist. Es sind zwei mögliche Erklärungen und die eine ist nicht besser als die andere oder richtiger als die andere.

Natürlich Ela, wir wissen nicht wirklich was, und könnten das Denken eigentlich einstellen.
Es gehört aber zum Spiel dazu, daß wir alle möglichen Sichtweisen entwickeln,
sie wieder verwerfen, andere entwickeln usw.
 
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Natürlich Ela, wir wissen nicht wirklich was, und könnten das Denken eigentlich einstellen.
Es gehört aber zum Spiel dazu, daß wir alle möglichen Sichtweisen entwickeln,
sie wieder verwerfen, andere entwickeln usw.

Nein, wir könnten das denken nicht eigentlich einstellen. Denn ich kenne niemanden, der das Denken einfach so auf Knopfdruck einstellen könnte.
 
kaffesahne schrieb:
Hallo!
Das Thema beschäftigt mich auch. Ich glaub auch nicht mehr so an den freien Willen.

...mein Bauch sagt so oft was anderes als mein Verstand, und hat meistens recht...

Wenn ich mir Berichte aus der Hirnforschung ansehe, das bestätigt ist, das wenn ich zB ein Glas ergreifen möchte, der Befehl an den Muskel ausgeht BEVOR ich denke: ich nehme das Glas, dann bestätigt das meine Meinung....
liebe Grüße
Kaffesahne

Das ist meiner Meinung nach aber nicht unbedingt ein Argument gegen den freien Willen, da meiner Meinung nach die Funktion des Denkens falsch gesehen wird. Denken ist kein Ausgangspunkt für Handlungen, sondern eine Art Kommunikation, die uns auf einer anderen Ebene die Handlung und insgesamt Wahrnehmung sozusagen "übersetzt". Denken gehört selbst zur Wahrnehmung und alle Wahrnehmung ist in gewisser Weise ein Blick in die Vergangenheit. Die wirkliche Quelle liegt dahinter und ist wahrscheinlich das was wir WIRKLICH sind, "derjenige" der wahrnimmt was er in einem Bereich ausserhalb von Wahrnehmung veranlasst. Wenn man es so sieht sind die Widersprüche beim Thema Willen auch erklärbar. In einem Bereich der ausserhalb von Raum und Zeit ist, finden gewissermaßen "Aktionen" statt, Fokussierungen auf bestimmte Bewusstseinsinhalte, die dann aber erst übersetzt werden, in Form, Emotionen und Gedanken. Worauf man seine Aufmerksamkeit lenkt, merkt man gewissermaßen erst in der Folge und wenn man alles auf die Wahrnehmung reduziert, erscheint es dann so, als ob alles geschehen würde, ohne eigenen Einfluss, das liegt aber daran, das man etwas als "Ich" ansieht das nur ein Spiegelbild ist. Wenn man sich auf das Bild im Spiegel konzentriert, es für sich selbst hält, merkt man irgendwann das dessen Bewegungen eine andere Ursache haben, aber man erkennt noch nicht, das man eben nicht das Spiegelbild sondern die wirkliche Ursache ist. Ich glaube, dass das was wirklich wahr ist, irgendwo in dieser Richtung liegt, das die Ursache der Wahrnehmende ist, sie kann nicht in der Wahrnehmung liegen. Entweder das, oder es gibt keine Ursache und es ist wirklich ALLES eine Form von Illusion.

Was noch interessant ist, beim Thema Willen ist, das wenn man ihn im Bereich der Wahrnehmung sieht, also das man in seinen Gedanken und Gefühlen erkennt "Das will ich.", dann muss man sagen das die Basis eines jeden Willens Mangel ist, und Mangel ist Angst. Und für mich gibt es eben 2 Möglichkeiten:
1. Die Angst ist die Ursache des Willens. Das würde gleichzeitig bedeuten, das die Wahrnehmung in gewisser Weise doch auch Ursache wirkt, weil auf sie reagiert wird.
2. Die Ursache liegt hinter der Wahrnehmung, und ALLES ist von dort aus gewollt, auch die Erfahrung der Angst. Das würde bedeuten, das wir uns in gewisser Weise selbst verar?*!en.

Erstens würde bedeuten, das die Ursache dessen was man wahrnimmt wiederum auf das Wahrgenommene reagiert. Wenn man das zu Ende denkt ist es allerdings nicht so schlüssig wie Zweitens.

Zweitens würde gleichzeitig bedeuten, das es gleichzeitig so ist, das man sagen kann: Alles so gewollt wie es ist, auch die Fehlwahrnehmung das so nicht sehen zu können, sozusagen: "Ich will die Illusion nicht zu wollen."
Das bedeutet wiederum, das man in gewisser Weise sein eigenes Opfer ist, während man es nicht wirklich ist, weil man ja gar nicht ist was man zu sein glaubt. Wenn man sich das mal vorstellt ist das wirklich abgefahren.

JoyeuX schrieb:
Ich hab in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, und für mich erscheints logisch, dass es keinen freien Willen gibt.
Etwas passiert, und zieht automatisch etwas anderes nach sich.
Determinismus...
Auf A folgt B folgt C usw....
Das gilt für alles, jedes kleinste Atom und jeden Menschen, Tier, Pflanze...
Die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung ist meiner Meinung nach nichts als eine fehlerhafte, oder besser gesagt eingeschränkte Interpretation dessen was man wahrnimmt. Das gesamte Prinzip der Ursache und Wirkung passt nicht in das Bild der Zeitlosigkeit, das meiner Meinung nach mittlerweile von allen Seiten glaubhaft begründet wird, selbst die Wissenschaft geht davon aus das weder Zeit noch Raum in der Weise real sind wie es uns erscheint und das Prinzip von Ursache und Wirkung, gehört mit zu dieser Illusion und ist sowieso, auch wenn man es noch erfährt, lange nicht so festgelegt wie man glaubt.


Viele Grüße,
C.
 
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Um den Begriff der Willensfreiheit des Menschen ranken sich die unterschiedlichsten Ansichten.


Auf der einen Seite betonen manche unserer verbreitetsten Religionen und mythologischen Weltsichten die Gegebenheit des freien Willens des Menschen, wohingegen andere Ansichten eine deutliche Determiniertheit postulieren. So rechtfertigen jene Glaubensanschauungen, die auf dem Gedanken des ewigen Weltgesetzes fußen (wie z.B. der Hinduismus und der Buddhismus) die von den unterschiedlichen Abhängigkeiten des Menschen geprägte jeweilige Existenz. Dieser Gedanke lässt den Menschen seinem Schicksal gegenüber zunächst ausgeliefert erscheinen, und so rechtfertigt sich maßgeblich die hinduistische Auffassung des Kastenwesens, welches Menschen kraft ihrer jeweiligen Geburt ein Leben lang in der gleichen sozialen Schicht verhaftet sein lässt.


In Gegensatz zu dieser hinduistischen Determiniertheit des Menschen trat Gautama Buddha, der das Kastenwesen als vom Menschen geschaffene Institution betrachtete und es demzufolge ablehnte. Dennoch fußten die Grundlagen von Buddhas Lehre auf den Gedanken des ewigen Weltgesetzes, welches sich durch Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge auszeichnet und einen ewigen, absoluten Schöpfergott ablehnt.


Diesen Auffassungen stehen die monotheistischen Religionen (z.B. Judentum, Christentum, Islam) entgegen, die die Schöpfung als von einem Urheber erschaffen erkennen.


Betrachtet man beide grundsätzlichen Auffassungen unter dem Gesichtspunkt des möglichen freien Willens, können sich unterschiedliche Schlussfolgerungen ergeben.


Der monotheistische Ansatz des "Sündenfalles" des Menschen kann nicht gesehen werden, ohne die grundsätzliche Gegebenheit der Freiheit der Wahl. Hier mag sich dem kritischen und undogmatischen Auge allerdings die Frage stellen, warum der Schöpfer zunächst grundsätzlich die Möglichkeit einer Wahl gegeben hat, um dann anschließend – folgt man der jeweiligen Dogmatik – die in "seinen" Augen falsche Entscheidung hart zu bestrafen – und dies zudem mit "Sippenhaft" ("bis ins siebte Glied"). Diese Schöpfervorstellung des menschlichen Geistes basiert meiner Ansicht nach auf einer unzureichend durchdachten Annahme, von der zudem seitens der theologischen Lehrer verlangt wird, sie als "Wahrheit" anzuerkennen. "Ich habe Dich nach meinem Ebenbilde erschaffen" impliziert nicht die Projektion menschlichen Verhaltens im Umkehrschluss auf Gott. Dies wäre ein Syllogismus (falscher Umkehrschluss: Jeder Fuchs hat einen Schwanz – alles, was einen Schwanz hat, ist ein Fuchs).


Sich der Wahrheit Gottes aus religiös-dogmatischer (also menschlicher) Sicht zu nähern, zieht stets und unmittelbar Unvollständigkeit nach sich, folgt man dem Gedanken, es gäbe nur EINEN Weg zur Wahrheit. Und dennoch maßen sich religiöse "Führer" in aller Welt an, die ewige Wahrheit zu verbreiten (und jeder seiner jeweiligen Glaubensrichtung nach auch die einzig wahre). Der mögliche Sinn eines freien Willens wäre somit untergraben und folglich nutzlos – weil nicht-existent.


Wendet man sich den modernen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung, der Hirnanatomie und der biologischen Wirkungsmechanismen auf cerebraler Ebene zu, lassen die jüngsten Erkenntnisse auf diesen Feldern erkennen, dass biologische Organismen (wie der Mensch) in ihren Entscheidungen gebunden sind. Die funktionalen Zusammenhänge biochemisch-elektrischer Natur scheinen darauf hinzudeuten, dass nicht ausschließlich der Geist den Körper leitet, sondern dass die Interaktionen zwischen beiden auch in die entgegengesetzte Richtung geschehen. Sind also unsere Geistesfunktionen in Wahrheit bestimmt durch jeweilige biochemische Prozesse des Organismus?


Bedingt. Die Gegebenheiten bestimmter Bewusstseinszustände in Abhängigkeit von z.B. Hormonen oder Neuro-Transmittern lassen sich nicht leugnen. Dieser Umstand bedarf nicht am Beispiel der Psychopharmaka erläutert zu werden; zur Verdeutlichung genügt das Beispiel des Rausches. Die veränderten neuronalen Prozesse – basierend auf den durch einen Rausch ausgelösten unterschiedlichen biochemisch-elektrischen Reaktionen – des Gehirns sprechen im Erleben des Individuums eine deutliche Sprache.


Bewusstsein kann also u. U. durch Physis bestimmt sein. Am geeignetesten erscheint mir hier der Gedanke der interdependenten Wechselwirkung, d. h., beide Ausprägungen des Seins (Bewusstsein und Leib – Software und Hardware) bedingen einander und stehen in reaktiver Kommunikation.


Ein weiteres mögliches Indiz der Bedingtheit des Menschen bietet seit Alters her die Astrologie. Der Gedanke, menschliches Dasein sei durch die jeweilige Konstellation der näheren Gestirne bestimmt, taucht in der Historie in annähernd allen menschlichen Kulturen, Gemeinschaften und Generationen auf. Diese Auffassung existiert also in Raum UND Zeit; demzufolge möge sie als potentielle Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein, sondern vielmehr individueller Betrachtung unterzogen werden.



Zusammenfassend betrachtet, entsteht in mir der Eindruck, die wechselseitigen Beziehungen zwischen Körper, Geist und Seele folgen bestimmten Gesetzmäßigkeiten und sind demzufolge berechenbar und prognostizierbar. Dieser Umstand rechtfertigt somit die Existenz beispielsweise der kognitiven Psychologie und impliziert auf der anderen Seite das Motiv der "Vorherbestimmtheit" aller Existenz. Dies beinhaltet also eine Synthese zwischen fernöstlich religiöser Überlieferung und wissenschaftlichem Nachweis. Religionen beleuchten hierbei die makroperspektivische Sicht auf die Existenz, während die Wissenschaften den Beweis religiöser Auffassung quasi aus der Innensicht heraus gesehen führen mögen. Beide Ansätze widersprechen einander keineswegs, sondern ergänzen sich vielmehr. Dies unterstreicht die Bedeutung eines notwendigen intensivierten Dialogs zwischen den Religionen und den Wissenschaften.


Gautama Buddha erkannte diese Mechanismen und begründete somit seinen – auf Ursache und Wirkung bezogenen – allumfassenden Konditionalismus.



"Der Mensch ist in seine Zeit geworfen"
Martin Heidegger



"Wer die Unfreiheit des Willens fühlt, ist geisteskrank – wer sie leugnet dumm."
Friedrich Nietzsche
 
@brahbata

Und wie ist deine Ansicht dazu ?


Hallo ElaMiNaTo :) ,

danke für Deine Antwort.
Wenn wir uns der Frage nach der Willensfreiheit zuwenden, sollten wir vorher die Natur unserer "Realität" besprechen. Ich bin der Auffassung - und viele meiner persönlichen Erlebnisse bestätigen mich darin -, dass unsere Realität nur ein "Traum im Traum" ist. Wir erfahren INNERHALB dieses Traumes unsere Lebensumstände und -erfahrungen als subjektiv "real" und messen ihnen deshalb soviel Bedeutung bei. Wenn wir uns aber auf der anderen Seite auf unsere wahre Geistnatur besinnen, können wir feststellen, dass alles eine Illusion nur ist.
Um es klar zu sagen: Ich bin der Auffassung, dass der freie Wille nicht existiert. Uns wird - bedingt durch die Natur des Universums, welches drei Zustände in der Zeit (davor, jetzt, danach) und im Raum kennt (dort, dazwischen, hier) - vorgegaukelt, dass wir in unseren Entscheidungen frei seien. In "Wirklichkeit" gibt es nur EINE Zeit und nur EINEN Ort, das Jetzt und das Hier. Weil wir jedoch eingebettet IN diese Realität leben, also Teil des Universums sind, gelten auch die Gesetze, die dieses Universum hat, für uns. Mit anderen Worten: Uns wird vorgegaukelt, es gäbe viele Orte, viele Zeiten und den freien Willen.

Ich hoffe, mich einigermaßen verständlich ausgedrückt zu haben,

Liebe Grüße,

brah
 
Was denn nun ? können wir oder können wir nicht ?

Das Gedankenfreiheit durch ausdauernde Meditation zu erreichen ist, ist eine schon sehr alte Erkenntniss.
Die Frage führt aber vom Thema der Willensfreiheit weg.
Die Frage nach einen freien Willen ist genau so wenig zu beantworten wie die Frage nach Gott.
Aus der Unlösbarkeit solcher Fragen entspringt alle Religion und alle Philosophie.
 
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Nein, wir könnten das denken nicht eigentlich einstellen. Denn ich kenne niemanden, der das Denken einfach so auf Knopfdruck einstellen könnte.

Auf Knopfdruck nicht, aber vielleicht mit viel Übung und Geduld ohne zu erwarten das es vergeht. Ausserdem sind Gedanken völlig ok. Aufgelöst wird ja ohnehin nur die Anhaftung daran, denn auch Gedanken haben in Wirklichkeit keine Bleibe und keine Wurzel im Ursprung. :)
 
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