Ich suche also nach den weiblichen Seiten aller Lebensbereiche.
Und damit, liebe Syndra, bist Du m.E. auch schon dran an der Lösung. Es ist ja nicht so, dass die astrologischen Symbole irgendeine Bedeutung von vornherein haben ... Astrolog/inn/en geben ihnen diese Bedeutung. Und übernehmen natürlich gern auch das, was sich über lange Zeit bewährt zu haben scheint.
Die Einteilung in "männliche" und "weibliche" Prinzipien stammt aus Zeiten, in denen biologische und psychologische Unterschiede und sozial definierte Geschlechterrollen in einen Topf geworfen wurden. Ich meine, es spricht nichts dagegen, Deutungen an aktuelles Wissen anzupassen (wobei ich auch das als Konstrukt betrachte; ich will ja nicht ein Dogma durch ein anderes ablösen) beispielsweise kann ich die Sichtweise, dass jeder Mensch beide psychosexuellen Anteile in sich vereinigt, auf jedes Planetenprinzip übertragen. Selbstverständlich haben Mond und Venus für Männer nicht nur die Bedeutung, dass sie als Projektionsanker für die Partnerwahl fungieren, sondern sie beschreiben ebenso innere Anteile dieser Männer. Bei Frauen dann umgekehrt auch Mars, Sonne & Co.
Ein subjektiver Eindruck: Es mag auch eine Rolle spielen, dass Astrologie lange Zeit eine (Herrschafts-)Domäne von Männern war und die Deutungen/Bilder entsprechend entwickelt wurden; Frauen wählten da, wenn sie sich berufen fühlten, eher den Weg der Hexe (oder wurden als solche vernadert, wenn sie es wagten, astrologische Symbolik zu bemühen). Wo heute Astrologinnen arbeiten (und interessanter Weise hat sich das Verhältnis seit dem Aufkommen der "exakten Wissenschaften" deutlich umgekehrt ... heute sind eher Männer in der Überzahl als Wissenschaftler und Frauen die "Irrationalen" ... wobei für die wissenschaftliche Dogmatik derselbe fragwürdige Herrschaftsanspruch gilt wie früher für die Astrologie, die haben einander abgelöst). In den Kirchen, wo's besonders dogmatisch ist, haben wir ja immer noch den Primat der Männer. Und da scheint mir: Mond = Mutter und Venus = Geliebte sind schlicht dogmatische Zuschreibungen. Wo Herr(!)schaft keine Rolle mehr spielt, bekommen andere Deutungen Raum. Bei Liz Greene (fällt mir nur auf die Schnelle so sein...) findest Du ja durchaus auch schon mal die Sonne als Signifikator der Mutter in einem Radix, und zwar je nach der Rolle, die die reale Mutter tatsächlich im Leben des Nativen gespielt hat. Da löst dann ein pragmatischer oder systemischer Zugang zur Astrologie den dogmatischen ab ... wobei Dogmatik halt immer noch für viele den Vorzug der scheinbaren Klarheit und Verlässlichkeit hat. Man möcht' sich wo anhalten dürfen...
Alles Liebe, Jake