Franchise Veränderungen

Es gibt da beispielsweise den semi-ernst gemeinten Bechdel-Test - https://de.wikipedia.org/wiki/Bechdel-Test - den die Cartoonistin Alison Bechtel auf den Tisch gebracht hat.

Ein Beispiel: Es gibt seit mittlerweile zwei Jahren die neuere Science-Fiction-Serie "Die Orville" - eine Serie, die mir ganz gut gefällt... am besten lässt es sich beschreiben mit "Eine Art Star Trek mir mehr Humor." Zur Stammbesetzjng gehören auch mehrere starke Frauen - u.a. die Sicherheitschefin und der erste Offizier. In einer Folge sind diese beiden Frauen zusammen in einem Außenteam. Worüber unterhalten sich die beiden? Der erste Offizier fragt neugierig: "Wie läuft es zwischen Ihnen und Leutnant..."? DAS ist ein Stereotyp. Männliche Figuren untereinander fragen sich das in der Regel seltener, während sie einen anderen Planeten oder Raumschiff erforschen. Wären alle Dialoge zwischen den weiblichen Figuren nur dieser Art, würde die Serie den bechdel-test nicht bestehen. Zur Ehrenrettung der Serie muss ich allerdings hinzufügen, dass es noch ettliche weitere Dialoge zwischen weiblichen Crewmitgliedern - u.a. auch den beiden hier genannten Figuren - gibt, die sich nicht um Männer drehen sondern z.B. um Arbeit, Wissenschaft, Philosophie etc. Insofern würde die Serie als ganzes den Test wahrscheinlich bestehen.

Ich will damit jetzt keine Sau durch Dorf jagen. Man soll mMn sowas NICHT zum Anlass nehmen, Serien und Filme gleich in die Tonne zu treten, wenn Stereotype auftauchen. Ich finde es aber interessant, diese versteckten Stereotypen im Alltag und im Fernsehen aufzuspüren und darüber nachzudenken. Dazu können folgende zwei Fragen hilfreich sein: Ist die Situation mit anderer Geschlechterverteilung prinzipiel möglich? Und, wenn ja, wird es auch so dargestellt, oder spricht da ein Klischee dagegen?

Ein anderes Beispiel für Steroetype: Kurz nachdem Angela Merkel Bundeskanzlerin wurde, sah ich ein Interview mit ihr - ich glaube der Interviewer war Peter Klöppel von RTL. Es ging zuerst natürlich um ihre Politik und Ziele etc. Am Schluss, um die Stimmung etwas zu lockern, fragte Klöppel: "Wann haben Sie das letzte Mal einen Kuchen gebacken?" Tja... prinzipiel ist es möglich, dass Klöppel z.B. ihren Vorgänger Gerhard Schröder oder gar Helmut Kohl das zu fragen. Es ist nicht unmöglich, dass auch Männer gerne Kuchen backen - es wiederspricht nur dem Klischee... eben ein solches Stereotyp. Das ist a priori nichts böses, und es war von Peter Klöppel auch sicher nicht sexistisch oder sonstwie abwertend gemeint - wie gesagt, ich will da keine Sau durchs Dorf treiben - aber man kann (und sollte mMn) schon darüber etwas reflektieren, wenn einem sowas begegnet.
Okay, interessanter Ansatz. Mich wunderte nur die Unterscheidung ob eine Frau mit einer Frau oder einem Mann spricht. Den würde ich nicht machen, denn ein Gespräch zwischen Mann und Frau muss ja ebenfalls nicht stereotyp sein, oder anders gesagt: Nur weil noch nen Typ im Bild ist reduziert das ja nicht gleich die Rolle der Frau. Wobei der Test offenbar v.a. quantitativ gemeint ist wenn ich das richtig verstehe.


Doch, werden sie - wenn auch nicht in Klischees, die heutzutage noch stark männlich-typisch sind. Aber, wie ich schon erwähnte, es wäre von nicht allzu langer Zeit eine weibliche Kripo-BeamtIN ("Saga Noren, Kripo Malmö") nicht so gut denkbar gewesen. Da waren ermittelnde Polizisten stereotyp männlich.
In welche Klischees werden sie hineingezwungen? Nur weil das vor vielen Jahren "Männerberufe" waren und statistisch gesehen Frauen sicherlich noch immer deutlich in der Minderheit sein dürften, bedeutet dass ja nicht das die Frauen-Rollen jetzt ein Männer-Klischee bedienen.

Was mir an den Serien gefällt ist eigentlich das ich genau das nicht erkennen kann. Die Frauen "dürfen" Frau sein, ohne dass das Klischeebild von vermeintlicher Schwäche bedient wird. Saga Noren ist nicht das beste Beispiel weil die ja durch ihr Asperger eh ein bisschen wie von nem anderen Stern zu sein scheint. Und alle dieser drei Frauenrollen sind sehr verschieden. Guck Dir mal The Killing an wenn Du kannst.. abgesehen davon dass es ne spannende Serie ist, ist die Frauenrolle m.A.n. auch am besten / ausgewogensten und wird auch sehr gut erklärt.

Ah... dann kenne ich diese Serie doch. Habe aber nur die erste und teilweise zweite Staffel geschaut... und die auch nicht vollständig.
Die ersten zwei Staffeln fand ich super. 3 war noch okay, ab 4 gehts schwer bergab, da habe ich aufgegeben. Da nervte mich dann übrigens irgendwann, dass die Hauptfigur nur noch mit ihren Psycho-Macken kämpfte und durchdrehte. Wurde mir zu unrealistisch. Im Grunde haben die Serienmacher dann doch irgendwann gerade die interessante "Heldin" kaputtgeschrieben.

Wie gesagt: "Die Brücke" kenne ich. Ist ja auch eine schwedisch-dänische Serie. Und ja, die Polizistin Saga Noren ist ein sehr interessanter Charakter - u.a. wegen ihrem Asperger-Syndrom. Die Schauspielerin hat mal in einem Interview erzählt, dass es sehr schwierig war, Saga Noren zu spielen, weil sie im RL ein recht lebendiges und ausgeprägtes Minenspiel hat, was sie in der Rolle stark unter Kontrolle halten musste. Es war für sie auch eher eine untypische Rolle - sie ist ansonsten sehr viel in Phantasy- und Märchenverfilmungen zu sehen.
Es gibt ein US-Remake und da kann man gut sehen wie leicht es ist an der Rolle zu scheitern. Allerdings, wie gesagt: Diese Rolle ist eigentlich kein so gutes Beispiel, weil man die ja nicht unbedingt als irgendwie typisch für irgendwas sehen kann.
 
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Ein Beispiel: Es gibt seit mittlerweile zwei Jahren die neuere Science-Fiction-Serie "Die Orville" - eine Serie, die mir ganz gut gefällt... am besten lässt es sich beschreiben mit "Eine Art Star Trek mir mehr Humor." Zur Stammbesetzjng gehören auch mehrere starke Frauen - u.a. die Sicherheitschefin und der erste Offizier. In einer Folge sind diese beiden Frauen zusammen in einem Außenteam. Worüber unterhalten sich die beiden? Der erste Offizier fragt neugierig: "Wie läuft es zwischen Ihnen und Leutnant..."? DAS ist ein Stereotyp. Männliche Figuren untereinander fragen sich das in der Regel seltener, während sie einen anderen Planeten oder Raumschiff erforschen. Wären alle Dialoge zwischen den weiblichen Figuren nur dieser Art, würde die Serie den bechdel-test nicht bestehen. Zur Ehrenrettung der Serie muss ich allerdings hinzufügen, dass es noch ettliche weitere Dialoge zwischen weiblichen Crewmitgliedern - u.a. auch den beiden hier genannten Figuren - gibt, die sich nicht um Männer drehen sondern z.B. um Arbeit, Wissenschaft, Philosophie etc. Insofern würde die Serie als ganzes den Test wahrscheinlich bestehen.

Orville ist in dem Fall auch ein eher schlechtes Beispiel, weil man Seth durchaus zutrauen kann, es bewusst drauf anzulegen den Test nicht zu bestehen :D Seine Zeichtrick Serien sind ja im Grunde genau so konsequent politisch inkorrekt, aber durch ihre kosequnez eben dann wieder doch :D
 
Was mir an den Serien gefällt ist eigentlich das ich genau das nicht erkennen kann. Die Frauen "dürfen" Frau sein, ohne dass das Klischeebild von vermeintlicher Schwäche bedient wird. Saga Noren ist nicht das beste Beispiel weil die ja durch ihr Asperger eh ein bisschen wie von nem anderen Stern zu sein scheint. Und alle dieser drei Frauenrollen sind sehr verschieden. Guck Dir mal The Killing an wenn Du kannst.. abgesehen davon dass es ne spannende Serie ist, ist die Frauenrolle m.A.n. auch am besten / ausgewogensten und wird auch sehr gut erklärt.

Mir fällt gerade noch ein besseres Beispiel ein, sogar zwei starke Frauenrollen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Damages_–_Im_Netz_der_Macht

Junge kluge Anwältin wird von einer echt abgezockten Chefin einer Kanzlei eingestellt und die können sich nicht ganz entscheiden ob sie auf der gleichen Seite stehen oder erbitterte Feindinnen sind. Vor allem die Chefin ist interessant. Die junge Frau ist ein bisschen glatt und bisschen zu perfekt.
 
Okay, interessanter Ansatz. Mich wunderte nur die Unterscheidung ob eine Frau mit einer Frau oder einem Mann spricht. Den würde ich nicht machen, denn ein Gespräch zwischen Mann und Frau muss ja ebenfalls nicht stereotyp sein, oder anders gesagt: Nur weil noch nen Typ im Bild ist reduziert das ja nicht gleich die Rolle der Frau. Wobei der Test offenbar v.a. quantitativ gemeint ist wenn ich das richtig verstehe.

Der Test wird wohl mittlerweile "quantitativ" eingesetzt, indem Leute da Strichlisten machen, worüber die weiblichen Figuren in den Filmen/serien sich wie oft unterhalten.

Und es geht dabei um das Gesprächsthema zwischen den Charaktären und nicht darum, wer noch im Bild ist.

In welche Klischees werden sie hineingezwungen? Nur weil das vor vielen Jahren "Männerberufe" waren und statistisch gesehen Frauen sicherlich noch immer deutlich in der Minderheit sein dürften, bedeutet dass ja nicht das die Frauen-Rollen jetzt ein Männer-Klischee bedienen.

Doch - bzw. weil mittlerweile der Anteil der weiblichen ermittelnden Polizisten sowohl in der Realiätä als auch in Film und Fernsehen zugenommen hat, hat sich das Klische mittlerweile abgeschwächt bzw. (hoffentlich) verflüchtigt.

Was mir an den Serien gefällt ist eigentlich das ich genau das nicht erkennen kann. Die Frauen "dürfen" Frau sein, ohne dass das Klischeebild von vermeintlicher Schwäche bedient wird.

Was bedeutet "dürfen Frau sein"? Was dürfen sie, was sie in einem männlichen Klischee DMn nicht dürften? Und bedienen sie damit nicht wieder weibliche Klischees?

Verstehe mich nicht falsch: Klischees gibt es überall und wird es immer geben - mitunter sind sie für Geschichten auch notwendig. Sie sind nicht vermeidbar, und ich will da nichts a priori verurteilen oder Serien deswegen schlechtreden. Ich halte es nur für wichtig, darüber zu reflektieren, um gewappnet zu sein, sollten Klischees sich doch mal negativ auswirken... was sie mitunter tun.

Die ersten zwei Staffeln fand ich super. 3 war noch okay, ab 4 gehts schwer bergab, da habe ich aufgegeben. Da nervte mich dann übrigens irgendwann, dass die Hauptfigur nur noch mit ihren Psycho-Macken kämpfte und durchdrehte. Wurde mir zu unrealistisch. Im Grunde haben die Serienmacher dann doch irgendwann gerade die interessante "Heldin" kaputtgeschrieben.

Dann habe ich ja nicht viel verpasst. Ich habe die Serie aus Zeitgründen nicht regelmäßig schauen können und so diverse Episoden verpasst. Als ich deswegen die Handlung immer weniger verstanden habe - so mitte der zweiten Staffel war es für mich nur noch unzusammenhängend - habe ich ganz aufgegeben.

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Orville ist in dem Fall auch ein eher schlechtes Beispiel, weil man Seth durchaus zutrauen kann, es bewusst drauf anzulegen den Test nicht zu bestehen :D Seine Zeichtrick Serien sind ja im Grunde genau so konsequent politisch inkorrekt, aber durch ihre kosequnez eben dann wieder doch :D

Ich muss gestehen, dass ich von ihm bisher nur "Die Orville" kenne... oder zumindest mit ihm in Verbindung bringe. Aber, wie ich schon "zur Ehrenrettung" der Serie schrieb: Der beschriebene Dialog ist nicht der einzige Dialog zwischen Frauen in der Serie und zeigt auch nicht das einzige in der Serie dargestellte Gesprächsthema zwischen Frauen.
 
Der Test wird wohl mittlerweile "quantitativ" eingesetzt, indem Leute da Strichlisten machen, worüber die weiblichen Figuren in den Filmen/serien sich wie oft unterhalten.

Und es geht dabei um das Gesprächsthema zwischen den Charaktären und nicht darum, wer noch im Bild ist.
Meine Frage kam ja weil Du betontest, dass Saga Noren tatsächlich viel mit anderen Frauen rede ohne das es um einen Mann gehe. Mich irritierte warum es einen Unterschied macht ob sie mit Männern oder Frauen spricht.


Doch - bzw. weil mittlerweile der Anteil der weiblichen ermittelnden Polizisten sowohl in der Realiätä als auch in Film und Fernsehen zugenommen hat, hat sich das Klische mittlerweile abgeschwächt bzw. (hoffentlich) verflüchtigt.
Dieses "mittlerweile" ist aber nicht ganz neu. Das war vor 10 Jahren schon nicht mehr neu.


Was bedeutet "dürfen Frau sein"? Was dürfen sie, was sie in einem männlichen Klischee DMn nicht dürften? Und bedienen sie damit nicht wieder weibliche Klischees?
Schwer zu erklären was ich meine. Man kann ja zuerst mal, unabhängig von Geschlechtern, unterscheiden zwischen:

- unrealistisch
- einem gewissen Realismus oder sogar sehr realistisch

Wenn man es an eher typischen Männer-Rollen festmacht, dann gibts die extremen und oft unrealistischen Männlichkeits-Stereotypen, die in Filmen aber durchaus oft funktionieren. Nehmen wir als Beispiel "Rambo" oder "Braveheart". Das sind Rollen die Frauen eher selten erfolgreich spielen könnten, obwohl ja auch viele moderne Filme ähnliche Geschichten erzählen.

Nimmt man eher realistische Filme werden ja auch Männer nicht oder seltener derartig auf Stereotype reduziert, sind etwas komplexer angelegt und leisten nicht einfach Übermenschliches am laufenden Band.

Frauen betreffend ist das Stereotyp oft sexuell oder "die Verliebte" die den Helden anhimmelt oder in Braveheart muss sie ziemlich früh sterben um seinen Amoklauf zu begründen (Freiheitskampf für Schottland reicht da offenbar nicht :D ) usw.

In realistischen Filmen/Serien kann das sowohl als auch vorkommen. Die Realität ist ja nicht frei von Stereotypen, und Klischees basieren in der Regel auf der Realität. Es wird ein Stereotyp wenn eine Rolle darauf reduziert wird was in diesen Serien nicht der Fall ist, bzw. keine oder kaum eine Rolle spielt. Gleichzeitig gibt es ja Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Klarer wird was ich meine wenn man sich z.B. die Rolle der "Homeland-Carrie" von einem Mann gespielt vorstellt oder eine Frau halbe Armeen niedermetzelt wie Rambo oder Mr Schottland.

Ich denke, es geht weniger darum was gezeigt wird sondern wesentlich mehr um die Frage ob da genug Kontext ist oder nicht.

Verstehe mich nicht falsch: Klischees gibt es überall und wird es immer geben - mitunter sind sie für Geschichten auch notwendig. Sie sind nicht vermeidbar, und ich will da nichts a priori verurteilen oder Serien deswegen schlechtreden. Ich halte es nur für wichtig, darüber zu reflektieren, um gewappnet zu sein, sollten Klischees sich doch mal negativ auswirken... was sie mitunter tun.
Ich denke man sollte nicht den Fehler machen Klischees als unrealistisch anzusehen. Ob es reduzierend wirkt kommt sehr auf den Kontext an und wie gut ein (vermeintliches) Klischee daraus verstanden wird.

Carrie aus Homeland kann ja ne echte Drama-Queen sein. Sie hat irgendein psychisches Problem und ist nicht gerade "cool", eher das Gegenteil. Sie wird aber nicht darauf reduziert. Das Männlichkeits-Klischee des coolen Helden kann ja ebenfalls durchaus real sein, es kann aber nie nur das sein.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir vielleicht der Kern des Problems klar: Frauen-Rollen sind seltener ausdefiniert. Es gibt wesentlich mehr komplexe Männer-Charaktere in Filmen (also mit Kontext/Background) als Frauenrollen.


Dann habe ich ja nicht viel verpasst. Ich habe die Serie aus Zeitgründen nicht regelmäßig schauen können und so diverse Episoden verpasst. Als ich deswegen die Handlung immer weniger verstanden habe - so mitte der zweiten Staffel war es für mich nur noch unzusammenhängend - habe ich ganz aufgegeben.
Ich gucke sowas nicht im TV. Das ist Lose-Lose... bei guten Serien will ich nicht ewig warten damit ne nächste Folge kommt, schlechte Serien will ich so schnell wie möglich als das erkennen. Daher bin ich bekennender Netflix und Amazon-Prime Fan :D
 
ch muss gestehen, dass ich von ihm bisher nur "Die Orville" kenne... oder zumindest mit ihm in Verbindung bringe. Aber, wie ich schon "zur Ehrenrettung" der Serie schrieb: Der beschriebene Dialog ist nicht der einzige Dialog zwischen Frauen in der Serie und zeigt auch nicht das einzige in der Serie dargestellte Gesprächsthema zwischen Frauen.

Die anderen kennst du mit Sicherheit auch^^

Family Guy, American Dad und The Cleveland Show
 
Die anderen kennst du mit Sicherheit auch^^

Family Guy, American Dad und The Cleveland Show

Ja, kenne ich alle - mir war nur noch nicht bewusst, dass Seth MacFarlane der Schöpfer war. Der Zusammenhang gefällt mir. Daneben ist "Die Orville" ja richtig brav.

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Meine Frage kam ja weil Du betontest, dass Saga Noren tatsächlich viel mit anderen Frauen rede ohne das es um einen Mann gehe. Mich irritierte warum es einen Unterschied macht ob sie mit Männern oder Frauen spricht.

Das Klischee, um das es im Bechdel-Test geht, betrifft Gespräche unter Frauen.

Dieses "mittlerweile" ist aber nicht ganz neu. Das war vor 10 Jahren schon nicht mehr neu.

Ich glaube, wir beide sind in einem Alter, in dem wir miterlebt haben, als es ganz neu war.

Schwer zu erklären was ich meine. (...)

Wie sähe z.B. die Serie "die Brücke" aus, wenn Saga Noren zwar weiblich ist aber "nicht Frau sein darf"?

Ich denke man sollte nicht den Fehler machen Klischees als unrealistisch anzusehen. Ob es reduzierend wirkt kommt sehr auf den Kontext an und wie gut ein (vermeintliches) Klischee daraus verstanden wird.

Ich sehe Klischees kritischer. Sie mögen u.U. nicht unrealistisch sein, aber sie führen fast immer zu Vorurteilen, die betreffende Personen benachteiligen. Schlimmer noch: Klischees können wie selbst erfüllende Prophezeiungen wirken. Ich finde gerade nicht den Link, darum jetzt nur ein Ergebnis eines Experiments aus dem Gedächtnis: Weibliche Testpersonen schneiden in Mathe-Tests im Schnitt schlechter ab, wenn man ihnen erzählt, der Test solle überprüfen wie gut Grauen im Schnitt in Mathe sind.
 
Problem ist hier aber, wie bei der schwarzen Arielle auch, dass man Disneys Kanon bricht, und die etablierte Figur killt.

Ursprünglich ist die Meerjungfrau aber nicht von Disney und Kinder haben sicher ihre eigenen Phantasien zu ihrem Aussehen gehabt und das eine oder andere war sicher auch enttäuscht von der weißen rothaarigen Meerjungfrau.
Genau so wie ich bei Romanverfilmungen manche Rollen mit anderen Schauspielern besetzt hätte.

Gruß

Luca
 
Das Klischee, um das es im Bechdel-Test geht, betrifft Gespräche unter Frauen.
Offensichtlich. Aber das ist m.A.n. nicht sehr funktional.


Ich glaube, wir beide sind in einem Alter, in dem wir miterlebt haben, als es ganz neu war.
Ja, wobei es mir schwer fällt zu sehen wann das war - sicherlich weil es eine natürliche Entwicklung über Zeit war.


Wie sähe z.B. die Serie "die Brücke" aus, wenn Saga Noren zwar weiblich ist aber "nicht Frau sein darf"?
Ich sagte ja schon, dass sie eigentlich kein gutes Beispiel ist, denn dieser Charakter folgt im Grunde schon dem entgegengesetzten Stereotyp. Das macht ja einen Teil der Faszination aus. Saga Noren hat Asperger und daraus folgend einen recht extremen Charakter. Analytisch ist sie sehr stark, sie ist sehr zielstrebig und extrem fokussiert und die einzige Frage die sie laufend zu stellen scheint ist "was funktioniert möglichst effektiv? - jene Ziele betreffend die sie verfolgt. Auf der anderen Seite hat sie wesentliche Schwächen betreffend Empathie und Kommunikation, was sie aber in gewisser Weise umso direkter agieren lässt. Ein Beispiel dafür sind auch die Szenen wo sie einfach in irgendeine Bar geht, ganz direkt irgendeinen Typen fragt "willst du f...en?" und den mit nach Hause nimmt, dann wieder wegschickt. Das sind ja eher männliche Stereotype. In der Serie ist es ihr männlicher Partner der wesentlich empathischer agiert, weniger hart und cool wirkt usw. Die Charaktere werden auch schon nach wenigen Minuten genau so eingeführt, als sie den Krankenwagen auf der Brücke wegen der Leiche nicht vorbeilassen will - die Leiche bzw. der Fall hat für sie eine höhere Priorität als das Überleben des Mannes im Krankenwagen. Ihr Partner lässt den Krankenwagen durchfahren.

Ich sehe Klischees kritischer. Sie mögen u.U. nicht unrealistisch sein, aber sie führen fast immer zu Vorurteilen, die betreffende Personen benachteiligen. Schlimmer noch: Klischees können wie selbst erfüllende Prophezeiungen wirken. Ich finde gerade nicht den Link, darum jetzt nur ein Ergebnis eines Experiments aus dem Gedächtnis: Weibliche Testpersonen schneiden in Mathe-Tests im Schnitt schlechter ab, wenn man ihnen erzählt, der Test solle überprüfen wie gut Grauen im Schnitt in Mathe sind.
Man sollte Klischees m.A.n. ja nicht unkritisch sehen. Es hilft aber nicht zu glauben sie seien irreal. Und was ich sehr kritisch sehe ist wenn zu sehr das verfolgt wird was ich "Bildungsmaßnahme" genannt habe. Ein paar wenige entscheiden dann wie die Realität ihrer Ansicht nach aussehen sollte, zumindest was ein Publikum lernen sollte. Ich bin sehr für bewussten Umgang mit allem, aber auch für natürliche Entwicklung die natürlicherweise nur über Zeit geschieht. Sie kann nicht erzwungen werden.

Noch ein Beispiel: Ich gucke gerade die Serie "Sons of Anarchy". Da geht es um eine kriminelle Motorrad-Gang und die erzählte Geschichte ist ein bisschen wie Gang-Stories oft sind, ein bisschen Mafia-mäßig. Der Unterschied ist sozusagen der "kulturelle Hintergrund", also in diesem Fall Typen auf Motorrädern die gerne zuviel trinken, Machogehabe und jede Menge Gewalt. Frauen: Oft reine Sexobjekte die wie Prostituierte benutzt und zumindest selten respektvoll behandelt werden. Es gibt keinen Mangel an krassen Klischees. Aber das ganze ist nicht unkritisch, nicht unreflektiert. Es fällt schwer Identifikation mit den Hauptpersonen aufzubauen, denn das sind im Grunde Arschlöcher... eher Antihelden als Helden. Die Frauen werden zwar oft stereotyp dargestellt aber nicht nur und nicht schwach. Das ganze hat einen interessanten doppelten Boden und es ist interessant zu sehen, wie viel Raum da ist Stereotypen einerseits zu benutzen und sie gleichzeitig auch wieder zu demontieren.
 
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Also wenn Saga Noren jetzt eine schwarze Arielle spielen soll, wird sie dann geschminkt?
chrchchr
 
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