Fragwürdige Astrologie

Alice94

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Hallo!

Manche Menschen sagen: "Die Sterne lügen nicht!" Diesem Ausspruch mag ich mich gerne anschließen. Aus meiner Sicht erzählen die Sterne zwar nichts Wahrheitswidriges, aber sie verkünden auch nicht die Wahrheit, denn sie schweigen.

Nicht eine einzige statistische Untersuchung belegt einen Zusammenhang zwischen der astrologisch attestierten Charakterbildung und den astronomischen Konstellationen von Sternen. Auch existiert keine einzige statistische Untersuchung, die den Wahrheitsgehalt von astrologischen Aussagen bestätigt.

Es ist zudem unerfindlich, wieso gerade der Tag der Geburt im astrologischen Kontext für die Ausbildung des individuellen Charakters so relevant sein soll. Schließlich gehen Genetiker heute davon aus, dass viele Komponenten der Persönlichkeit schon im genetischen Material enthalten sind, das sich bereits in den neun Monaten vor dem Geburtstag - nämlich vom Zeugungstag an - entwickelt!

Auch stellt sich mir die Frage, weshalb gerade die Sternbilder, die wir von unserer irdischen Perspektive aus betrachten, so entscheidend und maßgeblich für das astrologische Profil sein sollen. Das erinnert an das narzisstische Denken historischer Menschen, die sich selber im Rahmen des geozentrischen Weltbildes ins Zentrum des Universums stellten, weil sie sich zu wichtig nahmen und noch unwissender waren. Von anderen Positionen des Weltalls eröffnen sich nämlich gänzlich andere Sternbilder als diejenigen, die wir von unserem Planeten aus erkennen können.

Und warum sind für uns Menschen einzig die Sternbild- und Planeteninterpretationen gültig, die die Griechen vor mehr als 2 000 Jahren trafen? Die Chinesen sprechen Sternen und Planenten z. B. völlig andere Bedeutungen zu.

Fakt ist, dass die Astrologie ein grandioses Geschäft ist, ein kommerzieller Erfolg mit Millionenumsätzen pro Jahr. Die Wirkungsmechanismen, mit denen Sternkonstellationen die Individualität des Menschen formen, bestimmten, beeinflussen sollen oder wie sie selbige vorhersagen können, werden jedoch nicht näher definiert. Was unterscheidet die Astrologie nun von alten Jagdzaubern abergläubischer Naturvölker?

Viele Grüße

Alice
 
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Was unterscheidet die Astrologie nun von alten Jagdzaubern abergläubischer Naturvölker?

Dass es hier nicht um das Erzeugen von Jagdglück, sondern um Charakter- bzw. Schicksalsvorhersagen geht. :rolleyes:

"Aberglaube" liegt aber beiden zugrunde und das wolltest du wahrscheinlich mit der rhetorischen Frage ausdrücken.

Interessanter als deine Frage ist wohl eher die, warum der moderne Mensch auf diverse Dinge abfährt, die wissenschaftlich betrachtet Humbug sind - von Tarot bis Astrologie, von Homöopathie bis zur Sitzung beim Medium.

Interessant auch die Frage, warum manche Menschen sich für klüger und fortschrittlicher halten als andere und den iMn "dummen" Kartenlegern (oder was auch immer) ungefragt erzählen, was die Wissenschaft mal wieder festgestellt hat...

Beides - so nehme ich an - befriedigt psychische Bedürfnisse im Menschen. Im ersten Fall könnte es ein Halt in diesem chaotischen Leben sein oder auch ein Weg, innere Kräfte freizusetzen.

Im zweiten Fall dient es im Grunde genommen auch dem Ziel, Halt zu finden - halt indem man sich einen Platz weit oben in einer selbsterfundenen Hierarchie zuweist.

LG von Z.
 
Das erinnert an das narzisstische Denken historischer Menschen, die sich selber im Rahmen des geozentrischen Weltbildes ins Zentrum des Universums stellten, weil sie sich zu wichtig nahmen und noch unwissender waren.

Weshalb nur dachte ich diese Worte beim Lesen deiner Zeilen? Wohl ein Spiegel? Es wäre schade wenn du dich so wichtig nehmen würdest, indem du dich über andere erhebst, die nicht deiner Ansicht sind.
 
"Aberglaube" liegt aber beiden zugrunde und das wolltest du wahrscheinlich mit der rhetorischen Frage ausdrücken.

Ja.

Interessanter als deine Frage ist wohl eher die, warum der moderne Mensch auf diverse Dinge abfährt, die wissenschaftlich betrachtet Humbug sind - von Tarot bis Astrologie, von Homöopathie bis zur Sitzung beim Medium.

Ja, ein spirituelles Bedürfnis scheint zur Psychologie vieler Menschen zu gehören. Ich bin der Meinung, dass ein Vierteljahrhundert des emotionslosen Materialismus' den menschlichen Bedürfnissen nicht gerecht wurde. Mit der Entmachtung der katholischen Kirche durch Reformationen und Revolutionen mussten die spirituell-religiösen Wünsche der Menschen nun anderweitig befriedigt werden, z. B. durch diverse esoterische Inhalte. Sie liefern Projektionsflächen, Hoffnung, Sicherheit, Wertgefühl, Sinn, Bedeutung. Vor allem gelingt es mit ihrer Hilfe, harte Realitäten wie den Tod in einem anderen, verharmlosenden Licht zu sehen.

Interessant auch die Frage, warum manche Menschen sich für klüger und fortschrittlicher halten als andere und den iMn "dummen" Kartenlegern (oder was auch immer) ungefragt erzählen, was die Wissenschaft mal wieder festgestellt hat...

Ich finde, Du solltest Aussagen bezüglich ihrer Qualität differenzieren. Es ist nicht gleichzusetzen, ob jemand einfach irgendetwas behauptet, ohne auch nur ein einziges Indiz dafür zu liefern oder ob jemand eine empiriebasierte Aussage trifft! Ich bin ja bereit, mir Erklärungen und Evidenzen zur Astrologie anzuhören. Das war ja auch ein Grund dieses Threads. Bislang erhielt ich jedoch keine Antworten auf die elementaren Fragen zum Thema.

Beides - so nehme ich an - befriedigt psychische Bedürfnisse im Menschen. Im ersten Fall könnte es ein Halt in diesem chaotischen Leben sein oder auch ein Weg, innere Kräfte freizusetzen.

Ja, stimme ich zu. Die Relativierung der kirchlichen Lehren hinterließ in vielen wahrscheinlich eine enorme Sinnesleere und auch eine Hoffnungslosigkeit hinsichtlich des biologischen Sterbens. Für beides spendeten die Kirchen ja bis dahin ihre scheinbaren Erklärungen. Abgelöst bzw. ersetzt wird dies nun durch unterschiedliche esoterisch-spirituelle Richtungen.
 
Weshalb nur dachte ich diese Worte beim Lesen deiner Zeilen? Wohl ein Spiegel? Es wäre schade wenn du dich so wichtig nehmen würdest, indem du dich über andere erhebst, die nicht deiner Ansicht sind.

Das habe ich nicht getan. Ich habe nur erwähnt, woran mich diese astrologische Ideologie dabei erinnert...
 
Die Sterne deuten, aber sie zwingen nicht. So Kopernikus. Und er wird richtig liegen, wie der Wetterfühlige sich den Kräften nicht entziehen kann- keiner. So kann der Feinfühlige die Kräfte spüren, nur muss er ihnen nicht folgen oder nachgeben so er in der Mitte ist, so er Stärke beweist.
 
Ja, ein spirituelles Bedürfnis scheint zur Psychologie vieler Menschen zu gehören. Ich bin der Meinung, dass ein Vierteljahrhundert des emotionslosen Materialismus' den menschlichen Bedürfnissen nicht gerecht wurde. Mit der Entmachtung der katholischen Kirche durch Reformationen und Revolutionen mussten die spirituell-religiösen Wünsche der Menschen nun anderweitig befriedigt werden, z. B. durch diverse esoterische Inhalte. Sie liefern Projektionsflächen, Hoffnung, Sicherheit, Wertgefühl, Sinn, Bedeutung. Vor allem gelingt es mit ihrer Hilfe, harte Realitäten wie den Tod in einem anderen, verharmlosenden Licht zu sehen.
Na ja, das interpretierst du vl. ein wenig zu sehr auf die westliche Welt betrachtet.
Ein Inder sagte mir mal, wie seien hier spirituell verarmt. Und interessanterweise kenne ich vor allem Ossis, die unkritisch auf diverses Esozeug abfahren, obwohl sie vor der Wende nix mit Spiritualität zu tun hatten.
Anders gesagt: Die nüchterne naturwissenschaftliche Weltsicht, die uns als Zufallsprodukt der Evolution in einem sinnlosen Kosmos betrachtet, ist nur eins von vielen Weltbildern der 7 Mia Menschen, nicht das dominante, wie es uns Westlern manchmal vorkommt.

Ich denke mal, der Tod ist wahrscheinlich der Knackpunkt hinter allen Ängsten. Ich glaube, das ist die eigentliche Bedeutung der Adam-und-Eva-Geschichte. Der Mensch wird sich seiner Selbst bewusst und damit seiner Sterblichkeit. Da ist nix mehr mit Paradies...

Ich war auch lange Zeit "wissenschaftsgläubig" und das hat meiner Psyche gar nicht gut getan.


Ich finde, Du solltest Aussagen bezüglich ihrer Qualität differenzieren. Es ist nicht gleichzusetzen, ob jemand einfach irgendetwas behauptet, ohne auch nur ein einziges Indiz dafür zu liefern oder ob jemand eine empiriebasierte Aussage trifft! Ich bin ja bereit, mir Erklärungen und Evidenzen zur Astrologie anzuhören. Das war ja auch ein Grund dieses Threads. Bislang erhielt ich jedoch keine Antworten auf die elementaren Fragen zum Thema.
Ach komm, dass es keine empirischen Studien gibt, die die Richtigkeit von Astrologie o.ä. untermauern, wissen wir doch eh alle.
Ich kenn mich mit Astrologie nicht aus, aber ich denke, sie ist ein Weg der Innenschau, genau wie Kartenlegen oder Träume deuten. Ich bevorzuge das Träume deuten. Und mit diesen Methoden lassen sich Dinge wie Intuition schulen, aber das hat nix mit empirisch messbaren Daten zu tun.

Ja, stimme ich zu. Die Relativierung der kirchlichen Lehren hinterließ in vielen wahrscheinlich eine enorme Sinnesleere und auch eine Hoffnungslosigkeit hinsichtlich des biologischen Sterbens. Für beides spendeten die Kirchen ja bis dahin ihre scheinbaren Erklärungen. Abgelöst bzw. ersetzt wird dies nun durch unterschiedliche esoterisch-spirituelle Richtungen.
Wie gesagt, nur in einem engen kulturellen Kontext. Darüber hinaus bin ich mir ziemlich sicher, dass die drei berühmten Fragen (Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?) schon immer Menschen beschäftigt haben. Aber möglicherweise lassen sich tatsächlich viele Menschen das Denken gerne abnehmen und verlassen sich auf gerade greifbare Heilsversprechungen...

Wie hast du denn für dich das Problem mit dem biologischen Tod gelöst?
Liest sich so, als hieltest du die naturwissenschaftliche Erklärung für die wahrscheinlichste - kannst du das so annehmen (ganz ohne Panik)? (oder missinterpretiere ich da etwas?)
 
Anders gesagt: Die nüchterne naturwissenschaftliche Weltsicht, die uns als Zufallsprodukt der Evolution in einem sinnlosen Kosmos betrachtet, ist nur eins von vielen Weltbildern der 7 Mia Menschen, nicht das dominante, wie es uns Westlern manchmal vorkommt.

Ja, das ist wahr. Meines Wissens sind auch nur 2% - 3% aller Menschen Atheisten. Diese Angabe kann jedoch falsch sein. Fakt ist zumindest, dass wir 1 - 2 Milliarden Katholiken auf diesem Planeten haben, die schon einmal ein anderes, christlich gefärbtes Weltbild vertreten.

Die säkularisierte Wissenschaft ist ja auch noch vergleichsweise jung. Aber sie benutzt die aus meiner Sicht verlässlichsten Methoden, die zu einer Wahrheitsannäherung führen können. Es ist zumindest vorteilhafter, von realen Indizien auszugehen, anstatt haltlos und blind etwas Bliebiges zu glauben.

Ich denke mal, der Tod ist wahrscheinlich der Knackpunkt hinter allen Ängsten.

Das denke ich auch. Es ist verständlich. Der Tod, vor allem der leidvolle, wirkt bedrohlich, allmächtig, zerstörerisch, im Wesen unbekannt.

Ich war auch lange Zeit "wissenschaftsgläubig" und das hat meiner Psyche gar nicht gut getan.

Ja, Illusionen aufzugeben, kann natürlich zu eine "Reanimation" verdränggter Emotionen führen, die viele scheuen.

Ich bevorzuge das Träume deuten. Und mit diesen Methoden lassen sich Dinge wie Intuition schulen, aber das hat nix mit empirisch messbaren Daten zu tun.

Nun, der fachkundigen Traumanalyse kann man schon einen wissenschaftlichen Status zubilligen. In der psychoanalytischen Theorie ist das Unbewusste der Bereich der Psyche, in welchen von der Ich-Zensur verdrängte Konflikte, Wünsche, Tabus, Traumata abgespalten werden. Die Schwächung der Ich-Zensur während des Schlafens führt demnach zu einer Lockerung der Abwehrstruktren und ermöglicht ein Eindringen dieser unbewussten Inhalte ins Bewusstsein. Zwar geschieht dies noch in Traumsymbolen - die Ich-Zensur ist ja nicht gänzlich deaktiviert -, aber dennoch kann man Traummotive als direkte Botschaften aus dem Unbewussten an den Träumer interpretieren. Eine wissenschaftlich fundierte Systematik der Traumsymbole mit mehr als 36 000 Träumen zeigt auf, dass viele Menschen Ähnliches und vergleichbaren Lebenssituationen und mit verwandten biographischen Inhalten träumen. Das Unbewusste sucht sich die Symbolismen nämlich aus dem gängigen Alltag heraus, um inneren, seelischen Konflikten und Wünschen eine Gestalt zu verleihen.

Wie hast du denn für dich das Problem mit dem biologischen Tod gelöst? Liest sich so, als hieltest du die naturwissenschaftliche Erklärung für die wahrscheinlichste - kannst du das so annehmen (ganz ohne Panik)? (oder missinterpretiere ich da etwas?)

Ich glaubte noch bis vor gar nicht so langer Zeit daran, dass mit dem biologischen Tod tatsächlich die gesamte bewusste und individuelle Existenz eines Menschen beendet sei. Lediglich seine Atome blieben nach dieser These zurück, die in Quadrillionen von Jahren eventuell zu Photonen zerstrahlen... Diese Erklärung war jedoch auch für mich sehr unbefriedigend und zeitweise hatte ich sogar leichte depressive Verstimmungen deswegen.

Im Anschluss setzt ich mich intensiver mit dieser Thematik auseinander und stieß dann auf experimentell ermittelte Fakten, die ein Leben nach dem Tod wieder wahrscheinlicher werden ließen. Heute gehe ich davon aus, dass es eher wahrscheinlich ist, den biologischen Tod zu überleben, als vollständig mit seiner Gewalt vernichtet zu sein.
 
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Die säkularisierte Wissenschaft

Ein solches Wortgut macht auch nur eine Minderheit aus. Und da ist es dann mit der Wahrheitsannäherung auch nicht weit, weil dies dann einen gefärbten Hoheitsanspruch nachsich zieht, der eben nur von dieser gefärbten Minderheit nachvollzogen werden kann. (Nichts anderes im Kontext) ;)
 
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