Fragen zu Eklipsen

fckw

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Ich wollte mich mal kurz an ein Thema wagen, das ich bisher noch nie so richtig verstanden habe, die Eklipsen. Wie wir alle wissen, gibt es grundsätzlich zwei Arten davon: Sonnenfinsternis und Mondfinsternis.

Frage 1: Wie genau kann in einem Horoskop eine Eklipse festgestellt werden? Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen zwei Faktoren gegeben sein, aber eben, da hapert's mit meinem Verständnis.
  1. Erstens müssen Sonne und Mond entweder in Konjunktion stehen (= Sonnenfinsternis) oder in Opposition (Mondfinsternis).
  2. Zweitens muss ebenfalls die Mondknotenachse an derselben Stelle stehen. Also bei einer Sonnenfinsternis muss der Nord- (Rahu) oder Südknoten (Ketu) mit So & Mo in Konjunktion sein. Bei einer Mondfinsternis muss einer der beiden Knoten mit der Sonne und der andere mit dem Mond stehen.
Ist dieses technische Verständnis grundsätzlich richtig?

Frage 2: Bei der Mondfinsternis befindet sich die Eklipse folglich auf der Seite des verdunkelten Mondes, nicht auf der Seite der Sonne, richtig? Die Frage ist rein technisch gemeint.

Frage 3: Ich habe gelernt, dass Eklipsen einen sensitiven Punkt am Himmel bilden, und zwar schon einige Zeit vorher und noch nachher wirkend. Wenn dann ein Transitplanet dort durchläuft, löst er etwas aus. Da die wenigsten Menschen eine Eklipse im Natalhoroskop haben, ist diese Betrachtung i.a. eher für die Mundanastrologie relevant, wenn es also darum geht, herauszufinden, ob im "Sommer 2021 mundanastrologisch irgendwas passieren wird".
Welche Zeiträume vor und nach einer Eklipse akzeptiert ihr i.a.?

Frage 4: Wie deutet ihr allgemein eine Sonnen- und eine Mondfinsternis?
 
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Schauen wir uns mal die totale Mondfinsternis vom 26. Mai 2021 an. Da diese nicht überall auf der Erde gesehen werden wird, wähle ich Sydney als einen guten Ort aus. Dort sollte sie vollständig zu sehen sein. Der Halbschatten der Erde überdeckt den Mond ab ca. 08:45h UTC, der Kernschatten ab ca. 09:45h UTC. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Sydney zu UTC +11h. Das heisst, für Sydney wäre folglich der 26. Mai 2021 mit Uhrzeit 19:45h (Halbschatten) bzw. 20:45h (Kernschatten) zu wählen.

totale_mondfinsternis_26_mai_2045_sydney.png

Im Bild schön zu sehen ist die Opposition zwischen Sonne und Mond. Da die Erde in der Mitte des Horoskops steht, fällt folglich der Erdschatten auf den Mond, dies löst die totale Mondfinsternis aus. Dementsprechend sehen wir auch, dass der Mond mit dem Südknoten in Konjunktion steht und die Sonne mit dem Nordknoten. Obschon hier die Konjunktion von den Gradzahlen her nicht völlig exakt ist, ist sie doch gut genug, um eine totale Mondfinsternis zu bewirken.

Falls jedoch der Winkel zwischen Sonne, Erde und Mond nicht stimmen würde, dann würde der Erdschatten inden Weltraum hinaus projiziert werden, und der Mond somit nicht abgedeckt, es ergäbe sich dann keine Monfinsternis. In so einer Situation hätten wir einfach nur einen Vollmond, das heisst, der Mond wird vollständig von der Sonne beschienen, und kein Erdschatten fällt auf den Mond. In dem Fall wäre lediglich eine Opposition zwischen Sonne und Mond zu sehen. Da jedoch die Bahn des Mondes und der Sonne um die Erde (aus Sicht der Erde) sich nicht kreuzen, wäre die Mondknotenachse irgendwo anders, jedoch nicht in Konjunktion mit Sonne und Mond. Ein normaler Vollmond eben. Diese Situation sehen wir beispielsweise 28 Tage später, am 24 Juni 2021 in Sydney. Ein ganz normaler Vollmond:

normaler_vollmond_24_juni_sydney.png
 
Weiter oben habe ich ein Bild einer totalen Mondfinsternis gezeigt. Dort war Südknoten und Mond zusammen, sowie Nordknoten und Sonne. Meine nächste Frage lautet, ob ebenfalls eine Mondfinsternis entstehen kann, wenn die Position von Süd- und Nordknoten vertauscht ist, wenn also der Mond mit dem Nordknoten und die Sonne mit dem Südknoten in Konjunktion stehen? Am 19. November 2021 ergibt sich tatsächlich diese Situation. (Allerdings nur als partielle Mondfinsternis, für eine volle Mondfinsternis reicht's diesmal nicht hin.)

Hier die Situation in San Francisco am 19. November 2021 um 01:02h.

partielle_mondfinsternis_19_nov_0102.png

Erneut sehen wir schön die Opposition zwischen Sonne und Mond (= Vollmond), sowie die Mondknotenachse in Konjunktion mit dieser Opposition (= Verdunkelung des Vollmondes). Diesmal ist jedoch der Nordknoten mit dem Mond und der Südknoten mit der Sonne zusammen.

Das heisst:
  • Jede partielle oder totale Mondfinsternis ist immer auch ein Vollmond.
  • Nicht jeder Vollmond ist eine partielle oder totale Mondfinsternis, die Mehrheit der Vollmonde ist es ja gerade nicht.
  • Eine partielle oder totale Mondfinsternis entsteht immer dann, wenn beim Vollmond auch noch die Mondknotenachse in Konjunktion zur So/Mo-Opposition steht. Es spielt astronomisch keine Rolle, welcher Knoten an welcher Stelle steht. (Astrologisch könnte das jedoch einen Unterschied machen, das wäre noch genauer zu beleuchten.)
 
(Nachtrag: Übrigens kann logischerweise ein Vollmond nie am Tag am Himmel zu sehen sein. Dies einfach deshalb, weil für einen Vollmond die Sonne ja in Opposition zum Mond stehen muss. Wenn der Vollmond am Himmel zu sehen sein soll, dann muss die Sonne sich unter den Füssen des Betrachters in Opposition befinden. Das heisst, dass es sich um eine Nachtzeit handeln muss.)

Schauen wir uns nun eine Sonnenfinsternis an.

Zuerst einmal: Eine Mondfinsternis kann ja nur unter Vollmond stattfinden. Umgekehrt kann eine Sonnenfinsternis nur unter Neumond stattfinden. Ein Neumond ist ja definiert als eine Konjunktion von Sonne und Mond. Weil der Mond uns zu diesem Zeitpunkt seine Rückseite zuwendet, welche nicht von der Sonne beschienen ist, sehen wir ihn als dunkel.

Hier ein Bild eines ganz normalen Neumondes. (Es handelt sich also nicht um eine Sonnenfinsternis, diese sehen wir uns weiter unten im Detail an.) Ich habe bewusst Cape Dorset in Kanada als Ort für den normalen Neumond gewählt, um nachher den Vergleich mit einer vollen Sonnenfinsternis machen zu können.

normaler_neumond_10_juli_0610.png

Schön zu sehen ist die Konjunktion zwischen Sonne und Mond, wobei die Mondknotenachse ziemlich weit abseits steht. Das heisst: Mond und Sonne stehen von der Erde gesehen zwar relativ nahe beeinander, aber nicht auf dem exakten Kreuzungspunkt ihrer Bahnen, also eben gerade nicht auf dem Nord- oder dem Südknoten der Mondknotenachse. Folglich ergibt sich zwar eine Konjunktion, aber der Mond deckt die Sonne nicht ab, und somit handelt es sich um einen normalen Neumond, aber nicht um eine Sonnenfinsternis.

(Ebenfalls schön zu sehen, ist die Verzerrung der Placidus-Häuser für Orte so weit im Norden gelegen.)

Einen Monat früher, also am 10. Juni 2021 um 06:10h ergibt sich jedoch eine totale Sonnenfinsternis in Cape Dorset:

totale_sonnenfinsternis_10_juni_2021_0610.png

Hier sehen wir Sonne und Mond zusammen (übrigens interessanterweise auch noch mit Merkur) plus der Nordknoten. Obschon dieser in einem anderen (Placidus-) Haus steht, ist er noch immer nah genug, dass sich tatsächlich eine totale Sonnenfinsternis einstellt.

Auch hier ist es astronomisch möglich, dass die Konjunktion zwischen Sonne und Mond entweder mit dem Nordknoten (wie oben) oder dem Südknoten stattfindet, obschon aus astrologischer Sicht hier vermutlich ebenfalls ein Unterschied zu deuten wäre. Hier ein Beispiel einer partiellen Sonnenfinsternis, wo So & Mo (und erneut Merkur) mit dem Südknoten zusammenstehen.

partielle_sonnenfinsternis_4_dez_0819.png

Super, jetzt hab ich endlich astronomisch verstanden, was während einer Eklipse eigentlich genau abgeht, und wie das im Horoskop zu sehen ist.

Die nächste Frage wäre nun natürlich, wie man genau sowas auch astrologisch deutet.
 
Ach, noch was: Logischerweise kann ein Neumond nur tagsüber am Himmel "gesehen" (oder eben nicht gesehen) werden. Denn wenn es Nacht ist, dann ist die Sonne unter meinen Füssen, und bei Neumond befindet sich der Mond ebenfalls dort, folglich ist er am Himmel gar nicht (nicht) zu sehen.
 
Und gleich nochwas: Eine Mondfinsternis tritt - falls sie auftritt - konsequenterweise innerhalb von 2 Wochen vor oder nach einer Sonnenfinsternis auf. Warum? Weil der Mond ca 14 Tage braucht, um von der Konjunktion (= Sonnenfinsternis) in die Oppositionsposition (= Mondfinsternis) zu wechseln, bzw. umgekehrt von der Oppositionsposition zur Konjunktionsposition.

Damit jedoch auch noch die Mondknoten dabei sein müssen - mit anderen Worten, da jedoch die Bahnen von Sonne und Mond sich auch noch kreuzen müssen, damit eine Sonnen-/Mondfinsternis stattfindet, ist es selten, dass man das volle Triple 1) Mond-, 2) Sonnen-, 3) Mondfinsternis sehen kann. Oft sind es nur 1) Mond- & 2) Sonnenfinsternis, oder 1) Sonnen- & 2) Mondfinsternis.
 
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