hallo condemn,
nun gut, spekulieren nutzt ja auch garnichts, dafür wissen wir hier wirklich VIEL zuwenig über die Situation.
LG
flimm
Ja.. man weiß sowieso nie genug. Aber was meiner Ansicht nach immer richtig ist, und extrem oft falsch gemacht wird, betrifft die Bereiche "Verantwortung" und "Schuld". Es gibt zwei Tendenzen, die unheimlich oft auftauchen.
1. Jemanden sozusagen zum Opfer zu erklären. Die Ursache für Probleme vollkommen von dieser Person wegzurücken und auf eine äußere Ursache zu zeigen. In diesem Fall etwa den Therapeuten. Abgesehen davon, das man nicht wissen kann wie gut oder schlecht der ist, ist Lichterls Umgang mit den Dingen entscheidend.
2. Jemanden zum Schuldigen zu erklären. Zu sagen: Du hast da und da Fehler gemacht. Das wäre etwa der Fall, wenn man Lichterl sagen würde: Wie konntest Du nur......diesundjenes.....tun?
Und das hier geht subtil in beide Richtungen. Wenn der Therapeut hier zur Ursache erklärt wird, liegt zwischen den Zeilen: Warum hat Lichterl den eigentlich 10 Jahre aufgesucht? Es wird also nicht nur dem Therapeuten Schuld in die Schuhe geschoben (die er möglicherweise nicht mal ansatzweise hat), sondern Lichterl wird damit gleich mal entweder zum manipulierten Opfer gemacht oder zum naiven Ding. Und das alles ohne wirklich etwas zu wissen.
Und was m.A.n. immer hilfreich ist: Verantwortung ohne Schuld. Da gibt es einen sehr großen Unterschied. Auch zeitlicher Art... Schuld ist: Ich habe früher alles falsch gemacht, könnte mich dafür selbst killen... ich war so blöd... etc.
Verantwortung ist: Ich habe jetzt Verantwortung. Egal was in der Vergangenheit ablief, aus der jeweiligen Situation heraus war alles verständlich und letztlich folgerichtig. Man kann nicht mal sagen das es schlecht war, weil man die Alternative nicht kennt. Das weiß man bei sich selbst ja nicht mal. Aber Fakt ist: Jetzt habe ich Verantwortung. Und je schneller ich bereit bin sie zu sehen, gleichzeitig sie ohne Schuld zu sehen, desto eher mache ich mich auf den Weg zur Heilung. Es gibt kein Problem, das ohne die Tendenz die Verantwortung (das läuft automatisch) von sich wegzurücken, bestehen würde. Kann man wirklich mal darauf achten, wie schnell einem der Verstand entweder äußere Ursachen/schuldige einredet, oder eigene Schuld, Unfähigkeit etc. Verantwortung ohne Schuld zu erkennen, indem man diese Tendenz erkennt, bringt Heilung. Alles andere nur Verschleierung.
Suchtprobleme sind dafür übrigens ein sehr gutes Beispiel. Da läuft es nämlich so, das man erst mal eine Ursache hat um zu irgendetwas zu greifen, das in dem Moment hilfreich erscheint, möglicherweise in dem Moment sogar hilfreich ist. Aber: Weil man etwas nicht lösen kann, will man es von etwas anderem lösen lassen, zumindest sich dadurch Erleichterung verschaffen. Das ist verständlich, man muss auch das Thema nicht mit Schuld belegen, ob es der beste Weg ist... schwer zu entscheiden. Irgendwann ist eine Abhängigkeit da. Und solange der Schuldaspekt besteht, wird sie nicht schwinden, denn dieser Aspekt ist die Ursache. Das Gefühl von Schuld und Opfer ist das, was mit Mitteln in den Griff zu bekommen versucht wird. Wenn dann der Punkt kommt, wo man sagen kann: Okay, ich verstehe warum ich das Zeug nehme, ich verstehe das es vielleicht nicht die beste Lösung ist, aber das ich, so wie ich war und bin, es noch nicht anders konnte... klärt das die Sicht auf beides: Die Ursache des ursprünglichen Problems, wie auch die Fähigkeit die eigene Verantwortung zu sehen. Es gibt nicht viele Probleme. Es gibt nur eines das sich auf viele Arten zeigt. Und dieses eine hat immer mit Schuld und Opfer zu tun und immer damit, die eigene Verantwortung nicht annehmen zu können, weil man das miteinander verwechselt. Letztlich weil man sich selbst nicht versteht. Nichts was man wirklich versteht hat noch einen Schuldaspekt.
VG,
C.