Frage an die Schreiberlinge unter euch

Du meinst so Selbstverlage? Klar, die wollen erst Geld sehen, weil ihnen egal ist, welche Qualität welches Buch hat. Klingt jetzt ein wenig fiese, aber wirklich gut genug sind nur sehr wenig Autoren und oft genug erwarten seriöse Verlage auch weitere Bücher, die Du dann zu schreiben hast. Und keine Eintagsfliege.

Ein echter Verlag wird von dir keine Vorleistung verlangen, wenn er deine Geschichte inhaltlich sowie qualitativ wirklich gut findet. Und dann wird der Verlag sich auch um das Rechtliche kümmern.

Sollte mit deiner Geschichte persönliche Aufarbeitung erfolgen, täte ich mir an deiner Stelle schon mal eine gute Rechtschutzversicherung suchen. Die Grenze zwischen relativ objektiver Wahrheit und subjektiver Verzerrung einer Person, was sie wirklich motiviert hat, ist sehr schnell überschritten und Verleumndung und andere Verletzungen der Persönlichkeitsrechte sind teuer (Schmerzensgeld usw.).

LG
Any

Es war eine Geschichte mit vielen Metaphern, aber vielleicht habe ich auch wirklich nicht die richtigen Verlage gehabt...oder es war noch nicht die richtige Zeit....wer weiß:)
 
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Hi Butterfly,

bevor Du es falsch verstehst, mit "gut genug" meine ich kommerzeill so gut wie möglich verwertbar. Und da kann es wirklich angehen, das im Umfeld die Leute schwer begeistert sind, aber Verlage meinen, es ist grad nicht der passende Trend, der dann mit deinem Buch bedient wird.

Also keineswegs aufgeben oder wirklich im Selbstverlag arbeiten. :umarmen:

LG
Any
 
Literatur ist ein großes Wort. Versuche zuerst einen Text zu schreiben, bevor du ein Stück Literatur verfassen möchtest.
 
Ich möchte, nein, ich muss schreiben. Dabei gibt es ein Problem: die Geschichte steht von vornherein fest.
Ich habe etwas erlebt, was kein Dichter sich hätte besser ausdenken können, es wirkt surreal, ich habe es so vielschichtig und intensiv durchlebt, dass ich es einfach nur aufschreiben müsste. Nur: der Phantasie wird dabei kein Raum mehr gelassen, das Erlebte wirkt schon wie blühende Phantasie.

Und doch soll es kein Tatsachenbericht werden, sondern Literatur. Nun frage ich mich, wie ich das bewerkstelligen soll, wenn von vornherein jede Situation in all ihren Nuancen schon feststeht. Da bleibt ja keine Freiheit der poetischen Entfaltung mehr. Ein wenig verfremden und kürzen werde ich natürlich, und doch müssen meine Figuren geführt werden, sie haben nicht die Freiheit, ein vollständiges Eigenleben zu entwickeln. Ist es überhaupt möglich, unter diesen Bedingungen gute Literatur zu produzieren?

Eine weitere Frage betrifft die rechtliche Seite. Unter den genannten Bedingungen ist es nicht unwahrscheinlich, dass Personen sich wiedererkennen könnten. Dabei sind natürlich einige Verfremdungen notwendig, dennoch kann ich bestimmte Sachen nicht abändern. Wie nah darf man an den tatsächlichen Personen bleiben? Es bleibt auf jeden Fall die Möglichkeit, die Geschichte als frei erfunden darzustellen in einem eventuellen Vorwort o.ä. Es handelt sich aber leider schon um ein nicht sonderlich schönes Bild mindestens einer Person, falls überhaupt jemand diese erkennen sollte.

Ich möchte aber so ungern auf diese Geschichte verzichten, sie ist "gelebte Literatur", perfekt durchkomponiert.

Hat jemand dazu etwas zu sagen, vielleicht aus eigener Praxis?

In der Regel dauert es ein paar Jahre bis Du das gelernt hast.
Es gibt Studiengänge,Schulen --- Fernlehrgänge würde ich nicht machen.
Da erübrigen sich Deine Fragen. Es ist eine erlernbare Kunst.
Ich mach mich da auch grad ran.
 
Ich schreibe doch schon längst, seit ein paar Jahren, anfangs war ich auch in einer Autorengruppe, die es aber leider nicht mehr gibt. Allerdings habe ich bisher ausschließlich Kurzgeschichten geschrieben und jetzt soll es ein Roman werden.

Die Geschichte liegt etwas zurück und ist keine persönliche Aufarbeitung, ich habe vor etwa einem halben Jahr mal einen Drehbuchautor getroffen, der meinte, den Stoff darf man nicht ungenutzt lassen. Das ist es auch, was mich zum Schreiben motiviert, die Geschichte ist einfach der Hammer. Ich bin sogar am Überlegen, der betreffenden Person bestimmte, sie betreffende, Textstellen zu zeigen, aber ich fürchte, das kommt nicht gut an. Und dann kann ich mich erst recht auf einen eventuellen Rechtsstreit einstellen. Mir ist die Person sogar sehr ans Herz gewachsen, weshalb es mir fern liegt, sie in irgendeiner Weise zu verunglimpfen. Bisher habe ich persönliches Material immer nur in sehr verfremdeter Form einbezogen, aber hier geht das eben nicht. Genausowenig möchte ich natürlich, dass jemand mich erkennt, denn ich schreibe aus meiner Perspektive und das wäre dann schon sehr exhibitionistisch, ein unverhüllter Blick in meine Seele. Vielleicht kann ich die betreffende Person doch noch mehr verfremden, als ich es mir bisher vorstellen kann.
Im Nachhinein nützen mir keine Änderungen, dann ist die Geschichte schon geschrieben und ich wahrscheinlich nicht mehr zu elementaren Änderungen bereit. Deshalb wollte ich mich lieber im Vorfeld erkundigen.
 
Erstens; wie schon gesagt, die Literatur entsteht nicht (allein) durch die Geschichte. Die Form, der Stil, die Sprache - all das wirkt mit. Du hast unendlich viele Möglichkeiten, dich künstlerisch zu entfalten. Ich hab früher sehr gern Geschichten geschrieben - einmal hab ich eine Szene, in der mein Protagonist nichts getan hat als im Badezimmer eine Cigarette zu rauchen über mehr als 2 A4-Seiten gezogen. Dabei hab ich alle Umstände - das Gefühl der Cigarette in der Hand, der grelle Funken des Feuerzeuges, der in der Dunkelheit ein Nachbild auf der Netzhaut hinterlässt, das Knistern des verbrennenden Tabaks, herabfallende Asche, die auf die Hose fällt und beim Versuch, sie zu entfernen, noch mehr verschmiert, der Rauch, der sich im bei jedem Zug stärker und schwächer werdenden Schein der glimmenden Cigarette zeigt und welche belebten Formen er bildet - und natürlich alles, was sich dabei im Kopf abspielt, psychologisch und physiologisch, mit vielen Metaphern und Vergleichen beschrieben. Das war an dieser Stelle des Buches wichtig, um die psychische Situation des Protagonisten zu illustrieren.

Ein anderer, nüchternerer Autor hätte einfach geschrieben "davor gönnte sich Adam noch eine Cigarette im Badezimmer" und die Sache wäre beendet gewesen. Die "Geschichte" war die gleiche (Person raucht Cigarette in Badezimmer), doch man könnte 100 völlig verschiedene Versionen davon schreiben, je nachdem, was man damit ausdrücken möchte - durch die Verwendung verschiedener Metaphern bzw. Vergleiche (konkret/abstrakt, positive/negative Assoziation, Wortspiele, Humor, etc). Also keine Sorge; eine echte Geschichte engt dich nicht ein; sie macht es vielleicht sogar leichter, weil du dich nicht mehr um die Story kümmern brauchst und dich somit ganz dem Stil deiner Geschichte widmen kannst.



Bzgl. ob als Fiktion oder nicht; das kommt darauf an, was für ein Publikum du ansprechen willst. Bestehst du darauf, dass es auf wahren Begebenheiten basiert, ziehst du damit ein völlig anderes Publikum an. Prinzipiell rate ich dir: wenn die Geschichte schon stimmt, dann schreib das ruhig auch hin. Die Leute nehmen das ernster und lesen es mit ganz anderen Augen, weil sie ganz andere Erwartungen haben. Aber ich kenn deine Geschichte nicht, deswegen kann der Rat auch falsch sein.
 
Hallo Tarbagan,

vielen Dank für deinen anregenden Beitrag!
Ich habe ein wenig nachgedacht darüber und insgesamt hat sich langsam bei mir einiges geordnet, ich habe nun ein grobes Konzept.

Viele Grüße, Jelenka
 
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liebe jelenka!

ich finds spitze, dass du schon eine geschichte hast. wenn ich eine geschichte hätte, würd ich sehr gerne schreiben, ich liebe formulieren, proportionieren, spannungsbögen etc.
hab nur keine message...

drum: ist doch schön, hast du schon eine! :)

grüsse!

api
 
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