Hi gerry
bevor Dein toller Beitrag untergeht, herzlichen Dank dafür. In der Beratungspraxis haben wir hier auch solche Fälle, in einer Studentenstadt ist der geschilderte Ablauf auch keine Seltenheit. Haufenweise werden Häuser von Paaren angeboten, die sich auf diese Weise trafen und trennten. Mein Mann und ich hatten ähnlich komplizierte Umstände bezüglich Auswanderungsträumen und Studium. Ich denke mal, wie ich vorhin schon sagte, wenn es funktioniert, dann funktioniert es einfach mit dem Geben und Nehmen aber wohl nicht ohne Offenheit und Reden.
Allerdings gibt es auch dann, wenn man sich gegenseitig "angemessen" gibt oder nimmt keine Garantie dafür, dass eine Beziehung stabil bleibt. Es kommt wohl auf etwas anderes an.
Dieser Mann, den Du beschreibst, dem war sicherlich schon sehr viel früher als zum Zeitpunkt seines Fremdgehens bewusst, dass er sehr viel bekommen hat. Sowas schaukelt sich hoch und irgendwann gibt es keinen Auswege mehr, glaubt man. Und es ist sicherlich nicht angenehm sich irgendwann eingestehen zu müssen, dass man mit dem Partner ein schönes Leben hatte, weil er eben zurück steckte, man ihn im Grunde aber nie so lieben konnte, wie es für eine Dauerhaftigkeit nötig gewesen wäre. In den meisten Fällen beginnt die "Liebeslüge" schon viel früher und ich denke, dass in den seltensten Fällen wirklich das Ungleichgewicht des Gebens und Nehmens der Auslöser für das Beeziehungsdrama ist, sondern eine grundlegende Unaufrichtigkeit sich selbst gegenüber. Da man im Studium aber noch ein sogenannter "unfertiger" Mensch ist, sind den meisten Studenten diese Mechanismen noch nicht bewusst. Und dann laufen die Träume vom Traumjob und dem gleichzeitigen Liebes- oder gar Familienglück parallel und irgendwann wacht Mann oder Frau auf und RUMMS.
Dennoch, es gibt genügende Beziehungen, wo der ein oder andere etwas aufgibt und dennoch beide glücklich werden, weil die Wertschätzung einfach da ist, die die Liebe unterstützt.
Naja, Geben ist auch einfach ein liebevolles Dankeschön, selbst wenn man nicht mehr zusammensein möchte, Geben ist, dem anderen das Gefühl zu geben, dass er etwas Besonderes ist, dass er wertvoll ist. Geben muss nicht materiell, nicht "groß" oder "mächtig" sein. Und Nehmen? Nehmen ist Freude zeigen, einfach Danke sagen, ebenfalls zeigen, dass man den der gibt wertschätzt, ihn dafür liebt wie er ist. Im Grunde ist es für beide gleich nur aus einer anderen Perspektive. Und wenn beide jede Rolle mal kennengelernt haben, dann ist das sicherlich von Vorteil.
Liebe Grüße
Martina