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Faydit
Guest
Du beschreibst wie du die Welt siehst...auf, finde ich, durchaus berührende und gelungene Weise.
'WEN' du damit 'WIE' triffst, liegt doch nicht mehr in deinen Händen, ist nicht mehr deine Aufgabe. Es geht hier doch um Selbst-Ausdruck,....oder?
Ich schätze, wir sehen da eine ganze Menge ziemlich unterschiedlich. Selbst-Ausdruck hat doch keinen Selbst-Wert, Eigen-Wert. Welchen denn?
Wenn ich mich selbst ausdrücken will, brauche ich kein Publikum, dann mache ich etwas für mich selbst, und das war's. Wenn ich aber etwas ausdrücken will, von dem auch ein Gegenüber was hat, sprich, auf irgendeine Weise irgendetwas kommunizieren möchte, was ja der Sinn jeder Interaktion ist, kann das kein reiner Selbst-Ausdruck mehr sein, so wie nunmal Sex mit einem Gegenüber und Masturbieren alleine im stillen Kämmerlein nunmal auch zwei Paar ganz unterschiedlicher Schuhe sind. In einem Fall geht's nur um einen selbst, im anderen sollte das möglicher Weise nicht nur der Fall sein, obwohl da natürlich auch die Vorlieben durchaus unterschiedlich sein können.
Die Frage ist, und das wohl bei so ziemlich allem, was ist meine Absicht, und was ist das Resultat, und ist beides nach der Ausführung noch einigermaßen miteinander deckungsgleich, oder schon längst überhaupt nicht mehr.
Selbst-Ausdruck wäre sozusagen dann zu Ende, wenn der Text fertig geschrieben ist. So weit, ok, aber, genau dann geht's los, kommuniziert der nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere, und vor allem, wie? Ist das sozusagen Unsichtbare, meine Gedanken, Emotionen, Hintergründe,... so weit zumindest mit drinnen, dass sie nachvollziehbar werden, zumindest für einige, oder findet ein mögliches Gegenüber den Zugang erst gar nicht? Oder wenn es einen finden mag, dann eben möglicherweise einen so gar nicht beabsichtigten oder auch irreführenden.
Klar kann man auf das alles nicht völlig Rücksicht nehmen, denn dann bleibt möglicher Weise, weil man's allen recht machen will, nicht mehr viel übrig. Aber zumindest des Problems, Dilemmas sollte man sich bewusst sein, denke ich, und nicht automatisch davon ausgehen dass das was man glaubt, zu kommunizieren, auch tatsächlich am Ende das ist, was kommuniziert hat. Vermutlich wird das sogar die Ausnahme bleiben.
Wenn es um mehr geht, und du jemanden treffen willst, der sich nicht getroffen ist...ist Ent-täuschung schon vorprogrammiert, klar. Denn hier bist du nicht mehr in deiner eigenen Sache;...sondern in Sache des anderen.
Enttäuschung vermeiden kann man nicht, die kommt, so oder so, auf die eine oder andere Art, genau so, wie man Leid nicht vermeiden kann, dann schlägt es durch die Hintertüre zu.
Was sollte denn die eigene Sache sein, wenn nicht eine möglichst gut funktionierende Kommunikation? Wozu macht denn jemand etwas, um missverstanden zu werden? Alleine ist das Problem nunmal, so wie vieles, gar nicht lösbar, sondern nur in der Interaktion. Mit einem Gegenüber geht's, mit einem anderen gar nicht. Ok, was willst du dagegen machen?
Wir sind weder alle gleich, nicht einmal im demorkatischen Sinn, noch alle beliebig miteinander kompatibel, und unsere Kommunikation miteinander ist es noch viel weniger, wenn man von diversen kollektiven Gleichschaltungen absieht, die ja aber keine Kommunikation auf Augenhöhe sondern eher eine Art von oben verordnetes must-have oder sonstwas sind.
Glaubst du wirklich, es sei deine Aufgabe, andere zu ändern? Leidest du wirklich so sehr unter den anderen.....unter deinen eigenen Vorstellungen darüber, wie sie sind? Wenn ja, tut mir das ehrlich leid, denn ich weiß wie schmerzhaft sowas ist.
Ändern, nein, ändern kann ich gar nichts, gar niemanden. Aber zumindest hinweisen, was aufzuzeigen versuchen, samit dem Risiko des Scheiterns, Missverstanden Werdens. Wie eine Art Hofnarr, auf den eben leider niemand hört.
Ich leide nicht unter meinen Vorstellungen, wie Menschen sind, ich sehe und erlebe ja, wie Menschen sind, andauernd. Und selbst in meinen anderen Leben, so ich an die glauben mag, habe ich nichts anders, sondern im Gegenteil noch viel Schlimmeres, Ärgeres erlebt.
Ich kann eine ganze Menge an dem was Menschen tun oder glauben zu tun nicht wirklich nachvollziehen, obwohl ich selbst auch oft in nichts besser oder anders sein dürfte. Ich bin's eben anders, für andere wieder schwer verstehbar, schätze ich.
Aber, im Grunde genommen, nee, verstehe ich Menschen überhaupt nicht. Das Meiste was ich sehe, ergibt für mich keinen Sinn, wieso tun die das, wozu?
Wenn ich also nun - sagen wir mal - ein paar tausend Jahre Menschheitsgeschichte, sowohl aus eingenem Erleben als auch auf Grund historisch dokumentierte Fakten Revue passieren lasse, wie soll jemand da so etwas wie ein positives Menschenbild aufbauen können? Wo ist denn dieser menschliche Fortschritt, die spirituelle oder geistige Weiterentwicklung? Ich sehe nichts davon, eher im Gegenteil. Und wie schnell scheinbar ganz normale, brave Menschen wieder zu etwas ganz anderem werden, dafür muss man nur aktuelle Nachrichten ansehen. Und auch das war noch nie anders. Die für eine Weile gehegten Illusionen zerbrechen, und aus Nachbarn werden Feinde, jahrelang unterdrückter Groll und Hass schlägt durch, und auf einmal ist von der hauchdünnen scheinfriedlichen Fassade nichts mehr übrig.
Wenn es also lediglich meine Vorstellungen wäre, wäre das durchaus angenehm, die könnte man ja ändern. Allerdings fürchte ich, liegt das Problem doch viel eher in der tatsächliche, und auf vielerlei Weise anscheinend durchaus verdrehten oder vielleicht sogar - darauf deuten auch einige Anzeichen hin - unglücklich mutierten Natur - der Menschen selbst.
Etwas, oder sogar eine ganze Menge stimmt an uns Menschen anscheinend leider ganz und gar nicht. Und unsere globalisierte Welt und Gesellschaft macht das leider auch nicht besser. Ich gehe sogar davon aus, dass das was wir derzeit erleben erst so kleine Vorgeplänkel sind, die großen Katastrophen kommen wohl erst, und die werden dann vermutlich nicht wirklich schön sein.
Gelitten habe ich, denke ich, jahrelang genug, gebracht hat's auch nichts, außer mir jede Menge Probleme. Aber manchmal schäme ich mich dafür, ein Mensch zu sein, das schon. Wenn wir Menschen die Krone der Schöpfung sein sollen, dann ist die Schöpfung wohl selbst eine Art Fehlkonstruktion.