faydit's wortgemalt (Mitten in der Fremde)

Du beschreibst wie du die Welt siehst...auf, finde ich, durchaus berührende und gelungene Weise.
'WEN' du damit 'WIE' triffst, liegt doch nicht mehr in deinen Händen, ist nicht mehr deine Aufgabe. Es geht hier doch um Selbst-Ausdruck,....oder?

Ich schätze, wir sehen da eine ganze Menge ziemlich unterschiedlich. Selbst-Ausdruck hat doch keinen Selbst-Wert, Eigen-Wert. Welchen denn?
Wenn ich mich selbst ausdrücken will, brauche ich kein Publikum, dann mache ich etwas für mich selbst, und das war's. Wenn ich aber etwas ausdrücken will, von dem auch ein Gegenüber was hat, sprich, auf irgendeine Weise irgendetwas kommunizieren möchte, was ja der Sinn jeder Interaktion ist, kann das kein reiner Selbst-Ausdruck mehr sein, so wie nunmal Sex mit einem Gegenüber und Masturbieren alleine im stillen Kämmerlein nunmal auch zwei Paar ganz unterschiedlicher Schuhe sind. In einem Fall geht's nur um einen selbst, im anderen sollte das möglicher Weise nicht nur der Fall sein, obwohl da natürlich auch die Vorlieben durchaus unterschiedlich sein können.

Die Frage ist, und das wohl bei so ziemlich allem, was ist meine Absicht, und was ist das Resultat, und ist beides nach der Ausführung noch einigermaßen miteinander deckungsgleich, oder schon längst überhaupt nicht mehr.

Selbst-Ausdruck wäre sozusagen dann zu Ende, wenn der Text fertig geschrieben ist. So weit, ok, aber, genau dann geht's los, kommuniziert der nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere, und vor allem, wie? Ist das sozusagen Unsichtbare, meine Gedanken, Emotionen, Hintergründe,... so weit zumindest mit drinnen, dass sie nachvollziehbar werden, zumindest für einige, oder findet ein mögliches Gegenüber den Zugang erst gar nicht? Oder wenn es einen finden mag, dann eben möglicherweise einen so gar nicht beabsichtigten oder auch irreführenden.

Klar kann man auf das alles nicht völlig Rücksicht nehmen, denn dann bleibt möglicher Weise, weil man's allen recht machen will, nicht mehr viel übrig. Aber zumindest des Problems, Dilemmas sollte man sich bewusst sein, denke ich, und nicht automatisch davon ausgehen dass das was man glaubt, zu kommunizieren, auch tatsächlich am Ende das ist, was kommuniziert hat. Vermutlich wird das sogar die Ausnahme bleiben.

Wenn es um mehr geht, und du jemanden treffen willst, der sich nicht getroffen ist...ist Ent-täuschung schon vorprogrammiert, klar. Denn hier bist du nicht mehr in deiner eigenen Sache;...sondern in Sache des anderen.

Enttäuschung vermeiden kann man nicht, die kommt, so oder so, auf die eine oder andere Art, genau so, wie man Leid nicht vermeiden kann, dann schlägt es durch die Hintertüre zu.

Was sollte denn die eigene Sache sein, wenn nicht eine möglichst gut funktionierende Kommunikation? Wozu macht denn jemand etwas, um missverstanden zu werden? Alleine ist das Problem nunmal, so wie vieles, gar nicht lösbar, sondern nur in der Interaktion. Mit einem Gegenüber geht's, mit einem anderen gar nicht. Ok, was willst du dagegen machen?
Wir sind weder alle gleich, nicht einmal im demorkatischen Sinn, noch alle beliebig miteinander kompatibel, und unsere Kommunikation miteinander ist es noch viel weniger, wenn man von diversen kollektiven Gleichschaltungen absieht, die ja aber keine Kommunikation auf Augenhöhe sondern eher eine Art von oben verordnetes must-have oder sonstwas sind.

Glaubst du wirklich, es sei deine Aufgabe, andere zu ändern? Leidest du wirklich so sehr unter den anderen.....unter deinen eigenen Vorstellungen darüber, wie sie sind? Wenn ja, tut mir das ehrlich leid, denn ich weiß wie schmerzhaft sowas ist.

Ändern, nein, ändern kann ich gar nichts, gar niemanden. Aber zumindest hinweisen, was aufzuzeigen versuchen, samit dem Risiko des Scheiterns, Missverstanden Werdens. Wie eine Art Hofnarr, auf den eben leider niemand hört.

Ich leide nicht unter meinen Vorstellungen, wie Menschen sind, ich sehe und erlebe ja, wie Menschen sind, andauernd. Und selbst in meinen anderen Leben, so ich an die glauben mag, habe ich nichts anders, sondern im Gegenteil noch viel Schlimmeres, Ärgeres erlebt.
Ich kann eine ganze Menge an dem was Menschen tun oder glauben zu tun nicht wirklich nachvollziehen, obwohl ich selbst auch oft in nichts besser oder anders sein dürfte. Ich bin's eben anders, für andere wieder schwer verstehbar, schätze ich.
Aber, im Grunde genommen, nee, verstehe ich Menschen überhaupt nicht. Das Meiste was ich sehe, ergibt für mich keinen Sinn, wieso tun die das, wozu?
Wenn ich also nun - sagen wir mal - ein paar tausend Jahre Menschheitsgeschichte, sowohl aus eingenem Erleben als auch auf Grund historisch dokumentierte Fakten Revue passieren lasse, wie soll jemand da so etwas wie ein positives Menschenbild aufbauen können? Wo ist denn dieser menschliche Fortschritt, die spirituelle oder geistige Weiterentwicklung? Ich sehe nichts davon, eher im Gegenteil. Und wie schnell scheinbar ganz normale, brave Menschen wieder zu etwas ganz anderem werden, dafür muss man nur aktuelle Nachrichten ansehen. Und auch das war noch nie anders. Die für eine Weile gehegten Illusionen zerbrechen, und aus Nachbarn werden Feinde, jahrelang unterdrückter Groll und Hass schlägt durch, und auf einmal ist von der hauchdünnen scheinfriedlichen Fassade nichts mehr übrig.

Wenn es also lediglich meine Vorstellungen wäre, wäre das durchaus angenehm, die könnte man ja ändern. Allerdings fürchte ich, liegt das Problem doch viel eher in der tatsächliche, und auf vielerlei Weise anscheinend durchaus verdrehten oder vielleicht sogar - darauf deuten auch einige Anzeichen hin - unglücklich mutierten Natur - der Menschen selbst.

Etwas, oder sogar eine ganze Menge stimmt an uns Menschen anscheinend leider ganz und gar nicht. Und unsere globalisierte Welt und Gesellschaft macht das leider auch nicht besser. Ich gehe sogar davon aus, dass das was wir derzeit erleben erst so kleine Vorgeplänkel sind, die großen Katastrophen kommen wohl erst, und die werden dann vermutlich nicht wirklich schön sein.

Gelitten habe ich, denke ich, jahrelang genug, gebracht hat's auch nichts, außer mir jede Menge Probleme. Aber manchmal schäme ich mich dafür, ein Mensch zu sein, das schon. Wenn wir Menschen die Krone der Schöpfung sein sollen, dann ist die Schöpfung wohl selbst eine Art Fehlkonstruktion.
 
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Fortschritt - zivilisatief (Rohskizze)

Facebuckeln wir um die wonderbragepushte Freundesanzahl, Freunde, mit denen man kein einziges Wort jemals tatsächlich gewechselt hat, die dafür aber bei allfälligen Dislikes sofort die Freundschaft aufkündigen. Ware Freunde, nur die Summe zählt.

Also tumblrn wir lieber mal weiter, flickrn uns pinteressiert durch yougendlich getubten digitalen Stiegenhaustratsch,und twittern unseren Senf dazu, you're One in a Million, das Gefühl der individuellen Wichtigkeit verstärkt sich seltsamer Weise als Teil eines unüberschaubaren Kollektivs? Gab's sowas nicht
schon mal wo, vor einigen Jahrzehnten?
Wie möchtest Du Dein Selfie denn gerne? Ganz profashional hochglanzpoliert, oder doch per preselected Button ganz instagrammed und auf alternativ getrasht? Samt kostenloser und unwiderruflicher Überlassung aller Nutzungsrechte natürlich. Alles ist möglich, wenig hat Sinn. Ich will doch nur Spaß! An dem andere verdienen. Suchti, nee, Searchie! Sklaverei 2.0?

Searchen wir uns also gleich wieder mitten hinein in den nächsten Shitstorm, ins Eye der eigenen emotionalen Entrüstung, ins Ehe des künstlich erschaffenen Hurrikans, schließlich gibt es ja in der Realität noch nicht genug davon, auch wenn dank Klimaerwärmung die Quoten durchaus einem erfolgreichen Aktienkurs gleichen.
Gelenkte Entrüstung als digitales Menschenrecht(?), als anonymer Teil einer hysterisch auf aufgeregt sein
konditionierten Masse sich in der eigenen Tristesse ein kleines bisschen lebendiger, wichtiger fühlen, viral verbreitete negative Empathie, waren die Spiegelneuronen schuld, oder waren das doch schon kollektiv übertragene Spiegelneurosen?Wer fürchte sich vor der digitalen Ansteckung? Die digitale Pandemie heißt Buttonitis?

Eine stürmende Masse, die nur mal guckt, sich eituned, ohne zu wissen worum es eigentlich geht, aber wenn's alle machen kann's ja nicht ganz verkehrt sein. Hauptsache mit dabei, mitmarschieren in virtueller Uniformität, deren raffinierte Tarnung Individualität heißt.

Und wenn der Shitstorm jemanden anderen so richtig ins gegoogelte Minus gepfeffert hat, findet sich bestimmt schon bald irgendwo in den unendlichen sozialen Weiten des Netzgewerkes ein neuer, als Ventil eigener emotionaler, aber political incorrecter Frustrationen, zumindest im Real Life. Falls es das noch geben sollte.

Machen wir die anderen fertig, so lange es uns nicht selbst betrifft! Und solange wir nicht selbst den Kopf dafür hinhalten müssen. Riders on the anonymous Storm. Surfen, bis die Wellen irgendwann einmal doch auch über uns selbst zusammenbricht? Kann schnell gehen, wenn jemand dem uniformen Mainstream, dem sillycon Dream nicht mehr entspricht.

Und dafür sind wir jetzt vor langer Zeit von den Bäumen runtergekommen? Paradise Lost? Gimme Shelter...


 
Die Geschichte ist zwar schon ein wenig älter, aber für mich nach wie vor eine meiner Lieblingsgeschichten. Über jemanden mit Problemen...



Zweifler


Ein Mann in einer Art Garten, eigentlich ein baumbestücktes Grundstück, Olivenbäume hauptsächlich. Es ist bereits dunkel.

Es sitzt an einen der Bäume gelehnt, in Gedanken versunken, etwas abseits ein paar weitere Männer, eine Frau, einige unterhalten sich miteinander, essen etwas, die meisten sitzen stumm um die zwei Feuer, die etwas Licht und Wärme verbreiten, ebenso wie Rauch. Manchmal hustet einer. Der Mann, der alleine im Schatten, abseits der anderen sitzt, wirkt eher unscheinbar. Nichts besonderes, könnte man meinen, wenn man ihm einfach so irgendwo auf der Straße begegnen würde.

Wenn man ihn so sieht, wie er jetzt da sitzt, unter dem Baum, den Ästen, so würde man unschwer erkennen, dass ihn etwas zu quälen scheint. Manchmal wirkt es, als ob er auf etwas zu lauschen scheint, dann hebt er etwas den Kopf, die Augen ohne Richtung in eine Art unsichtbare Ferne gerichtet. Die anderen lassen ihn in Ruhe, nur die Frau sieht manchmal leicht beunruhigt zu ihm hinüber, sie scheint ihn gut genug zu kennen, um ihn dennoch bei dem, das in ihm vorzugehen scheint, in Ruhe zu lassen.

"Wozu?"

"Warum?"

Er hat es ja versucht, ihnen, den Menschen das, was er wusste, nahezubringen, was war davon geblieben? Kunststücke, Wunder, Sensationen. Die wollten die anderen, waren gierig nach ihnen. Und jede Erzählung über sie veränderte ihren Inhalt, bis außer seltsam unverständlichen aber wundersamen Schaustücken nichts davon mehr übrig geblieben war.

Und jetzt war er hier, saß in diesem Garten, selbst langsam randvoll mit Zweifeln an dem was er vor nicht all zu langer Zeit begonnen hatte.

Er war, ja was? Wütend, traurig, enttäuscht? Der Mensch, der er war, war es auf jeden Fall. Und dieser Mensch haderte mit dem, das er eben auch noch war, dem, das da auch in ihm war, wirkte, manchmal sogar Wunder wirkte, bewirkte. Zumindest erschien es anderen oft so. Drei Jahre voll mühseliger Anstrengungen, kleiner Erfolge, von all der Zeit davor ganz zu schweigen, und jetzt? Wie sollte es weitergehen?

Sie verstanden ihn nicht, nicht einmal sie, die dort am Feuer saßen, nicht einmal sie, die dort am Feuer saß, auch wenn sie doch im Vergleich zu den anderen eine durchaus wohltuend intelligente Ausnahme war. Nicht wirklich.

Er liebte sie alle, dennoch, sie dienten bestimmten Zwecken, nahmen ganz bestimmte Plätze ein, aber trotzdem, es war so mühselig, so schwierig, ihnen auch nur irgendetwas klarzumachen. Sie liebte er auch etwas anders, sie zumindest vermochte auch sein Menschenherz ein wenig zu berühren. Er sollte vorsichtig sein, sie küsste zu gut, und doch, auch ihr fehlte dieser kleine Funke, das Verständnis des Ganzen. Niemand war da, der wie er war. Wie fühlt sich ein Sehender unter lauter Blinden?

Noch schlimmer, wie fühlt er sich, wenn alle so gerne auch blind bleiben wollten? Was erwarteten sie von ihm? Schnelle Lösungen, kleine oder auch größere Wunder, für ihre, im Grunde genommen, eben genau durch diese, ihre eigene Blindheit erschaffenen Probleme. Sie litten an sich selbst, quälten sich selbst und sich miteinander ab, Linderung verschaffte lediglich, den eigenen Schmerz an andere ebenso weiterzugeben, wie er in ihnen selbst auch nunmal für sie unlösbar existent war.

Diese Welt war die Hölle. Für alle, und diese Hölle waren zugleich immer auch alle anderen, füreinander. Er verstand es nicht. Warum taten sie das? Sich, anderen an? Was lief schief? Was ließ sie nicht erkennen, was möglich wäre, möglich gewesen wäre? Denn langsam begann er selbst nicht mehr daran zu glauben, dass hier irgendetwas anders funktionieren könnte.

Er hatte einmal gehofft, er könnte daran etwas ändern, sogar helfen, etwas Positives bewirken, stattdessen himmelten ihn ein paar weitgehend ebenso Blinde wie der Rest als neuen Befreier, Retter an, andere hassten ihn. Hatte er das jemals so gewollt? Sogar das schien hier nicht zu funktionieren. Warum nicht? Das war doch auch Teil dieses so großen, anderen Ganzen, das zugleich doch in allem, das er davon kannte, in seiner Erinnerung, zugleich so ganz anders war als dieses Hier. Was wirkte hier noch, gegen das was eigentlich hätte wirken sollen?

"Halte ihnen den Spiegel vor!"

Er wusste, was die Stimme in Inneren meinte. Konnte er, vermochte er das? Es würde wehtun. Ihm selbst, davor war auch er nicht gefeit. Und was würde es tatsächlich bringen, bewirken?

Vermutlich jede Menge neuer Irrtümer, Missdeutungen, Fehlentwicklungen. Andererseits, wenn er so weitermachte wie bisher, brachte das wohl auch wenig. Leiden, selbst, für die? Nein, das nicht, nur ihnen ihr Leid, das er andauernd sah, spürte, wahrnahm, auch wenn es ihn nicht wirklich zu berühren vermochte, noch einmal klar zeigen, zurückgeben. Und dann, nichts wie raus, weg von hier. Er stand einfach an, mit sich selbst, den anderen. Das überstieg seine Kräfte, in dieser Form, als Mensch.

Sie kam langsam auf ihn zu, strich vorsichtig und doch so vertraut über seine Hand, sie sahen einander an. Alle anderen schliefen bereits.

"Pass auf sie auf! Sie werden sich sonst verlaufen. Und auf dich auch! Ich werde nicht mehr lange hier sein."

Sie wusste bereits, was er da zu ihr sagte. Ein wenig kannte sie ihn doch, spürte ihn. Liebe, diese so seltsam andere als die, die sie hier alle für Liebe hielten. Die auch sie selbst so lange dafür gehalten hatte. Er war anders, und sie auch, seit sie ihm begegnet war. Nicht, wie er, aber doch sehr verändert. Sie nickte nur. Wusste bei ihm nie, was sie eigentlich tun sollte, tun wollte. Er verwirrte sie. Brachte sie immer noch durcheinander. Und doch war es schön.

Er zog sie zu sich heran, sah sie an, küsste sie, so vorsichtig, wie er es immer tat, keine Forderung, eben, weil ihm danach war, sein im Moment, kein vorher, kein nachher. Manchmal wurde sie darüber wirklich wütend. Spielte er? Und doch wusste sie tief in sich selbst, dass genau das nicht zutraf. Er war dennoch manchmal ganz schön schwierig. Er, es, das Ganze hier. Für sie. Ein Grenzgang.

Sie schwiegen wieder, sahen sich nur an, sie legte ihren Kopf an seine Brust, ein wenig Wärme in der Kälte der Nacht, er strich über ihr Haar, küsste sie auf die Stirn. Das tat er oft. Sie verstand es nicht wirklich. Verwirrend war er, immer noch, für sie.

"Verzeih mir, aber ich kann nicht anders."

Was sollten jetzt diese Worte zu ihr? Sie wollte sie gar nicht verstehen. Und tat es doch. Die Wahrheit tut weh, mitunter. Und er tat ihr weh. Ausgerechnet jetzt. Ihr wurde plötzlich kalt, ganz tief in ihrem eigenen Inneren. Er lächelte trotzdem. Konnte sie ihn auch hassen, dafür? Durfte sie das auch?

Plötzlich Geräusche, Lärm. Fremde Menschen, Soldaten kamen den Abhang herauf. Und ihnen voran einer, den sie beide nur all zu gut kannten, einer von ihnen. Er schickte sie weg, zu den anderen, ein letzter Kuss, auf die Stirn, klar, blieb stehen, und erwartete, was da auf ihn zukam.

Noch ein Kuss, nur erhielt er selbst ihn diesmal, von einem anderen, dann führten ihn die Soldaten weg. Judas lächelte, noch.

Mirjam war eher nach weinen zumute. Es tat weh. Alles.
 
Ein Siedler (Drama XS)


Ein
Siedler
Krebs
sehnt
sich
nach
Zwei
Siedler
Krebs
erei

Weil
es
ihm
aber
im
Zwei
Siedler
Krebs
erei
Ein
Siedler
Heim
schnell
doch
zu
eng
wird

klar
mit
vier
schnappenden
Ein
Siedler
Krebs
Scheren
und
zu
wenig
Platz

außer
für
etwaige
Krebs
ereien

zwickt
Ein
Siedler
Krebs
Ein
Siedler
Krebs
erei
Krebs

schnell
wieder
hinaus

und
bemerkt
leider
erst
zu
spät

dass
das
Haus
nunmehr
nicht
mehr
ihm

sondern
Ein
Siedler
Krebs
erei
Krebs
zu
gehören
scheint

ist
das
jetzt
Freiheit
fragt
sich
Ein
Siedler
Krebs

bevor
er
ohne
Ein
Siedler
Krebs
Heim

problem
los
von
Ein
Siedler
Krebs
Fresser
Fisch

meta
morphiert
wird
...

 

Vor etwas mehr als drei Jahren, als ich noch viel mehr und öfter hier schrieb, und als es mir noch - aus vielerlei Gründen - ziemlich beschissen ging, zumindest viel beschissener als derzeit, begann ich in meinem damaligen Thread in "Aufgeschrieben" hier, ziemlich gegen Ende des Selbigen eine kleine Geschichte, die man zwar auch so hätte stehen lassen können, aber manchmal gehen Geschichten gerade dann weiter, wenn man nicht (mehr) damit rechnet, oder beginnen mitunter auch erst dann so richtig. Also erzähle ich diese Geschichte, obwohl sie eigentlich bereits schon wieder seit etwas längerer Zeit fertig ist, vielleicht doch auch einmal im Rahmes dieses Forums zu Ende.

Das Besondere, und für mich natürlich auch durchaus Erfreuliche an dieser Geschichte ist wohl, dass sie, von ein paar Kunstgriffen abgesehen, zumindest im Kern wahr ist. Und somit nicht nur eine meiner Geschichten, sondern ebenso in gewisser Weise meine eigene wie auch die eines für mich ganz besonderen anderen Menschen ist. Eine kleine, einfache Geschichte eben.

Gewidmet einer, oder doch lieber der Einen, die tatsächlich alle(s) sein kann. Dem einzigen Menschen, der mir jemals begegnet ist, der anscheinend wirklich weiß, was Liebe ist - oder das nach wie vor nicht vergessen hat. Vor allem aber, wie man sie - miteinander - so leben kann, dass sie sogar noch mehr und mehr wird. Zumindest in Kombination mit jemandem wie mir. Was an sich schon eine Art eigentlich unmögliches Kunststück ist.
Dachte ich zumindest, bevor wir zwei uns begegneten. Oder zumindest versuchten einige ihrer Vorgängerinnen gerne, mir das so zu suggerieren, was dazu führte dass ich das irgendwann durchaus selbst glaubte.

Sie war damals gerade kurz genug in diesem Forum, um mir auf ganz eigenartige Weise aufzufallen (Sonst wären wir uns mit ziemlicher Sicherheit nie begegnet, was für uns beide wohl äußerst schade gewesen wäre). Gerade weil sie so ganz anders war als alle anderen hier. Eigentlich passte sie hier auch überhaupt nicht rein. Viel zu stark und zu fragil zugleich. Und viel zu - nun ja - überirdisch echt.

Hiermit also einer ganze besonderen Person danke! Für deine Wahrheit, deine Liebe, deine Geduld, für uns!
Und für den Peace in my Heart, der nun einmal etwas ist, das mir ohne dich viel zu lange viel zu sehr gefehlt zu haben scheint!

Wenn wir, egal wo wir gerade sind, von anderen jedes mal wieder ganz automatisch für ein etwas in die Jahre gekommenes Ehepaar gehalten werden, das auf wundersame Weise nach all der Zeit immer noch ineinander verliebt zu sein scheint, dann weiß ich, dass ich wenigstens einmal in meinem Leben etwas richtig gemacht habe, auch wenn die Lorbeeren dafür viel weniger mir selbst zustehen als einer ganz außergewöhnlichen, ganz einzigartigen Frau. Für mich zumindest. Was in dem Fall, finde ich, auch vollauf genügt.

Ach ja, irgendwann, ganz am Anfang, als von einer Beziehung zwischen uns beiden noch überhaupt keine Rede war, auch wenn sich einiges durchaus bereits damals ganz wunderbar anzog, bezeichnete sie mein Schreiben hier als Art "Naturgewalt". Ein schöneres Kompliment habe ich noch nie bekommen. Naturgewalt, verbunden mit und inmitten des Seins, und dieses ausdrückend, lebend, selbst seiend, in jeglicher Form, samt allen "guten" wie "schlechten" Seiten, mal still und sanft, mal stürmisch und wild, was will man denn noch mehr? Wie brennt ein Tsunami - nun ja - im Wasserglas? Ach nee, das war ja Absinth... :D

Also so gesehen, man mag ja von diesem Forum halten was man will, aber wenn man bereit ist, im Vorfeld auch diverse größere allfällige Enttäuschungen, emotionale Irrfahrten und entsprechende doch eher äußerst inkompatible Katastrophen in Kauf zu nehmen, so ist es doch - zumindest meiner Erfahrung nach - die beste Singlebörse, die ich kenne. So ferne zumindest das Timing passt und bestimmte ko(s)mische Zeitfenster auf ganz wundersame Weise - und natürlich ganz zufällig - gerade synchron genug zueinander offen sein mögen… :D

Aber genug geschwärmt, sonst nimmt's gar kein Ende mehr - wäre das dann vielleicht Unendlichkeit? - also hiermit (nochmal) meine (nunmehr fertige kleine) Geschichte (Dritten Teil gibt's keinen! Wozu auch?).

Für meine Eine!

In Ewigkeit! Amen! (ich hoff's mal...)








Nur Eine


Erster Teil:
Nur drei Frauen


Ein Mann auf einem Hügel.

Plötzlich steht noch jemand da.
Wunderschön, völlig unbekleidet, lächelnd, das Schönste, das er je gesehen hatte. Alleine der Anblick wirft ihn auf den Boden.
Als er langsam aufsteht, lächelt sie noch immer.

Etwas tut weh, in ihm, und zugleich empfindet er nur sowas wie Liebe.
Als er auf sie zugehen will, weicht sie zurück. Er versteht es nicht. Versucht es nochmal.
Wieder weicht sie zurück.

"Was tust du da? Warum tust du das?"

Sie weicht weiter zurück. "Um dich zu schützen."

"Wovor? Ich will dich doch nur berühren, festhalten, spüren."

"Genügt dir nicht, was du siehst?"

"Nein! Etwas zieht mich zu dir hin. Und etwas dabei tut weh. Ich will dass das aufhört. Nimm es weg!"

"Das vermag ich nicht zu tun."

"Wieso nicht? Ist doch erst da seit du es ausgelöst hast!" Wütend stampft er auch den Boden.

Sie lächelt. "Nein, das ist schon viel länger da, in dir, in dir selbst."

"ich habe nie was bemerkt."

"Natürlich nicht. Du bist mir ja auch kaum begegnet."

"Wir sind uns noch nie begegnet."

"Oh doch, nur hast du mich selten gesehen oder erkannt. Weil du nicht wolltest, dass es wehtut. Also bist du gegangen. Ich war nur nicht in dieser Gestalt."

"Wo, wie oft?"

"Unzählige Male."

"Und jetzt tut es weh weil ich dich sehe? Warum? Ich verstehe nicht."

"Was dir wehtut sind deine Fehler, Irrtümer, als du mich nicht erkannt hast."

"Und warum darf ich dich nicht berühren, jetzt?"

"Weil es dir eben noch wehtut. Du würdest mich nicht ertragen, an mir verbrennen. Sofort. Noch schlimmer, ich würde mich
sofort verwandeln. In mein Gegenteil. Ich würde alt und hässlich werden. Aber, du würdest mich dennoch nicht so sehen. Und allen über dieses alte hässliche Wesen erzählen wollen, und es in den höchsten Tönen loben. Einige würden dir sogar glauben und dasselbe weitererzählen. Aber ich wäre dann nicht mehr so wie jetzt. Möchtest du das?"

"Nein, natürlich nicht! Aber, was soll ich jetzt tun?"

"Ich helfe dir ein wenig. Ich schicke dir meine Schwester, wenn du so willst. Den Teil von mir, den du vielleicht ertragen könntest. Sie darf dich und du sie berühren. Aber, es wird nicht einfach werden. Ihr werdet einander ganz unglaublich wehtun."

"Noch mehr Schmerz?"

"vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn du es richtig anstellst, werden deine Schmerzen, das was dir wehtut, weniger werden. Wenn nicht, dann werden sie mehr werden. Das Schwierige mag sein, die alten loszuwerden ohne neue zu erschaffen. Traust du dir das zu?"

"Klar!"

Sie lächelt sehr eigenartig.

"Na gut. Wir werden sehen. Ich verabschiede mich einmal. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder."

"Warte! Wie heißt du?"

Sie dreht sich um. "Mein Name ist Wahrheit. Und der meiner Schwester Liebe."

Sie ist plötzlich nicht mehr da. Stattdessen jemand anderer. Ebenso schön, etwas anders, auch sie lächelt.
Er geht auf sie zu, nichts tut weh. Berührt sie, umarmt sie, das Übliche eben, alles scheint doch prima zu klappen.

Als sie Hand in Hand nach Hause gehen, denkt er: "War doch gar nicht so schwer. Wenn das alles ist…"
Er grinst, voller Stolz über sich selbst.

Die Frau lächelt auch sehr eigenartig.

____


Auf dem Hügel steht eine dritte Frau.
"Schade, ich hätte ihm so gerne geholfen." denkt sie. "Aber wenn er glaubt, ohne mich auszukommen…"

Langsam verschwindet auch die Geduld wieder…





Zweiter Teil: Nur Eine


...beinahe.


Ein anderer Mann, eine Art Bettler, sitzt in der Nähe, verfolgte das ganze Geschehen, teilnahmslos, er hatte derartiges wohl schon öfter gesehen, erlebt vielleicht auch, in für ihn besseren Zeiten.

Er wird erst aufmerksamer, als die Geduld erscheint, wacher, plötzlich, sogar die sonst eher müden Augen glänzen beinahe wieder. Er lächelte sogar.

Kurz bevor die Gestalt tatsächlich wieder weg ist, und mit sichtlicher Mühe, Zweifeln, ob er denn das Richtige täte, spricht er sie an: "Du bist sehr schön! Hast du vielleicht etwas Zeit?"

Sie ist erstaunt, lächelt, ihn sogar an, ungewohnt für sie, die sie sonst immer im Schatten ihrer Schwestern steht, überhaupt von jemandem gesehen, wahrgenommen zu werden. Noch dazu findet er sie schön.
Was ist das für ein seltsamer Mann, dieser Bettler, dessen Augen trotz allem das er erlebt haben mag, so gar nicht leer und erloschen wirken, wie sonst so oft?

" Zeit habe ich fast immer." Sie setzt sich zu ihm, sieht ihn an.

Er lächelt zurück. "Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber du bist sehr schön!"

Sie sieht ihn fragend an.

"Wahrheit ohne Liebe ist kalt. Liebe ohne Wahrheit verbrennt. Manches braucht eben auch Zeit, Geduld, Verständnis. Manches vielleicht auch nicht."

Sie lächelt. Schweigt, überlegt.

Er nimmt ihre Hand, hält sie einfach, sieht sie an, irgendwann hebt er sie hoch, beugt sich ein wenig runter, küsst sie, ganz vorsichtig, hält sie weiterhin in seiner. Sieht sie wieder an.

Sie dreht den Kopf zur Seite, weicht seinem Blick aus.
"Ich verrate dir ein Geheimnis. Manchmal bin ich gar nicht so geduldig. Manchmal möchte ich es einfach gar nicht sein.
Zum Beispiel, wenn ich mir etwas ganz besonders wünsche. Und wenn ich es dann nicht bekomme, werde ich sogar ganz schön wütend, bin enttäuscht oder finde es unfair. Meine Schwestern bekommen alles, fast alles, was sie sich wünschen, nur ich soll immer warten."

Sie sieht ihn wieder an, er streicht mit der Hand über ihr Gesicht, nimmt es in seine beiden Hände, küsst sie auf die Stirn, sieht sie an, lächelt, dann auf den Mund. Sie lässt sich nach rückwärts fallen, erwidert den Kuss, sie küssen einander lange, bevor ihre Hände auf weitere Entdeckungsreise gehen.

Für eine Weile, ein ziemlich lange Weile scheint es nur mehr sie beide zu geben. Alles andere ist weg, wie hinter einer Art Nebel, Schleier, nur sie und er, jetzt, hier, da, miteinander.

Als sie sich langsam wieder aufsetzen, sind beide erstmal still, sie rückt ihre Kleider wieder etwas zurecht, er sieht sie an.

"Du findest mich noch immer schön?"

Er grinst, "Ja klar, dich, oder euch alle, euch drei, die ihr im Grunde genommen doch nur eine seid?"

Sie sieht ihn erstaunt an, dann umarmt sie ihn, küsst ihn, so heftig sie es vermag, und grinst beinahe wie er.

"Du weißt es, siehst es wirklich?"

"Manchmal, wenn ich Glück habe, und an der richtigen Stelle beginne..."

"Vielleicht bekomme ich ja doch manchmal genau das, was ich mir wünsche."

"Ich ja vielleicht auch."

Er lächelt sie an, diese Frau, diese drei Frauen, die er sieht, obwohl die Meisten wohl nur eine davon erblicken mögen.

"Mein erster Harem", denkt er sich insgeheim. "Muss ich reich sein!"

"Ich habe lange gewartet." Fast tonlos sagt sie das, als ob sie mehr mit sich selbst als mit ihm spräche.

"Ich auch." Erwidert er ebenso leise.

"Gehen wir? Heim?"

"Ich denke, ja."

Sie umarmen einander, langsam verschwimmen ihre Konturen, lösen sich auf.

"Wer bist du?" will sie ihn plötzlich noch fragen, er lächelt nur.

Irgendwie weiß sie es vielleicht ohnehin, so wie sie wusste, dass sie ihm einmal begegnen würde. Oder er ihr.

____


Als am nächsten Tag die ersten Bauern und Händler in die Stadt kommen, erblicken einige den erstarrten Körper eines Bettlers am Wegesrand, still liegt er da, beinahe als ob er schliefe, und mit einem eigenartigen Lächeln im Gesicht. Manche erschrecken, als sie es bemerken. Es wirkt ein wenig unheimlich, unnatürlich.

Schließlich werfen ein paar Männer etwas Erde über den Körper, legen ein paar Steine über ihn, so dass der Wind die Erde, den Sand nicht gleich wieder wegbläst.

Im nächsten Jahr, der Vorfall ist längst vergessen, beginnt an dieser Stelle ein seltsamer Strauch zu wachsen, schließlich sogar zu blühen. Denn an jedem seiner Äste trägt er genau drei Blüten, die sich zur gleichen Zeit öffnen, und auch wieder verwelken.

Den Meisten fällt der Strauch allerdings gar nicht erst auf, und schließlich wird er von einer Schar Kamelen, die von ihrem Besitzer eiligst in die Stadt dirigiert werden, niedergetrampelt.

Nur manchmal, wenn der Wind bläst, bildet er an genau dieser Stelle kleine Wirbel, zwei meistens, die sich langsam umkreisen, und mitunter auch zu einem größeren vereinen...



 

Vor etwas mehr als drei Jahren, als ich noch viel mehr und öfter hier schrieb, und als es mir noch - aus vielerlei Gründen - ziemlich beschissen ging, zumindest viel beschissener als derzeit, begann ich in meinem damaligen Thread in "Aufgeschrieben" hier, ziemlich gegen Ende des Selbigen eine kleine Geschichte, die man zwar auch so hätte stehen lassen können, aber manchmal gehen Geschichten gerade dann weiter, wenn man nicht (mehr) damit rechnet, oder beginnen mitunter auch erst dann so richtig. Also erzähle ich diese Geschichte, obwohl sie eigentlich bereits schon wieder seit etwas längerer Zeit fertig ist, vielleicht doch auch einmal im Rahmes dieses Forums zu Ende.

Das Besondere, und für mich natürlich auch durchaus Erfreuliche an dieser Geschichte ist wohl, dass sie, von ein paar Kunstgriffen abgesehen, zumindest im Kern wahr ist. Und somit nicht nur eine meiner Geschichten, sondern ebenso in gewisser Weise meine eigene wie auch die eines für mich ganz besonderen anderen Menschen ist. Eine kleine, einfache Geschichte eben.

Gewidmet einer, oder doch lieber der Einen, die tatsächlich alle(s) sein kann. Dem einzigen Menschen, der mir jemals begegnet ist, der anscheinend wirklich weiß, was Liebe ist - oder das nach wie vor nicht vergessen hat. Vor allem aber, wie man sie - miteinander - so leben kann, dass sie sogar noch mehr und mehr wird. Zumindest in Kombination mit jemandem wie mir. Was an sich schon eine Art eigentlich unmögliches Kunststück ist.
Dachte ich zumindest, bevor wir zwei uns begegneten. Oder zumindest versuchten einige ihrer Vorgängerinnen gerne, mir das so zu suggerieren, was dazu führte dass ich das irgendwann durchaus selbst glaubte.

Sie war damals gerade kurz genug in diesem Forum, um mir auf ganz eigenartige Weise aufzufallen (Sonst wären wir uns mit ziemlicher Sicherheit nie begegnet, was für uns beide wohl äußerst schade gewesen wäre). Gerade weil sie so ganz anders war als alle anderen hier. Eigentlich passte sie hier auch überhaupt nicht rein. Viel zu stark und zu fragil zugleich. Und viel zu - nun ja - überirdisch echt.

Hiermit also einer ganze besonderen Person danke! Für deine Wahrheit, deine Liebe, deine Geduld, für uns!
Und für den Peace in my Heart, der nun einmal etwas ist, das mir ohne dich viel zu lange viel zu sehr gefehlt zu haben scheint!

Wenn wir, egal wo wir gerade sind, von anderen jedes mal wieder ganz automatisch für ein etwas in die Jahre gekommenes Ehepaar gehalten werden, das auf wundersame Weise nach all der Zeit immer noch ineinander verliebt zu sein scheint, dann weiß ich, dass ich wenigstens einmal in meinem Leben etwas richtig gemacht habe, auch wenn die Lorbeeren dafür viel weniger mir selbst zustehen als einer ganz außergewöhnlichen, ganz einzigartigen Frau. Für mich zumindest. Was in dem Fall, finde ich, auch vollauf genügt.

Ach ja, irgendwann, ganz am Anfang, als von einer Beziehung zwischen uns beiden noch überhaupt keine Rede war, auch wenn sich einiges durchaus bereits damals ganz wunderbar anzog, bezeichnete sie mein Schreiben hier als Art "Naturgewalt". Ein schöneres Kompliment habe ich noch nie bekommen. Naturgewalt, verbunden mit und inmitten des Seins, und dieses ausdrückend, lebend, selbst seiend, in jeglicher Form, samt allen "guten" wie "schlechten" Seiten, mal still und sanft, mal stürmisch und wild, was will man denn noch mehr? Wie brennt ein Tsunami - nun ja - im Wasserglas? Ach nee, das war ja Absinth... :D

Also so gesehen, man mag ja von diesem Forum halten was man will, aber wenn man bereit ist, im Vorfeld auch diverse größere allfällige Enttäuschungen, emotionale Irrfahrten und entsprechende doch eher äußerst inkompatible Katastrophen in Kauf zu nehmen, so ist es doch - zumindest meiner Erfahrung nach - die beste Singlebörse, die ich kenne. So ferne zumindest das Timing passt und bestimmte ko(s)mische Zeitfenster auf ganz wundersame Weise - und natürlich ganz zufällig - gerade synchron genug zueinander offen sein mögen… :D

Aber genug geschwärmt, sonst nimmt's gar kein Ende mehr - wäre das dann vielleicht Unendlichkeit? - also hiermit (nochmal) meine (nunmehr fertige kleine) Geschichte (Dritten Teil gibt's keinen! Wozu auch?).

Für meine Eine!

In Ewigkeit! Amen! (ich hoff's mal...)








Nur Eine


Erster Teil:
Nur drei Frauen


Ein Mann auf einem Hügel.

Plötzlich steht noch jemand da.
Wunderschön, völlig unbekleidet, lächelnd, das Schönste, das er je gesehen hatte. Alleine der Anblick wirft ihn auf den Boden.
Als er langsam aufsteht, lächelt sie noch immer.

Etwas tut weh, in ihm, und zugleich empfindet er nur sowas wie Liebe.
Als er auf sie zugehen will, weicht sie zurück. Er versteht es nicht. Versucht es nochmal.
Wieder weicht sie zurück.

"Was tust du da? Warum tust du das?"

Sie weicht weiter zurück. "Um dich zu schützen."

"Wovor? Ich will dich doch nur berühren, festhalten, spüren."

"Genügt dir nicht, was du siehst?"

"Nein! Etwas zieht mich zu dir hin. Und etwas dabei tut weh. Ich will dass das aufhört. Nimm es weg!"

"Das vermag ich nicht zu tun."

"Wieso nicht? Ist doch erst da seit du es ausgelöst hast!" Wütend stampft er auch den Boden.

Sie lächelt. "Nein, das ist schon viel länger da, in dir, in dir selbst."

"ich habe nie was bemerkt."

"Natürlich nicht. Du bist mir ja auch kaum begegnet."

"Wir sind uns noch nie begegnet."

"Oh doch, nur hast du mich selten gesehen oder erkannt. Weil du nicht wolltest, dass es wehtut. Also bist du gegangen. Ich war nur nicht in dieser Gestalt."

"Wo, wie oft?"

"Unzählige Male."

"Und jetzt tut es weh weil ich dich sehe? Warum? Ich verstehe nicht."

"Was dir wehtut sind deine Fehler, Irrtümer, als du mich nicht erkannt hast."

"Und warum darf ich dich nicht berühren, jetzt?"

"Weil es dir eben noch wehtut. Du würdest mich nicht ertragen, an mir verbrennen. Sofort. Noch schlimmer, ich würde mich
sofort verwandeln. In mein Gegenteil. Ich würde alt und hässlich werden. Aber, du würdest mich dennoch nicht so sehen. Und allen über dieses alte hässliche Wesen erzählen wollen, und es in den höchsten Tönen loben. Einige würden dir sogar glauben und dasselbe weitererzählen. Aber ich wäre dann nicht mehr so wie jetzt. Möchtest du das?"

"Nein, natürlich nicht! Aber, was soll ich jetzt tun?"

"Ich helfe dir ein wenig. Ich schicke dir meine Schwester, wenn du so willst. Den Teil von mir, den du vielleicht ertragen könntest. Sie darf dich und du sie berühren. Aber, es wird nicht einfach werden. Ihr werdet einander ganz unglaublich wehtun."

"Noch mehr Schmerz?"

"vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn du es richtig anstellst, werden deine Schmerzen, das was dir wehtut, weniger werden. Wenn nicht, dann werden sie mehr werden. Das Schwierige mag sein, die alten loszuwerden ohne neue zu erschaffen. Traust du dir das zu?"

"Klar!"

Sie lächelt sehr eigenartig.

"Na gut. Wir werden sehen. Ich verabschiede mich einmal. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder."

"Warte! Wie heißt du?"

Sie dreht sich um. "Mein Name ist Wahrheit. Und der meiner Schwester Liebe."

Sie ist plötzlich nicht mehr da. Stattdessen jemand anderer. Ebenso schön, etwas anders, auch sie lächelt.
Er geht auf sie zu, nichts tut weh. Berührt sie, umarmt sie, das Übliche eben, alles scheint doch prima zu klappen.

Als sie Hand in Hand nach Hause gehen, denkt er: "War doch gar nicht so schwer. Wenn das alles ist…"
Er grinst, voller Stolz über sich selbst.

Die Frau lächelt auch sehr eigenartig.

____


Auf dem Hügel steht eine dritte Frau.
"Schade, ich hätte ihm so gerne geholfen." denkt sie. "Aber wenn er glaubt, ohne mich auszukommen…"

Langsam verschwindet auch die Geduld wieder…





Zweiter Teil: Nur Eine


...beinahe.


Ein anderer Mann, eine Art Bettler, sitzt in der Nähe, verfolgte das ganze Geschehen, teilnahmslos, er hatte derartiges wohl schon öfter gesehen, erlebt vielleicht auch, in für ihn besseren Zeiten.

Er wird erst aufmerksamer, als die Geduld erscheint, wacher, plötzlich, sogar die sonst eher müden Augen glänzen beinahe wieder. Er lächelte sogar.

Kurz bevor die Gestalt tatsächlich wieder weg ist, und mit sichtlicher Mühe, Zweifeln, ob er denn das Richtige täte, spricht er sie an: "Du bist sehr schön! Hast du vielleicht etwas Zeit?"

Sie ist erstaunt, lächelt, ihn sogar an, ungewohnt für sie, die sie sonst immer im Schatten ihrer Schwestern steht, überhaupt von jemandem gesehen, wahrgenommen zu werden. Noch dazu findet er sie schön.
Was ist das für ein seltsamer Mann, dieser Bettler, dessen Augen trotz allem das er erlebt haben mag, so gar nicht leer und erloschen wirken, wie sonst so oft?

" Zeit habe ich fast immer." Sie setzt sich zu ihm, sieht ihn an.

Er lächelt zurück. "Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber du bist sehr schön!"

Sie sieht ihn fragend an.

"Wahrheit ohne Liebe ist kalt. Liebe ohne Wahrheit verbrennt. Manches braucht eben auch Zeit, Geduld, Verständnis. Manches vielleicht auch nicht."

Sie lächelt. Schweigt, überlegt.

Er nimmt ihre Hand, hält sie einfach, sieht sie an, irgendwann hebt er sie hoch, beugt sich ein wenig runter, küsst sie, ganz vorsichtig, hält sie weiterhin in seiner. Sieht sie wieder an.

Sie dreht den Kopf zur Seite, weicht seinem Blick aus.
"Ich verrate dir ein Geheimnis. Manchmal bin ich gar nicht so geduldig. Manchmal möchte ich es einfach gar nicht sein.
Zum Beispiel, wenn ich mir etwas ganz besonders wünsche. Und wenn ich es dann nicht bekomme, werde ich sogar ganz schön wütend, bin enttäuscht oder finde es unfair. Meine Schwestern bekommen alles, fast alles, was sie sich wünschen, nur ich soll immer warten."

Sie sieht ihn wieder an, er streicht mit der Hand über ihr Gesicht, nimmt es in seine beiden Hände, küsst sie auf die Stirn, sieht sie an, lächelt, dann auf den Mund. Sie lässt sich nach rückwärts fallen, erwidert den Kuss, sie küssen einander lange, bevor ihre Hände auf weitere Entdeckungsreise gehen.

Für eine Weile, ein ziemlich lange Weile scheint es nur mehr sie beide zu geben. Alles andere ist weg, wie hinter einer Art Nebel, Schleier, nur sie und er, jetzt, hier, da, miteinander.

Als sie sich langsam wieder aufsetzen, sind beide erstmal still, sie rückt ihre Kleider wieder etwas zurecht, er sieht sie an.

"Du findest mich noch immer schön?"

Er grinst, "Ja klar, dich, oder euch alle, euch drei, die ihr im Grunde genommen doch nur eine seid?"

Sie sieht ihn erstaunt an, dann umarmt sie ihn, küsst ihn, so heftig sie es vermag, und grinst beinahe wie er.

"Du weißt es, siehst es wirklich?"

"Manchmal, wenn ich Glück habe, und an der richtigen Stelle beginne..."

"Vielleicht bekomme ich ja doch manchmal genau das, was ich mir wünsche."

"Ich ja vielleicht auch."

Er lächelt sie an, diese Frau, diese drei Frauen, die er sieht, obwohl die Meisten wohl nur eine davon erblicken mögen.

"Mein erster Harem", denkt er sich insgeheim. "Muss ich reich sein!"

"Ich habe lange gewartet." Fast tonlos sagt sie das, als ob sie mehr mit sich selbst als mit ihm spräche.

"Ich auch." Erwidert er ebenso leise.

"Gehen wir? Heim?"

"Ich denke, ja."

Sie umarmen einander, langsam verschwimmen ihre Konturen, lösen sich auf.

"Wer bist du?" will sie ihn plötzlich noch fragen, er lächelt nur.

Irgendwie weiß sie es vielleicht ohnehin, so wie sie wusste, dass sie ihm einmal begegnen würde. Oder er ihr.

____


Als am nächsten Tag die ersten Bauern und Händler in die Stadt kommen, erblicken einige den erstarrten Körper eines Bettlers am Wegesrand, still liegt er da, beinahe als ob er schliefe, und mit einem eigenartigen Lächeln im Gesicht. Manche erschrecken, als sie es bemerken. Es wirkt ein wenig unheimlich, unnatürlich.

Schließlich werfen ein paar Männer etwas Erde über den Körper, legen ein paar Steine über ihn, so dass der Wind die Erde, den Sand nicht gleich wieder wegbläst.

Im nächsten Jahr, der Vorfall ist längst vergessen, beginnt an dieser Stelle ein seltsamer Strauch zu wachsen, schließlich sogar zu blühen. Denn an jedem seiner Äste trägt er genau drei Blüten, die sich zur gleichen Zeit öffnen, und auch wieder verwelken.

Den Meisten fällt der Strauch allerdings gar nicht erst auf, und schließlich wird er von einer Schar Kamelen, die von ihrem Besitzer eiligst in die Stadt dirigiert werden, niedergetrampelt.

Nur manchmal, wenn der Wind bläst, bildet er an genau dieser Stelle kleine Wirbel, zwei meistens, die sich langsam umkreisen, und mitunter auch zu einem größeren vereinen...






Das hier ist wirklich schön.

Danke dafür.... :)
 
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Das hier ist wirklich schön.

Danke dafür.... :)

Also ich finde es eigentlich eher traurig. Denn selbst wenn ein derartiger Fall tatsächlich irgendwo, irgendwann eintreten sollte, so wird - zumindest die kollektive menschlich-soziale Realität - aber mitunter auch eine etwas größere so ziemlich alles dafür tun, dass auch so etwas schiefgeht.

Fragt sich also, warum die Schöpfung so sehr etwas gegen derartige Konstellationen hat, wir zugleich aber wohl großteils so etwas als eigene Sehnsucht in uns selbst tragen.

Ist doch paradox, oder?
 
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