Familienaufstellung?

genau da setzt meine überlegung auch an ... hellinger sagt, man solle weder dran denken, noch darüber reden, zumindest in der ersten zeit ... das zerstreut die energie und behindert die wahre arbeit in der seele - und stimmt ja, die seele kommuniziert nicht durch worte. und man kann alles zerreden ...

aber!


ich habs geschafft die dinge wortlos damals in mir wirken zu lassen, das erleben meiner herkunftsfamilie war dermassen stark, ich hätt eh nur fühlen können und nicht reden ... nur meine freundin, zum beispiel, die konnte nicht anders als alles zu zerreden und zu zerpflücken, ständig daran zu denken, es umzuformen ... und das geht wohl vielen menschen so und vor allem, sie kam total ins schleudern danach ... und es war niemand da, der ihr weiter geholfen hat. zwar hat sich ihr leben verändert, ihr mann hat sie verlassen, aber sie hat bis heute - 1 1/2 jahre danach keinen wahren fuss gefasst und die kraft? die zieht sie aus daraus nicht, sie findet zwar meist wieder den boden, aber wohl eher aus anderen massnahmen, die sie davor getroffen hatte.

und das hab ich an anderen teilnehmern auch beobachtet. ich weiss nicht, ob ne nachsorge nicht doch sein sollte ... irgendwer der dann auffängt, wenn es hart kommt. ich hab in den letzten jahren bestimmt 200 aufstellungen beobachtet und bei manchen hab ich mich gefragt, wie es da weiter gehen soll ... manche teilnehmer sah ich in den seminaren mehrfach, bei anderen wiederum sah ich wirklich die kraft, die kam und blieb.

wenn ich da eine für mich verständliche antwort hätte, dann würd ich sicherlich gerne weiter machen.

lg
marie
 
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Hallo Pearl,

ich glaube, eine Aufstellung sollte man nur machen, wenn man einen Anlass dazu hat ( entsprechender Leidensdruck zwingt regelrecht zu "Aktionen" ).
Nur zum Spass Dinge loszutreten, die noch nicht an der Zeit sind ( weil du noch nicht reif dafür bist... ), kann schön stressig werden und überfordern.

LG
Harry
 
Hallo Pearl,

Ich hab jetzt hier schon öfter gelesen, daß eine Aufstellung auch daneben gehen kann...
Interessante Frage: wann ist eine Aufstellung "daneben gegangen"?

Und die zweite Frage, die man stellen muss:

Woran erkenne ich, dass eine Aufstellung nicht "daneben gegangen" ist?

Zur ersten Frage:

Ich habe erst letzte Woche bei einem Aufsteller erleben müssen, was geschieht, wenn der Aufsteller sein eigenes systemisches Problem in der eigenen Aufstellungsgruppe aktualisiert und es nicht merken WILL. das geht auf Kosten der Aufstellenden und anderer Gruppen mietglider. Eine Aufstellungsgruppe kann sich genau so wie andere Gruppen in die ausgeblendeten Dynamiken des Leiters ebenso einklinken, wie Kinder, die für die Eltern oder andere Vorfahren oder wie Mitarbeiter, die für ihren Chef etwas (seine Konsequenzen z.B.) mit tragen.

Wenn ein Leiter nicht hinschauen will, dann wird seine Gruppe das entsprechend unbewusst für ihn sicherstellen.

Wichtig ist aber auch: ist eine Aufstellung nur dan "gut gelaufen", wenn meine Wünsche nach Harmonie und Lösung erfüllt wurden?

Ich habe Aufstelungen erlebt, bei denen es einfach keine "gute Lösung" im Sinne Ravens gab (alle sind glücklich an ihrem Platz). Ich habe auch erlebt, was geschieht, wenn der Leiter der Aufstellung (s)eine Lösung aufdrücken wollte oder für einen Aufstellenden gearbeitet hat, den er quasi zur Aufstellung "überredet" hat. Ich sage: dann ist eine abgebrochene Aufstellung, bei der das Schlimme ans Licht kam hilfreicher. Denn nun kann der Aufstellende sich damit auseinander setzen. Die gezwungene Lösung bringt ik Alltag oft eine heftige Gegenbewegung der Seele.

Es kann sein, dass es angemessen ist, dass ein Aufstellender nach einer Aufstellung eben nicht in einem Superzustand ist. Vieleicht schaut er gerade den Folgen seiner eigenen Entscheidungen ins Auge.

ich hab mich schon gefragt, ob ich nicht mal eine machen sollte als so eine Art "Erinnerungsauffrischung" der ersten 10 Lebensjahre.
Von so etwas kann ich ebenfalls nur abraten. Das bringt nichts. Und mit den "ersten 10 Lebensjahren" haben Aufstellungen wenig zu tun. Sie sind keine lebensgeschichtliche Arbeit und wirken jenseits der Zeit.
Ich versteh nur eins nicht: woher spüren die Aufgestellten das? Wie können sie sich in jemanden hinein versetzen, den sie gar nicht kennen?

Was ist das, was da stattfindet?? "Übermittelt" der Aufstellende die nötigen Informationen? Was zum Teufel ist ein "morphologisches Feld"?
Bertold Ulsamer sagt dazu in seinem Lehr-Buch für Aufsteller:

Ulsamer schrieb:
Ursprünglich hat Hellinger Teilnehmern auf ihre Frage, was hier wirkt, geantwortet, dass es ein »Geheimnis« sei. Damit ist das Geschehen noch unbenannt. Der nächste Schritt ist, ein Wort für das Geheimnisvolle zu finden: »wissendes Feld«. Damit wirkt das Geheimnis schon ein kleines Stück weniger mysteriös und mehr greifbar. Dann wird das Phänomen mehr und mehr beschrieben. Dadurch ist es zwar nicht weniger geheimnisvoll, aber das gerät langsam in Vergessenheit, denn jetzt scheint der Mensch es mehr und mehr in den Griff zu kriegen. Schließlich kommt die genaue Erforschung durch wissenschaftliche Experimente. Diese beginnt gerade in der Aufstellerszene. Allmählich wird das Geheimnisvolle unmerklich ein Teil des Katalogs menschlichen Wissens, das niemand mehr erstaunt, weil es selbstverständlich geworden ist.
Dennoch ist und bleibt das Bewusstsein des Geheimnisvollen eine der kostbarsten Grundlagen des Familien-Stellens.
Ich kann ebenfalls dazu nur sagen: ich weiß, dass die Reaktionen der Stellvertreter in Aufstellungen absolut "echt" und übereinstimmend mit den tiefsten Regungen der Originalpersonen sind. Ich habe es oft genug erlebt. Zudem wurde es von inzwischen verschiedenen Forschungsstudien nachgewiesen.

Für mich und meine Arbeit reicht es mir, zu wissen, dass die Stellverteter zumeist zuverlässige Aussagen machen, sofern Aufsteller, Aufstellender und Stellvertreter in einer gesammelten inneren Haltung sind und nichts zwingen oder dem Aufstellenden "helfen" wollen. Unsauber wird es wenn die wesentlichen Grundlagen des Aufstellens nicht beachtet werden. Und da kann m.E. auch eine Aufstellung mit einem vermeintlich "guten Ende" Unsinn bewirken. Aber wirklcih schaden kann sie einem Aufstellenden nur dann, wenn der es auch zulässt. Jeder kann eine Aufstellung nicht "nehmen".

Was die Wirkungen angeht, so bin ich ohnehin vorsichtig... Wie kann ich wissen, was für einen Menschen "gut" ist und was "schlecht". An welchen - außer meinen (und die haben nichts mit dem Anderen zu tun) - Maßstäben kann ich das sicher messen? Vielleicht ist ein Jahr der Verzweiflung für einen Menschen etwas Gutes, weil er dadurch von vielen Selbsttäuschungen Abschied nimmt und sich damit evtl. z.B. vor Spätfolgen seiner Handlungen und Lebensentscheidungen bewahrt. Vielleicht ist eine Zeit des Ver-Zweifelns gut und not-wendig, um einen neuen Weg einzuschlagen?

Wenn man den Aufsteller für den Aufstellenden per se verantwortlich macht, dann entmündigt man den Aufstellenden. So wird er zum Kind. Und das schwächt.

Leider ist der Einfluss gegen-intervenierender Freunde, Familienmitglieder und Therapeuten auf Aufstellende noch garnicht erforscht worden. ich kenne aber einige, die sich (auch hier im Forum) SOFORT zu Gegenmaßnahmen und hypnotischen Interventionen aufgerufen fühlen, wenn ihnen jemand etwas von einer Aufstellung erzählt.

Die systemische Wirklichkeit ist nicht unbedingt populär. Sie zerstört Abhängigkeiten und widerspricht landläufigen starren Glaubenssystemen.

Viele Grüße
Christoph
 
Noch eine Ergänzung:

Bert Hellinger sagt zum Wissen-Wollen und das Geheimnis des Feldes laut Ulsamer (Quelle w.o.):

Hellinger zitiert nach Ulsamer schrieb:
Also, dieses Verblüffende, was manchmal hier abläuft, hat etwas damit zu tun, dass der Therapeut nicht wissen will. Aus dem Nicht-wissen-Wollen und der Bereitschaft, sich dem Geheimnis zu stellen und den Kräften, die er nicht versteht, kommt ihm der Mut und die Möglichkeit, damit hilfreich umzugehen. Das ist einer weit verbreiteten Vorstellung von Psychotherapie und auch von psychotherapeutischen Ausbildung völlig entgegengesetzt.
Gruß
Christoph
 
Hallo!
Was ist ein gutes Ende?
Ich dachte die Aufstellungen dienen es zu sehen, wie es wirklich ist. Außerdem habe ich gehört, es soll nur wirklich funktionieren, wenn man ein "echtes" Anliegen hat - nicht nur so aus Spaß. Ich habe vor. ca. 2 Jahren mal eine "2 Personenaufstellung" gemacht - das Ende läuft; und beim Schreiben wird mir gerade bewusst, daß sich mein Verhältnis zu dieser Person seit der Aufstellung geändert hat, weil ich es jetzt so sehe, wie es wirklich ist. Zur Erklärung: Ich bin mit dieser Person (fast täglicher Kontakt) immer gut ausgekommen, weil ich sie nie wirklich beachtet habe - hatte Verständnis und war hilfsbereit ihr gegenüber. Bei der Aufstellung war zu sehen, daß ich ihn nicht beachte - er hampelte vor mir rum, damit ich ihn beachte - er war aber nur Luft für mich. Ich fand das sehr interessant, weil ich es nie so gesehen hatte. Seit der Aufstellung sehe ich die Person, aber sie ist für mich wirklich nicht beachtenswert. Das Verständnis ist nicht mehr da und die Hilfsbereitschaft auch nicht - weil er nicht so handelt und nichts dafür tut, das es da wäre oder bzw. daß er es wert wäre. Um wieder zum Thema "gutes Ende" zu kommen: Ist das jetzt ein gutes Ende???
Ja, weil ich jetzt sehe, wie es wirklich ist.
Nein, weil die ganze "Harmonie" dahin ist.
Ich kann jetzt damit leben, konnte vorher auch damit leben. Aber das Klima hat sich verändert, weil er vorher mit auf "meine Kosten" gelebt hat - jetzt lasse ich ihn alleine und er muss selber sehen, wie er klar kommt.
Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt :rolleyes: .
LG Tarot
 
hi tarot!

mal so aus dem ärmel vermutet: ein kriterium für ein gutes ende ist für mich, dass es einen guten anfang ermöglicht. (auch ein verändertes weitermachen ist eine form von neubeginn). und was letzten endes wirklich gut ist... zeigt uns die wirk - lichkeit, oder?

alles liebe, jake
 
jake schrieb:
hi tarot!

mal so aus dem ärmel vermutet: ein kriterium für ein gutes ende ist für mich, dass es einen guten anfang ermöglicht. (auch ein verändertes weitermachen ist eine form von neubeginn). und was letzten endes wirklich gut ist... zeigt uns die wirk - lichkeit, oder?

alles liebe, jake
Klar Jake,
für mich ist der Neuanfang nicht mehr so blauäugig zu sein. Und das ist doch äußerst postiv...und ich bin immer mehr mit mir im Reinen. Auch mein Mitleid (=dem anderen nichts zuzutrauen) habe ich abgelegt.
Meine Erfahrungen mit Aufstellungen zeigen nur Positives, man muss die Dinge nur akzeptieren wie sie sind. Das macht vielleicht nicht jeder, und deshalb hat er Probleme nach der Aufstellung.
LG Tarot
 
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Hallo Tarot,

Meine Erfahrungen mit Aufstellungen zeigen nur Positives, man muss die Dinge nur akzeptieren wie sie sind. Das macht vielleicht nicht jeder, und deshalb hat er Probleme nach der Aufstellung.
da kann ich gut mitgehen. ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: nach einer Aufstellung ist es für diemeisten - nicht alle - möglich, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Und dann kommt der nächste Schritt ganz von selbst.

Das In-Einklang-Kommen mit dem was ist, das beschäftigt mich im Moment sehr....

Und du hast vorher was davon erzählt, dass man nahc einer Aufstellung Leute realistischer sieht. Das kann ich dir aus einer aktuellen Erfahrung einer eigenen Aufstellung bestätigen, wo sich noch einmal etwas sehr Tiefes aus meiner österreischischen Familie gezeigt hat, das 5 Generationen zurück lag. Auch ein Aufsteller ist noch zu überraschen. Die Folge: ich habe ein ganz neues Bild aller, meiner Liebesbeziehungen bisher. Und ich nehme Menschen in meinem Umfeld - was nicht immer angenehm ist - nun "härter" wahr. Ich bin über einige im Moment extrem ernüchtert, die ich geradezu "angehimmelt" haben muss. Und Freunde sagen mir: hast du das nicht gewusst? Nein. das habe ich im Gefühl nicht gewusst, weil ich jemanden vertreten hatte.

Viele Grüße
Christoph
 
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