Familienaufstellung und Spiritualität

X-Toy schrieb:
hm, du arbeitest also ohne irgendeinen anerkannten therapeutischen bezug? ... ich bin sehr für das familienstellen. es ist ein herausragendes werkzeug zum kennenlernen "was ist".
Das ist ein anderes Thema, Du hattest mich gefragt, wie ich zu den von Dir genannten Aussagen komme - nicht nach meinem therapeutischen Hintergrund und Bezug. Familienstellen selbst ist - zumindest in Österreich - nun mal keine anerkannte Form der Psychotherapie. Mein psychotherapeutischer Hintergrund ist die Katathym-Imaginative-Psychotherapie - die mit dem Familienstellen sehr gut zusammengeht. (Aber das ist ein eigenes Thema.)
X-Toy schrieb:
für mich klingt das schon sehr nach hokus pokus. also von einer fremdbesetzung des eigenen körpers oder wesens auszugehen halte ich schlicht für unangebracht. es gibt einfach keine grundlage für diese aussagen - von den überlieferungen einiger buschmänner mal abgesehen. man sollte es nicht in misskredit bringen, indem man es mit abstrusen theorien über diverse seelenzustände in verbindung bringt.
Wenn ich überlege, gibt es kaum eine religiöse Weltanschauung, die nicht auch Besetzungen kennt - auch die katholische Kirche. (Wenn mir auch der katholische Exorzismus fremd ist.) Das läßt sich nicht auf ein "paar Buschmänner" reduzieren. (Auch würde ich Dich bitten, nicht so respektlos-verächtlich von anderen Kulturen zu sprechen. Ich selbst habe keine Erfahrungen mit Medizinmännern.Aber von den bereits erwähnten Ärzten weiß ich, dass die mit wachsendem Respekt mit Medizinmännern zusammengearbeitet haben - dass nach einiger Zeit des Kennenlernens klar wurde, bei welchen Krankheitsbildern die westliche Medizin hilfreicher war und bei welchen die schamanistische Tätigkeit.) Den schamanistischen Hintergrund des Familienstellens durch Bert Hellingers Arbeit in Afrika hat Jake schon kurz erwähnt. Daan van Kampenhout hat ein Buch über Familienstellen und Schamanismus geschrieben, zu dem Hellinger ein Vorwort verfaßt hat. Ich habe übrigens meinen Ansatz in der Zeitschrift "Praxis der Systemaufstellung" in einem Artikel vorgestellt und bekam überraschend viele Rückmeldungen von AufstellerInnen, deren Arbeit sich in eine ähnliche Entwicklung entwickelt hat.

Abgesehen davon dient ein Forum dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch und nicht der gegenseitigen Beurteilung. Mich interessiert nicht Deine Beurteilung anderer - sondern vielmehr zB. Deine Spiritualität. Deswegen auch meine Frage, was Du annimmst, dass die (Deine ?) Seele nach dem Tod macht.

Reinhard
 
Werbung:
Walter R. schrieb:
Abgesehen davon dient ein Forum dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch und nicht der gegenseitigen Beurteilung. Mich interessiert nicht Deine Beurteilung anderer - sondern vielmehr zB. Deine Spiritualität. Deswegen auch meine Frage, was Du annimmst, dass die (Deine ?) Seele nach dem Tod macht.

Reinhard

naja, das ist deine anschauung von einem forum:stickout2 .
und was das leben nach dem tod angeht so spielt das erstmal keine große rolle. und es ist mir auch egal was meine seele nach dem tod angeht. ich richte mich nicht nach de jenseits aus.

und was die beurteilung angeht: es geht ja auch um die qualität des familienstellens. und die ist meiner ansicht nach nicht gegeben wenn es mit esoterischen hokus pokus angereichert ist.
 
X-Toy schrieb:
naja, das ist deine anschauung von einem forum:stickout2 .
und was das leben nach dem tod angeht so spielt das erstmal keine große rolle. und es ist mir auch egal was meine seele nach dem tod angeht. ich richte mich nicht nach de jenseits aus.

und was die beurteilung angeht: es geht ja auch um die qualität des familienstellens. und die ist meiner ansicht nach nicht gegeben wenn es mit esoterischen hokus pokus angereichert ist.
Ich versteh da jetzt was nicht ganz

@ X-Toy,

habe ich das richtig verstanden, dass du viel vom Familienaufstellen hältst?

Andererseits aber nicht daran intressiert bist, was aus einer Seele an sich nach dem Tod passiert?

Was ist dein Hintergrund? Also wovon gehst du aus, wie und warum Familienstellen funktioniert? Wenns nix mit den Seelen an sich zu tun hat? Woran genau würdest du die Qualität von Aufstellungen fest machen?

Grund meiner Frage - für mich ist Familienaufstellen ohne Seelenbezug nicht denkbar - und irgendwie würd ich gerne verstehen, wie du dir die Wirkung von Aufstellungen erklärst - kannst du mir das noch irgendwie mitteilen?

Ich hab grad irgendwo nen Knick in der Optik, um auch nur irgend wie nachvollziehen zu können, wie die beiden Dinge auseinand dividiert werden könnten.
 
ChrisTina schrieb:
Was ist dein Hintergrund? Also wovon gehst du aus, wie und warum Familienstellen funktioniert? Wenns nix mit den Seelen an sich zu tun hat? Woran genau würdest du die Qualität von Aufstellungen fest machen?

nun, ich gehe von einem reichlich naiven kausalen hintergrund der lebensgeschichte eines menschen aus. die unerledigten geschichten meiner großeltern, urgroßeltern, eltern usw. üebrtragen sich unverdauterweise auf mich.
familienstellen ist für mich die möglichkeit, diese unverdaute unordnung wieder ins reine zu bekommen.
dazu ist meiner meinung nach eine beschäftigung mit esoterischen gedanken (umherirrende seelen die sich meiner bemächtigen) nicht notwendig.

für mich ist der gedanke der wiedergeburt natürlich ein spannender. aber ich halte mich da an einen wirklichen experten, den dalai lama, der sagt, dass es für den westlichen menschen nicht von großer bedeutung ist, sich mit dieser thematik auseinanderzusetzen. seine westliche sicht der dinge verfälscht das prinzip der wiedergeburt dermaßen, dass er fast gänzlich nutzlos ist.

so meine ich das. vielleicht täusche ich mich auch und zum familienstellen gehört der glauben an das jenseits, an umerirrende seelen usw. dann werde ich mich aber ganz gehörig davon distanzieren. das kannste glauben, tina.
 
Ich glaube auch nicht unbedingt an Seelen, die umherirren und sich meiner bemächtigen. Aber ich glaube daran, dass (m)eine Seele ein unsterblicher Teil ist, der viele Informationen gespeichert hat, die mir im Hier und Jetzt nicht bewusst sind.

Es geht auch nicht um Wiedergeburt - es geht mir persönlich einfach nur darum, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie Aufstellungen funktionieren können, wenn ich nicht daran glaube, dass eine Seele - auch über den Tod hinaus - Informationen speichert, die in diesem sogenannten *wissenden Feld* abgerufen werden können.

Wobei ich gestehe, dass ich mit der Aussage
nun, ich gehe von einem reichlich naiven kausalen hintergrund der lebensgeschichte eines menschen aus. die unerledigten geschichten meiner großeltern, urgroßeltern, eltern usw. üebrtragen sich unverdauterweise auf mich.
familienstellen ist für mich die möglichkeit, diese unverdaute unordnung wieder ins reine zu bekommen.
wesentlich weniger anfangen kann als mit Menschen, die daran glauben, dass sie von irgendwelchen anderen Seelen besessen sind.

Vielleicht reden wir auch einfach von 2 unterschiedlichen Dingen - ich spreche von mir als Teil (m)einer unsterblichen Seele, die es schon ewig gibt - und die eben jetzt in diesem meinem Körper inkarniert ist.

Ich glaube absolut nicht dran, dass mich andere Seele besetzen und sich meiner bemächtigen.

Für mich bedeutet Aufstellungsarbeit, dass ich darauf hin schaue, was ich mir von meinen Vorgenerationen anmaße, übernehmen und tragen zu können - und das großteils, ohne dass derjenige, von dem ich mir das aufbürde, mir dass auch nur im entferntesten aufbürden würde.

Und dafür, dass sich das zeigen kann brauche ich persönlich eine Erklärung, die darüber hinausgeht, dass Familienstellen die Möglichkeit ist,
diese unverdaute unordnung wieder ins reine zu bekommen.
Wie sollte sie das tun? Wie kann eine Familienaufstellung etwas ins Reine bringen, wenn es keine Zusammenhänge mit anderen Seelen gibt?

Wie erklärst du dir das *wissende Feld* von dem bei der Aufstellungsarbeit ausgegangen wird?

Wie erklärst du dir überhaupt, dass Eine Familienaufstellung *etwas wieder ins Reine bringt*?

Mich würden deine Hintergrundinfromationen interessieren, wie du das siehst, in wie weit eine Familienaufstellung *funktionieren kann*, in der Form, in der du sie für dich als gutes Werkzeug siehst.
 
X-Toy schrieb:
familienstellen ist für mich die möglichkeit, diese unverdaute unordnung wieder ins reine zu bekommen. dazu ist meiner meinung nach eine beschäftigung mit esoterischen gedanken (umherirrende seelen die sich meiner bemächtigen) nicht notwendig. ... aber ich halte mich da an einen wirklichen experten, den dalai lama, der sagt, dass es für den westlichen menschen nicht von großer bedeutung ist, sich mit dieser thematik auseinanderzusetzen. seine westliche sicht der dinge verfälscht das prinzip der wiedergeburt dermaßen, dass er fast gänzlich nutzlos ist.
Schade, dass Du mehr polemisierst als argumentierst. Denn die Fragen sind wichtig !

Wie entstehen Weiterentwicklungen im medizinisch-therapeutischen Bereich ? Ganz einfach : wenn bisherige Ansätze an ihre Grenzen stoßen und neue Zusammenhänge entdeckt werden. Und Weiterentwicklungen sind immer Anfeindungen ausgesetzt. (Sinnigerweise wird ja Hellinger und das Familienstellen von manchen auch als "esoterischer Humbug" abgestempelt. - Und das hat Dich auch nicht abgehalten, oder ?) In der Psychotherapie sah man zu Beginn vor allem das Individuum und seine (v.a. frühkindliche Entwicklung.) Das half bei manchen Menschen - bei anderen nicht. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, weiter zu gehen, und Menschen als Teil eines derzeitigen Systems zu sehen (wie zB. die systemische Familientherapie). Auch das half einigen, aber bei anderen stand man wieder an. So kam man dazu, auch Dynamiken ernstzunehmen , die aus der Vergangenheit kommen und weiterwirken. Und dann erkannte man, dass man auch mit reinen Familienaufstellungen manchmal ansteht. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, auch seelische-spirituelle Wirklichkeiten in die therapeutische Arbeit zu integrieren. Und auch das wird nur ein Schritt auf dem Weg sein.

In der therapeutischen Arbeit geht man in der Regel auf der einfachsten Ebene vor. Im Aufstellungsbereich wird man bei der reinen Familienaufstellung bleiben, wenn das ausreicht. Dort wo das nicht genügt, wird man weiter gehen.

C.G. Jung sagte in etwa : wir stehen an der Morgenröte einer Zeit, in der die seelischen Kräfte im Zentrum der Heilung stehen werden - und spätere Generationen werden sich wundern, wie man jemals so primitiv zu heilen versuchen konnte.

Zum Vorwurf des "esoterischen Humbugs" : Bei uns sind alte Heiltraditionen durch die staatlich-kirchliche Dominanz fast völlig ausgerottet worden. Durch das Zerbröckeln dieses Machtmonopols können diese Traditionen wieder aufleben. Dass das auch in Form von unseriösen Angeboten geschieht, sagt nichts über die Qualität der Heiltraditionen.

Du hast die Frage der Verantwortung und der Qualität angesprochen - mit Recht. Natürlich muss man die Einbeziehung spiritueller Wirklichkeit in der Therapie verantworten. ABER : genauso muss man die Ausblendung der Spiritualität aus der Heilbehandlung verantworten. Ich habe lange sterbende Patienten begleitet. Und da wird deutlich, wie hilflos Behandler ohne gefestigte Spiritualität sein können. Und auch wie hilfreich für manche - nicht für alle ! - Menschen das Ernstnehmen vom Weiterleben der Seele und auch der Wiedergeburt ist. (Insoferne ist es für DIESE Menschen ganz bestimmt nicht nutzlos.) Besonders berührend war, wenn Seelen von bereits vorangegangenen Familienmitgliedern gekommen sind, um die Seele eines Sterbenden abzuholen.

Das ist übrigens der für mich viel wichtigere Aspekt (und nicht die "Besetzungen") - dass es in der seelischen Welt viel Hilfe und Begleitung gibt. Es steht jedem frei, diese Hilfe anzunehmen oder abzulehnen.

Gerade in spirituellen Fragen finde ich es wichtig, sehr respektvoll miteinander umzugehen und nicht die eigene Meinung zu verabsolutieren. Wie bereits gesagt : ich habe kein Problem damit, dass Du davon nichts hältst. Aber ich wünsche Dir auch die Toleranz es zu respektieren, dass es Menschen gibt, die die Welt anders erleben als Du.

LG, Reinhard
 
Fortbildungen in systemisch spiritueller Psychotherapie bieten ja Siegfried Essen und Aron Saltiel vom Institut "Apsys" in Graz an. Vielleicht gibt es hier jemanden, der daran teilnimmt und davon erzählen mag.

LG, Reinhard

PS.: Wie gesagt interessiert es mich sehr, wie andere Spiritualität in der Aufstellungsarbeit integrieren.
 
Werbung:
X-Toy schrieb:
ich gehe von einem reichlich naiven kausalen hintergrund der lebensgeschichte eines menschen aus. die unerledigten geschichten meiner großeltern, urgroßeltern, eltern usw. üebrtragen sich unverdauterweise auf mich.
ludwig wittgenstein formulierte: "der glaube an den kausalnexus ist der aberglaube." und matthias varga von kibed, bekennender konstruktivist, professor für paradoxe logik an der uni münchen und mitentwickler der systemischen strukturaufstellungen, auf die frage nach einer definition des begriffs "systemisch": "eine definition, die den ansprüchen einer exakten definition genügt, kann ich nicht anbieten. ich ziehe es vor, mit dem komparativ zu arbeiten: eine sichtweise ist umso systemischer, je mehr sie von kausalen begründungen absehen kann." deine mutmaßung, dass kausale überlegungen zur steigerung der qualität des systemsichen stellens beitragen würden, x-toy, würde zumindest bei einem der führenden vertreter der rationaleren tradition des systemischen stellens kaum auf gegenliebe stoßen.

MVK, erst unlängst bei einem seminar nach seinen erklärungen für die wirkungen des stellens befragt, brachte unterschiedliche ansätze und stellte fest, dass die wissenschaft bisher vor allem die frage gestellt hätte, wie information von person a auf person b übertragen würde - ein modell, in dem lauter isolierte individuen einander info zuschaufeln. ein alternativer ansatz, für den lt. MVK die basisannahmen der wissenschaft noch nicht sehr weit entwickelt wären, ist jener der teilnahme von individuen an transpersonal vorhandener information - woraus sich die frage ergibt, welche bedingungen zu schaffen wären, damit diese information genutzt werden kann, und was dazu führt, dass die verbindung zu transpersonalem wissen gestört oder unterbrochen wird. steve de shazer auf die frage, wie er den phänomenalen rapport mit seinen klienten erzeuge, wo er doch de facto sämtliche handelsüblichen regeln des NLP verletzte: "just don't disturb it!"

auch der glaube an den kausalzusammenhang ist eine form von spiritualität, um nichts weniger irrational als die annahme, in der aufstellung würden seelen sich mitteilen. ich komme gut ohne die eine oder die andere konstruktion aus, ohne irgendeine davon abschätzig oder überhaupt bewerten zu wollen. in einem kontext, für den spiritualität bedeutsam ist, kann ein entsprechendes aufstellungs-setting bestens funktionieren. in einem kontext, der sich seiner spirituellen konnotationen nicht bewusst ist, würde es wohl eher hürden schaffen, spirituelle bekenntnisse einzufordern.

weitere bilder, die MVK anbot: SySt als Interaktion transverbaler Sprache, eine Kommunikationsform über die Worte hinaus - auch die jüngsten Publikationen der Gehirnforschung liefern da interessante Impulse, seit sie sich von einer rein neokortikal orientierten bewusstseinsforschung zu ganzheitlicheren betrachtungen aufgemacht hat. SySt vergleichbar mit dem Zugang zu nicht bewussten Inhalten, wie sie sich auch in Klarträumen erschließen. Und schließlich auch noch der "Witness State", den Meditierende zu erreichen streben und der im Aufstellungs-Setting offenbar stark begünstigt wird.

und so weiter - es gibt eine fülle hochinteressanter denkansätze, experimente, studien in diesem bereich, und es gibt wenig anlass zu scheinwissenschaftlichen simplifizierungen. und vor allem: es gibt überhaupt keinen grund, das eine konstrukt (nur rationale zugänge zu erklärungsmodellen sind verantwortbar) dem anderen konstrukt (ohne spiritualität kann das stellen nicht erklärt werden) vorzuziehen, es sei denn, man/frau hat es nötig, laut pfeifend durch den finsteren wald zu gehen...

alles liebe,
jake
 
Zurück
Oben