Ja, das hört sich so an, als läge es am Dorf.
Ich wohne selbst auf dem Land und die Wahl des Dorfes in dem ich wohne, hat eine Freundin einiges Hirnschmalz gekostet, denn - ich kann hier in der deutschen Provinz (etwa 50 km von einem Metropolzentrum entfernt mit etwa 3 Mio Einwohnern in größeren und kleineren ineinander verwachsenen Städten) zwischen zwei Dörfern wählen: Dorf A und Dorf B. In Dorf A sind sie stolz darauf, dass sie eine Lehrerin, die zwei Dörfer weiter in der Schule unterrichtet und einmal etwas über Ökologie gesagt hat und die Grünen wählt aus dem Dorf geekelt haben. In Dorf B kaufen Türken und Russlanddeutsche die Abbruchhäuser der Deutschen zu überhöhten Preisen - immerhin ist dadurch die Durchmischung so groß, dass Deutsche (wie ich) immerhin als entfernte Bekannte behandelt werden und öfter mal freundlich gegrüßt werden - allerdings als Eingeborener würde ich niemals akzeptiert. Ich bin auch dort wo ich aufgewachsen bin (mitten in dem Metropolzentrum) nicht als Einheimisch akzeptiert worden, weil meine Großeltern vom einen ehemaligen Dorf (Stadtteil) ins andere ehemalige Dorf zogen. In großen Städten gibt es einfach mehr Menschen, die weltoffen sind und bereit sind neue Freundschaften zu schließen.
Mal so prinzipiell.
Im Dorf A hier wollte ich nicht wohnen und ich wüßte nicht, was mir geschieht. In Dorf B geht es. 7 km Abstand auf der Landkarte. Mitten in Deutschland.
Was mir auffällt, ist, dass Du sehr eingeschüchtert wirkst - einerseits wahrscheinlich, weil Dir die ganze Sache ziemlich auf die Nerven geht und andererseits, weil sich bereits Leute über Dich lustig gemacht haben und meinen, Du bewertest das über ... nun, ich sehe das anders.
Ich nehme Dich ernst.
Du bemühst Dich es richtig und recht zu machen und hast nichts bestimmtes vor, ausser normal zu leben, und dann kommst Du aber in eine Struktur, die allem Anschein nach, eher abweisend ist (das Dorf, die Firmen) - wäre Dein Mann in der Lage ein Machtwort zu sprechen, ich meine so richtig mit seiner ganzen männlichen Kraft und Gewalt der Sache mal auf den Grund zu gehen? Dazu braucht es sehr viel Mut, auch für einen Mann. Und man muß es aushalten, dass noch mehr Gedanken-Müll über einen gekippt wird.
Wieso ist es nicht möglich, herauszufinden, wer euch da anschwärzt?
Auch mal mit dem Ortsvorsteher oder dem Bürgermeister sprechen ... was hier so läuft ... ob das normal ist?
Sich für eine andere Lösung zu entscheiden muß nicht immer Schwäche bedeuten. Doch ein Versuch, seine Stärke und Integrität als Mensch vorne hin zu stellen kann eigentlich nicht schaden. Mir fällt da Leo Buscaglia ein, dessen Vater Arbeit, wenn sie nicht respektabel war, einfach kündigte und damit der ganzen Familie insofern eine schwere Last aufbürdete, als die Familie und er für wenig Geld arbeiten mussten - aber alle waren immer integer.
Für mich hörst Du Dich einfach sehr sensibel an und es wäre Dir am liebsten, in einer liebevollen Nachbarschaft zu wohnen, in einem Dorf, das sich gegenseitig wirklich unterstützt. Und ja, Du und Deine Familie haben sich sogar darum bemüht, Kontakte zu knüpfen - aber es geht nur ein wenig. Und es geht nicht weit genug, dass es gut wird. Dass psychischer Stress auch auf den Körper wirkt ist ohne jede Frage, daher sind auch mehr Krankheiten möglich.
Was ich Dir raten würde?
Ich würde meine Familie aktivieren und beraten, was wir (als Familie) machen wollen. Wollen wir hier bleiben und ein würdevolles, aber offensichtlich schwieriges Leben leben oder wieder in die Stad? Oder in ein anderes Dorf, kleine Stadt, die sichtbar offener, freundlicher ist? Ein Ort, an dem es mehr Menschen gibt, die öfter umgezogen sind ... und natürlich auch genug Arbeit gibt, auf eine Art und Weise, die das Leben erstrebenswert macht.
Gewinne Deine Handlungsfähigkeit zurück! Ich finde es gut, was Du alles getan hast. Und nein, einfach ist es nicht. Wenn Du oder ihr als Familie beste Freunde habt, dann fragt nach Unterstützung - macht euch Gedanken, wie ihr eure Bedürfnisse so formulieren könnt, dass andere Menschen sie wirklich zutiefst ernst nehmen und bereit sind euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Steine die einem in den Weg gelegt werden, können einen stärken oder erschlagen - was geschieht hängt auch ganz persönlich von Dir ab und wozu Du Dich in der Lage fühlst: wächst Du an der Herausforderung oder demütigt es Dich zu sehr?