Lieber Laws,
es gibt wirklich genügend Gründe wütend auf die Dingen zu sein oder zu werden, die Menschen den ganzen Tag so veranstalten.
Nur ist es auch so, daß Wut und ggf. Haß schlechte Ratgeber sind.
Sie blockieren und vergiften das eigene Denken in der Form, daß sich über das klare Denken ein Schleier legt. Die Energie des Denkens und Fühlens sammelt sich in einem Nebel der Angst und sucht eine Projektionsfläche, um sich entladen zu können. Wo der Blitz dann gerade einschlägt, rückt, je länger die Situation andauert, immer weiter in den Hintergrund.
Ein Tibetischer Mönch, der von den Chinesen inhaftiert und gefoltert wurde, antwortete auf die Frage Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, was denn das Schlimmste in der Haft gewesen sei: "Es war die Angst, mein Mitgefühl zu verlieren, Eure Heiligkeit."
Wut und Haß machen blind, taub und krank.
Aber da wo Mitgefühl herrscht, kann unmöglich gleichzeitig Wut und Haß herrschen.
"Denn was ihr den Geringsten eurer Mitgeschöpfe antut, das tut ihr Mir an und euch selbst."
Mitgefühl basiert auf der Erkenntnis, daß in jedem Menschen die gleichen Wirkungsweisen ablaufen. Wir sind weder "nur gut" noch "nur böse". Es ist immer ein Wechselspiel mit unterschiedlichen Prioritäten in unterschiedlichen Situationen.
Ich finde, bei aller gerechtfertigten Empörung über Putin und die Machthaber dieser Welt - es ist niemandem geholfen, mit dem Zeigefinger durch die Welt zu laufen.
Ich wünsche mir einen Aufbruch, aus dem hervorgeht, wie wir unsere Sichtweisen ändern können und sollten.
Wovon wir Abstand nehmen sollten, was wir fördern sollten.
Wie läßt sich dieses Chaos, was Spezies Mensch veranstaltet hat, in eine für alle akzeptable Situation transformieren?
Es ist dringend an der Zeit.
Welche Möglichkeiten haben wir?
Ich bin mit den Antworten auf diese Fragen völlig überfordert.