medizinmann schrieb:
Religion, Esoterik etc. in allen Ehren, jedoch darf man im Interesse des kranken Menschens nur Methoden einsetzen, derren Wirksamkeit bewiesen ist, damit keinen falschen Hoffnungen geweckt werden bzw. die Kranken durch die in Anspruchnahme von unseriösen Mitteln abgehalten werden wirksame Mittel in Anspruch zu nehmen.
Vorerst halten wir mal fest, daß die gesetzliche Lage eindeutig ist. Ein Heilversprechen darf in Österreich ausschließlich von einem Arzt gegeben werden. Jede andere Person ist dazu per Definition nicht in der Lage und macht sich damit der Kurpfuscherei schuldig. Unseriöse Mittel ist wieder eine Frage der Definition. Hyperthermie-Therapie, Misteltherapie (wenn du vom Fach bist, weißt Du bescheid) waren lange Zeit sehr umstritten - so wie alles Neue immer sehr umstritten ist. Wie es aussieht, können sich beide Therapieformen durchsetzen. Kennst Du einen Reiki-Therapeuten, der seinen Patienten rät, die schulmedizinische Therapie abzubrechen? Ich nicht. Und was bitte soll an Reiki oder Prana unseriös sein? Weißt Du, ich frage mich schon von Zeit zu Zeit, warum eine Technik bei einem Patienten wirkt, die eigentlich voll gegen das geht, was ich machen würde. Nenn es Placebo, nenn es manipulative Kräfte des Therapeuten, nenn es spirituelles Heilen oder (ganz neu, hab ich erst vor 2 Wochen gehört
) nenn es Aura-Operation. Ist doch egal. Wenn 2 Wochen nach einer Aura-Operation eine Hyperthyreosis nicht mehr nachweisbar ist - weder im Blut noch im MRT - wen kümmert´s, warum sie nicht mehr nachweisbar ist.
Ich weiß, wir würden gerne jeden Vorgang - also so mal als mindesten Anforderung - bis zum biochemischen Ursprung zurückverfolgen können. Am Besten noch, wenn Ratten, Schweine und bulgarische Affen exakt die gleichen Mechanismen haben. Dann wissen wir, Enzym A reinwerfen ergibt über 365 Reaktionen Enzym B und wir können Regelkreislauf C wieder auf Schiene bringen. Dann sind alle ganz stolz. Dieser Weg ist der Holzweg! (Ich höre mich an wie ein Kreuzritter) Dieser Weg versucht, Menschen über Gene und thermodynamik erklärbar, berechenbar und schließlich natürlich auch heilbar zu machen. Das ist nicht die Wirklichkeit. Die erfolgreiche Therapie spielt sich meiner bescheidenen Meinung nach auf einer ganz anderen Ebene ab - nicht minder kompliziert als Biochemie - aber eben anders. Ich bin jetzt kein 100%iger Verfechter von Psychosomatik - aber schau Dir mal wertfrei die Erfolge an, die die Typen haben. Natürlich greifen die - genau wie die Schulmedizin auch - manchmal total daneben. Das trifft meiner Meinung nach für alle Therapieberufe zu. Keiner ist unfehlbar.
medizinmann schrieb:
Nimmt man diese als Grundlage fällt es schwer Dinge wie Prana, Reki, Edelsteine etc. zu rechtfertigen.
Vielmehr bekommt man den Eindruck, dass die Anwender dieser "Methoden" so von ihren eigenen Gedanken fasziniert sind, dass das berechtigte Interesse der Kranken gesund zu werden in den Hintergrund tritt.
Teils stimme ich Deiner Vermutung zu. Natürlich und glücklicherweise ist eines der wichtigsten Dinge die Überzeugung des Therapeuten, daß seine Therapieform die Beste für den Patienten ist. Im Unterschied zur Schulmedizin darf der Therapeut das nicht sagen (siehe oben). Ein Arzt darf sagen "Hier nehmen Sie 3 Wochen lang xyz und es wird ihnen besser gehen". Angewandte Psychologie, 3. Semester - Suggestion. Der gesetzestrue Alternativ-Therapeut muss sogar angeben, daß seine Therapieform per Definition _NICHT_ wirkt (siehe meine Homepage).
Und die Geschichte von wegen "dass das berechtigte Interesse der Kranken gesund zu werden in den Hintergrund tritt" finde ich - zumindest, wenn Du eine fachliche Diskussion führen möchtest - unpassend. Für _JEDEN_ Therapeuten - und für mich ist ein Arzt in gewisser Sicht auch ein Therapeut - muss es das höchste Ziel sein, den Kranken gesund zu bekommen, sonst könnte man von Themenverfehlung sprechen. Ich kenne einige Ärzte, bei denen das nicht so 100% der Fall ist und ich kenne nur einen Alternativ-Therapeuten, für den das nicht zutrifft. Also zumindest in meiner Branche sehe ich die Gefahr nicht.
Es gibt unter den Schulmedizinern ähnlich wie unter den Alternativ-Therapeuten schwarze Schafe. Bei den Schulmedizinern gibt es die, die jede Menge "Ausführliche Beratungen" haben und natürlich viele "Hausbesuch". (Auch hier gehe ich davon aus, daß Du weißt, was ich meine). Bei den Alternativ-Therapeuten gibt es die, die einen labilen Patienten abhängig machen und so lange ausquetschen, bis er in jeder Hinsicht am Boden liegt. Das machen sie mit psychologischen Tricks bis hin zur Dämonen-Befreigung. Bedauerlich, beschämend und unverzeihlich. Für beide Fälle. An der Berechtigung der Methoden oder an der Gültigkeit des Satzes "Wer heilt, hat recht" ändert das für mich nichts!
lG
Bernhard