Es war ja nur ein Zellklumpen...

B

Babyy

Guest
Es war ja nur ein Zellklumpen. Keiner weiß, ob jemals ein Herz geschlagen hat oder nicht. Es war noch kein "richtiges" Kind.
Wie viele Frauen "verlieren" die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt, ohne zu wissen, dass sie es jemals waren? Dann liest man andere Geschichten hier im Forum, von Menschen, die ihre Kinder wirklich verloren haben und kommt sich so blöd vor. Weil unterm Strich war es ja nur ein Zellklumpen.

Und trotzdem tut es mir weh und alles ist leer. Meine Schwägerin rennt mit ihrem Babybauch durch die Gegend - 6 Wochen wären wir auseinander gewesen.

Als ich meine erste OP hatte, weil wir es zu diesen Zeitpunkt schon 2 Jahre versucht haben, wollten sie und mein Bruder sich gerade scheiden lassen. Und jetzt ist sie schwanger - nachdem sie es nur 4 Monate versucht haben. Und alles was mir geblieben ist nach über 4 Jahren, ist ein Foto von einem positiven Test.
Und das klingt so verbittert und gemein und neidisch. Und so bin ich nicht. Ich hasse mich selbst dafür. Weil ich so nicht bin. Ich bin kein gehässiger, neidischer Mensch - und trotzdem fühlt es sich so an, als ob ich einer wäre.
Manchmal frage ich mich, ob es so kommen musste. Wie ich nämlich von ihrer Schwangerschaft erfahren habe, habe ich zu meinem Mann gesagt, ich finde das unfair. Meinem Bruder fällt immer alles in den Schoß und ich brech mir schon mein ganzes Leben die Beine an den Steinen auf meinem Weg. Vielleicht hab ich es ja auch nicht besser verdient, weil ich nicht die Freudenausbrüche hatte, die man haben sollte, wenn man erfährt, dass man Tante wird...

Ich wäre hysterisch und nicht belastbar, bekomme ich zu Hause zu hören. Sich da so sehr in etwas rein zu steigern und rum zu heulen. Ich würde mich irrational verhalten. Ich wäre nicht ich selbst. Ich wäre kein Mensch, der rumheult und in Selbstmitleid versinkt. Ich wäre jemand der aufsteht, sich den Schmutz abklopft und einfach weiter geht. Wie immer und schon so oft in meinem Leben.
Ja, vielleicht hat mein Mann recht. Vielleicht bin ich derzeit wirklich auf irrationalen Wegen unterwegs und auch mein handeln und fühlen und denken entspricht nicht mir. Denn ja, er hat recht, es war nur ein Zellklumpen, er will nichtmal davon sprechen, dass es eine Fehlgeburt war, weil es war ja nur ein Zellklumpen.

Trotzdem ist da derzeit nichts anderes als Leere und Schmerz. Und ich fühl mich so lächerlich deswegen.
 
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Es war nicht nur ein Zellklumpen, @Babyy!
Er war mit Hoffnungen und Wünschen verknüpft und vielleicht war auch die Seele schon da, die sich als dein Kind inkarnieren möchte.
Nein, deine Reaktion ist nicht lächerlich!
Sie ist menschlich und für mich absolut nachvollziehbar!
Ich wünsche dir Kraft, um den Verlust zu verschmerzen und für dein weiteres Leben viel Glück und dass es klappt!

Liebe Grüße!

Nuzu
 
Ich schicke dir mal eine liebe Umarmung :umarmen:
Schwanger ist Schwanger und sicher nicht nur ein "Zellklumpen". Mit solchen Gedanken hilfst du dir nicht.
Blicke nach vorne, versuche dich nicht unter Druck zu setzen und sei ruhig traurig, wenn du dich traurig fühlst. Doch verliere dich nicht daran. Es kommt meist anders als man denkt und wünscht.
Ich weiss nicht ob dein "neid" dazu beigetragen hat, ich würde eher sagen: Nein.
Vllt kannst du deine Erwartungshaltung etwas zurück schrauben und versuchen dich auf die derzeit schönen Dinge in deinem Leben zu konzentrieren.

Ich wünsche dir viel Kraft und Liebe.
 
Dein Mann will dich offenbar vor Verbitterung bewahren. Das ist ein lobenswerter Ansatz.
Die ersten Anzeichen der Verbitterung waren lange vorher sichtbar. Nun steuert er dagegen.
Aus deiner Sicht heraus hast du natürlich jedes Recht auf Traurigkeit. Es spielt dabei keine Rolle, wieso du trauerst. Sie gehört zum Menschen dazu. Das musst du dir nicht nehmen lassen, denn es ist völlig normal.
Nur, diese negativen Gedanken in Bezug auf andere gehen zu weit. Wirklich jetzt. Damit schadest du dir selbst.
Ich denke, es wäre hilfreich, wenn du psychologische Hilfe in Anspruch nimmst. Es ist nämlich nichts Schlimmes daran, wenn du nicht jeden Schmerz, der dir widerfährt, akkurat verarbeiten kannst. Sei lieb zu dir selbst!
 
Es war ja nur ein Zellklumpen. Keiner weiß, ob jemals ein Herz geschlagen hat oder nicht. Es war noch kein "richtiges" Kind.
Wie viele Frauen "verlieren" die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt, ohne zu wissen, dass sie es jemals waren? Dann liest man andere Geschichten hier im Forum, von Menschen, die ihre Kinder wirklich verloren haben und kommt sich so blöd vor. Weil unterm Strich war es ja nur ein Zellklumpen.

Und trotzdem tut es mir weh und alles ist leer. Meine Schwägerin rennt mit ihrem Babybauch durch die Gegend - 6 Wochen wären wir auseinander gewesen.

Als ich meine erste OP hatte, weil wir es zu diesen Zeitpunkt schon 2 Jahre versucht haben, wollten sie und mein Bruder sich gerade scheiden lassen. Und jetzt ist sie schwanger - nachdem sie es nur 4 Monate versucht haben. Und alles was mir geblieben ist nach über 4 Jahren, ist ein Foto von einem positiven Test.
Und das klingt so verbittert und gemein und neidisch. Und so bin ich nicht. Ich hasse mich selbst dafür. Weil ich so nicht bin. Ich bin kein gehässiger, neidischer Mensch - und trotzdem fühlt es sich so an, als ob ich einer wäre.
Manchmal frage ich mich, ob es so kommen musste. Wie ich nämlich von ihrer Schwangerschaft erfahren habe, habe ich zu meinem Mann gesagt, ich finde das unfair. Meinem Bruder fällt immer alles in den Schoß und ich brech mir schon mein ganzes Leben die Beine an den Steinen auf meinem Weg. Vielleicht hab ich es ja auch nicht besser verdient, weil ich nicht die Freudenausbrüche hatte, die man haben sollte, wenn man erfährt, dass man Tante wird...

Ich wäre hysterisch und nicht belastbar, bekomme ich zu Hause zu hören. Sich da so sehr in etwas rein zu steigern und rum zu heulen. Ich würde mich irrational verhalten. Ich wäre nicht ich selbst. Ich wäre kein Mensch, der rumheult und in Selbstmitleid versinkt. Ich wäre jemand der aufsteht, sich den Schmutz abklopft und einfach weiter geht. Wie immer und schon so oft in meinem Leben.
Ja, vielleicht hat mein Mann recht. Vielleicht bin ich derzeit wirklich auf irrationalen Wegen unterwegs und auch mein handeln und fühlen und denken entspricht nicht mir. Denn ja, er hat recht, es war nur ein Zellklumpen, er will nichtmal davon sprechen, dass es eine Fehlgeburt war, weil es war ja nur ein Zellklumpen.

Trotzdem ist da derzeit nichts anderes als Leere und Schmerz. Und ich fühl mich so lächerlich deswegen.
Ich habe das zweimal durch und weiß wie du dich fühlst. Es tut mir sehr leid für dich. Aber vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass das Kind abgegangen ist weil es nicht gesund war. Ich habe das bei mir so gesagt und war letztendlich dankbar.
Beim zweiten Mal war ich länger im Krankenhaus weil eine Bauchspiegelung gemacht wurde.
Immer sah ich die Mütter mit den Neugeborenen und war traurig. Und plötzlich war ich fest entschlossen und sagte der Schwester, nächstes Jahr um die Zeit schiebe ich auch mein Baby diesen Gang lang. Und so kam es auch. Fast auf den Tag genau.
Allerdings darf man sich nicht unter Druck setzen. Ich hatte den Satz wieder vergessen gehabt. Er fiel mir erst wieder ein als ich schwanger war und der Geburtstermin errechnet wurde.
 
Trotzdem ist da derzeit nichts anderes als Leere und Schmerz. Und ich fühl mich so lächerlich deswegen.

Glaub mir, das ist ganz und gar nicht lächerlich. Es war vielleicht "nur" ein Zellklumpen, der aber Hoffnung, Liebe und Sehnsucht trug. Es war dein "Zellklumpen" ….:(

Es gibt sogenannte Sterbeammen
https://sterbeheilkunde.de/adressen
Die können dir gezielt helfen. Die bieten auch treffen mit anderen verwaisten Müttern/Vätern an, wo man sich austauscht, trauert und sich verstanden fühlt.

Ich wünsch dir bald ein Kindchen, eine Seelchen, das sich ganz ganz festhält!:trost:
 
Vllt kannst du deine Erwartungshaltung etwas zurück schrauben und versuchen dich auf die derzeit schönen Dinge in deinem Leben zu konzentrieren.

Das hatte ich schon. Nach der langen Zeit ist der Kinderwunsch irgendwie nur mehr so nebenbei mitgelaufen.

Ich hab eine zweite Berufsausbildung gemacht, sammle dort auf ehrenamtlicher Basis gerade Erfahrungen in der Hoffnung, eine Festanstellung zu bekommen. Schwangerschaft und Kinderwunsch sind in den letzten eineinhalb Jahren so sehr in der Hintergrund gerutscht. Deswegen hab ich mich dann ja so gefreut, weil wir beide gar nicht mehr damit gerechnet haben.

Aber ja, ich such mir gerade wieder Ablenkungen in den Dingen die mir gut tun. Ich weiß auch nicht, was heute los ist. Mir ging es nämlich die letzten Tage eigentlich wirklich gut.

Ich wünsche dir viel Kraft und Liebe.

Danke dir dafür :)
 
Aber vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass das Kind abgegangen ist weil es nicht gesund war. Ich habe das bei mir so gesagt und war letztendlich dankbar.

Ja, dieser Gedanke tröstet mich wirklich. Wenn ich daran denke, dass der Onkel meines Mannes einen Gendefekt hatte und dann im Alter von 4 oder 5 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb, denke ich, dass der Abgang besser ist. Das ist einer der Gedanken, der in den letzten Wochen stark in mir vertreten ist.

Danke für deine Geschichte :love:
 
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Glaub mir, das ist ganz und gar nicht lächerlich. Es war vielleicht "nur" ein Zellklumpen, der aber Hoffnung, Liebe und Sehnsucht trug. Es war dein "Zellklumpen" ….:(

Es gibt sogenannte Sterbeammen
https://sterbeheilkunde.de/adressen
Die können dir gezielt helfen. Die bieten auch treffen mit anderen verwaisten Müttern/Vätern an, wo man sich austauscht, trauert und sich verstanden fühlt.

Ich wünsch dir bald ein Kindchen, eine Seelchen, das sich ganz ganz festhält!:trost:

Danke für den Link. Das kannte ich noch gar nicht. Ich werd mir die HP gleich mal genauer ansehen.
Und danke für deine Worte :love:
 
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