Als erwachsener Mensch würde ich zumindest die Erfahrungen Anderer versuchen zu verstehen.
Lieber Chollo,
das ist eines meiner Lieblingsbeschäftigungen - um genau zu sein: versuchen, die Art zu denken, zu fühlen und zu erleben, die aus den Erfahrungen entsteht, zu verstehen.
Ich würde gerne deine
Erfahrungen verstehen - die kann ich aber aus all dem nicht rauslesen.
Ich kann das absolut nachvollziehen, wenn du sagst: wenn ich jemanden verletzt habe, will ich es gutmachen. So geht´s mir auch.
Du fühlst dich schlecht, beichtest und tust Buße.
Ich lasse das schlechtfühlen aus und setze eine Wiedergutmachung um.
(Am Rande erwähnt: wenn ich der Mensch wäre, der verletzt worden ist, wär mir die Wiedergutmachung lieber, weil da hätt ich was davon. - Das ist einer der Gründe, warum ich das so praktiziere. Es soll ja dem anderen was nützen, ned mir und meinem Gewissen.)
Das ist zwar nicht der gleiche Ansatz, aber doch nicht so ewig weit auseinander.
Dann geht es um "Sünde", und eine dieser Sünden ist "Faulheit". Da frag ich mich: entspringt das wirklich deiner Erfahrung? Oder hast du da was übernommen?
Was soll denn daran Sünde sein, wenn ich drei Tage lang
erzfaul bin - auf Arbeit verzichte, nur mache, wozu ich Lust habe und dabei super gelaunt bin. Das schadet weder mir noch meinen Mitmenschen - ganz im Gegenteil! - noch wird mein Lebensraum vergammeln.
Entsteht nicht aus Gier oft auch Schönes? Gierig zu sein auf Erleben, Essen, Naturerfahrung, spirituelle Erfahrung, Sex, Schönheit.... was soll daran Sünde sein, wenn ich damit keinem weh tu? Ich erleb es eher so, dass ich andere damit anstecke und ihnen was Gutes damit tu, dass ich meine Gier lebe.
Was du da an Begriffen aufgezählt hast - entstammt es wirklich deiner
Erfahrung, dass das "Sünde" ist?
Liebe Grüße, silberelfe
P.S.: ich möchte erwähnen, dass ich den Begriff Sünde in meinem Leben nicht verwende. Ich verwende ihn hier, weil ich die Frage an dich richte und eine gemeinsame Gesprächsebene suche.
Ich habe eine Schwester, die ist vor mir auf die Welt gekommen und hat nur 5 Stunden gelebt. Meine Mutter hat mir irgendwann erzählt, dass der Priester es fast abgelehnt hätte, meine Schwester in unserem Familiengrab beizusetzen, weil sie nicht getauft war und deshalb die Erbsünde trage. Somit dürfe sie nicht in geweihtem Boden beerdigt werden.
Das war der Tag, an dem ich tief in mir begriffen habe, dass die Kirche mit Gott nichts zu tun haben kann und ich mit ihr nichts zu tun haben will.
Der Begriff "Sünde" ist für mich das Druckmittel einer Kirche, um Menschen zu demütigen und zu erniedrigen, in Abhängigkeit zu halten, klein zu machen und sie energetisch, spirituell und materiell zu schröpfen.