es geht mir außerordentlich schlecht, ich glaub, ich bin genial...

Vielleicht liegt es auch daran, daß man dann sehr introvertiert ist und sich nicht ablenken läßt von außen...
...wenn man dann nicht total in seinem Leid versinkt, sondern daraus Kraft schöpft, ist es genauso machtvoll, wie absolute Freude..



...kann das sein? :rolleyes:
 
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Kreativität ist Verarbeitung und die hat man meist nur notwendig wenn es einem nicht ganz so gut geht...heißt nicht dass man außerordentlich leiden muss, aber man muss etwas haben mit dem man sich auf diese Weise auseinander setzen möchte bewusst oder unbewusst.

LG,
Anakra
 
Liebes Xchen! Hallo Ihr anderen!

Gute Frage - über die ich oft nachdenke. In Zwangspausen :D. Die Antworte(n) darauf, sind so individuell wie die jeweiligen Persönlichkeiten, die Kunst schaffen. Ich persönlich bin zu absolut nichts in der Lage, wenn ich Probleme habe oder es mir nicht gut geht. Die Auflösung solch einer Phase erfolgt dann meist mit einem kreativen Schub. In der Zeit, in der nix geht, lese ich oder lass mich von allen möglichen Seiten inspirieren. Ich nehme ja trotzdem auf, auch wenn in meinem Kopf eine Blockade ist.

Fühle ich mich wohl und drücken mich nicht mal wieder meist finanzielle Probleme (was ja in kreativen Jobs meist Hand in Hand geht), dann sprudelt's auch aus mir raus. Auch wenn immer behauptet wird, durch Leid und Entsagung werde man erst kreativ...*würg* Nee, das kann ich nicht bestätigen.

Andererseits muss ich Elfriede Jellinek zustimmen, die sagte: "Glückliche Menschen haben nicht den Leidensdruck, der nötig ist, um Kunst zu produzieren."

Die kreativsten Produktionen und neue Kunstrichtungen enstanden zumeist in Krisenzeiten, aus der Opposition heraus (Guernica ist so ein Beispiel).

Dann gibt es aber auch noch die Kunst um des Geld-Verdienens-Willen. Das sieht man dann als nine-to-five-Job und produziert einfach. Diese Art ist jedoch gnadenlos unbefriedigend und hat zur Folge, dass man selbst in der Toscana absolut null Inspiration mehr erfährt. Dort muss der Arbeitsmotor dann erstmal runtergeschaltet werden.

Persönlich kenne ich keinen einzigen ernsthaften Künstler, der nicht unter seiner Arbeit leidet. Der Schaffensprozess als solcher ist oft leidvoll. Was aus sich, aus seinem Inneren, rausholen zu wollen und es dann manifestiert zu sehen...das st oft nicht einfach. Das schmerzt seltsamerweise. Erleichtert aber auch gleichzeitig.

Aber wie gesagt, der Umgang mit der eigenen Kreativität ist höchst individuell und meines Erachtens keinesfalls Leid-bedingt. Es gibt Popcorn-Artisten, die das fröhliche Volk bedienen oder es gibt Romantiker...Wer wird wohl mehr leider mit seinem Werk? :rolleyes:

Liebe Grüße! Schrödi
 
Schrödingers Katze;1885445 schrieb:
Die kreativsten Produktionen und neue Kunstrichtungen enstanden zumeist in Krisenzeiten, aus der Opposition heraus (Guernica ist so ein Beispiel).
denke da grade auch an frida kahlo, die ja so einige schicksalsschläge zu verarbeiten und große (kunst)werke vollbracht hatte.
 
denke da grade auch an frida kahlo, die ja so einige schicksalsschläge zu verarbeiten und große (kunst)werke vollbracht hatte.

Die Anerkennung ließ aber lange auf sich warten. Gemalt hat sie ja schon vor ihrem Unfall. Doch ihr Stil war danach gnadenlos leidbestimmt. Bei ihr krieg ich immer Gänsehaut. Jetzt grad wieder.
 
Noch ein Gedanke: Wenn Kunst Menschen berühren soll, sollte sie auch schon eine Botschaft innehaben. Und welche Botschaften berühren mehr als die von tief empfundenem Leid? Und als Kunstwerk erschaffen und authentisch weitergeben kann man das nur, wenn man es selber erfahren hat. Alles andere ist Märchenstunde und findet sicherlich auch Anhänger ;)
 
Schrödingers Katze;1885476 schrieb:
Die Anerkennung ließ aber lange auf sich warten. Gemalt hat sie ja schon vor ihrem Unfall. Doch ihr Stil war danach gnadenlos leidbestimmt. Bei ihr krieg ich immer Gänsehaut. Jetzt grad wieder.

ja, das ist nicht zu leugnen.
ich habe ihre biografie gelesen und auch die verfilmung über ihr leben gesehen.
ich find sie unwahrscheinlich beeindruckend.
sie hatte durchweg verluste erleben müssen, ihre bilder sind die manmale ihrer seele.
nicht immer harmonisch, genau wie ihr leben.
 
Neo Rauch, ein Maler, den ich sehr schätze, meinte, er wäre mal in der Toskana gewesen. Und da passierte nix, er hatte keine Idee, verspürte keinen Drang, etwas auf der Leinwand umzusetzen.
Außer, er fühlte sich außerordentlich wohl.

Schaffen und Wohlbefinden, Wohlbefinden und Kreativität - sind es Gegensätze, die einander bedingen, die einander ausschliessen?
Muß ich leiden, um als Künstler schöpferische Kräfte entfalten?

Hallo, liebes Xchen,

natürlich muss man nicht leiden, doch ist es eine Tatsache, dass die Gedichte oder Malereien, die ein bedrängtes Gefühl zum Ausdruck bringen, häufig sehr erfolgreich sind. Das Leid spricht die Menschen scheinbar mehr an.

Liebe Grüße

eva07
 
ja, das ist nicht zu leugnen.
ich habe ihre biografie gelesen und auch die verfilmung über ihr leben gesehen.
ich find sie unwahrscheinlich beeindruckend.
sie hatte durchweg verluste erleben müssen, ihre bilder sind die manmale ihrer seele.
nicht immer harmonisch, genau wie ihr leben.

Kennst du das Kochbuch "Mexikanische Feste - Die Fiestas der Frida Kahlo" ? Ich liebe dieses Buch! Schon auch deshalb, weil es ein Bild einer ganz anderen Frida Kahlo zeigt. Vorallem ist darin eine Geschichte beschrieben, die mich seit Jahren ganz irre macht und mich ganz sicher irgendwann mal nach Mexiko treiben wird.
Der Film ist wunderbar und ziemlich authentisch.
 
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Hallo, liebes Xchen,

natürlich muss man nicht leiden, doch ist es eine Tatsache, dass die Gedichte oder Malereien, die ein bedrängtes Gefühl zum Ausdruck bringen, häufig sehr erfolgreich sind. Das Leid spricht die Menschen scheinbar mehr an.

Liebe Grüße

eva07

die frage ist nur "weshalb"?

das wonach der mensch ja eigentlich sucht ist glück und komischerweise erlebt er sich im gegenteil meist intensiver.
vielleicht weil er sich darin besser erkennen kann.
weil es den menschlichen abgrund versinnbildlicht dem wir alle schonmal sehr nahe standen.
genau deswegen springen wir darauf an, fühlen uns berührt und sehnen vielleicht die wende herbei oder sowas.
ist ja teils auch bei filmen so: wenn es schmerzliche szenen sind fühlt man mit, teils bis hin zu tränen.
indess geht es weniger nahe wenn alles positiv verläuft.
man fühlt auch mit, keine frage, aber das berührtsein ist irgendwie nicht ganz so intensiv.
vielleicht greift da in verborgenem sinne einsteins quantentheorie.
positives fühlt man schneller, negatives intensiver/länger.
 
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