Dieses Wort oder Gebilde Erziehungscamp weckt bei mir irgendwie unschöne Erinnerungen in der Geschichte.
Da düftest du recht haben. Diese Erziehungscamps erwecken auch bei mir Erinnerungen an die Vergangenheit, denn es gab im Dritten Reich nicht nur sieben Vernichtungslager (Konzentrationslager) sondern daneben noch viele Sammellager, Arbeitserziehungslager, sogenannte Zwangsarbeiterstraflager, in die Arbeiter wegen angeblicher "Nichterfüllung ihrer Arbeitspflicht" deportiert wurden, 8 Jugendkonzentrationslager, auch Jugendschutzlager oder Jugendverwahrlager genannt ("Swing-Jugend", kriminelle Jugendliche, sexuell freizügige junge Frauen, "Asoziale", Partisaninnen) und Todeslager für Babys von Zwangsarbeiterinnen.
Daneben gab es Polenjugendverwahrlager in Lodz für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 16 Jahren, für "abweichende" oder widerständige polnische und tschechische Jugendliche, oder Jugendliche, deren Eltern zur Zwangsarbeit verschleppt wurden, über 100 Erziehungslager bei Firmen, Ghettolager (abgetrennte Stadtteile), allein in Osteuropa gab es ca. 600 Ghettos, in denen mindestens 4 Millionen Menschen zwischenzeitlich interniert wurden, Sicherungslager, Arbeitslager, Polizeihaftlager, Aufenthaltslager, SS-Sonderlager und Ausländerpflegestätten, für die Kinder von Zwangsarbeitern. Insgesamt gab es im Deutschen Reich
24.000 Lager.
Man hat sich Jahrzehnte nicht um die Probleme der Jugendlichen gekümmert. Jugendheime wurden geschlossen, Gelder für die Bildung wurde gekürzt und die Jugendlichen wurden sich selber überlassen. Der Geist der Globalisierung zog allmählich auch auch in die Schulen ein und das Faustrecht breitete sich aus. Dort herrscht heute teilweise eine Gewalt, wie man sie sich früher kaum vorstellen konnte. Die Erziehungscamps in den USA haben eigentlich bewiesen, dass sie kein geeignetes Mittel sind, um das Ziel der Resozialisierung zu erreichen.
Aber Leute wie der hessische Ministerpräsident Ronald Koch und Bundeskanzlerin Angela Merkel setzen sich in populistischer Form aus wahltaktischen Gründen für die Erziehungscamps ein. Dass ein Teil der Jugend sich heute der Gewalt, dem Rechtsextremismus und dem Terrorismus (Al Kaida) zuneigt, ist das Versäumnis aus 16 Jahren Kohl-Regierung und der SPD-Politik unter Gerhard Schröder. Sie haben sich niemals ernsthaft der Probleme der Jugendlichen und Migranten angenommen. Stattdessen haben sie vor allem durch die Harz IV-Gesetze mit dazu beigetragen, dass die Spaltung zwischen arm und reich noch weiter vorangetrieben wurde, so dass viele Jugendliche heute kaum noch eine vernünftige Perpektive sehen. Mit der Forderung nach Erziehungscamps will man nur den rechten Wählerrand für sich gewinnen. An der Geamtsituation wird das allerdings nichts verändern. Dazu sind andere Wege erforderlich.