Verantwortung über seine Taten. Hat man auch eine (soziale) Verantwortung anderen gegenüber, die beinhalten könnte, seinen Verstand zu gebrauchen?
Ich möchte dies verstärken.
Sind wir uns einig, dass wir uns darin gleichen, dass wir Menschen sind? Dass wir den Tieren gleichen, als dass wir Lebewesen sind. Den Steinen gleichen, weil wir aus den selben Teilchen bestehen, nachdem wir zu den Würmern gegangen sind?
Sind wir verschieden was die Augenfarbe angeht? Den Humor, die Erfahrung, das Wissen, die Intelligenz?
Sind manche Eigenschaften jetzt wichtiger als andere, indem sie uns zu größerer Freiheit verhelfen? Freiheit wovon - und vor allem -wozu?
Langer Schwanz oder scharfe Augen, wenn es ums (Ton)Taubenschießen geht?
Man sieht, die Wichtigkeit einer Eigenschaft hängt
von der Situation ab, in welcher sie angewandt werden kann, und als Mindeste verhilft sie uns, mehrere Entscheidungen treffen zu können,also mehr Freiheiten zu haben, also ohne diese Eigenschaft.
Wir leben heute in einer Gesellschaft, die unter manchen Aspekten als
Informationsgesellschaft betrachtet werden kann.
Nicht abschließend :
http://de.wikipedia.org/wiki/Informationsgesellschaft
In bestimmten Situationen, ist das Wissen, das plus an Information, ein Freiheitsvorteil - ein
Potential an Möglichkeiten.
Schicke ich meine Kinder nach Kreuzberg oder auf Schloss Salem? Trinke ich Leitungswasser oder Eistee? Schaffe ich mir für meine Garçonnière eine Mops an, oder einen Labrador?
Ich kann für das eine oder andere Entscheiden.
Gehe ich zum Wahrsager, Feng Shui Ausstatter, Wasseradernaufspürer, Rückführungstherapeuten?
Zum Antibiotikabomber, Armabschneider, Leichenaussteller?
Was beeinflusst meine Entscheidung?
Mein Urteil? Gehen wir darin wie die Richter vor? Und wenden Rechtssätze auf vorliegende Tatbestände an? Versuchen wir also den gewonnenen Tatbestand der gültige Rechtsregel unterzuordnen?
Wir alle wägen ab. Was beeinflusst unsere
Waagarbeit? Gefühle der Lust und Unlust (Kant)?
Wissen und Unwissen?
Und wenn also die Entscheidung zustanden gekommen ist und es sich erweist, dass sie nur entstanden ist, weil eine Information so war und nicht so - inwiefern hätten wir uns dann nochmal gleich entschieden, jetzt und hier?
Wenn wir unseren Vater erschossen haben, weil wir dachten es sei ein Einbrecher, der unser sauteures Geburtstagsgeschenk an ihn klauen wollte, wollen wir dann noch behaupten, wir würden jetzt nochmal den Abzug drücken, wenn der Alte vor die Flinte liefe?
Seht, so geht es vielen von uns, vielleicht allen. Wir treffen Entscheidungen nach bestem Gewissen (um es verkürzt auszudrücken), und trotzdem sind wir nicht immer glücklich mit den Konsequenzen.
Wenn nun aber folgendes zusammenkommt: Wir haben nicht die Eigenschaft, die in dieser und jener Situation von Vorteil wäre. Nehmen wir an, es geht ums Taubenschießen, und obwohl wir mit mächtigem Gehänge anrücken, haben wir die Brille vergessen. Und schon zwischen Kimme und Korn verschwimmt bereits alles. Man bietet uns mehrere Zielfernrohre an, in verschiedenen Stärken. Wäre es nicht hilfreich, einen Optiker bei Hand zu haben, der das Richtige (Beste) für uns selektiert?
Auf dass wir dann die meistmöglichen Tontauben schießen können -wenn wir denn wollen?
Dieser Optiker kann im Leben die
Information sein. Eine Stütze, die einen Teil unserer Entscheidungen trägt, denjenigen nämlich, wo unsere persönlichen Erfahrungen
a quo (das heißt die, um welche es konkret geht) zu Ende sind. Und wir entweder raten können, oder eben nachfragen.
Und gibt es nicht Quellen unterschiedlicher Qualität, die unterschiedliches erzählen? Und wenn wir gar nicht wissen, was wichtig ist, um beurteilen zu können, was wichtig ist?
Raten wir? Oder vertrauen wir? So wie ein Kind darauf vertraut, dass der Herzschlag, an den es sich im Mutterleib gewöhnt hat, derjenige ist, der ihn später dann nicht im Stich lässt. Oder sollte es das Führungszeugnis der Uterusinhaberin am besten vor Geburt anfordern - um sicherzugehen?
So, wenn wir vertrauen müssen, irgendwo, irgendwann - außer wir spiegeln uns im Gottbild des Anselm von Canterbury - besteht die Gefahr, dass unser Vertrauen missbraucht wird. Und gleich groß ist die Gefahr, dass wir das in uns gesetzte Vertrauen missbrauchen.
Wir können nichts dagegen tun, es geschieht wie ein Sommerregen, der überraschend die flockenweißen Wölklein wegschiebt.
Ob wir es wollen, missbraucht zu werden, ist eine frivole Frage. Bei der Beantwortung dürften das Geschlecht und die Fantasie auch ein Wörtchen mitzureden haben.
Man kann aber durchaus annehmen, dass es Menschen gibt, die das nicht wollen, finde ich.
Wie kann man etwas verhindern, auf das man genau soviel Einfluss hat, wie ein Sommerregentropfen am qualvollen Ertrinkungstod (wusstet ihr, dass die italienische (?) Kaffeespezialität
Affogato nach der im Bohnensud ertrinkenden Vanillekugel benannt ist?) des kleinen Jungen haben kann, der am pitschnassen Ufer ausgerutscht, in die tosenden Schnellen fiel.
Man kann es verbieten, das Vertrauen zu missbrauchen. Damit schreckt man ab (ein bisschen), bestraft (manchmal) und sorgt für ein gutes Gewissen (oft) da etwas geschehen ist.
Mann kann andere darauf hinweisen, dass ihr Vertrauen gerade missbraucht wird, in der Hoffnung, in einer anderen Situation durch Solidarität ebenfalls weniger Schaden zu nehmen. Aha, wird einer sagen, eine Spieltheorie, wie fein. Naja, sage ich, Johnny Nash hat damit für fast jeden seiner Kumpanen ein Betthupferl gefunden.
Zuspruch?