Hallo Sabsy
Sabsy, ich frage mich, ob hinter den vielen Worten nicht sehr viele unerfüllte erotische Wünsche verborgen sind. Mir scheint, du hast das gut durchdacht, aber nicht erlebt. Und mit erlebt meine ich nicht die Sexualität an sich, die magst du schon erlebt haben, aber ich fürchte, du hast die ekstatische Erotik nicht kennen gelernt.
Und ich habe das Gefühl, dass es daran liegen könnte, dass du innerlich einerseits von einer tiefen erotischen Sehnsucht verfolgt wirst, andererseits an genau den Symptomen zu leiden hast, unter denen wir alle zu leiden haben, nämlich an einer tiefen Angst vor der Sexualität.
Das beides sind übrigens Kennzeichen, die sich speziell in einem Mauerblümchen vereinen. Anderseits haben wir alle etwas von einem Mauerblümchen in uns. Erst von dem Moment an, wo man diese ganze sexuelle Verlogenheit, geboren aus dem tiefen Wunsch nach sexueller Befriedigung und sexueller Befreiung, abzulegen beginnt, wo man beginnt, gegen diese sexualfeindliche Erziehung und Gesellschaft zu rebellieren, besteht überhaupt die Chanche das Mauerblümchendasein und die sexuelle Frustration zu durchbrechen. Dann erst beginnt ein sehr langer und schmerzhafter Heilungsprozess. Aber schon diesen Mut zur Rebellion bringt kaum jemand auf. Die Masse schweigt lieber, passt sich an und leidet.
Und wer mag sich nur für Mauerblümchen erwärmer? Es sind meistens die männlichen Mauerblümchen, die alle die überholten Vorstellungen von Moral, Ehe, Treue, Kinder usw. in sich tragen. Ich finde diese Spießer stinklangweilig. Sie rennen alle zeitlebens ihren erotischen Träumen hinterher, flüchten sich in irgendeine heile Welt und zeigen mit dem Finger auf andere. Mag auch die Erotik mit einem solchen Frauenzimmer am Anfang noch recht interessant erscheinen, so stellt man doch schon bald fest, dass es noch wesentlich interessantere Frauen gibt. Und dann geht man seine eigenen Wege, still und heimlich. Sie, vielleicht genau so wie er.