Erleuchtung

Fortsetzung

Im Tempel des Zen-Meisters Bokusan suchte ein flüchtiger Samurai Schutz. Bald kamen die verfolgenden Samurai und bedrängten Bokusan zu sagen, wo der Flüchtende sei. "Es ist niemand hier", sagte der Zen-Meister. "Wenn du nicht sagst, wo der Flüchtende ist, schlagen wir dir den Kopf ab", sagten die verfolgenden Samurai und zogen ihre Schwerter. "Wenn ich jetzt also sterben soll", sagte Meister Bokusan, "werde ich noch etwas Wein trinken". Er holte eine Flasche Wein, schenkte ein und trank mit offensichtlichem Behagen. Die verfolgenden Samurai blickten sich an, dann gingen sie davon. Als Bokusan über diesen Vorfall befragt wurde, antwortete er nach langem Zögern: "Als die verfolgenden Samurai kamen, tat ich nichts, was sie wollten weder stritt ich mich mit ihnen, noch hielt ich Fürbitte. Ich gab einfach ihre ganze Welt auf und hatte nichts mit ihnen zu tun und auf einmal sah ich, wie sie gegangen waren."

Vom Standpunkt des Zen sind das Erwachen des Buddha und die Lehre Buddhas, daß j e d e m dieses Erwachen möglich sei, das Wesentliche am Buddhismus. Der Rest der Lehre, erläutert in umfangreichen Sutren, wird als Anhang betrachtet. Die heiligen Schriften des Buddhismus werden im Zen-Buddhismus für bloße Fetzen Papier gehalten. Wichtiger ist die Kette der mystischen Lehrer. Die Zen-Meister redeten nicht viel und verachteten alles Theoretisieren und Spekulieren. So entwickelten sie Methoden, direkt auf die Wahrheit aufmerksam zu machen, mit plötzlichen spontanen Handlungen oder Worten, welche die Paradoxien des begrifflichen Denkens enthüllen und wie die schon erwähnten Koans, den Denkprozess stoppen sollen, um den Lernenden für die mystische Erfahrung bereit zu machen. Die Meister sprechen so wenig wie möglich und benutzen ihre Worte, um die Aufmerksamkeit des Schülers von abstrakten Gedanken zu konkreten Realität hin zu lenken.

Ein Mönch, der um Weisungen bat, sagte zu Bodhidharma: "Ich habe keinen Seelenfrieden. Bitte befriede meine Seele." "Bring mir deine Seele her", antwortete Bodhidharma, "und ich werde sie befrieden!" "Aber wenn ich meine eigene Seele suche", sagte der Mönch, "dann kann ich sie nicht finden". "Da!", rief Bodhidharma aus: "Ich habe deine Seele befriedet!"

Alle Dialoge beleuchten einen Aspekt, der für Zen charakteristisch ist. Die chinesischen Meister betonen immer, daß Chan oder Zen unsere tägliche Erfahrung ist, der Alltagsverstand. Das Gewicht liegt auf dem 'Erwachen' inmitten der täglichen Angelegenheiten und es wurde klar gemacht, daß das tägliche Leben nicht nur ein 'Weg' zur Erleuchtung ist, sondern 'die' Erleuchtung selbst. Im Zen bedeutet Satori die unmittelbare Erfahrung der Buddha-Natur der Dinge. Die sind zuallererst die Dinge, Angelegenheiten und Menschen des täglichen Lebens, so daß Zen, während es die praktischen Seiten des Lebens betont, nichtsdestoweniger tief mystisch. Alle menschlichen Handlungen bergen die Möglichkeit zur Größe in sich, ob es sich um das Wechseln von Windeln oder die Lektüre von Spinoza, das Pflügen für Gerste oder das Messen von Milchstraßen handelt: jede richtige Betrachtung und ihre Ausübung versprechen den Lohn der Einsicht. Der "Glanz des Gewöhnlichen" zeigt sich mit der Erkenntnis, daß Kleinode der Erleuchtung an den unscheinbarsten Stellen gefunden werden. "Oh, göttliche Arbeit! Das Wasser schöpfen, Holz schlagen!" Wer da ganz in der Gegenwart lebt und den täglichen Angelegenheiten seine volle Aufmerksamkeit widmet, erfährt die Wunder und Mysterien des Lebens in jeder einzelnen Handlung.

Die Vollendung des Zen besteht somit darin, in unserem täglichen Leben natürlich und spontan zu leben. Als Po-Chang gebeten wurde, Zen zu definieren, sagte er: "Wenn du gehst, bescheide dich mit dem Gehen. Wenn du sitzt, dann bescheide dich mit dem Sitzen. Aber vor allem zögere nicht!" Obwohl das offensichtlich und simpel klingt, wie so vieles im Zen, ist es in Wirklichkeit eine sehr schwierige Aufgabe. Unsere ursprüngliche Natürlichkeit zurückzugewinnen, erfordert langes Training und stellt eine große geistige Leistung dar. Zen ist das tägliche Bewußtsein. Dieses tägliche Bewußtsein ist nichts anderes, als als schlafen, wenn du müde bist - essen, wenn dich hungert. Sobald wir nachdenken, überlegen und Begriffe bilden, geht das ursprünglich Unbewußte verloren und ein Gedanke taucht auf. Wir essen nicht mehr, wenn wir essen, schlafen nicht mehr, wenn wir schlafen. Der Bogen ist abgeschossen, aber er fliegt nicht gerade zur Scheibe hin, und die Scheibe steht auch nicht dort, wo sie stehen soll.

Im Zen-Buddhismus wird einer, der die absolute Subjektivität realisiert hat und die Wirklichkeit auf nicht-duale Weise aufnimmt, "Gastgeber" genannt (im Gegensatz zum "Gast", der die Wirklichkeit durch objektive Begriffe zu erkennen sucht). Im taoistischen Denken heißt dieser Mensch, der die Gastgeberposition einnimmt, "der Erhabene", und Meister Rinzai nenn ihn "der wahre Mensch ohne Rang", er ist ohne Rang, weil über ihn nichts ausgesagt werden kann. Zen fordert absolute Freiheit, die alle Verhaftungen und Zwänge ausschaltet. Der Buddha wie auch die Patriarchen müssen vernichtet werden. Alle Zwänge im Geist müssen beseitigt werden. Wie kann es für jemanden, der durch den Abgrund des großen Zweifels gegangen ist, Subjekt und Objekt, Du und Ich überstiegen hat, irgendetwas geben, das ihn beunruhigt? Nach der Essenz des Buddhismus gefragt, sagte ein Zen-Meister: "Ah, dies!"

"Mit leeren Händen gehe ich dahin, und siehe! der Spaten ist in meinen Händen; Ich wandre zu Fuß und reite dabei auf dem Rücken eines Ochsen; Wenn ich über die Brücke gehe - siehe, so fließt nicht das Wasser, sondern die Brücke."

Nichts erscheint unlogischer und widerspricht dem gesunden Menschenverstand mehr, als diese drei Verse. Die Kritiker werden deshalb geneigt sein, Zen als absurd, verwirrend und jenseits der Grenze des Vernünftigen Denkens zu erklären. Aber Zen bleibt unbeugsam und verwahrt sich dagegen, daß der sogenannte gesunde Menschenverstand, wie er die Dinge anschaut, das letzte Wort hat; es erklärt vielmehr, daß der Grund, der es uns unmöglich macht, eine durchdringende Erkenntnis der Wirklichkeit zu erlangen, auf ein unvernünftige Suche nach der logischen Deutung der Dinge zurückgeht. Wollen wir ernstlich auf den Grund des Lebens hinabtauchen, so müssen wir die lieben und gewohnten logischen Schlüsse opfern und uns einen neuen Weg der Betrachtung eröffnen, auf dem wir der Tyrannei der Logik ebenso entrinnen wie der Einseitigkeit des alltäglichen Sprachgebrauchs. So paradox es klingen mag, Zen besteht darauf, daß wir den Spaten in leeren Händen halten sollen, und daß es nicht das Wasser, sondern die Brücke ist, die unter unseren Füßen dahinfließt.

Einer der großen Zen-Meister Japans beschreibt das Leben eines Zen-Anhängers wie folgt: Der Bodhisattva dreht das Identitätsrad der Gegensätze oder Widersprüche: Schwarz und weiß, Dunkel und Hell, Gleichheit und Verschiedenheit, das Eine und die Vielen, Endlich und Unendlich, Liebe und Haß, Freund und Feind usw. usw. Inmitten von Wolken und Staub, unendlich wechselvoll, wirkt der Bodhisattva, Kopf und Gesicht ganz mit Schmutz und Asche bedeckt. Wo die höchste Verwirrung der Leidenschaften in unbeschreiblicher Wut rast, lebt der Bodhisattva sein Leben mit all seinen Wechselfällen, wie das japanische Sprichwort sagt: "Siebenmal hinauf und hinunter rollend und sich achtmal wieder hebend." Er ist wie die flammende Lotusblume, deren Farbe heller wird, während sie die Feuertaufe empfängt. Rinzai beschreibt seinen "Menschen ohne Rang" wie folgt: "Er ist im Hause und verläßt doch die Straße nicht. Er ist auf der Straße und verläßt doch nicht das Haus. Er ist ein gewöhnlicher Mensch oder ein großer Weiser? Niemand kann es sagen. Selbst der Teufel weiß nicht, wo er ihn finden soll. Und selbst der Buddha kann ihn nicht so lenken, wie er es vielleicht möchte. Wenn wir versuchen, auf ihn zu zeigen, ist er nicht mehr da, sondern jenseits des Berges."

+Ende+
 
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Hallo Kvatar,

wir könnten uns natürlich über viele Details in deinen Texten unterhalten, aber ich glaube, dann platzt das Forum. Ach ja, hast du sie geschrieben, die Texte?

Hui-Ko opferte seinen Arm. So ist es auch richtig, denn wenn der Punkt erreicht ist, den Weg aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus zu gehen, dann ist immer ein wahres Opfer fällig. Und das ist zwar der Anfang der Befreiung, aber die Erkenntis verpflichtet und wir haben keine Wahl. Es gibt kein Zurück mehr.

Koans sind prima, weil sie die Kanäle reinigen. Das sogenannte westliche Erkennen, immer angeregt durch die Sinne, benutzt die gleichen Kanäle wie die Wahrnehmung aus der Betrachtung. Wohl sind die Koans teilweise psychologisch zu erklären, aber meistens nicht.

Zen will absolute Freiheit, selbst Freiheit von Gott, sagst du. Dazu muß ich Gott ja zunächst einmal akzeptieren, damit ich dann auch die Projektion zurücknehmen kann. Ein ganz gefährlicher Vorgang, der das Leben kosten kann, wenn er zu früh eingeleitet wird.
Und dann bleibt ja immer noch die Frage: Freiheit wofür, nicht wovon?

Du sagst - Suzuki sagt: Zen ist in seinem Wesen nach, die Kunst, in die Natur des Seins zu blicken und es zeigt den Weg von der Knechtschaft zur Freiheit........
Ich nenne es in meinem Leben: Die Kraft hinter der Natur. Dort gibt es für mich aber keine Knechtschaft und auch keine Freiheit. Und permanent angeschlossen zu sein, ist doch wohl zunächst einmal das Ziel.

Wenn ich das richtig verstanden habe, besteht die Methode (sieh mal eine Methode) darin, jemanden in eine Zwangslage zu bringen, aus der er sich bemühen muß, nicht durch Logik, sondern durch einen Geist einer höheren Stufe (sieh mal eine Stufe) zu entkommen.

Kann ich nur unterstreichen, doch ist es wohl "natürlich", daß der Mensch immer in eine Zwangslage kommt - mit und ohne Meister -, wenn eine Bewußtseinsstufe erfahren und erfüllt wurde, weil dann der nächst Schritt ansteht. Da habe ich ein aktuelles Problem: Wie entkomme ich der Erleuchtung?:D :D

Zu Satori sagst du u.a.: Der Geist steht sich selbst wie in einem Spiegel gegenüber und erkennt sich darin..........
Frage: Warum geht er nicht einfach durch den Spiegel?

So für heute reichts. Freue mich auf deine Worte, bitte keine Worte von toten oder lebenden Meistern, denn für mich ist das Hier und Jetzt wichtig, und das bist du.:)

Liebe Grüße
Isis

PS. Du weißt doch sicherlich, daß nicht eingehaltene Versprechen ganz schlimmes Karma nach sich ziehen!<gg>
 
Hallo Isis !

Nein, die Texte stammen nicht von mir, sondern von der Online-Präsenz der Mauthner-Gesellschaft, die sich mit Fragen der Semantik (Wortbedeutung, Wortsinn) befasst. Die Texte zeigen, dass Sprache zu Dualismus (Unterscheidung) führt und die Umwelt auf Symbole reduziert, die Folge davon ist eine Entfremdung von der Wahrheit und das wahre Wesen der Dinge.

Du sagst:

Koans sind prima, weil sie die Kanäle reinigen. Das sogenannte westliche Erkennen, immer angeregt durch die Sinne, benutzt die gleichen Kanäle wie die Wahrnehmung aus der Betrachtung. Wohl sind die Koans teilweise psychologisch zu erklären, aber meistens nicht.


Nö, eben nicht.
„Westliche“ Erkenntnis ist ein wissenschaftliches Erkennen. Es addiert Assoziationen und Begriffe zur Erklärung einer Sache zusammen und „glaubt“ schliesslich, die Sache vollständig erkannt zu haben, obwohl ein redundantes und verstümmeltes Abbild der Realität vorliegt. Der Irrtum der westlichen Denkweise ist, das „Gedachte“ für die Realität selbst zu halten.

ZEN lehnt Assoziationen und Symbolik ab und fordert die uneingetrübte Wahrnehmung, die einzig das wahre Wesen der Welt ermöglicht. Sie ist zugleich unglaublich befriedigend, absolut und das unbedingte Glück, welches weder Leid noch Angst noch Schmerz (Dukkha) kennt. Das „Wahrnehmungsdreieck“

Betrachtender – Betrachtetes – Betrachtung

(Subjekt, Objekt, Tat)

existiert nicht mehr. Die Trennung (Dualismus) ist aufgehoben, und die Dinge veschmelzen zu einem gesamtheitlichen Ganzen.

Psychologie kennt diesen Zustand nicht, sie leht ihn sogar ab. Die Erklärungsversuche der Psychologie über Zen und dessen Koans ist für jemanden, der mit Zen bereits vertraut ist ein echter Brüller, der die Verwirrungen der westlichen Wissenschaft fast karikaturhaft deutlich zeigt.

Das Koan ist ein Weg, den Verstand zu frustrieren, ihn zu ermüden und schliesslich zu überwinden. Durch die Überwindung ist die o.g. „uneingetrübte Wahrnehmung“ wieder möglich und „Satori“ wird erreicht.

Lies noch einmal:

„Die Meister sprechen so wenig wie möglich und benutzen ihre Worte, um die Aufmerksamkeit des Schülers von abstrakten Gedanken zu konkreten Realität hin zu lenken.“ (Zitat aus obigem Text)

Taisen Deshimaru Roshi lehrte nach seiner Erleuchtung bei seinem Meister Kodo Sawaki jahrelang Zazen in Paris in Frankreich (ich hab die Adresse ;-) ) , lehte es aber immer ab, französisch zu lernen. Als man ihn nach dem Grund fragte sagte er „Wenn ich die Sprache könnte, dann würde ich vielleicht in Versuchung kommen, meinen Schülern alles genau und mit vielen Details zu erklären, und das wäre für sie dann sehr schwierig und kompliziert. Der Meister hört die Frage am Klang der Stimme, er braucht die Worte dafür nicht, und die Antwort trifft den richtigen Punkt ohne jemanden, der mit Worten auf die Person zielt.“ (ziemlich frei zitiert)

Ein besonders bekannter Spruch des Lao-Tse lautet:

„Wer weiss, spricht nicht. Wer spricht, weiss nicht.“ (Zitat)

Sprache kann die direkte Erfahrung nicht ersetzen, im Gegenteil: sie verhindert sie.
ZEN ist nicht Satori, es ist ein WEG, Satori zu erlangen, indem es die „Ratio“ der Vernunft schachmatt setzt und somit transzendiert.

Du sagst:

„Zen will absolute Freiheit, selbst Freiheit von Gott, sagst du. Dazu muß ich Gott ja zunächst einmal akzeptieren (...)“

Vielleicht kommst Du jetzt schon selbst dahinter, warum ein Gottbild unerwünscht ist. Gott ist für uns ein Begriff, ein Symbol, eine Figur, ein Gedanke. Von genau diesem aber gilt es, sich zu lösen, sonst wirst du die Welt immer nur durch die „Sonnenbrille“ deines Verstandes sehen – mit Dioptrienzahl 1000 und pechschwarzen Gläsern ! Die Brille abzusetzten, die Welt endlich klar und tief zu erkennen ist mehr als ein „soso.. aha.. na, das ist ja wirklich seeehr interessant....“. Es haut dich um, es lässt nichts mehr so sein wie es ist, alles wird radikal umgekrempelt, das gesamte Weltbild stürzt zusammen. Du erkennst die Welt und dich selbst - und auch , dass es dazwischen keinen Unterschied gibt. Und was noch total lustig ist: du erkennst, WORAUF diese Welt und dieses Universum basiert. ;-)

Vielleicht kommst Du ja mal dahin, und dann wirst Du mir zustimmen : da wären wir nie drauf gekommen !! :D


Normalerweise müssten Deine anderen Fragen damit beantwortet sein. Wahrscheinlich aber wirst Du mich darauf festnageln, auch auf diese einzugehen. Als dann:

Du fragst:

„ (...) Suzuki sagt: Zen ist in seinem Wesen nach, die Kunst, in die Natur des Seins zu blicken und es zeigt den Weg von der Knechtschaft zur Freiheit........ Ich nenne es in meinem Leben: Die Kraft hinter der Natur. Dort gibt es für mich aber keine Knechtschaft und auch keine Freiheit. Und permanent angeschlossen zu sein, ist doch wohl zunächst einmal das Ziel.“


Es ist nicht DAS Ziel, es ist DEIN Ziel. Niemand hat es Dir gesetzt ausser Du selbst.

Ausserdem liegt ein Verständnisfehler vor. Suzuki sagt: „ZEN ist, in die Natur des Seins zu blicken.“
Du sagst: „Ich nenne es (...) : die Kraft hinter der Natur“

Du sprichst von der Natur als Folge oder Ergebnis einer Kraft, also etwas bedingt Entstandenem.
Suzuki spricht von der Sache, die „Deine“ Natur formte, sie entstehen liess und immer gegenwärtig war; sogar als weder Universum noch Gott etc, exisiterten. ZEN ist, dem Leben in „die Karten zu gucken“. Er ist Dir also schon einen Schritt voraus... ;-)


In Deinem nächsten Satz sagst Du:
„Wenn ich das richtig verstanden habe, besteht die Methode (sieh mal eine Methode) darin, jemanden in eine Zwangslage zu bringen, aus der er sich bemühen muß, nicht durch Logik, sondern durch einen Geist einer höheren Stufe (sieh mal eine Stufe) zu entkommen.“

Naja, halbe Punktzahl... ;-)

Das ZEN-Koan ist tatsächlich eine Methode. Sie dient dazu, den Verstand zum Aufgeben zu zwingen, das ist alles. Allerdings gibt es keinen „Geist“, keine „Stufe“, kein „Entkommen“.
Es ist das Ende der Bewusstseinstrübung. Satori bedeutet „Aufwachen“ und ist nichts Ungewöhnliches oder Unnormales. Es bedeutet ganz im Gegenteil in die Welt zurückzukommen und den ursprünglichen Zustand, den wir vor unserer Geburt (unserer „Lieferung“ :-D ) hatten wiederherzustellen.

Frage an Dich: welchen „Zustand“ hattest Du denn vor Deiner „Lieferung“ ? :D


Ok, nächster Absatz:

„Kann ich nur unterstreichen, doch ist es wohl "natürlich", daß der Mensch immer in eine Zwangslage kommt - mit und ohne Meister -, wenn eine Bewußtseinsstufe erfahren und erfüllt wurde, weil dann der nächst Schritt ansteht. Da habe ich ein aktuelles Problem: Wie entkomme ich der Erleuchtung?“

Eigentlich steht nur ein einziger Schritt an: Brett vorm‘ Kopf wegnehmen, und das absolut mit allen Kosequenzen. Der Erleuchtung aber wirst Du leider nicht entkommen; spätestens wenn Du ins Gras beisst bist Du dran. Dein „Ego“ erlischt“ und es kommt wieder hervor, was immer da war.


Und noch einen:

„Zu Satori sagst du u.a.: Der Geist steht sich selbst wie in einem Spiegel gegenüber und erkennt sich darin..........Frage: Warum geht er nicht einfach durch den Spiegel?“

Naja, ungeschickte Wortwahl. Tausch das Wort „Geist“ mal gegen „Bewusstsein“ aus - das passt besser, weil „Geist“ als Person oder Personifizierung (miss)verstanden werden könnte.

Hinter dem Spiegel ist nichts, was nicht auch davor ist, das ist die Essenz dieser Aussage.

Wenn jemand einem Meister mit obigem Vergleich auf eine KOAN-Frage antworten würde wäre sein Rat: „Schaff den Spiegel hinaus!“

Kleines Experiment gefällig?

Geh mal ins Badezimmer, setz Dich vor den Spiegel und schaue Dir für 5 bis 60 Min. selbst in die Augen und bleib für alles offen, was in Dir aufsteigt.


Bis später & Gruß an alle,
Kvatar
 
Was hilft ein Thread über "Erkenntnis" ohne exakte Beispiele´oder Berichte?

Deshalb möchte ich heute damit beginnen, jeweils einzelne Erfahrungsberichte in dieses Forum zu stellen. Ich hoffe, dass sie ein besseres Verständniss für das angedeutete Phänomen ermöglichen. Über die Berichte selbst werd' ich aber garantiert nicht diskutieren, weil es da (für mich) nichts zu diskutieren gibt. Ich verlange auch von keinem, sie zu glauben, das bleibt jedem überlassen. Los gehts...


#1 Ein Lichtblick der Erkenntnis (Autor: Dan Millman)

Eines Nachts vor vielen Jahren versank ich in abgrundtiefe Verzweiflung wegen einer Frau, die ich liebte und zu verlieren drohte. Wir waren seit 6 Jahren verheiratet und wohnten auf dem Campus der der Standford University, wo wir ein Studentenwohnheim leiteten. Meine Frau hatte sich in einen gutaussehenden Tennislehrer verliebt, und wenn er auf einen Sprung bei uns hereinschaute, um sich mit ihr zu unterhalten, wie die Studenten es mnchmal taten, funkelten ihre Augen so, wie sie für mich schon lange nicht mehr gefunkelt hatten. Die beiden plauderten und lachten bis spät in die Nacht hinein, ganz in ihr Gespräch vertieft.
Ich ging ins Bett, schlief aber sehr unruhig, denn ich wartete darauf, dass sie endlich zu mir kam. Als ich um zwei Uhr nachts aufwachte, war sie immer noch nicht da. Da konnte ich es nicht mehr aushalten, geschweige denn schlafen. Niedergeschlagen stand ich auf, schlüpfte in Hemd und Hose und ging zur Haustür. Die beiden saßen noch immer auf der Couch.
„Ich gehe noch ein bisschen nach draussen“, murmelte ich und griff nach dem Autoschlüssel. Insgeheim hoffte ich, dass meine Frau sich besorgt zeigen und den Tennisspieler vielleicht sogar bitten würde, nach Hause zu gehen. Aber sie sagte nichts. Als ich ins Auto stieg, tobte ein wilder Aufruhr in mir: Ich fühlte mich zurückgestossen und wertlos, war voller Eifersucht und Schmerzüber den Verlust meiner Frau – und vor allem voller Selbstmitleid. Gleichzeitig fühlte ich mich schwach und wie ein Idiot. Warum hatte ich dem Mann nicht gesagt, dass es höchste Zeit war heimzugehen? Warum hatte ich meine Frau nicht bei den Schultern gepackt und gerufen: „ Es reicht ! Das ist nicht richtig, was Du da machst ! “ Aber wie kann man die Gefühle eines anderen Menschen unter seine Kontrolle bringen?
In dieser trostlosen Stimmung – nie war ich dem Selbstmord so nahe gewesen – fuhr ich ziellos durch die Nacht und landete schliesslich in einem kleinen Wald. Ich hielt an und starrte aus das Autofenster auf den matschigen Waldboden und die Pfützen. Aus dem Wasser blickte mir kein Spiegelbild entgegen, nur undurchdringliche Schwärze. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen oder was ich tun sollte.

Da geschah es.
Plötzlich wandelte sich mein Bewusstsein, und zwar ganz von selbst. Was ich damals erlebte, lässt sich mit Worten kaum beschreiben; doch in genau dem Augenblick, in dem ich den Schmerz nicht mehr ertragen konnte explodierte mein Bewusstsein, kämpfte sich frei, und Gott berührte meine Seele.
Der Schmerz – das ist sehr wichtig – war nicht verschwunden. Meine Ehe und meine Lebensumstände waren immer noch dieselben; nur meine Einstellung dazu hatte sich verändert. Plötzlich spielte es gar keine Rolle mehr, was in meinem Kopf vor sich ging oder welche Gefühle mich bewegten. Das Gefühl des Verletztseins war immer noch da, aber es gab kein „Ich“ mehr, das darunter litt. Meine Gedanken und Gefühle schienen nichts mehr zu bedeuten. Sie hatten keinerlei Wichtigkeit, keine Macht und keinen Einfluss. Ich war frei – frei von der Zeit – und existierte nicht mehr im Augenblick, sondern als Augenblick. In diesem Zustand der Gnade, diesem neuen Bewusstsein, das über die Grenzen meiner persönlichen Empfindungen hinausgewachsen war, dachte ich an meine Frau und ihren Freund, und plötzlich überwältigte mich Mitgefühl mit ihnen beiden und mit allen Lebewesen. Nein, es war mehr als Mitgefühl: Es war ein alles überstrahlendes Einfühlungsvermögen, ein Gefühl der Einheit. Ich existierte nicht mehr getrennt von ihnen, sondern war eins mit ihnen – und auch mit den Bäumen und den Sternen.

Da begann ich plötzlich laut und schallend zu lachen, als sei das Leben ein kosmischer Scherz, dessen Pointe ich soeben begriffen hatte. Hätte mich in jener Nacht jemand beobachtet, so hätte er mich wahrscheinlich für verrückt gehalten. Aber das Paradoxe war, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, völlig normal, wirklich wach zu sein. Ich sah mich um – die Nacht schien mir von Licht erfüllt. Sie spiegelte das Licht in meinem Inneren wider.

Schliesslich verblasste das Licht wieder, und der Moment der Erkenntnis ging vorbei, so wie alles im Leben vorübergeht. In den folgenden Monaten und Jahren versuchte ich immer wieder, dieses Gefühl der Einheit und göttlichen Vollkommenheit wiederzuerlangen. Ich sehnte mich nach dem Licht, so wie man sich nach einer Geliebten sehnt. Ich versuchte es mit Meditationen und Visualisierungen, Seminaren und intensiver Selbstforschung. Dabei hatte ich viele Einsichten und Erkenntnisse, aber nichts, was jenem schlichten Augenblick der Erkenntnis im Wald gleichkam.
Dennoch hat mir diese Erfahrung gezeigt, was alles möglich ist, und ich glaube, sie hat mir einen kleinen Vorgeschmack der kollektiven Bestimmung der Menschheit gegeben. Ausserdem diente sie als Katalysator in meinem Leben und weckte in mir den Wunsch, das, was ich gelernt hatte an andere Menschen weiterzugeben.
Der Schwerpunkt meiner Suche begann sich zu verlagern: es ging mir nicht mehr so sehr darum, was ich bekommen, sondern mehr darum, was ich geben konnte. Ich wusste, dass die alten philosophischen Schulen und religiösen Traditionen die verschiedensten Methoden zu persönlichem und spirituellem Wachstum entwickelt hatten – von Yoga und Meditation bis hin zum Gebet - , also reiste ich und las und studierte ich, nicht für mich selbst, sondern um die Schätze, die ich dabei sammelte, mit anderen zu teilen. Und schliesslich fand ich die Antworten, nach denen ich suchte, nicht in den Tempeln des Ostens oder den Schulen des Westens, sondern jetzt und hier, im täglichen Leben.

+snip+
 
Hallo Kvatar,

schade, schade, wollte dir gerade antworten. Aber nun ja, wenn es da für dich nichts zu diskutieren gibt, so ist das auch in der Ordnung.

Alles Liebe
Isis
 
Über die Berichte oder meine eigenen Erfahrungen dieser Art diskutiere ich wirklich nicht gerne. Ich habe festgestellt, dass diese leider immer ausarten. Es ist auch unmöglich, sich darüber zu verständigen. Ansonsten gäbe es Wochenend-Seminare über Erleuchtung, Bücher, Anleitungen...


Gibts aber nicht. Der Meister erklärte seinem Schüler Zen durch Abschneiden des Fingers, nicht durch ein rhetorisches Feuerwerk.


Bestimmt meine ich das nicht ablehnend o.ä. - aber es hat ehrlich keinen Zweck. Ich versuche lediglich, eine Idee zu vermitteln, eine Richtung vorzustellen - mehr kann ich nicht tun.


Morgen gibts noch eine Story. :)
 
Wieso Kvatar, dazu ist doch ein Forum da um seine eigenen Erfahrungen auszutauschen. Mich würden deine wirklich mal interessieren. Wir sagen dir schon wenn es ausartet. ;)

Gruß
Geboldar:)
 
Guten Abend zusammen,

wie angedroht also heute ein weiterer Teil aus unserer Daily-Soap "Erleuchtung" ... :D

Ich habe diesen Text irgendwann mal aus einer Webseite gespeichert. Damals hätte ich ihn beinahe wieder gelöscht, weil er zeimlich langatmig anfängt, zum Glück hab ich dann aber doch weitergelesen. Ich freue mich, ihn Euch vorstellen zu dürfen und hoffe, dass er Euch ein wenig inspiriert und irritiert ... ;) (die ganz Ungeduldigen können direkt bei "Teil 3" mit dem Lesen beginnen) :


Dies ist der Brief, den Phillip Lord Chandos, jüngerer Sohn des Earl of Bath an FRANCIS BACON, später Lord Verulam und Viscount St. Albans, schrieb, um sich bei diesem Freunde wegen des gänzlichen Verzichtes auf literarische Betätigung zu entschuldigen.


(Autor: Lord Chandos, Übersetzer unbekannt)

Es ist gütig von Ihnen, mein hochverehrter Freund, mein zweijähriges Stillschweigen zu übersehen und so an mich zu schreiben. Es ist mehr als gütig, Ihrer Besorgnis um mich, Ihrer Befremdung über die geistige Starrnis, in der ich Ihnen zu versinken scheine, den Ausdruck der Leichtigkeit und des Scherzes zu geben, den nur große Menschen, die von der Gefährlichkeit des Lebens durchdrungen und dennoch nicht entmutigt sind, in ihrer Gewalt haben.

Sie schließen mit dem Aphorisma des HIPPOKRATES: "Qui gravi morbo correpti dolores non sentiunt, iis mens aegrotat" und meinen, ich bedürfe der Medizin nicht nur, um mein Übel zu bändigen, sondern noch mehr um meinen Sinn für den Zustand meines Innern zu schärfen. Ich möchte Ihnen so antworten, wie Sie es um mich verdienen, möchte mich Ihnen ganz aufschließen, und weiß nicht wie ich mich dazu nehmen soll. Kaum weiß ich, ob ich noch derselbe bin, an den Ihr kostbarer Brief sich wendet; bin denn ich's, der nun Sechsundzwanzigjährige, der mit neunzehn jenen "neuen Paris", jenen "Traum der Daphne", jenes "Epithalamium" hinschrieb, diese unter dem Prunk ihrer Worte hintaumelnden Schäferspiele, deren eine himmlische Königin und einige allzu nachsichtige Lords und Herren sich noch zu entsinnen gnädig genug sind?

Und bin ich's wiederum, der mit dreiundzwanzig unter den steinernen Lauben des großen Platzes von Venedig in sich jenes Gefüge lateinischer Perioden fand, dessen geistiger Grundriß und Aufbau ihn im Innern mehr entzückte als die aus dem Meer auftauchenden Bauten des Palladio und Sansovin. Und konnte ich, wenn ich anders derselbe bin, alle Spuren und Narben diesr Ausgeburt meines angespanntesten Denkens so völlig aus meinem unbegreiflichen Inneren verlieren, daß mich in Ihrem Brief, der vor mir liegt, der Titel jenes kleinen Traktates fremd und kalt anstarrt, ja daß ich ihn nicht als ein geläufiges Bild zusammengefaßter Worte sogleich auffassen, sondern nur Wort für Wort verstehen konnte, als träten mir diese lateinischen Wörter, so verbunden, zum ersten Mal vors Auge?

Allein ich bin es ja doch, und es ist Rhetorik in diesen Fragen, Rhetorik, die gut ist für Frauen oder für das Haus der Gemeinen, deren von unsrer Zeit so überschätzte Machtmittel aber nicht hinreichen, ins Innere der Dinge zu dringen.

Mein Innres aber muß ich Ihnen darlegen, eine Sonderbarkeit, eine Unart, wenn Sie wollen eine Krankheit meines Geistes, wenn Sie begreifen sollen, daß mich ein ebensolcher brückenloser Abgrund von den scheinbar vor mir liegenden literarischen Arbeiten trennt, als von denen, die hinter mir sind und die ich, so fremd sprechen sie mich an, mein Eigentum zu nennen zögere.

Ich weiß nicht ob ich mehr die Eindringlichkeit Ihres Wohlwollens oder die unglaubliche Schärfe Ihres Gedächtnisses bewundern soll, wenn Sie mir die verschiedenen kleinen Pläne wieder hervorrufen, mit denen ich mich in den gemeinsamen Tagen schöner Begeisterung trug. Wirklich, ich wollte die ersten Regierungsjahre unseres verstorbenen glorreichen Souveräns, des achten HEINRICH darstellen!

Die hinterlassenen Aufzeichnungen meines Großvaters des Herzogs von Exeter über seine Negotiationen mit Frankreich und Portugal gaben mir eine Art von Grundlage. Und aus dem SALLUST floß in jenen glücklichen belebten Tagen wie durch nie verstopfte Röhren die Erkenntnis der Form in mich herüber, jener tiefen wahren inneren Form die jenseits des Geheges der rhetorischen Kunststücke erst geahnt werden kann, die von welcher man nicht mehr sagen kann, daß sie das Stoffliche anordne, denn sie durchdringt es, sie hebt es auf und schafft Dichtung und Wahrheit zugleich, ein Widerspiel ewiger Kräfte, ein Ding, herrlich wie Musik und Algebra. Dies war mein Lieblingsplan.

Was ist der Mensch, daß er Pläne macht!

Ich spielte auch mit anderen Plänen. Ihr gütiger Brief läßt auch diese heraufschweben. Jedweder vollgesogen mit einem Tropfen meines Blutes, tanzen sie vor mir wie traurige Mücken an einer düsteren Mauer, auf dernicht mehr die grelle Sonne der glücklichen Tage liegt.

Ich wollte die Fabeln und mythischen Erzählungen, welche die Alten uns hinterlassen haben, und an denen die Maler und Bildhauer ein endloses und gedankenloses Gefallen finden, aufschließen als die Hieroglyphen einer geheimen, unerschöpflichen Weisheit, deren Anhauch ich manchmal, wie hinter einem Schleier zu spüren meinte.

Ich entsinne mich dieses Planes. Es lag ihm ich weiß nicht welche sinnliche und geistige Lust zugrunde: wie der gehetzte Hirsch ins Wasser, sehnte ich mich hinein in diese nackten glänzenden Leiber, in diese Sirenen und Dryaden, diesen NARCISSUS und PROTEUS, PERSEUS und ACTÄON: verschwinden wollte ich in ihnen, und aus ihnen heraus mit Zungen reden. Ich wollte. Ich wollte noch vielerlei. Ich gedachte eine Sammlung "Apophtegmata" anzulegen, wie deren eine JULIUS CAESAR verfaßt hat: Sie erinnern die Erwähnung in einem Brief des CICERO.

Hier gedachte ich die merkwürdigsten Aussprüche nebeneinander zu setzen, welche mir im Verkehr mit den gelehrten Männern und den geistreichen Frauen unserer Zeit, oder mit besonderen Leuten aus dem Volk, oder mit gebildeten und ausgezeichneten Personen auf meinen Reisen zu sammeln gelungen wäre; damit wollte ich schöne Sentenzen und Reflexionen aus den Werken der Alten und der Italiener vereinigen und was mir sonst an geistigem Zierathen in Büchern, Handschriften oder Gesprächen entgegen träte; fern die Anordnung besonders schöner Feste und Aufzüge, merkwürdige Verbrechen und Fälle von Raserei, die Beschreibung der größten und eigentümlichsten Bauwerke in den Niederlanden, in Frankreich und Italien und noch vieles andere. Das ganze Werk aber sollte den Titel Nosce te ipsum führen.

(Fortsetzung folgt)
 
Um mich kurz zu fassen: Mir erschien damals in einer Art von andauernder Trunkenheit das ganze Dasein als eine große Einheit: geistige und körperliche Welt schien mir keinen Gegensatz zu bilden, ebensowenig höfisches und tierisches Wesen, Kunst und Unkunst, Einsamkeit und Gesellschaft; in allem fühlte ich Natur, in den Verirrungen des Wahnsinns ebenso wohl wie in den äußersten Verfeinerungen eines spanischen Zeremoniells; in den Tölpelhaftigkeiten junger Bauern nicht minder als in den süßesten Allegorien; und in aller Natur fühlte ich mich selber; wenn ich auf meiner Jagdhütte die schäumende laue Milch in mich hineintrank, die ein struppiges Mensch, einer schönen sanftäugigen Kuh aus dem strotzenden Euter in einen Holzeimer niedermolk, so war mir das nichts anderes, als wnn ich in der dem Fenster eingebauten Bank meines studio sitzend aus einem Folianten süße und schäumende Nahrung des Geistes in mich sog.

Das eine war wie das andere; keines gab dem andern weder an traumhafter überirdischer Natur, noch an leiblicher Gewalt nach, und so ging's fort durch die ganze Breite des Lebens, rechter und linker Hand; überall war ich mitten drinnen, wurde nie ein Scheinhaftes gewahr: oder es ahnte mir, alles wäre Gleichnis und jede Kreatur ein Schlüssel der anderen und ich fühlte mich wohl den, der im Stande wäre, eine nach der andern bei der Krone zu packen und mit ihr so viele der andern aufzusperren, als sie aufsperren könnte. Soweit erklärt sich der Titel, den ich jenem enzyklopädischen Buch zu geben gedachte.

Es möchte dem, der solchen Gesinnungen zugänglich ist, als der wohlangelegte Plan einer göttlichen Vorsehung erscheinen, daß mein Geist aus einer so aufgeschwollenen Anmaßung in dieses Äußerste von Kleinmuth und Kraftlosigkeit zusammensinken mußte, welches nun die bleibende Verfassung meines Inneren ist. (Der HERKULES der in der Wiege lächelnd die Schlangen erwürgte, mußte dahin kommen daß er da liegt und zu schwach ist, mit dem Schatten einer Ameise zu turnieren.)

Aber dergleichen religiöse Auffassungen haben keine Kraft über mich; sie gehören zu den Spinnennetzen durch welche meine Gedanken durchschießen, hinaus ins Leere, während so viele ihrer Gefährten dort hangen bleiben und zu einer Ruhe kommen. Mir haben sich die Geheimnisse des Glaubens zu einer erhabenen Allegorie verdichtet, die über den Feldern meines Lebens steht wie ein leuchtender Regenbogen, in einer stetigen Ferne, immer bereit, zurückzuweichen, wenn ich mir einfallen ließe, hinzueilen und mich in den Saum meines Mantels hüllen zu wollen.

Aber, mein verehrter Freund, auf die irdischen Begriffe entziehen sich mir in der gleichen Weise. Wie soll ich es versuchen, Ihnen diese seltsamen geistigen Qualen zu schildern, dies Emporschnellen der Fruchtzweige über meinen ausgereckten Händen, dies Zurückweichen der murmelnden Wassers vor meinen dürstenden Lippen?

Mein Fall ist, in Kürze, dieser: Es ist mir völlig die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgen etwas zusammenhängend zu denken oder zu sprechen.

Zuerst wurde es mir allmählich unmöglich, ein höheres oder allgemeineres Thema zu besprechen und dabei jene Worte in den Mund zu nehmen, deren sich doch alle Menschen ohne Bedenken geläufig zu bedienen pflegen. Ich empfand ein unerklärliches Unbehagen, die Worte "Geist", "Seele" oder, "Körper" nur auszusprechen. Ich fand es innerlich unmöglich, über die Angelegenheiten des Hofes, die Vorkommnisse im Parlament oder was Sie sonst wollen, ein Urtheil herauszubringen. Und dies nicht etwa aus Rücksichten irgend welcher Art, denn Sie kennen meinen bis zur Leichtfertigkeit gehenden Freimut: sondern die abstrakten Worte, deren sich doch die Zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches Urtheil an den Tag zu geben, zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze.

Es begegnete mir, daß ich meiner vierjährigen Tochter Catarina Pompilia eine kindische Lüge, deren sie sich schuldig gemacht hatte, verweisen und sie auf die Notwendigkeit, immer wahr zu sein, hinführen wollte, und dabei die mir im Munde zuströmenden Begriffe plötzlich eine solche schillernde Färbung annahmen und so ineinander überflossen, daß ich, den Satz, so gut es ging, zu Ende haspelnd, so wie wenn mir unwohl geworden wäre und auch tatsächlich bleich im Gesicht und mit einem heftigen Druck auf der Stirn, das Kind allein ließ, die Tür hinter mir zuschlug und mich erst zu Pferde, auf der einsamen Hutweide einen guten Galopp nehmend, weider einigermaßen herstellte.

Allmählich aber breitete sich diese Anfechtung aus wie ein um sich fressender Rost. Es wurden mir auch im familiären und hausbackenen Gespräch alle die Urtheile, die leichthin und mit schlafwandelnder Sicherheit abgegeben zu werden pflegen, so bedenklich, daß ich aufhören mußte, an solchen Gesprächen irgend teil zu nehmen.

Mit einer unerklärlichen Zorn, den ich nur mit Mühe notdürftig verbarg, erfüllte es mich, dergleichen zu hören wie: diese Sache ist für den oder jenen gut oder schlecht ausgegangen; Sheriff N. ist ein böser, Prediger T. ein guter Mensch; Pächter M. ist zu bedauern, seine Söhne sind Verschwender; ein anderer ist zu beneiden, weil seine Töchter haushälterisch sind; eine Familie kommt in die Höhe, eine andere ist am Hinabsinken.

Dies alles erschien mir so unbeweisbar, so lügenhaft, so löcherig wie nur möglich. Mein Geist zwang mich alle Dinge, die in einem solchen Gespräch vorkamen, in einer unheimlichen Nähe zu sehen: so wie ich einmal in einem Vergößerungsglas ein Stück von der Haut meines kleinen Fingers gesehen hatte, das einem Brachfeld mit Furchen und Höhlen glich, so ging es mir nun mit den Menschen und Handlungen.


Es gelang mir nicht mehr, sie mit dem vereinfachenden Blick der Gewohnheit zu erfassen. Es zerfiel mir alles in Teile, die Teile wieder in Teile und nicht mehr ließ sich mit einem Begriff umspannen. Die einzelnen Worte schwammen um mich; sie gerannen zu Augen die mich anstarrten und in die ich wieder hineinstarren muß: Wirbel sind sie, in die hinabzusehen mich schwindelt, die sich unaufhaltsam drehen und durch die hindurch man ins Leere kommt.

Ich machte einen Versuch, mich aus diesem Zustand in die geistige Welt der Alten hinüberzuretten. PLATON vermied ich, denn mir graute vor der Gefährlichkeit seines bildlichen Fluges. Am meisten gedachte ich mich an SENECA und CICERO zu halten. An dieser Harmonie begrenzter und geordneter Begriffe hoffte ich zu gesunden. Aber ich konnte nicht zu ihnen hinüber. Diese Begriffe, ich verstand sie wohl: ich sah ihr wundervolles Verhältnisspiel vor mir aufsteigen wie herrliche Wasserkünste, die mit goldenen Bällen spielen.

Ich konnte sie umschweben und sehen wie sie zueinander spielten: aber sie hatten es nur miteinander zu tun und das Tiefste, das persönliche meines Denkens blieb von ihrem Reigen ausgeschlossen. Es überkam mich utner ihnen das Gefühl furchtbarer Einsamkeit; mir war zumuth wie einem der in einem Garten mit lauter augenlosen Statuen eingesperrt wäre; ich flüchtete wieder ins Freie.

Seither führe ich ein Dasein, das Sie, fürchte ich, kaum begreifen können, so geistlos, ja gedankenlos fließt es dahin; ein Dasein, das sich freilich von dem meiner Nachbarn, meiner Verwandten und der meisten landbesitzenden Edelleute dieses Königreiches kaum unterscheidet, und das nicht ganz ohne freudige und belebende Augenblicke ist. Es wird mir nicht leicht, Ihnen anzudeuten, worin diese guten Augenblicke bestehen; die Worte lassen mich wiederum im Stich. Denn es ist ja etwas völlig Unbenanntes, und auch wohl kaum Benennbares, das in solchen Augenblicken, irgend eine Erscheinung meiner alltäglichen Umgebung mit einer überschwellenden Flut höheren Leben wie ein Gefäß erfüllend, mir sich ankündet.


(Fortsetzung folgt)
 
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Ich kann nicht erwarten, daß Sie mich ohne Beispiel verstehen, und ich muß Sie um Nachsicht für die Kläglichkeit meiner Beispiele bitten. Eine Gießkanne, eine auf dem Feld verlassene Egge, ein Hund in der Sonne, ein ärmlicher Kirchhof, ein Krüppel, ein kleines Bauernhaus, alles dies kann das Gefäß meiner Offenbarung werden. Jeder dieser Gegenstände und die tausend anderen ähnlichen, über die sonst ein Auge mit selbstverständlicher Gleichgültigkeit hinweggleitet, kann für mich plötzlich in irgend einem Moment, den herbeizuführen auf keine Weise in meiner Gewalt steht, ein erhabenes und rührendes Gepräge annehmen, das auszudrücken mir alle Worte zu arm scheinen.

Ja es kann auch die bestimmte Vorstellung eines abwesenden Gegenstandes sein, der die unbegreifliche Auserwählung zu Theil wird, mit jener sanft oder jäh steigenden Flut göttlichen Gefühles bis an den Rand gefüllt zu werden. So hatte ich unlängst den Auftrag gegeben, den Ratten in den Milchkellern eines meiner Meierhöfe ausgiebig Gift zu streuen. Ich ritt gegen Abend aus und dachte, wie Sie vermuten können, nicht weiter an diese Sache. Da, wie ich im tiefen aufgeworfenen Ackerboden Schritt reite, nichts schlimmeres in meiner Nähe als eine aufgescheuchte Wachtelbrut und in der Ferne über den welligen Feldern die große sinkende Sonne, tut sich mir im Innern plötzlich dieser Keller auf, erfüllt mit dem Todeskampf dieses Volks von Ratten.

Alles war in mir: die mit dem süßlich scharfen Geruch des Giftes angefüllte kühl-dumpfe Kellerluft und das Gellen der Todesschreie, die sich an modrigen Mauern brachen; diese ineinander geknäulten Krämpfe der Ohnmacht, durch einander hinjagenden Verzweiflungen; das wahnwitzige Suchen der Ausgänge; der kalte Blick der Wut wenn zwei einander an der verstopften Ritze begegnen. Aber was versuche ich wiederum Worte, die ich verschworen habe!

Sie entsinnen sich, mein Freund, der wundervollen Schilderung von den Stunden, die der Zerstörung von Alba Longa vorhergehen, aus dem Livius? Wie sie die Straßen durchirren, die sie nicht mehr sehen sollen ... wie sie von den Steinen des Bodens Abschied nehmen ... Ich sage Ihnen, mein Freund, dieses trug ich in mir un das brennende Karthago zugleich; aber es war mehr, es war göttlicher, tierischer; und es war Gegenwart, die vollste erhabenste Gegenwart.

Da war eine Mutter, die ihre sterbenden Jungen um sich zucken hatte und nicht auf die Verendenden, nicht auf die unerbittlichen steinernen Mauern, sondern in die leere Luft, oder durch die Luft ins Unendliche hin Blicke schickte, und diese Blicke mit einem Knirschen begleitete! - wenn ein dienender Sklave voll ohnmächtigen Schauders in der Nähe der erstarrenden NIOBE stand, der muß das durchgemacht haben, was ich durchmachte, als in mir die Seele dieses Tieres gegen das ungeheure Verhängnis die Zähne bleckte.


Vergeben Sie mir diese Schilderung und aber denken Sie nicht, daß es Mitleid war was mich erfüllte. Das dürfen Sie ja nicht denken, sonst hätte ich mein Beispiel ungeschickt gewählt. Es war viel mehr und viel weniger als Mitleid: ein ungeheures Anteilnehmen, ein Hinüberfließen in jene Geschöpfe oder ein Fühlen, daß ein Fluidum des Lebens und Todes, des Traumes und Wachens für einen Augenblick in sie hinübergeflossen ist, von woher? Denn was hätte es mit Mitleid zu tun, was mit begreiflicher menschlicher Gedankenverknüpfung, wenn ich an einem anderen Abend unter einem Nußbaum eine halbvolle Gießkanne finde, die ein Gärtnerbursche dort vergessen hat, und wenn mich diese Gießkanne, und das Wasser in ihr, das vom Schatten des Baumes finster ist, und ein Schwimmkäfer der auf dem Spiegel dieses Wassers von einem dunklen Ufer zum andern rudert, wenn diese Zusammensetzung von Nichtigkeiten mich mit einer solchen Gegenwart des Unendlichen durchschauert, von den Wurzeln der Haare bis ins Mark der Fersen mich durchschauert, daß ich in Worte ausbrechen möchte, von denen ich weiß, fände ich sie, so würden sie jene Cherubim, an die ich nicht glaube, niederzwingen, und daß ich dann von jener Stelle schweigend mich wegkehre, und nun nach Wochen, wenn ich dieses Nußbaums ansichtig werde, mit scheuem seitlichen Blick daran vorübergehe, weil ich das Nachgefühl des Wundervollen, das dort um den Stamm weht, nicht verscheuchen will, nicht vertreiben die mehr als irdischen Schauer die um das Buschwerk in jener Nähe immer noch nachwogen.

In diesen Augenblicken wird eine nichtige Kreatur, ein Hund, eine Ratte, ein Käfer, ein verkrümmter Apfelbaum, ein sich über den Hügel schlängelnder Karrenweg, ein moosbewachsener Stein mir mehr als die schönste hingebendste Geliebte der glücklichsten Nacht mir je gewesen ist. Diese stummen und manchmal unbelebten Kreaturen heben sich mir mit einer solchen Fülle, einer solchen Gegenwart der Liebe entgegen, daß mein beglücktes Auge auch ringsum auf keinen toten Fleck zu fallen vermag.

Es scheint mir alles, alles was es gibt, alles dessen ich mich entsinne, alles was meine verworrensten Gedanken berühren, etwas zu sein. Auch die eigene Schwere, die sonstige Dumpfheit meines Hirnes erscheint mir als etwas; ich fühle ein entzückendes schlechthin unendliches Widerspiel in mir und um mich und es gibt unter den gegen einander spielenden Materien keine in die ich nicht hinüberzufließen vermöchte.

Es ist mir dann, als bestünde meine Körper aus lauter Chiffern, die mir Alles aufschließen. Oder als könnten wir in ein neues Ahnungsvolles Verhältnis zum ganzen Dasein treten, wenn wir anfingen, mit dem Herzen zu denken. Fällt aber diese sonderbare Bezauberung von mir ab, so weiß ich nichts darüber auszusagen; ich könnte dann ebensowenig in vernünftigen Worten darstellen, worin diese mich und die ganze Welt durchwebende Harmonie bestanden und wie sie sich mir fühlbar gemacht habe, als ich ein Genaueres über die inneren Bewegungen meiner Eingeweide oder die Stauungen meines Blutes anzugeben vermöchte.

Von diesen sonderbaren Zufällen abgesehen, von denen ich übrigens kaum weiß, ob ich sie dem Geist oder dem Körper zurechnen soll, lebe ich ein Leben von kaum glaublicher innerer Leere und habe Mühe, die Starre meines Innern vor meiner Frau, und vor meinen Leuten die Gleichgültigkeit zu verbergen welche mir die Angelegenheiten des Besitzes einflößen. Die gute und strenge Erziehung, welche ich meinem seligen Vater verdanke, und die frühzeitige Gewöhnung, keine Stunde des Tages unausgefüllt zu lassen, sind es, scheint mir, allein welche meinem Leben nach Außen hin einen genügenden Halt und den meinem Stande und meiner Person angemessenen Anschein bewahren.

Ich baue einen Flügel meines Hause um und bringe es zu Stande, mich mit dem Architekten hie und da über die Fortschritte seiner Arbeit zu unterhalten; ich bewirtschafte meine Güter und meine Pächter und Beamten werden mich wohl etwas wortkarger, aber nicht ungütiger als früher finden. Keiner von ihnen, der mit abgezogener Mütze vor seiner Haustür steht, wenn ich abends vorüberreite, wird eine Ahnung haben, daß mein Blick, den er respektvoll aufzufangen gewohnt ist, mit stiller Sehnsucht über die morschen Bretter hinstreicht, unter denen er nach Regenwürmern zum Angeln zu suchen pflegt, durchs enge vergitterte Fenster in die dumpfe Stube taucht, wo in der Ecke das niedrige Bett mit bunten Laken immer auf einen zu warten scheint, der sterben will, oder auf einen, der geboren werden soll; daß mein Auge lange an den häßlichen junen Hunden hängt oder an der Katze, die geschmeidig zwischen Blumenscherben durchkriecht, und daß es unter allen den ärmlichen und plumpen Gegenständen einer bäurischen Lebensweise nach jenem einen sucht, dessen unscheinbare Form, dessen von niemand beachtetes Daliegen oder -lehnen, dessen stumme Wesenheit zur Quelle jenes rätselhaften wortlosen schrankenlosen Entzückens werden kann.

Denn mein unbenanntes seliges Gefühl wird eher aus einem fernen einsamen Hirtenfeuer mir hervorbrechen als aus dem Anblick des gestirnten Himmels; eher aus dem Zirpen einer letzten, dem Tode nahen Grill, wenn schon der Herbstwind winterliche Wolken über die öden Felder hintreibt, als aus dem majestätischen Dröhnen der Orgel. Und ich vergleiche mich manchmal in Gedanken mit jenem CRASSUS, dem Redner, von dem berichtet wird, daß er eine zahme Muräne, einen dumpfen, rotäugigen, stummen Fisch seines Zierteiches, so über alle Maßen lieb gewann, daß es zum Stadtgespräch wurde: und als ihm einmal im Senat DOMITIUS vorwarf, er habe über den Tod dieses Fisches Tränen vergossen, und ihn dadurch als einen halben Narren hinstellen wollen, gab ihm CRASSUS zur Antwort: "So habe ich beim Tod meines Fisches getan was Ihr weder bei Eurer ersten noch Eurer zweiten Frau Tod getan getan habt."

(Fortsetzung folgt)
 
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