Erfahrungen mit Sterbebegleitung - Berichte von Euch erbeten

Hallo all,

ich habe mir Eure Berichte durchgelesen, und jeder hat mich bis ins Innerste berührt.

Ich mache ebenfalls Sterbebegleitung. Es ist ein wundervolle und bis ins Tiefste aufwühlende Erfahrung.

Euch allen weiterhin viel Kraft und Liebe für diese wichtige Aufgabe!

LG, seidenraupe
 
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Dann wünsche ich Dir viel Erfolg und viel Liebe für die Leute, die Du beim Sterben begleitest.

lg Siriuskind

Es ist eine sehr wertvolle,liebende Aufgabe und man erfährt sehr viel
für sich selber,Erfahrungen,die das Leben prägen,die Liebe im Herzen
festigen,zu allen Lebewesen.....

alles Liebe madma
 
hallo ihr lieben

dann würde ich euch gern einmal von meinem erlebnis berichten auch wenn die arbeit schon fertig ist. es ist eine etwas andere "sterbebegleitung" (wenn man es denn überhaupt so nennen darf)
undzwar geht es um meine alles geliebte oma, die vor etwas über einem jahr gestorben ist.

sie zog mich vom 3. - 7. lebensjahr auf, da meine mutti einen schweren autounfall hatte und selbst wieder das "leben lernen" musste und da mein vater schließlich keine zeit hatte da er arbeiten musste.
daher hatte ich ein sehr gutes und enges verhältnis zu meiner oma, da ich mich auch immer bei ihr ausheulen konnte, wenn es zuhause immer streit und probleme gab.

sie war stets voller freude, wenn sie mich sah. und hatte immer ein lächeln auf den lippen. leider erlitt sie mehrere schlaganfälle was alles änderte.

nach dem ersten schlaganfall (damals war ich 16) war sie noch völlig sie selbst, und hatte lediglich den linken arm gelähmt. als wir sie besuchten hatte sie wieder dieses lächeln auf den lippen als sie mich sah (sie war geistig in ihrem alter völlig fit). eine woche später hatte sie einen zweiten schlaganfall. als wir sie nach diesem im krankenhaus besuchten traute ich meinen augen nicht. es war als hätte ihre seele sie schon verlassen. sie konnte sich zwar im bett bewegen, auch sitzen und einzelne dinge wahrnehmen, jedoch stand ich neben dem bett und sie sah mich nichteinmal an. sie hat mich garnicht direkt wahrgenommen und das war ein riesenschock für mich. die tatsache, dass ich immer jemanden hoffnung machen will, sagte mir in gedanken "nur nicht weinen, sie darf nicht sehen dass wir es schlimm finden" aber das schaffte ich nicht, und ging aus dem zimmer und setzte mich in den gang und heulte nur los so wie bei jedem besuch. danach erlitt sie noch 2 schlaganfälle, nach denen sie eigentlich nur noch im bett lag, nichtsmehr sah, nicht selbst essen konnte und ein pflegefall auf höchster stufe war. ein paar mal besuchte ich sie mit meinen eltern.

und es war für mich einfach nur ein grauen, wenn meine eltern neben ihr saßen und sagten "es ist schon wirklich schlimm" oder anfingen über eine beerdigung zu reden. das machte mich immer so wütend und traurig, dass ich nach einem besuch 2 wochenlang über diesen tag nachdenken musste. ich bin mit der ganzen situation leider völlig überfordert gewesen, und so kam es, dass ich sie die letzten 2 jahre (es zog sich 4 jahre bis zum tod hin, am ende völlig abgemagert und geschädigt von allen entzündungen) garnichtmehr besuchen konnte. eigentlich sehr sehr schade und traurig, doch ich hoffe dass sie es mir verzeihen kann. ich denke auch jeden tag an sie, doch wirklich loslassen tut mich dieses gefühl dass ich nicht für sie da war nicht.
leider keine schöne geschichte. es war als hätte ich plötzlich eine "nicht-wahrhaben-wollen" phase aus der ich nichtmehr rauskam.

nach diesem erlebnis weiß ich nicht, ob ich überhaupt fähig wäre, jemanden zu pflegen oder jemanden bis zum ende zu begleiten. aber man wächst ja bekanntlich auch mit jeder neuen erfahrung und situation...

liebe grüße
 
Hallo Leila08,

ich denke, als wichtigste Aufgabe für Dich wäre, Dir erst mal selber zu verzeihen. Du warst damals 16 Jahre alt, ein junger Mensch, der mit solchen Erlebnissen gar nicht richtig umgehen kann. Versuche Dich an die Stelle Deiner Oma zu stellen und wie würdest Du als Oma über diese Enkelin denken, die diese Situation nicht gut verkraftet? Hättest Du Verständnis für Deine arme Enkelin? Wenn Du das hast, dann sei sicher, dass Deine Oma für Dein Verhalten das vollste Verständnis hat. Außerdem hat sie, als sie verstorben war, Deine Gedanken und Gefühle wahrnehmen können und weiß, wie es für Dich war. Sei sicher, dass alles gut ist. Und wenn Du reifer wirst, wirst Du einen Dir nahestehenden Menschen mit Sicherheit pflegen können. Wenn Du mal in die Situation kommen solltest, gibt es auch Kurse, die die pflegenden Angehörigen unterstützen und ihnen zeigen, was gemacht werden muß. Und es gibt Seelsorger, bei denen man sich das Herz ausschütten kann. Die Unterstützung wird eigentlich immer besser, so dass man nicht so alleine da steht.

lg Siriuskind
 
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hallo ihr lieben

dann würde ich euch gern einmal von meinem erlebnis berichten auch wenn die arbeit schon fertig ist. es ist eine etwas andere "sterbebegleitung" (wenn man es denn überhaupt so nennen darf)
undzwar geht es um meine alles geliebte oma, die vor etwas über einem jahr gestorben ist.

sie zog mich vom 3. - 7. lebensjahr auf, da meine mutti einen schweren autounfall hatte und selbst wieder das "leben lernen" musste und da mein vater schließlich keine zeit hatte da er arbeiten musste.
daher hatte ich ein sehr gutes und enges verhältnis zu meiner oma, da ich mich auch immer bei ihr ausheulen konnte, wenn es zuhause immer streit und probleme gab.

sie war stets voller freude, wenn sie mich sah. und hatte immer ein lächeln auf den lippen. leider erlitt sie mehrere schlaganfälle was alles änderte.

nach dem ersten schlaganfall (damals war ich 16) war sie noch völlig sie selbst, und hatte lediglich den linken arm gelähmt. als wir sie besuchten hatte sie wieder dieses lächeln auf den lippen als sie mich sah (sie war geistig in ihrem alter völlig fit). eine woche später hatte sie einen zweiten schlaganfall. als wir sie nach diesem im krankenhaus besuchten traute ich meinen augen nicht. es war als hätte ihre seele sie schon verlassen. sie konnte sich zwar im bett bewegen, auch sitzen und einzelne dinge wahrnehmen, jedoch stand ich neben dem bett und sie sah mich nichteinmal an. sie hat mich garnicht direkt wahrgenommen und das war ein riesenschock für mich. die tatsache, dass ich immer jemanden hoffnung machen will, sagte mir in gedanken "nur nicht weinen, sie darf nicht sehen dass wir es schlimm finden" aber das schaffte ich nicht, und ging aus dem zimmer und setzte mich in den gang und heulte nur los so wie bei jedem besuch. danach erlitt sie noch 2 schlaganfälle, nach denen sie eigentlich nur noch im bett lag, nichtsmehr sah, nicht selbst essen konnte und ein pflegefall auf höchster stufe war. ein paar mal besuchte ich sie mit meinen eltern.

und es war für mich einfach nur ein grauen, wenn meine eltern neben ihr saßen und sagten "es ist schon wirklich schlimm" oder anfingen über eine beerdigung zu reden. das machte mich immer so wütend und traurig, dass ich nach einem besuch 2 wochenlang über diesen tag nachdenken musste. ich bin mit der ganzen situation leider völlig überfordert gewesen, und so kam es, dass ich sie die letzten 2 jahre (es zog sich 4 jahre bis zum tod hin, am ende völlig abgemagert und geschädigt von allen entzündungen) garnichtmehr besuchen konnte. eigentlich sehr sehr schade und traurig, doch ich hoffe dass sie es mir verzeihen kann. ich denke auch jeden tag an sie, doch wirklich loslassen tut mich dieses gefühl dass ich nicht für sie da war nicht.
leider keine schöne geschichte. es war als hätte ich plötzlich eine "nicht-wahrhaben-wollen" phase aus der ich nichtmehr rauskam.

nach diesem erlebnis weiß ich nicht, ob ich überhaupt fähig wäre, jemanden zu pflegen oder jemanden bis zum ende zu begleiten. aber man wächst ja bekanntlich auch mit jeder neuen erfahrung und situation...

liebe grüße

Du warst noch so jung,glaube mir,sie hat dich richtig verstanden,an dem
Tag,wo du meintest,ihre Seele wäre gar nicht mehr da,sie hat dich gehört
und gefühlt und nur das ist wichtig.Es gibt auch ein innerliches Lächeln
und das war immer bei dir,man denkt,sie verstehen einen nicht,sie hören,sehen nicht mehr und doch,wahren es nur die Folgen,der Schlaganfälle.
Du musst dir nichts verzeihen,denn,sie hat dich gefühlt und deine innere
Trauer wahrgenommen,dir verziehen,wie sie noch auf Erden war.
Ja,du hast Recht,an solchem Erlebten wächst man und ich bin mir
sicher,könntest du das nochmal durchstehen,einen geliebten Menschen
zu pflegen,denn du hast alles erkannt,was man nicht tun sollte..wie in ihrer Gegenwart zu reden,als wäre sie nicht mehr da,über Beerdigung usw.man sich unterhielt...du hast das doch genau richtig gefühlt,darf man
das niemals tun,scheint es nur so,als ob sie nichts mehr wahrnehmen.

Ich hab sehr oft erlebt,lagen sie wochenlang bewegungslos da und wenn
sie dann mal aufwachten,sie konnten sich an jedes liebe Worte,jede zärtliche Berührung erinnern,
so,wird deine Oma auch mit einem Wissen gegangen sein..du warst immer
da,ihr mit dem Herzen so nah,wie kein Anderer,behalte ihr Lächeln in
Erinnerung,dass sie später,in ihrem Innersten für dich trug,mit dieser
Erinnerung an dich,diesem Lächeln,ist sie auch gegangen...wahrlich,du bist gewachsen und wirst es bestimmt immer,mit all deiner Liebe nochmal
können.
Von Herzen alles Liebe dir madma
 
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