Ok, das ist jetzt meine Erfahrung mit meinem aelteren Bruder, ist traurig, aber auch ein bisschen lustig (schwarzer Humor):
Was hab ich von ihm gelernt?
1. Wenn einer Kehlkopf Krebs hat, bitte nicht versuchen, ihn zu heilen mittels Rauecher Staebchen (er fing an, mehr zu husten...der bloede Rauch, sagte er)
2. Wenn jemand kein gutes Leben hat, ist der Wille weiterzuleben, sehr schwach
3. Hohe Ideale haben, andere zu retten, ist oft sehr schwierig zu verwirklichen
Ich war schon jahrelang in Australien, und hatte Verbindung verloren mit meinen zwei Bruedern. Aber dann hab ich sie, nach 13 jaehriger pause, wieder gefunden. Nur 2 oder 3 Jahre spaeter, kriegte mein aelterer Bruder Kehlkopf Krebs. Muss hier zugeben, dass er ein sehr, sehr lieber Mensch war, aber durch unsere traurige Kindheit er leider ein Alkoholiker wurde, der glaubte, Fruehstueck sei ein Glass Bier. Der Doktor meinte aber, das Bier Trinken war nicht schuld, es waren die Zigaretten. Ich bin aber der Meinung, dass seine Immunitaet sehr gering war, durch schlechte Ernaehrung, Bier Trinken, Rauchen, und auch durch psychologische Probleme.
Na, ich packte meine 7 Sachen, und flug nach Oesterreich, wo er lebte. Im Koffer hatte ich Raeucher Staebchen, Fotos von meinem Guru, und Kerzen, usw... Ich war mir 100% sicher, dass ich ihn heilen kann. Dachte mir, na das wird schon, werde meditieren, meine Guru Mantra sagen, Raeucher Staebchen brennen...das wird schon werden.
Und mein juengerer Bruder meinte ich spinne ja. "Willst du ihn den noch schneller umbringen mit dem Scheiss Rauch"
Na, ok, das hat weh getan, aber mein Enthusiasmus war noch vorhanden, fuer die ersten paar Tage: Ok, gehn wir raus in die Natur: Zum Fluss wo wir als Kinder gespielt haben. Aber mein kranker Bruder wollte das nicht, der kriegte ein Wut und sagte: "Ja, was soll ich denn dort schon machen?"
Mhhh. Ok, da hab ich mir dann gedacht dass es vielleicht doch nicht so leicht mit meiner "Heilung" sein wird: Er straeubte sich.
Er stand auf in der Frueh, ging zum Baecker, und kaufte mir Kuchen, meinen Lieblings Kuchen und schaute mir begeistert zu, wie ich das verspeiste. Dann ging er zum Kuehlschrank und machte sich ein Bier auf. Ungefaehr um 9 oder 10 Uhr morgens. Essen tat er nichts.
Dann schaltete er den Fernseher ein und schaute sich sehr traurige, alte, schwarz weiss Filme am, vom Krieg, usw. Ich fragte ihn, ob er vielleicht was lustiges anschauen will, eine Komoedie? Aber das wollte er nicht.
Und da ich halt traurige Filme nicht anschauen will, hab ich mich in ein anders Zimmer zurueckgezogen und gebetet.
4 Wochen hab ich es ausgehalten, dann hatte ich kein Geld mehr und keine Nerven mehr und keine Hoffnung mehr. Ich ging mit ihm unter. Und ich musste die grosse Entscheidung treffen, das letzte Mal Good bye zu sagen, musste den Koffer packen, und wieder heimfahren, nach Australien. Wenn ich reich gewesen waere, haette ich laenger bleiben koennen, war ich aber nicht.
Er wollte nicht gerettet werden, fing an, Zigaretten zu rauchen ohne Filter, die staerksten die man kaufen kann. Und wenn ich ihm sagte, jetzt sollst du wieder ein Packerl haben (die kuenstliche Ernaehrung, die musste er raufhaengen, und langsam in den Bauch rein trickerln lassen), da meinte er, das mach ich wenn du spazieren gehst. Und nach dem Spaziergang, wenn ich ihn fragte, hast du jetzt? Sagte er, ja ja, hab ich schon gemacht. Hat er aber nicht, er hat sich bewusst verhungert, bewusst das Sterben schneller gemacht.
Was hab ich gelernt? Wie oben erwaehnt..bitte keine Raecher Staebchen im Sterbezimmer, wenn die Kehlkopf Krebs haben.
Was noch? Ich war zu feige, ihm von meinem Leben zu erzaehlen, meinen Sorgen, meinen Fuerchten, zu feige, ueber Gefuehle zu sprechen, zu feige, zu versuchen, ihn zum reden zu bringen. Wir alle zwei hatten eine traurige, und brutale Kindheit, und auch spaeter noch, wir waren beide zu feige, darueber zu sprechen. Und das tut mir heute noch leid:
I
ch wuerde empfehlen, dass man sich weniger auf die physicalische Heilung konzentriert, aber sich mehr konzentriert an die Heilung der Seele. Ich haette mehr reden sollen, haette offen sein sollen mit ihm, um ihn damit zu "oeffnen". Mein Bruder war ja immer sehr schweigsam und "schluckte" alles runter.
Was ich sehr komisch finde ist dass ich meine Stimme komplett verlor, 2 Wochen bevor er starb. Ich wollte ihn anrufen, mit ihm noch reden, aber fuer eine ganze Woche kam nichts raus. Ueberhaupt nichts. Und dann, als die Stimme wieder zurueckkam, und ich rief an an seinem Geburtstag, hebte er nicht ab. 3 Tage spaeter war er tot.
Ich hab ihm naehmlich gesagt, vielleicht komm ich zurueck fuer seinen Geburtstag, hatte aber leider kein Geld. Vielleicht hat er auf das noch gewartet, der arme Bub. Er war ja auch immer nur ein Traeumer, ein bisschen wie ich.