Erbe und Schulden im Familiensystem

2 Beispiele (das erste ist sehr häufig) :

Die Frau ermöglicht und finanziert ihrem Mann das Studium ohne vereinbarten Ausgleich. Sehr häufig trennt sich der Mann nach dem Ende des Studiums, liefert der Frau zum Abschluss noch einen "Rosenkrieg" und erntet die Früchte des Studiums (zB. neuer Beruf mit besserer Bezahlung) zusammen mit einer anderen Frau. (Das ist mit "Ausgleich im Bösen" gemeint.)

Oder : eine Person hilft der anderen im Betrieb eine Gehaltserhöhung und eine bessere berufliche Position zu bekommen. Zum "Ausgleich" beginnt der (dem geholfen wurde) gegen den Helfer zu intrigieren und seine Kündigung zu betreiben.

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Warum ist das so ?

Dafür lohnt es sich zB. das Buch "Ordnungen des Helfens" von Hellinger zu lesen. Hier nur ein Hinweis :

Es ist schwer erträglich, immer im Bewusstsein zu leben, jemanden in der Schuld zu stehen - mehr bekommen als gegeben zu haben. Es ist ein natürlicher Reflex, jemanden etwas zurückzugeben, wenn der einem geholfen hat. Dann ist man wieder frei.

Kann man "Schulden" nicht auf gute Weise abtragen, ist eine andere Möglichkeit, schuldenfrei zu werden, indem man den Menschen, in dessen Schuld man steht, in irgendeiner Form zu vernichten - ihn aus der eigenen Welt zu eliminieren (zB. durch Scheidung; durch Vertreibung aus dem Betrieb, in dem man arbeitet etc.)

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Das kennt wohl jeder in seinem Erfahrungsbereich : dass man selbst oder ein Bekannter unfassbare Undankbarkeit "geerntet" hat dafür, dass man jemanden geholfen hat. Da wurde in der Regel darauf vergessen, einen adäquaten Ausgleich zu vereinbaren, die es dem Schuldner ermöglicht, seine Schuld wieder abzutragen - und so wieder frei zu werden.

Gawyrd
 
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2 Beispiele (das erste ist sehr häufig) :

Die Frau ermöglicht und finanziert ihrem Mann das Studium ohne vereinbarten Ausgleich. Sehr häufig trennt sich der Mann nach dem Ende des Studiums, liefert der Frau zum Abschluss noch einen "Rosenkrieg" und erntet die Früchte des Studiums (zB. neuer Beruf mit besserer Bezahlung) zusammen mit einer anderen Frau. (Das ist mit "Ausgleich im Bösen" gemeint.)

Oder : eine Person hilft der anderen im Betrieb eine Gehaltserhöhung und eine bessere berufliche Position zu bekommen. Zum "Ausgleich" beginnt der (dem geholfen wurde) gegen den Helfer zu intrigieren und seine Kündigung zu betreiben.

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Lieber Gawyrd!

Danke für das Beispiel - ich finde es jedoch fatal, hier in Gut und Böse zu unterteilen.

Das fast archetypische Beispiel der Schwiegermutter, die jahrelang unterschwellig immer Dank einfordert, weil sie doch alles für ihren Sohn/ihre Tochter getan hat und für die anderen unerträglich wird, sodaß sie re-agieren, kennt glaube ich jeder.

Da kann man schon mal kräftig überfordert werden, um die Dankansprüche (ähnlich dem Beispiel mit dem finanzierten Studium) ständig erfüllen zu können.

Eine Frau, die ihrem Mann ein Studium finanziert, ist damit nicht automatisch die "Gute" und er, wenn er die ewige unterschwellige Botschaft: "Du bist mir etwas schuldig" nicht mehr ertragen kann, ist nicht automatisch der "Böse". Bzw. die daraus resultierenden Handlungen sind nicht in But oder Böse zu klassifizieren, sondern einfach eine Konsequenz.

Das ist ein Klischee - denn wirklich reinschauen in eine Beziehung kann ein Aussenstehender nicht. Und man weiß nicht, was sich zwischenmenschlich auf Basis dieser ständigen Botschaft bei den Beiden abgespielt hat.

Hier gibt es ein Machtgefälle - die Frau hat in der Beziehung durch ihre Finanzierung mehr Macht als er - was ist nun Gut und was ist "Böse"?

Ich schreibe das nun deshalb, weil mir diese Wertungen in Gutes und Schlechtes kontraproduktiv und schubladisierend vorkommen. JEDER Mensch denkt von sich, dass er "Gutes" tut, weil er ja eine Begründung für das hat, was er tut - aus seiner Sicht.

Ich hatte nach meiner Scheidung mal relativ kurz einen Partner, dessen finanzielle Möglichkeiten weit über meine hinausgingen.

Gärtner, Hausmädchen, alles vorhanden. Und dieser Mann war es gewohnt, eine Partnerin so zu behandeln, als wäre sie eine Angstellte von ihm - Machtgefälle. Das führte zu einem regelrechten Fluchtverhalten von mir, weil es unerträglich war. Ich verließ ihn und er verstand es nicht und litt. In seinen Augen hatte er mir "alles geboten", was er nur konnte, das war seine Vorstellung von Respekt.

Was ist nun gut und was ist böse?

Hinter jeder Handlung stehen Gründe - subjektiv gesehen gute Gründe - das nun als Außenstehender in Gut und Böse einzuteilen, wäre zu einfach.

Liebe Grüße
Suena
 
Es ist schwer erträglich, immer im Bewusstsein zu leben, jemanden in der Schuld zu stehen - mehr bekommen als gegeben zu haben. Es ist ein natürlicher Reflex, jemanden etwas zurückzugeben, wenn der einem geholfen hat. Dann ist man wieder frei.


Hallo Gawyrd! :)

Das kommt aber meines Erachtens aus einem Unvermögen zu nehmen! Wenn man nimmt und zwar mit Freude und Dankbarkeit, dann gibt man automatisch etwas zurück, denn das beste Gegengeschenk ist es ja, wenn der Beschenkte sich über das Geschenk freut. Und genauso, wenn man GERN gegeben hat, ohne etwas zurückzuerwarten, dann kriegt man auch nicht das Gefühl, dass der Andere einem jetzt etwas schuldet. Im Grunde ist es eher Geschäftsdenken, was da abläuft - gebe ich dir, muss du mir geben.
Wo wirklich Liebe ist, ist das Geben und Nehmen eine freie, natürliche Sache.
Aber da wir oft ohne freie Liebe aufwachsen, müssen wir das erst lernen. Oder vielleicht eher freilegen? :confused:


Liebe Grüße

believe :)
 
Hi Suenja! :)


Ja, seh ich auch so, da spielen noch viel mehr Faktoren eine Rolle.
Was deine Erfahrung betrifft, könnte es sein, dass da auch das subtile Gefühl mitspielte, dass du all diese Geschenke nicht wert bist? Es gibt ja Frauen, die können das wunderbar annehmen und sich sogar drin sonnen.
Man muss ja auch nicht unbedingt Materielles mit Materiellem ausgleichen, es gibt viel, was man ganz ohne Geld geben kann!
Ist ja eigentlich auch schade, wenn ein Mann seine Liebe nur durch materielle Geschenke ausdrücken kann, kommt bei uns Frauen oft falsch an. Hm, vielleicht liegt es aber auch an der Konstellation. Wenn ein Partner nur materiell ausgleicht, der Andere aber energetisch oder was weiß ich, dann kommt es eben nicht zusammen, obwohl eigentlich beide geben WOLLTEN!


Liebe Grüße


believe :)
 
Ist ja eigentlich auch schade, wenn ein Mann seine Liebe nur durch materielle Geschenke ausdrücken kann, kommt bei uns Frauen oft falsch an. Hm, vielleicht liegt es aber auch an der Konstellation. Wenn ein Partner nur materiell ausgleicht, der Andere aber energetisch oder was weiß ich, dann kommt es eben nicht zusammen, obwohl eigentlich beide geben WOLLTEN!


Liebe Grüße


believe :)

Bingo!

Genau das ist es, was ich (leider nicht so auf den Punkt gebracht wie Du), mit vielen Worten ausdrücken wollte.

BEIDE tun ihn ihren Augen "Gutes". Jeder GIBT, was er kann - das nun als Aussenstehender klassifizieren zu wollen in Ausgleich des "Guten" durch "Böses", ist mir - ich suche nach einem Wort, das richtig rüberkommt, also nicht bös gemeint Gawyrd, ich kanns nicht anders beschreiben - ein zu einfaches Weltbild, das einer Beziehung nicht gerecht werden kann.

Liebe Grüße
Suena
 
Bingo!

Genau das ist es, was ich (leider nicht so auf den Punkt gebracht wie Du), mit vielen Worten ausdrücken wollte.

BEIDE tun ihn ihren Augen "Gutes". Jeder GIBT, was er kann - das nun als Aussenstehender klassifizieren zu wollen in Ausgleich des "Guten" durch "Böses", ist mir - ich suche nach einem Wort, das richtig rüberkommt, also nicht bös gemeint Gawyrd, ich kanns nicht anders beschreiben - ein zu einfaches Weltbild, das einer Beziehung nicht gerecht werden kann.

Liebe Grüße
Suena


Ja, habe ich nach meiner gescheiterten Ehe auch feststellen müssen....
Jeder wollte geben, aber es kam nicht an. :(
Ich hab aber dadurch gelernt, dass es wichtig ist, den Menschen richtig kennenzulernen, bevor man sich auf eine verbindliche Partnerschaft einlässt und sich nicht vorzumachen, dass man schon alles in den Griff kriegen wird. :rolleyes:


Liebe Grüße


believe :)
 
Das kommt aber meines Erachtens aus einem Unvermögen zu nehmen! Wenn man nimmt und zwar mit Freude und Dankbarkeit, dann gibt man automatisch etwas zurück, denn das beste Gegengeschenk ist es ja, wenn der Beschenkte sich über das Geschenk freut. Und genauso, wenn man GERN gegeben hat, ohne etwas zurückzuerwarten, dann kriegt man auch nicht das Gefühl, dass der Andere einem jetzt etwas schuldet. Im Grunde ist es eher Geschäftsdenken, was da abläuft - gebe ich dir, muss du mir geben.
Ja. Ein ehrliches von Herzen kommendes "Danke" ist auch ein Ausgleich.

Leider sind Geschenke oft nicht "gratis" - sondern versteckte Geschäfte mit undeklarierten Erwartungen. Ich schenke Dir etwas, und dafür erwarte ich, dass Du mich magst, mich liebst, nett zu mir bist. Beides will gelernt sein : schenken und sich beschenken lassen. Nicht umsonst schenkt man oft lieber als sich beschenken zu lassen. Weil man sich durch Geschenke doch verpflichtet fühlt.

Gawyrd
 
Danke für das Beispiel - ich finde es jedoch fatal, hier in Gut und Böse zu unterteilen. ... Jeder GIBT, was er kann - das nun als Aussenstehender klassifizieren zu wollen in Ausgleich des "Guten" durch "Böses", ist mir - ich suche nach einem Wort, das richtig rüberkommt, also nicht bös gemeint Gawyrd, ich kanns nicht anders beschreiben - ein zu einfaches Weltbild, das einer Beziehung nicht gerecht werden kann.
No - natürlich ist das vereinfachend. Es ist ja ein Forenbeitrag und kein Buch :). Ich meine es auch nicht mystisch - sondern ganz simpel : abgeschlossenes Studium, Gehaltserhöhung sind "gut" - Rosenkriegscheidung, Kündigung sind "böse".

Bitte jetzt nicht auf Worten herumzureiten. Es geht um das Verständnis von Dynamiken, die - wenn man sie ignoriert - zu verbitterten Aussagen führen wie "Undank ist der Welten Lohn".

"Helfen" und "Geschenke" sind eben oft ganz komplexe Beziehungsgeschehen mit einem enormen Potential an subtilen Abwertungen (zB. ich - der Helfer - bin besser als Du - dem geholfen wird.), Enttäuschungen und Verletzungen.

Übrigens - ich nix Aussenstehender :). Ich habe selbst genug Lehrgeld gezahlt, bis ich das mit dem (fehlenden) Ausgleich kapiert habe.

Gawyrd
 
Hm, eigentlich war vereinbart, dass derjenige die Schulden zurückzahlt, sobald er kann
Der Schuldner in meinem System hat jedenfalls inzwischen erreicht, dass sich der Rest der Familie gegen ihn zusammengeschlossen hat, um seinem Verhalten einen Riegel vorzusetzen und Gerechtigkeit per Gericht zu erzwingen.
Das muss jetzt im konkreten Fall nicht stimmen - einfach eine Möglichkeit :

So eine Wischi-Waschi-Vereinbarung ("zahl zurück, wenn Du es kannst") könnte auch eine unbewusste Beziehungsfalle sein, die zum Missbrauch geradezu einlädt. (Unausgesprochen führt sie überdies die Möglichkeit ein, dass er nicht zurückzahlen kann.)

Es ist oft ein Alarmzeichen, wenn es plötzlich in einer Familie um "Gerechtigkeit" geht. Das kann ein Hinweis sein, dass eine alte Schuld nach "Gerechtigkeit" schreit - und ein altes Drama unbewusst re-inszeniert wird. Jedenfalls hat das nicht nur der Schuldner erreicht - sondern DIE GANZE FAMILIE hat das erreicht. Er hat das Ganze ja nicht alleine gemacht, sondern alle haben "mitgespielt" und ihren Beitrag eingebracht. Durchaus möglich, dass hier ein Sündenbock-Mechanismus stattfindet : einer lädt die Schuld auf sich und wird dann von den anderen in die Wüste gejagt.

Es kann sein, dass hier ein Wiederholungsdrama stattfindet, in der einer die Rolle des Bösewichts übernimmt, damit ihn die anderen anklagen können.

Da könnte eine Anregung von A.1526 aus einem anderen Thread passen : Wer steht hinter dem Angeklagten ?

Gawyrd
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Bitte jetzt nicht auf Worten herumzureiten. Es geht um das Verständnis von Dynamiken, die - wenn man sie ignoriert - zu verbitterten Aussagen führen wie "Undank ist der Welten Lohn".


Gawyrd

Nur ganz kurz - ich möchte den Thread hier nicht verwässern - ich denke nicht, dass das eine Herumreiterei auf Wörtern ist, sondern ein Weltbild sein kann, das sich in Worten zeigt - und zwangsläufig jede Aufstellung beeinflusst, wenn man in Gut/Böse-Schienen einteilt.

Liebe Grüße
Suena, die auch schon Lehrgeld zahlen musste;)
 
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