Katzenfloh
Neues Mitglied
Guten Morgen
Ich habe zwei Fragen meinen Opa betreffend. Er ist im Februar gestorben. Ich gehe ganz gut damit um, aber es sind Fragen, die offen bleiben. Muss aber auch sagen, dass es der erste Todesfall in der "näheren" Familie war... somit meine erste, richtige Auseinandersetzung mit dem Thema ist.
Einerseits würde mich interessieren, warum manche Menschen so langsam sterben?
Mein Opa hatte seit 10 Jahren Krebs. Da er damals schon älter war, war eine Operation nicht mehr möglich und er bekam wohl eine Spritzen-Therapie. Letztes Jahr (eher Anfang des Jahres) sagten sie meiner Oma dann, dass er nur mehr wenige Monate (vielleicht 3, 4) hat, denn die Metastasen breiteten sich wohl auch. Nun war es aber so, dass er wohl nicht gehen wollte. Vor Weihnachten war er nur noch Haut und Knochen. Dann ging es recht schnell bis er komplett bettlägrig wurde. Im neuen Jahr war es dann wirklich schon sehr schlimm. Er ist nur noch in seinem Stuhl gesessen und hat vor sich hin geschaut.. von der Umgebung bekam er kaum was mit. Er hat damals Morphium in Spritzen-, Tabletten- und Pflasterform bekommen, damit er wenigstens keine Schmerzen mehr hat.
Und da war dann der eine Moment... wie soll ich sagen... wir hatten nie ein enges Verhältnis. Ich war immer das Enkelkind, dass er nicht wirklich beachtete. Ich habe zwei ältere Cousinen im Ausland und die waren immer die Lieblinge. Wenn ich auf Besuch war und erzählte, dass ich die Schule fertig hatte, wurde das beantwortet mit: "Stell dir vor, die Steffi macht jetzt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Und Judit hat einen neuen Freund." Also im Prinzip hat ihn und meine Oma mein Leben nie interessiert. Und darum war unser Kontakt recht wenig... sie lernten meinen Freund kennen und natürlich war er nicht "so toll" wie der Freund meiner Cousinen und es war immer irgendwas. Jedenfalls war ich während seiner Sterbephase öfter auf Besuch als meine Cousinen, da sie aus dem Ausland nicht einfach mal "vorbei fahren" konnten. Und als ich ihn besuchte, meinte er zu mir "Liab schaust aus" - ja, das klingt jetzt irgendwie idiotisch... aber in dem Moment war es so... mir kam es vor wie eine Art Entschuldigung. Wer ihn kannte, kann sich das ungefähr vorstellen, wie ich das meine. Ich hätte nie von ihm gehört, dass ich was gut gemacht hatte oder ihm was gefällt. Nie! Das gab es von ihm nicht. Es waren immer die Cousinen das Thema und in dem Moment hat er zum ersten Mal MICH angesprochen und MIR ein "Kompliment" gemacht. Ich habe es als eine Art Entschuldigung aufgefasst, denn warum sonst sagt er sowas nach all den Jahren?
Jedenfalls war das für mich irgendwie ein besonderer Moment.
Von da an ging es noch schneller bis er in einen ganz schlimmen Zustand verfiel. Er war sehr sehr lange komplett bettlägrig. Und da frage ich mich, warum das so lange dauerte? Es war knapp nach Jahresbeginn, dass er nicht mehr aufstehen konnte, gar nicht mehr. Er lag von morgens bis abends in der gleichen Position. Ich will nicht sagen, dass er abwesend war. Aber wirklich anwesend war er auch nicht. Er hat nur noch geschaut, sah aus wie ein Skelett mit Haut drüber. Die Beine waren teilweise schon voll mit schwarzen Flecken.. er hat nichts mehr gegessen und getrunken. Der Arzt war dann da und meinte, dass es bestimmt schnell ginge, denn die Organe würden bald versagen. Es zog sich dann aber noch über einen Monat fort. In den letzten zwei Wochen hat er so oft auf die Wand nach oben geschaut und "Vater" gerufen. Es war echt so unschön! Aber wer ist der "Vater"? Meinte er seinen Vater? Oder eine Art "Himmelvater"? Wie kann ich das verstehen? Und warum dauerte es so lange, wenn er doch körperlich in einem so schlechten Zustand war? Er war wirklich schon, wie man in der Redewendung sagt, der "lebendige Tod"...
Ich habe nach seinem Tod noch oft von ihm geträumt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es jetzt anders ist - als wäre er weg..
Vielleicht fallen irgendjemandem Gedanken dazu ein...
Liebe Grüße an euch,
der Katzenfloh
Ich habe zwei Fragen meinen Opa betreffend. Er ist im Februar gestorben. Ich gehe ganz gut damit um, aber es sind Fragen, die offen bleiben. Muss aber auch sagen, dass es der erste Todesfall in der "näheren" Familie war... somit meine erste, richtige Auseinandersetzung mit dem Thema ist.
Einerseits würde mich interessieren, warum manche Menschen so langsam sterben?
Mein Opa hatte seit 10 Jahren Krebs. Da er damals schon älter war, war eine Operation nicht mehr möglich und er bekam wohl eine Spritzen-Therapie. Letztes Jahr (eher Anfang des Jahres) sagten sie meiner Oma dann, dass er nur mehr wenige Monate (vielleicht 3, 4) hat, denn die Metastasen breiteten sich wohl auch. Nun war es aber so, dass er wohl nicht gehen wollte. Vor Weihnachten war er nur noch Haut und Knochen. Dann ging es recht schnell bis er komplett bettlägrig wurde. Im neuen Jahr war es dann wirklich schon sehr schlimm. Er ist nur noch in seinem Stuhl gesessen und hat vor sich hin geschaut.. von der Umgebung bekam er kaum was mit. Er hat damals Morphium in Spritzen-, Tabletten- und Pflasterform bekommen, damit er wenigstens keine Schmerzen mehr hat.
Und da war dann der eine Moment... wie soll ich sagen... wir hatten nie ein enges Verhältnis. Ich war immer das Enkelkind, dass er nicht wirklich beachtete. Ich habe zwei ältere Cousinen im Ausland und die waren immer die Lieblinge. Wenn ich auf Besuch war und erzählte, dass ich die Schule fertig hatte, wurde das beantwortet mit: "Stell dir vor, die Steffi macht jetzt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Und Judit hat einen neuen Freund." Also im Prinzip hat ihn und meine Oma mein Leben nie interessiert. Und darum war unser Kontakt recht wenig... sie lernten meinen Freund kennen und natürlich war er nicht "so toll" wie der Freund meiner Cousinen und es war immer irgendwas. Jedenfalls war ich während seiner Sterbephase öfter auf Besuch als meine Cousinen, da sie aus dem Ausland nicht einfach mal "vorbei fahren" konnten. Und als ich ihn besuchte, meinte er zu mir "Liab schaust aus" - ja, das klingt jetzt irgendwie idiotisch... aber in dem Moment war es so... mir kam es vor wie eine Art Entschuldigung. Wer ihn kannte, kann sich das ungefähr vorstellen, wie ich das meine. Ich hätte nie von ihm gehört, dass ich was gut gemacht hatte oder ihm was gefällt. Nie! Das gab es von ihm nicht. Es waren immer die Cousinen das Thema und in dem Moment hat er zum ersten Mal MICH angesprochen und MIR ein "Kompliment" gemacht. Ich habe es als eine Art Entschuldigung aufgefasst, denn warum sonst sagt er sowas nach all den Jahren?
Jedenfalls war das für mich irgendwie ein besonderer Moment.
Von da an ging es noch schneller bis er in einen ganz schlimmen Zustand verfiel. Er war sehr sehr lange komplett bettlägrig. Und da frage ich mich, warum das so lange dauerte? Es war knapp nach Jahresbeginn, dass er nicht mehr aufstehen konnte, gar nicht mehr. Er lag von morgens bis abends in der gleichen Position. Ich will nicht sagen, dass er abwesend war. Aber wirklich anwesend war er auch nicht. Er hat nur noch geschaut, sah aus wie ein Skelett mit Haut drüber. Die Beine waren teilweise schon voll mit schwarzen Flecken.. er hat nichts mehr gegessen und getrunken. Der Arzt war dann da und meinte, dass es bestimmt schnell ginge, denn die Organe würden bald versagen. Es zog sich dann aber noch über einen Monat fort. In den letzten zwei Wochen hat er so oft auf die Wand nach oben geschaut und "Vater" gerufen. Es war echt so unschön! Aber wer ist der "Vater"? Meinte er seinen Vater? Oder eine Art "Himmelvater"? Wie kann ich das verstehen? Und warum dauerte es so lange, wenn er doch körperlich in einem so schlechten Zustand war? Er war wirklich schon, wie man in der Redewendung sagt, der "lebendige Tod"...
Ich habe nach seinem Tod noch oft von ihm geträumt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es jetzt anders ist - als wäre er weg..
Vielleicht fallen irgendjemandem Gedanken dazu ein...
Liebe Grüße an euch,
der Katzenfloh