Entkräftet

H

Hellequin

Guest
Hinter mir: so viele Wege, die ich kaum zur Hälfte ging,
und so viele, die ich querte auf der Suche nach dem Glück;
unerreichbar alle Ziele und kein einz'ger führt zurück.

Bin nicht Tier noch bin ich Seele, Raupe nicht noch Schmetterling,
bin nur Drang, ein müder Wille, der sich in sich selbst verfing,
eig'ner Quälgeist, delirierend: "Weiter! Weiter! Noch ein Stück!"

Gib mir einen Hauch, mein Engel, einen Hauch der Stärke nur,
die ich einst so selbstvergessen ziellos in den Äther blies,
und ich reiß den Schleier nieder, ziehe ein ins Paradies!

Doch du wirst mich nicht erhören, seh' von dir ja keine Spur
mehr am Himmel noch auf Erden; unermüdlich tickt die Uhr
und es droht zur vollen Stunde, was ich früher Lüge hieß.

Schatten dringen durch die Wände, durch die Welten auf mich ein,
tanzen träge miteinander, warten auf den Glockenschlag;
in mein Bangen bricht die Frage, ob ich mich ergeben mag.

Unter Fleisch und toten Sternen kann ich nur ein Fremder sein,
traumverloren, suchtverfallen jämmerlich um Hilfe schrei'n
und, die wahren Freunde meidend, ehrlos kriechen Tag für Tag.

Wo du mir so warm geleuchtet, Engel, und dein Lied erklang,
fliegt der Rabe der Zerstreuung höhnend in den Untergang,
weiß, ich will, ich muss ihm folgen, weil nur er den Weg noch kennt,

weiß, er ist mein letzter Führer und ich bin sein letzter Fang.
Von Vergessen siegestrunken kreisen wir am Firmament,
bis das Licht der Schwarzen Sonne beide uns im Flug verbrennt.
 
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