Was genau empfindest du als negativ?
Katholische Mönche und onnen? Oder die, die es aufgegeben haben, weil sie nicht ohne Sex leben konnten?
Und wieso ist deiner Meinung nach die Enthaltsamkeit Voraussetzung für Spiritualität?
Es gibt genügend Gegenbeispiele, z.B. nordamerikanische Indianershamanen, die oft Familie hatten, die Kinder sind sicher nicht durch Pollenflug entstanden.
Hanussen war Hellseher und ein Liebhaber der Frauen.
Ob Jesus tatsächlich enthaltsam gelebt hat, hat er mir nicht verraten.
Kann sich überhaupt jeder leisten, enthaltsam zu leben?
Schließlich arbeiten ja viele spirituell, die in einer Beziehung leben. Und wenn da dann einer kommt und dem Partner mitteilt, daß er/sie ab sofort enthaltsam leben würde, kann das durchaus zu seltsamen Reaktionen seitens des Parners führen.Was auch irgendwie verständlich wäre.
Zudem stellt sich die Frage, was Enthaltsamkeit bedeutet.
Geht es dabei "nur" um den körperlichen Aspekt? Oder ist auch die geistige Ebene mit einbezogen.
Und was ist zuerst da? Und was ist überhaupt die ursprüngliche Idee?
Sagt man sich: "Hey Sex ist eh sch****, also mach ich es nicht mehr, dafür werde ich spirituelles Wachstum anstreben"oder"Ich will spirituell eine Weiterentwicklung, also verzichte ich notgedrungen auf Sex"
Im 1. Fall ist es sicher leichter, das Zölibat einzuhalten
Fall Nr. 2 wird schwieriger, denn sobald der gedanke auf den "Lieblingssport" abschweift, ist es Essig mit der spirituellen Sammlung und vielleicht sogar ein Hindernis auf dem Weg zur spirituellen Entfaltung.
Sage
Ich empfinde es als negativ, dass einige sich nicht auf die Enthaltsamkeit konzentrieren, sondern gleich alle möglichen negativen Beispiele aufzählen. Natürlich gibt es die. Warum konzentriert man sich nicht auf die Menschen, die die Enthaltsamkeit praktizierten und dabei sich selbst verwirklicht haben? Darum sollte es ja in diesem Threat gehen.
Könnte es nicht sogar sein, dass die Mehrheit der Mönche und Nonnen die Enthaltsamkeit erfolgreich praktiziert haben und das genau aus ihren Reihen der oder die eine Heilige hervorgegangen ist? Sollten das nicht die Beispiele sein, an denen wir uns orientieren sollten, anstatt die Enthaltsamkeit von vornherein abzuwerten?
Du fragst, warum ich der Meinung bin, dass Enthaltsamkeit die Vorraussetzung für den spirituellen Fortschritt, für die Erleuchtung, ist? Ich habe mich mit diesem Thema schon sehr lange beschäftigt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass es so ist. Dabei spielen natürlich auch eigene Erfahrung eine wichtige Rolle. Über die möchte ich allerdings nicht sprechen.
Bei einigen nordamerikanischen Indianerstämmen wurde vom Shamanen Enthaltsamkeit gefordert. Mag sein, dass das nicht bei allen Indianerstämmen der Fall war. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Shamanen, die Familie hatten, pausenlos mit ihren Frauen intim gewesen sein müssen. Man müsste sich also schon einmal genauer ansehen, wie ihr Intimleben ausgesehnen hat.
In Indien z.B. gibt es vier Lebensstadien 1. Schüler, 2. Verheirateter, 3. Vanaprashta (Vorbereitung auf das Leben als Mönch), 4. Mönch. In drei dieser Lebensstadien wurde die Enthaltsamkeit gefordert. Nur dem Verheirateten wurde die Sexualität empfohlen. Das intime Zusammensein sollte allerdings nur der Kinderzeugung dienen. War die Familienplanung beendet, dann praktizierten die Eheleute wieder Enthaltsamkeit. Wollten die Eheleute Kinder zeugen, dann wurde ihnen empfohlen einmal im Monat miteinander intim zu sein. So gab es durchaus Familien, die acht Kinder hatten. Die Eltern von Yogananda, einem berümten Yogi, hatten z.B. acht Kinder. Aber sie waren nur einmal im Jahr miteinander intim.
Natürlich kann es Probleme geben, wenn man in einer Partnerschaft lebt und einer möchte Enthaltsamkeit praktizieren. Wie man damit umgeht, muss jeder selber entscheiden. Da gibt es wohl kein Patentrezept.
Enthaltsamkeit schließt sowohl die körperiche als auch die mentale Enthaltsamkeit mit ein. Man soll sich körperlich und geistig jeder sexuellen Lust enthalten.
Ich denke, die Entscheidung zur Enthaltsamkeit entsteht in der Regel aus einer Unzufriedenheit heraus. Das ist aber auch gar nicht weiter verwunderlich. Treibt man nämlich regelmäßig Sex, so führt das über kurz oder lang dazu, dass einem wichtige Energiereserven entzogen werden. Und das führt zu Leid, Angst, Depressionen, Wut und alle möglichen psychosomatischen Erkrankungen. Und das fängt bei etwa 87 Prozent aller Jungen bereits vor der Pubertät an. Bereits im Kindesalter entwickeln sie ein sexuelles Suchtverhalten, welches meist über Jahrzehnte beibehalten wird. Und am Ende meint man sogar noch, das sexuelle Begehren sei naturgegeben. Dabei hat man es erst durch das eigene Verhalten erzeugt.
Die Enthaltsamkeit führt dazu, dass man sich wieder von dieser sexuellen Verhaftung lösen kann. Dies ist der erste Schritt, auf dem Weg zu Selbstverwirklichung. Es folgen weitere. Und am Ende dieses Weges steht Seligkeit. Diese Seligkeit ist nichts anderes als eine Umwandlung sexueller Energie in spirituelle Energie.