Verstehe ich das richtig? Du meinst man missbraucht seinen Körper, weil man eben dieses auch in der Außenwelt erfahren hat?
Ja! Man trägt- aus was für Gründen auch immer - ein Macht-Ohnmacht-Muster in sich. Das ist auf irgendein Erlebnis zurückzuführen und wird aber auch als ein Muster aktuell permanent gelebt. Man ist ja niemals nur Täter oder nur Opfer. Ein Täter ist immer auch ein Opfer und umgekehrt. Wer missbraucht wird (und damit meine ich gar nicht nur den sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch kann viele Ausprägungen haben), missbraucht auch, weil einem damit Energie zuwächst. Dieser Energiezuwachs, der auf einem Energieverlust des Opfers beruht, hält aber nur kurzfristig. Es fällt alles wieder auf einen zurück.
Wie gesagt, Machtmissbrauch kann viele Ausprägungen haben und kann sogar mit den besten Absichten geschehen. Ich versuche es mal an einem Beispiel:
Ein kleines Mädchen ist - im Gegensatz zu ihrer "wilden" Schwester - lieb und hilfsbereit. Die große Schwester eckt ständig an, wird bestraft und macht sich und den Menschen das Leben schwer. Die "Kleine" hingegen passt sich an und wird geliebt. Die Mutter der Lieben ist schwach, evtl. vom Vater getrennt und bezieht Energie von der Lieben und kommt gar nicht auf die Idee, dass es für ein kleines Kind unnatürlich und ungesund ist, ein Elternteil zu stützen, dass vielmehr ein Kind einfach nur Kind sein soll. Die Liebe aber, die sich für diese Rolle angeboten hat, erfährt ihrerseits Energiegewinn über die sich ihr zuwendende Mutter. Sie lernt, bzw. trägt als Muster in sich: Wenn ich mich um andere kümmere (und mich selbst dabei vergesse und hinten anstelle), dann geht es mir gut. Als erwachsene Frau wird diese Liebe sich vielleicht sehr liebevoll und aufopfernd um ihre Kinder kümmern, aber wenn man genau hinschaut, dann sieht man, dass sie ihre Kinder braucht, so sehr wie die Luft zum Atmen. Und wenn man seine Kinder braucht, um sich selber besser und nicht alleine zu fühlen, dann ist das so etwas wie ein Machtmissbrauch. Das Kind kann nicht mehr einfach nur Kind sein, sondern es muss für die Mutter da sein, ihr Energie spenden. Diese liebevolle Mutter kann dann z.B. in bestimmten Situationen, in denen die Kinder sehr bockig und rebellisch sich auflehnen, plötzlich völlig ausrasten. Und fünf Minuten später wird sie hastig eine Zigarette rauchen und sich selber das antun, was sie gerade eben versprüht hat.......
Die unbequeme Schwester wird dasselbe Muster in sich tragen, nur sie wird sich von ihren Kindern eher genervt, beengt und überfordert fühlen und deswegen dazu neigen, sie - mit Schuldgefühlen - auf Abstand zu halten. Auch das ist ein Missbrauch von Macht, denn Kinder brauchen ihre Mutter. Und sie wird rauchen und rauchen und von ihren Schuldgefühlen völlig vereinnahmt sein.
Verstehst Du, worauf ich hinaus will?
Katarina