Emphatie/Sensitivität

Luna8

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4. Mai 2007
Beiträge
338
Ort
Baden Württemberg
Hallo Ihr Lieben,

Was ist denn mit den Leuten, die man sofort abstößt?wenn man sich also sofort unsymphatisch ist.
Hat das auch was zu bedeuten?:dontknow:
Ich erkenn manche am Blick oder eben vom Bauchgefühl her.

Liebe Grüße Luna8
 
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Hallo liebe Luna,

das sind eigentlich sehr wichtige Menschen, wenn sie in Dein Leben treten.
Denn sie spiegeln Dir eigene unaufgelöste oder unangeschaute Themen.
Wenn Du es schaffst, diese zu lieben so wie sie sind, dann ist das ne tolle Sache.

schönen mittag noch
Luna
 
Hallo liebe Luna,

Du hattest mich privat gefragt, warum ich Dir die Antwort gegeben hab. Ich schreib wieder hier, vielleicht können ja wir alle da drüber noch diskutieren.

Ich mal mal ein Bild. Nehmen wir an, Du kommst in einen Raum. Da stehen 10 Leute vor Dir. 10 Leute, keinen davon kennst Du. Hast Du (zumindest in diesem Leben) nie gesehen, nie gesprochen, nie gehört...

Innerhalb der ersten Sekunden wahrscheinlich, in denen Du den Raum betreten hast und die Personen angeschautest, wirst Du Dir von jedem so ein inneres Bild angefertigt haben.
Sympathisch, nicht sympathisch, blöd, doof, usw.

Jetzt fragt man sich ja aber, warum macht man sowas? - Normalerweise kennt man ja keinen und normalerweise (also normalerweise in Anführungszeichen) wäre doch ganz vom Verstand her eine "neutrale" Grundhaltung eigentlich für die Personen selbst, eine fairere Sache.

Das tun wir Menschen aber nicht, wir schieben die Leute gleichmal in Schubladen. In innere Schubladen. Die große Frage wieder, warum tun wir das?

Hmmm?

Eigentlich hätten doch alle erstmal Neutralität "verdient" als Achtsamkeit dem Mitmenschen gegenüber. Tun wir aber tatsächlich nicht.

Jetzt nehmen wir mal eine Person einfach raus. Ich erzähl jetzt mal eine Erfahrung von mir. In meiner beruflichen Zeit (jetzt bin ich grad Mutter) gab ich ab und an Fachseminare. Halt einfach berufsspezifisches Zeug. Ich kam in einen Raum und traf eben auf die Gruppe. Eine von der Gruppe kannte ich von anderen beruflichen Events und sie sprach mich an, na, heute auch auf´m Seminar. Meine Antwort, ja schon, aber ich bin hier der "Leiter". Jetzt ist die natürlich bei mir mal gleich durchgefallen. ICh war sauer, vielleicht weil ich mich nicht geachtet fühlte und hatte einfach eine Wut auf das Mädel. Und in so einer Wut und dem Treffen einer inneren Wunde fehlt schon mal schnell die Objektivität.

Unfairerweise dem Mädchen gegenüber, (damals fehlte mir etwas die Reife) benutzte ich dann mein "Fachwissen" (keine Kunst, hab mich ja vorbereitet), um ihr immer mal zu zeigen, wer hier wirklich der Chef ist. Ist ja leicht, hab ihr Fragen gestellt, die sie nie und nimmer beantworten konnte und hab sie so in die Enge getrieben.

Bescheuert hab ich das damals gemacht. Blöd, unbewußt, unwissend (gut da fehlte mir natürlich auch noch ein gewaltiges Stück an innerer Achtsamkeit)...

Warum hab ich das gemacht?

Das Mädchen hat mich nur gefragt, ob ich auch Seminarteilnehmer bin. Ist doch nix schlimmes. Und ich war sauer, wütend und was nicht noch alles. - Ein neutraler Moderator hätte mir da sagen müssen, dass ich mit so einer Reaktion eigentlich nicht unbedingt geeignet bin ein zweiTagesSeminar zu leiten.

Weil: - das Mädchen hat mir eine Frage gestellt, in das ich deutlich mehr hineininterpretiert habe, als es war. Es war nichts als eine Frage, nämlich (nochmal), ob ich auch teilnehme am Seminar. Nicht mehr nicht weniger.

Aber mich hat es in meine innere Schmerzthemen geschossen. Schmerz, der sich nach außen natürlich durch Wut und in meinem Fall Unfairness gezeigt hat.

Ich fühlte mich angegriffen, nicht geachtet und wahrscheinlich fühlte ich mich auch nicht qualifiziert genug.

Aber Luna verstehst Du, das waren meine Themen. Das waren meine Schwächen. Aber in meiner Kategorisierung seinerzeit, war das Mädchen für mich schlecht, böse und gemein. Aber das war sie nicht, sie hat mir nur eine Frage gestellt und wollte mir auch nichts böses.

"Bös", wenn man das Wort überhaupt benutzen möchte, war meine Einstellung zu mir.

Wenn mir das heute passieren würde, dann wäre ich tief in meinem Herzen immer noch gekränkt (ist halt mein Thema), aber ich würde ganz anders damit umgehen. Ich würde sehen, oh hoppla, da hat mich jemand wieder mal an meine eigenen Schwächen erinnert. Danke Schön. - Und dann kann ich heute mir ja auf die Schulter klopfen, dass ich meine Schwäche erkenne und - das ist nun die Quintessenz meiner Worte - trotzdem zu dem Mädchen achtsam sein, ohne es verletzen zu wollen. Weil sie hat mich nicht verletzt, sie hat nur etwas in mir ausgelöst, was mich an meine Verletzung erinnert.

Und so ist das eigentlich sehr oft bei Menschen, die einem unsympathisch sind. Aber das warum sind sie unsympathisch, das ist oft die Frage, wo eine Antwort in unserer ureigenen Einstellung ist.

Wäre ich z.B. selbstbewußter und absolut sichere Seminarleiterin gewesen, dann hätten mich die Worte maximal zum Lachen gebracht, taten sie aber nicht, das Gegenteil war der Fall, weil ich mir selbst nicht sicher genug war.

Ja, das passiert oft, dass Menschen uns so etwas spiegeln, was wir selbst sind. Daher schaue ich heute lieber auf die Dinge, die mir in mir noch unsympathisch sind, als auf die Unsympathien anderer, immer wohl wissend, dass genau das meine eigenen Schwächen sein könnten.

Luna
 
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