Ekstase und Trance mithilfe von "Hilfmitteln"

nasruddin

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Es wurde heute der Gebrauch von Hilfsmitteln für die Schamanische Reise als einer der Merkmale von SchamanInnen durch Sobek hervorgehoben.

Wie es meine Art ist, gebe ich die Antwort in der Form von Auszügen aus Schriftlichen Quellen, die so nicht auf meinem Mist gewachsen sind, und dennoch als Beleg meiner eigenen persönlichen Überzeugungen, dienen sollen.

So muss ich nicht die "allgemein" vertretene Meinung und Urteile der SchamanInnen in meinen Argumentarien herbeizitieren.

Andererseits soll sich die/der LeserIn seine eigenen Gedanken machen können und dies ohne sich "lächerlich" zu machen oder als "Spinner" dargestellt zu werden.


Wie ist der Gebrauch von "Hilfmitteln" um Ekstatische Erlebnisse zu erfahren wie es bei einigen SchamanInnen anscheinend praktiziert wird, zu erklären?

In Mircea Eliades Buch "Schamanische und archaische Ekstasetechnik", suhrkamp taschenbuch, wissenschaft steht folgendes geschrieben:


S.379. ff
... Bemerken wir trotzdem dazu, dass die Ähnlichkeiten zwischen den ekstatischen und mythologischen Elementen der zarathustrischen Religion und der Ideologie und Technik des Schamanismus sich aus einem grösseren Ganzen erklären, das in keiner Weise eine "schamanische" Struktur des religiösen Erlebnisses Zarathustras erfordert.

Der Heilige Raum, die Bedeutung des Gesanges, die mystische oder symbolische Verbindung zwischen Himmel und Erde, die Initiations- oder Todesbrücke - all diese Elemente sind wohl integrierende Teile des asiatischen Schamanismus, gehen ihm jedoch voraus und reichen weiter als er.

Auf jeden Fall war die durch Hanfrausch hervorgerufene schamanische Ekstase im alten Iran bekannt.
Bangha wird zwar in der Gâthâ nicht erwähnt, doch im Fravashi-yasht kommt ein Pouru-bangha, "der viel Hanf besitzt" vor ( Nybers. S. 177).

Im Yasht 19,20 heisst es von Ahura-Mazdah, dass er "ohne Trance und ohne Hanf" ist (Nyberg, S178), und im Vidêvdât wird der Hanf als Dämonisch erklärt (ebd. S. 177)

Das scheint uns Beweis genug für eine totale Feindschaft gegen die schamanische Trunkenheit, die wahrscheinlich auch von den Iraniern herbeigeführt wurde, vielleicht im selben Mass wie von den Skythern.
...
...

Dies erklärt aber nicht, warum überhaupt "Hilfmittel" benötigt wurden.

Wenn wir weiter im Text lesen, kommen wir zu dieser Stelle:

S. 381
..
Die Bedeutung des Hanfrauschs wird andererseits durch die riesige Verbreitung unterstrichen, welche das iranische Wort durch ganz Zentralasien erfahren hat. Die iranische Bezeichnung für Hanf, bangha, wurde in vielen ugrischen Sprachen sowohl zur Bezeichnung des Schamanenpilzes par excellence, agaricus muscarius ( welcher als Vergiftungsmittel vor oder während der Sitzung dient) als des Rauchs; vlgl. z.B. wogulisch pânk "Pilz" ( agaricus muscarius), mordwinisch panga, pango, tscheremissisch pongo "Pilz". Im Nordwogulischen bezeichnet pânkh auch "Rausch, Trunksucht".

Die Hymnen an die Gottheiten erwähnen gleichfalls die durch Pilzvergiftung hervorgerufene Ekstase ( Munkâcsi, S. 344).

Ich habe Rausch bzw. Trunksucht Fett markiert um aufzuzeigen, was die damalige Meinung dazu im Volksmunde aus ihrer damals damit gemachten "Erfahrung" wohl wahr.

Doch jetzt gewinnt die ganze Angelegenheit wirklich an Substanz.
Da die Herkunft dieser schamanischen "Hilfsmittel" im Iran liegen soll.

S. 380.
...
Das beweist, dass der religiös-magische Glauben an die ekstatische Wirkung der Vergiftung iranischen Ursprungs ist.

Im Verein mit den übrigen iranischen Einflüssen in Zentralasien, auf die wir noch zurückkommen werden, zeigt der bangha, wie grosss das religiöse Ansehen des Iran damal war.
Möglicherweise ist die Technik der schamanischen Vergiftung bei den Ugriern iranischen Ursprungs.

Nehmen wir an es ist so.
Doch was bedeutet das überhaupt für uns?
Was soll das und was soll uns das jetzt beweisen?

Genau diese Frage stellt sich Eliade und schreibt:

Doch was beweist das für das ursprüngliche schamanische Erlebenis?
Die Narkotika sind nur ein vulgärer Ersatz für die "reine" Trance.

Und genau dieser Überzeugung habe ich, nachdem ich in meiner Jugend Freunde und Kollegen erlebt habe, die sich in diese Richtung bewegt haben und einer sogar ein Buch über den Gebrauch dieser "Hilfmittel" veröffentlicht hat. Der wurde kurz für die Öffentlichkeit "interessant" und ...
Viel ist da nicht mehr zu sagen. Das ist nun viele Jahre her.
Übrig blieb nur "Tote Hose"... wie wir zu sagen pflegten.

Doch zurück zum Thema und lassen wir Eliade sprechen:
a: Niedergang

...
Wir konnten schon bei mehreren sibirischen Völkern dieser Feststellung machen: Die Anwendung von Vergiftungen ( Alkohol, Tabak) ist eine Neuerung aus jüngerer Zeit und verrät einen gewissen Niedergang der schamanischen Technik.
...

b: Nachahmungsversuch

...
Durch narkotischen Rausch sucht man einen geistigen Zustand nachzuahmen, den man nicht mehr anders zu erreichen im Stande ist.
...

c: "schwieriger oder leichter Weg"

...
Dekadenz, oder auch Vulgarisierung eines mystischen Technik - im alten und im modernen Indien und im ganzen Orient begegnet man immer diesem seltsamen Nebeneinander von "schwierigen Wegen" und "leichten Wegen" zur mystischen Ekstase oder zu anderen entscheidenden Erfahrungen.
...

Dies soll auch zugleich meine Antwort auf die Bemerkung von Sobek sein, der es im folgenden Thread wie folgt geschrieben hatte.

"Du hättest echt mit was Giftigem spielen sollen"


Es ist jedem überlassen, welchen Weg er/sie gehen will.
Ich weiss aus meiner Erfahrung, dass ich mich irgendwann in meiner Jugend mich entschieden haben mich auf den "schwierigen Weg" zu begeben.

Die Freunde von damals, auch diejenigen die sich für den "leichten Weg" entschieden hatten, sind nicht mehr, wie es in einem alten Studentenlied mit wehmut noch ab und zu durch die "Altherren" besungen wird.

Wer sich rühmt, er könne mit "Hilfmitteln", welches ja eigenlich nichts anderes als "Krücken für Lahme" gedacht sind, oder er mit beiden Beiden stehen und laufen könnte, hat für mich keine Zukunft ...

Vielleicht will auch mal jemand anderes als Sobek und seine Mental-gleichgeschalteten Kumpanen sich hier melden und seine Gedanken niederschreiben.

Gute Nacht.

PS: Für Interessierte, das Buch aus dem ich zitiere heisst:
Mircea Eliade
Schamanismus und archaische Ekstasetechnik
Verlag suhrkamp taschenbuch
wissenschaft 126
ISBN: 978-3-518-27726-3.
 
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Mae govannen!

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf folgende Website und zitiere einen Auszug daraus:

http://balifriends.com/Die_Renaissance_des_Archaischen-Teil5.htm

"Eliades Beschreibungen von Schamanen betonen die ausserkoer-perliche Erfahrung, in welcher der Schamane in eine Art Starre faellt. Eliade nahm an, dass gewisse Drogen ausschliesslich dazu benutzt wurden, um jene Strarrheit herbei zu fuehren und nicht dazu, um den Schamanen in seinen visionaeren Zustand zu fuehren. Obwohl er Stechapfel, Lorbeer und Haschisch ausdruecklich erwaehnte, hatte Eliade keinerlei Eigenerfahrung mit den Pflanzen der Goetter. Vielmehr versicherte er in seinem Werk Schamanismus und Archaische Ekstasetechniken, dass ‘Drogen Repraesentanten einer bereits eingetretenen Dekadenz’ seien und dass ‘bei den urspruenglichen Methoden zur Herbeifuehrung der Ekstase keine Drogen verwendet’ worden waeren, ‘um den Trancezustand des Schamanen zu induzieren’. Weiters schrieb Eliade, dass der ‘Gebrauch von Drogen [Anm. im Schamanismus] entweder auf die Dekadenz der angewandten Ekstase-Technik’ hinweise, oder auf eine ‘Anwendung jener Techniken durch Menschen niederer Herkunft oder unterer sozialer Gruppen’.

Gegen Ende seines Lebens (Eliade starb 1986, im selben Jahr wie R. Gordon Wasson) nahm er seine urspruenglichen Aussagen zurueck. Moeglicherweise tat er dies im Hinblick auf die Erkenntnisse und Einsichten, die waehrend der psychedelischen Aera durchgesickert waren. Aber gewiss nahm Eliade seine urspruenglichen Aussagen in Kenntnis der ungeheuren Menge an neuen Beweisen zurueck, welche die entheogene Natur des weltweit anzutreffenden Phaenomens ‘Schamanismus’ untermauern."

Cuio vae,
T.
 
@nassrudin,

ich kann dir nur empfehlen mal das Buch: Die Speisen der Götter von Terrence McKenna zu lesen.

Ansonsten sage ich nur der "leichte Weg mit Hilfsmitteln" wird gerne suggeriert und dient der Abwertung, um sich selber nicht damit wirklich befassen zu müßen.

Wer Erfahrung hat, weiß es gibt keinen "leichten Weg mit Hilfsmitteln". Spätestens wenn Du mal müde und schweißgebadet, dich übergebend nach Stunden zurückgekehrt wärest, würdest Du erfahren haben, daß Du mit all deinem Wissen daneben lagst.

LG Siegmund
 
Müde und schweißgebadet?

Also Siegmund .... da machst du doch alles falsch!
Bei echter schamanischer Arbeit strotzt man nachher voller Kraft und Energie!

:ironie:
 
Ja,

ein Trip auf Psylos ist ganz gewiss kein leichter Weg. Ich durfte meinen damaligen Freund nachts nach Hause geleiten, das war alles andere als lustig für ihn und eine echte Herausforderung für mich.

Irritiert hat mich damals, dass ich definitiv nüchtern war und wahrnehmen konnte, was er wahrnahm. Wie eine Silhouette, eine Art diffuses Doppelbild. Lag wohl an meiner ausgeprägen Empathie und das ich sehr leicht die Wahrnehmungsebene wechseln kann. Es half mir dabei, ihn zum Beispiel dazu zu bringen, dass er mir vertraute und sich von mir über die Straße führen ließ.

Er beschrieb mir teilweise was er sah und ich konnte das dann auch "sehen" und ihm beschreiben, als Feedback und die Verbindung zu unserer normalen Wirklichkeit ziehen und beruhigend auf ihn einwirken.

Hat das schon mal wer erlebt?

LG
Any
 
Mae govannen!

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf folgende Website und zitiere einen Auszug daraus:

http://balifriends.com/Die_Renaissance_des_Archaischen-Teil5.htm

"Eliades Beschreibungen von Schamanen betonen die ausserkoer-perliche Erfahrung, in welcher der Schamane in eine Art Starre faellt. Eliade nahm an, dass gewisse Drogen ausschliesslich dazu benutzt wurden, um jene Strarrheit herbei zu fuehren und nicht dazu, um den Schamanen in seinen visionaeren Zustand zu fuehren. Obwohl er Stechapfel, Lorbeer und Haschisch ausdruecklich erwaehnte, hatte Eliade keinerlei Eigenerfahrung mit den Pflanzen der Goetter. Vielmehr versicherte er in seinem Werk Schamanismus und Archaische Ekstasetechniken, dass ‘Drogen Repraesentanten einer bereits eingetretenen Dekadenz’ seien und dass ‘bei den urspruenglichen Methoden zur Herbeifuehrung der Ekstase keine Drogen verwendet’ worden waeren, ‘um den Trancezustand des Schamanen zu induzieren’. Weiters schrieb Eliade, dass der ‘Gebrauch von Drogen [Anm. im Schamanismus] entweder auf die Dekadenz der angewandten Ekstase-Technik’ hinweise, oder auf eine ‘Anwendung jener Techniken durch Menschen niederer Herkunft oder unterer sozialer Gruppen’.

Gegen Ende seines Lebens (Eliade starb 1986, im selben Jahr wie R. Gordon Wasson) nahm er seine urspruenglichen Aussagen zurueck. Moeglicherweise tat er dies im Hinblick auf die Erkenntnisse und Einsichten, die waehrend der psychedelischen Aera durchgesickert waren. Aber gewiss nahm Eliade seine urspruenglichen Aussagen in Kenntnis der ungeheuren Menge an neuen Beweisen zurueck, welche die entheogene Natur des weltweit anzutreffenden Phaenomens ‘Schamanismus’ untermauern."

Cuio vae,
T.

Abgesehen davon, dass in dieser Website keine Quellenvermerke angegeben worden sind, sehe ich nicht, dass Eliade etwas be- oder verurteilt hat.

Es ist eine Objektive Betrachtungsweise der Situation einer Person, welchem die Fähigkeit zum unmittelbaren Tun fehlt und deshalb sich auf "Hilfsmittel" stützen muss, um seine Erlebnisse zu erfahren.

Wenn ich nach der Mongolei blicke und mir all die Geschichten mit dem Alkoholk- und dem Kräuterkonsum von SchamaInnen ins Gedächnis rufe, dann muss ich leider Eliade's Aussage anerkennen.

Dies nachdem ein Schamane es Persönlich von seiner AusbildnerIn als Tatsache beschrieben hat.

Was kann man da noch sagen?

Ich weiss es nicht.
 
An die "Leid-Geprüften" unter euch.

Ich denke, Ihr missversteht die Aussage vom "leichten" oder "schweren" Weg.

Mit leicht oder schwer wird nicht an den Zustand oder an den"Trip" gedacht.

Mit dem "leichten Weg" ist der Weg zum Erreichen dieses Zustandes gemeint.

Und was danach am Schluss ist, das hat auch nichts mit dem "leichten oder schwierigem Weg" zu tun.

Hilfsmittel sind dazu da um leicht und ohne grosses Mühsal einen bestimmten Zustand zu erreichen.
Mit dem Risiko, dass mal was daneben geht.
Und dass man vielleicht davon süchtig wird.
Also in Abhängigkeit gerät und somit seine Souveränität verliert.
Gemäss dem Motto: "Die Geister die ich rief, werde ich nun nicht mehr los."

Was das nicht der kleine Zauberer, Mickey ?

Gruss
 
Mae govannen Raudhol Nassruddin!

Abgesehen davon, dass in dieser Website keine Quellenvermerke angegeben worden sind, sehe ich nicht, dass Eliade etwas be- oder verurteilt hat.

Abgesehen davon drehst Du Dir es so hin, wies Dir grad taugt. Daß Eliade sein Urteil revidiert hat, steht für Dich nicht zur Debatte.

Es ist eine Objektive Betrachtungsweise der Situation einer Person, welchem die Fähigkeit zum unmittelbaren Tun fehlt und deshalb sich auf "Hilfsmittel" stützen muss, um seine Erlebnisse zu erfahren.

Hm. Behaupte das mal einem Ayahuascero gegenüber. Deren Tsentsaks sitzen nämlich recht locker.^^

Wenn ich nach der Mongolei blicke und mir all die Geschichten mit dem Alkoholk- und dem Kräuterkonsum von SchamaInnen ins Gedächnis rufe, dann muss ich leider Eliade's Aussage anerkennen.

Klar - hast nur den Eliade gelesen.

cuio vae,
T.
 
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Also Nasruddin hält nichts von psychoaktiven Hilfsmitteln.
Es gibt hier sehr viele User die auch nichts von diesen Hilfsmitteln halten. Warum unterstützt niemand Nasruddin mit seiner Meinung? Auf einmal scheint es, dass die genannten Hilfsmittel doch nicht schlecht für Ekstase und Trance sind!
Liegt es daran, dass ihr nur noch subjektiv urteilt, wenn ein Thread von Nasruddin kommt?

lg - chollo
 
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