einfach "loslassen"

Mit Loslassen ist wohl am besten gemeint, etwas hinter sich zu lassen; aber das braucht Zeit, irgendwann lässt einen die Sache los. Man kann vielleicht nur versuchen zu schauen, wie ist man in die Sache reingeraten und was kann man tun, damit es nicht noch einmal passiert...solange man nicht durch ist damit, muss man wohl damit leben, dass sich da immer wieder etwas bemerkbar macht, dass sich immer wieder was aufdrängt. Bis dahin muss man damit leben, eine bessere Lösung weiss ich nicht und ich selber mache es so. :)
 
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Hallo miteinander,

bisher hatte ich mit vielen Anhängern der "Loslass-Theorie" zu tun, habe mir auch Bücher besorgt, um dies zu lernen. Und nun lese ich von euch, dass ihr dem Loslassen ähnlich skeptisch gegenüber steht, wie ich. Ich freu mich richtig, dass ich nicht mehr alleine dastehe mit meiner "Kritik". :banane:


@ Bineken,

Psychotraumata entstehen aus Situationen, denen man sich hilflos ausgeliefert fühlt. Sie erzeugen Stress in einem. Die normale Reaktion wäre das Wegrennen, was aber nicht geht. Also versuchen sich die Menschen innerlich totzustellen, um das ganze möglichst unbeschadet zu überstehen. Meistens wird in dem Zusammenhang nur von großen Ereignissen berichtet, wie z.B. Vergewaltigung, Überfall, im Krieg gewesen sein. Neuere Erkenntnisse haben hervorgebracht, dass auch in der Kindheit viele Psychotraumata entstanden. Manchmal muss er gar nicht ein einziges lebensbedrohliches Ereignis sein, es können sich auch mehrere kleinere Begegebenheiten zu einem großen Ereignis summieren, was z.B. bei Mobbing der Fall ist.

Ist einem so was passiert, dann können wir uns nur bruchstückhaft an die Geschehnisse erinnern. Wir haben Gedächtnislücken und es fehlt uns die gesamte Orientierung, auch in der Zeit. Obwohl unser Gedächtnis unterbrochen ist, wirken sich die bei dem traumatischen Ereignis entstandenen Gefühle auf unser Leben danach entscheident aus. Es entstehen z.B. Ängste, Konzentrationsstörungen oder Leistungsabfall in Schule od. Beruf.

Dies ist noch ein Grund, warum ich das "loslassen" in Frage stelle.


@ Kerzenwachs,

genau, will ich etwas loslassen, dann verkrampfe ich mich. Guter Ansatz.


@ Katarina,

Ich glaube, "Loslassen" ist so ein menschliches Gedankenkonstrukt, mit dem wir tatsächlich festhalten. Ohne dieses Konstrukt wäre es einfach wie es ist und man hätte gar keine Vorstellung und auch nicht den Wunsch, irgendetwas loszulassen. Damit würde man auch nichts festhalten, sondern sich einfach dem freien Fluß des Lebens hingeben, - wie die Tiere!
Warum bloß hat "Gott" uns den Verstand mitgegeben?

Vielleicht wollen wir etwas loslassen, das uns sehr quält, aber genau davor haben wir so arge Ängste, dass wir uns dann wieder verkrampft daran festhalten. Und wir misstrauen dem Fluss des Lebens, weil sich zu viele schlimme Erlebnisse angehäuft haben.


@ Reinhard,

Man braucht gar nix "loslassen" - es genügt zu erkennen, dass einem nix gehört.

Mir persönlich hat dies in Aufstellungen geholfen: es gab ein Bild und ich konnte sehen und fühlen, dass es nicht zu mir gehört.

Das sind andere, übernommene Themen.

Was ist mit den aus dem eigenen Leben entstandenen Themen?

Ich will das Loslassen kontrollieren - gute Idee. Dann ist es praktisch ein Pfeiler, auf dem ich mitstehe und den ich zum Leben brauche.


@ Aniere,

deine Idee gefällt mir auch gut. Ich denke, dass es dazu einer gewissen Übung braucht, um das Thema hinter die Türe zu sperren und bei Bedarf (wenn mehr Mut vorhanden ist) wieder rauszulassen und anzuschauen.

Liebe Grüße pluto
 
@Pluto.

Danke für die Erklärung. Es sind möglicherweise gerade die "Kleinigkeiten" über die ich so gerne stolpere. Habe oft nach "dramatischen" Ereignissen gesucht, warum ich aus Teilen meiner Kindheit "keine" Erinnerung habe. Also ist die Erklärung für mich, dass sich das Gedächtnis auch "vermeintlich kleinen" Erinnerungen verschliessen kann, wenn sie zu schwer "erscheinen".

Liebe Grüße Bineken :liebe1:
 
- Das ist ein bisserl sehr allgemein - aber : "hast" Du die Gefühle - oder "haben" sie Dich ?

- Was meinst Du genau ?

LG, Reinhard


Es gibt immer wieder bei jedem im Leben Situationen, die einfach Stress oder negative Gefühle verursachen. Ein Brief von einem Amt, ein Termin beim Chef, mit dem man kaum was zu tun hat, Referate vor Publikum, Prüfungen, Ärger bei bestimmen wiederkehrenden Diskussionen mit denselben Menschen ...
 
Loslassen - das Thema hat für mich viele Gesichter - es kommt immer darauf an, WAS man loslassen möchte.

Menschen loszulassen ist für mich schwierig - ich stand vor einigen Tagen vor der Erkenntnis, dass ich möglicherweise bald meine Mutter "loslassen" muss - da ist die Angst da, jemanden für "immer" zu verlieren. Und das Gefühl loslassen oder verabschieden zu müssen, immer noch jemandes Kind zu sein.

Loslassen ist dann wahrscheinlich leichter, wenn man dem Leben und dem Fluss des Lebens vertrauen kann. Darauf vertrauen kann, dass alles, was passiert, gut und richtig ist - sonst würde es nicht passieren. Aber weh tuts trotzdem.....:(

Einen Menschen "loszulassen" ist für mich etwas grundsätzlich anderes als eine Erinnerung loszulassen. Oder ein Verhaltensmuster loszulassen, oder ein Gefühl.....

Loslassen = Abschied - vielleicht schmerzt es deshalb, vielleicht wehrt man sich darum - hätte man ein Hintertürchen, durch das das Losgelassene wieder hereinkann....*schummelnwill*

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Pluto :)

ich spüre, wie wichtig dir das Thema ist, dennoch habe ich vergnügt vor mich hingegrinst: Gehe mal in eine Selbsthilfegruppe und diskutiere mit denen darüber, dass "einfach nur" etwas losgelassen werden muss. :D

Ich habe da mal eine recht gute Antwort erhalten, wie man das denn macht. Ein Typ dachte richtig angestrengt nach und meinte dann: "Loslassen kann ich erst, wenn ich so richtig die Schnauze von dieser Sache voll habe. Wenn ich mich mit ihr von oben bis unten, von vorn bis hinten und im Kreis herum befasst habe und einfach nicht mehr kann. Dann, genau dann, dann lasse ich los. Weil ich richtig "satt" bin, es satt habe."

Da ist was dran - aber es gibt auch andere Methoden, etwas "loszuwerden" (denn darum geht es ja meistens). Auf Kommando geht das sicher auch nicht, das wäre dann ein Paradoxon wie: Sei spontan! Allein der Befehl verhindert schon die Spontaneität. Wenn du dir also "befiehlst", loszulassen, dann verhinderst du es damit auch schon.

Meine Methode ist, mir vieles anzusehen, ohne zu werten, ohne zu urteilen (so gut es geht). Zu schauen und vielleicht zu denken: "Aha, so ist das hier" oder "ach, so tut der dieses oder jenes". Das nimmt mir den Druck, vor allem Handlungsdruck. Außerdem neige ich dann weniger dazu, mich zu verbeißen / zu fixieren. Manches, was mich sehr störte, verschwindet dadurch von ganz allein. Oft hilft es auch, die Blickwinkel zu verändern, ein ganz wenig reicht oft schon aus, um dieses loszulassende (=störende?) Ding tatsächlich anders wahrzunehmen und vielleicht gar nicht mehr so betrachtenswert zu finden.

Lieben Gruß
Rita
 
@ Hallo Ihr Lieben

...ich habe gerade mal so für mich ganz persönlich geguckt, was "loslassen" für mich bedeutet...
Mir fiel ein Satz ein: " Du kannst keinen lieben, wenn Du ihn nicht losläßt" - habe das mal auf meine Ehe bezogen und mir gedacht, das es stimmt...

loslassen bedeutet für mich VERTRAUEN

...vertrauen auf...vertrauen in...vertrauen mit...Gottvertrauen...mir vertrauen...jemandem vertrauen...

Habe festgestellt,daß ich "unruhig" werde, wenn ich kein Vertrauen habe...in mich...in eine Situation...bei jemanden...

so fühle ich zur Zeit...
liebe Grüsse von Antenne
 
Indigomädchen;978074 schrieb:
Es gibt immer wieder bei jedem im Leben Situationen, die einfach Stress oder negative Gefühle verursachen. Ein Brief von einem Amt, ein Termin beim Chef, mit dem man kaum was zu tun hat, Referate vor Publikum, Prüfungen, Ärger bei bestimmen wiederkehrenden Diskussionen mit denselben Menschen ...
Liebe Indigo,

Ich würde nicht jedes Problem unter die Überschrift "Loslassen" pressen. Manchmal hat man halt unverarbeitete (unbewußte) Erfahrungen, die man klären muss und sich davon befreien, dass sie die Macht über einen verlieren. Ich sehe da aber nicht wirklich eine Verbindung zum "Loslassen". (das meinte ich : da "haben" die Gefühle Dich - und Du kannst Dich befreien.)

Ich hab gehört die Wahrheit soll befreien, doch was wenn sie nicht kann?
Ehrliche und ungeschönte (aber auch nicht negativ-verzerrte) Selbsterkenntnis ist das Non-plus-Ultra jeder Therapie und jeder seelischen Entwicklung.

"Gnothi auton" (erkenne Dich selbst) - steht schon auf dem Tempel des Apoll in Delphi.

LG, Reinhard
 
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Oft hilft es auch, die Blickwinkel zu verändern, ein ganz wenig reicht oft schon aus, um dieses loszulassende (=störende?) Ding tatsächlich anders wahrzunehmen und vielleicht gar nicht mehr so betrachtenswert zu finden.

Und genau das ist für mich mit dem Loslassen verbunden. Mit Verstand und ganz viel Herz den Blickwinkel zu verändern ist der Abschluß eines mitunter sehr langen Weges.
 
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