Eine sehr verdiente Ehre

Wenn diese Worte verschiedene Wertigkeiten von Menschen implizieren würden, würde ich Deine Bedenken teilen. Das tun diese Worte aber in diesem zusammenhamg in meinem Sprachgebrauch nicht.

Ich glaube diese Wertigkeiten sind unumgänglich. Wenn du meinst, dass das deinen Sprachgebrauch nicht betrifft, ist das zwar löblich, aber auch etwas naiv. Sprache ist eine Lebensform, schreibt Wittgenstein und damit eng an eine kulturelle Praxis gebunden. Ich denke nicht, dass man davon ausgehen kann, dass die natürliche Sprache frei von Diskriminierung, Wertigkeit und schon gar nicht Metaphysik ist. Gerade am Beispiel "Ehre" wird das glaube ich recht deutlich. Das ist schließlich ein reiner kultureller Code, der wohl viel mit Hierarchie, Macht und solchen Dingen zu tun hat, der sich also auf unser zusammenleben bezieht und eben bloß Individuen betrifft. Es ist nicht der MEnsch, der Ehre besitzt im Sinne einer Intension des Begriffs "Mensch", sondern immer nur der einzelne Mensch. Ich sage also 1.) dass die natürliche Sprache Unterdrückung transportiert, ob bewusst oder unbewusst. Und konkreter 2.) dass das bei Ehre recht offensichtlich ist, das ist einfach ein veraltetes Konstrukt der Rittergesellschaften, wo das ja noch irgendeinen sozialen Nutzen gehabt haben wird, aber heutzutage von Ehre zu sprechen find ich einfach wenig sinnvoll und in einer Weise diskriminierend.

Ich weiß nicht, ob Du Kinder hast. Aber angenommen, Du hättest, und eins deiner Kinder würde eines Tages ein schönes Bild malen. In vielen Familien ist es durchaus Sitte, dass schöne Bilder von Kindern an den Kühlschrang gehängt werden. Siehst Du das ähnlich kritisch?

Jemand wie ich sollte keine Kinder bekommen. ich verstehe aber nicht ganz, was du mit dieser Frage bezwecken möchtest? Wenn du auf eine Analogie hinaus möchtest, im Sinne einer Ehrung des Kindes im Familienkreis und einer Ehrung in der Öffentlichkeit, halte ich das für verfehlt. Das Private ist strukturell ein grundsätzlich anderer Raum, als die Öffentlichkeit. In der Öffentlichkeit geht es um Macht und Ressourcen, um die Denkhoheit und Ideologie. Das Private ist da gänzlich anders organisiert, wenn Macht wohl auch eine große Rolle spielt. Also wenn du darauf hinauswillst, dass das Kühlschrankbild eine Ehrung wäre, dann würde das eine ganz andere Vorstellung ausdrücken, als die Ehrung im gesellschaftlichen Rahmen. Es ist ja nicht so, dass das Kind dann plötzlich eine hervorragende Stellung im Familienbund hätte.
 
Werbung:
Ich finde Deinen Vorschlag auch super. Nur glaub ich nicht, dass die Taliban ihr einen Orden verleihen würden, wollten sie sie doch töten, weil sie sich auflehnt gegen die vorherrschenden Systeme.

und zu lesen gibt es über Malala genug, no need das hier einzustellen - ich denke alle die hier schreiben wissen darum (inklusive Dir :D ).


Nö...ich wußte es nicht...bis ich´s hier gelesen habe.


Sage
 
Ich glaube diese Wertigkeiten sind unumgänglich. Wenn du meinst, dass das deinen Sprachgebrauch nicht betrifft, ist das zwar löblich, aber auch etwas naiv. Sprache ist eine Lebensform, schreibt Wittgenstein und damit eng an eine kulturelle Praxis gebunden. Ich denke nicht, dass man davon ausgehen kann, dass die natürliche Sprache frei von Diskriminierung, Wertigkeit und schon gar nicht Metaphysik ist. Gerade am Beispiel "Ehre" wird das glaube ich recht deutlich. Das ist schließlich ein reiner kultureller Code, der wohl viel mit Hierarchie, Macht und solchen Dingen zu tun hat, der sich also auf unser zusammenleben bezieht und eben bloß Individuen betrifft. Es ist nicht der MEnsch, der Ehre besitzt im Sinne einer Intension des Begriffs "Mensch", sondern immer nur der einzelne Mensch. Ich sage also 1.) dass die natürliche Sprache Unterdrückung transportiert, ob bewusst oder unbewusst. Und konkreter 2.) dass das bei Ehre recht offensichtlich ist, das ist einfach ein veraltetes Konstrukt der Rittergesellschaften, wo das ja noch irgendeinen sozialen Nutzen gehabt haben wird, aber heutzutage von Ehre zu sprechen find ich einfach wenig sinnvoll und in einer Weise diskriminierend.

Wie sprichst Du Lob aus? Wie sagst Du einem anderen Menschen, dass Du seine Tätigkeit schätzt? Alleine damit diskriminierst Du Menschen, deren Tätigkeiten Du weniger schätzt.

(...) Es ist ja nicht so, dass das Kind dann plötzlich eine hervorragende Stellung im Familienbund hätte.

Und es ist auch nicht so, dass Malala und andere, nach denen Asteroiden benannt wurden, dadurch eine stark hervorragende Stellung in der Öffentlichkeit hätten. Es ist - wie das Bild am Kühlschrank - ein öffentliches "Gut gemacht". Und das in der Form, wie es das Tätigkeits- und Aufgabenfeld von Astronomen und der IAU entspricht.
 
Wie sprichst Du Lob aus? Wie sagst Du einem anderen Menschen, dass Du seine Tätigkeit schätzt? Alleine damit diskriminierst Du Menschen, deren Tätigkeiten Du weniger schätzt.

das stimmt ja nicht. Was ich persönlich wertschätze ist eine subjektive Frage der Ästhetik, das hat doch mit Diskriminierung nichts zu tun. Ob der einzelne überhaupt diskriminieren kann, ist ne gute Frage, ich würde fast nein sagen. Wenn ich Frodo treffen würde und zu ihm sage, du hast nur neun Finger, ich will nicht dein Freund sein, ist das denke ich keine diskriminierung. Wenn ich ihm hingegen bestimmte Rechte, Partizipation etc. verweigere, weil ich eine gewisse gesellschaftliche Stellung bekleide, ist das schon diskriminierend. Im Fall der Ehrung, verhält sich das wohl entsprechend, auch wenn es schwerer vorstellbar ist.

Und es ist auch nicht so, dass Malala und andere, nach denen Asteroiden benannt wurden, dadurch eine stark hervorragende Stellung in der Öffentlichkeit hätten. Es ist - wie das Bild am Kühlschrank - ein öffentliches "Gut gemacht". Und das in der Form, wie es das Tätigkeits- und Aufgabenfeld von Astronomen und der IAU entspricht.

du hast ja selbst gesagt, möglicherweise werden dadurch Ressourcen getriggert. Im Fall von Malala lässt sich das klarerweise nur mühsam kritisieren, immerhin sind wir uns alle einig, dass sie das richtige tut. Mir gehts ja auch nur um einen bedachteren Gebrauch von "Ehre". Mir gefällt die Vorstellung einfach nicht, dass einem Individuum da etwas anhängt, das anderen verwehrt wird, für mich ist das ne Art Götzenglaube.
 
das stimmt ja nicht. Was ich persönlich wertschätze ist eine subjektive Frage der Ästhetik, das hat doch mit Diskriminierung nichts zu tun. Ob der einzelne überhaupt diskriminieren kann, ist ne gute Frage, ich würde fast nein sagen. Wenn ich Frodo treffen würde und zu ihm sage, du hast nur neun Finger, ich will nicht dein Freund sein, ist das denke ich keine diskriminierung. Wenn ich ihm hingegen bestimmte Rechte, Partizipation etc. verweigere, weil ich eine gewisse gesellschaftliche Stellung bekleide, ist das schon diskriminierend. Im Fall der Ehrung, verhält sich das wohl entsprechend, auch wenn es schwerer vorstellbar ist.

Welche Rechte werden denn wem verweigert, wenn ein Asteroid nach Malala benannt wird, und ich das "Ehre" nenne?

du hast ja selbst gesagt, möglicherweise werden dadurch Ressourcen getriggert. Im Fall von Malala lässt sich das klarerweise nur mühsam kritisieren, immerhin sind wir uns alle einig, dass sie das richtige tut.

Ja, möglicherweise werden dadurch Spenden getriggert. Na und? Das geschieht auch durch jede andere lobende Erwähnung des Namens.

Mir gehts ja auch nur um einen bedachteren Gebrauch von "Ehre". Mir gefällt die Vorstellung einfach nicht, dass einem Individuum da etwas anhängt, das anderen verwehrt wird, für mich ist das ne Art Götzenglaube.

Da hängt dem Individuum auch nichts an. Der Mensch ist der gleiche Zellhaufen, der er vorher auch war. Einzig seine Handlungen werden gelobt. Das verstehe ich unter "Ehre".
 
@FIWA Wissenschaftler brauchen auch Sponsorengelder für ihre Forschung und somit Werbung. Da wird dann schon mal ein Asteroid Meg Ryan oder Tom Hanks genannt. Günstiger geht es kaum auf sich aufmerksam zu machen, als ein Objekt zu benamsen. Sind auch noch genug frei, könnte man ein Geschäft draus machen wie bei den Wetterleuten, die die Benamsung Hoch- und Tiefdruckgebiete verkaufen, dafür kann man denen dann seinen Namen geben oder das als Geburtstagsgeschenk... :D

Tschuldigung, das ist aber doch krank in sich, etwas todbringenden seinen Namen zu verleihen und sich damit noch groß hervor zutun.

Das ist krank in sich und nichts anderes.

Überlege mal, oh geil, da kommt ein Asteroid auf uns zugerast, wie geil ist das denn und der kann uns treffen, geil, ich gebe den meinen Namen. Na, schafft er die Erde, geil. Schade, wieder dran vorbei, schade aber auch.

Ist das krank .......... jaaaaaaa

Wenn schon, sollten diese Wissenschaftler endlich mal Abfangmethoden entwickeln, um ihren Asteroiden abzufangen. Dann wäre es sinnvoll.

Und nun nicht schon wieder, Planeten und Sterne haben doch auch Namen ....... ach wie schön ........ die tun uns auch nichts ........ menno
 
Welche Rechte werden denn wem verweigert, wenn ein Asteroid nach Malala benannt wird, und ich das "Ehre" nenne?

Diskriminierung ist ja dann das falsche Wort, positive Diskriminierung gibts nicht. Ich sage bloß, dass dieses Verständnis von "Ehre" nicht meinem Menschenbild entspricht. Es ist im Grunde zu vergleichen mit einer Fußballmannschaft. Der Stürmer schießt das Siegestor und wird zum unsterblichen Helden, aber dass der Stürmer nicht ohne Verteidigung sein kann, wird dann weitgehend ignoriert. Das scheint einfach die etablierte Weise zu sein, wie wir über Individuen denken. Wir sagen sie sind mündig und selbstbestimmt, können alles erreichen wenn sie nur wollen. Das ist ein Individualismus, den ich nicht teile, und das gesellschaftliche Prinzip, dass sich hinter diesem Ehr-Verständnis verbirgt, unterstützt meiner Meinung nach dieses Menschenbild. Aber nur, dass wir uns richtig verstehen, ich führe hier nur aus, warum ich nicht von Ehre etc. spreche, ich sage nicht, dass meins richtiger ist, denn das ist eine rein ideologische Frage. Soll jeder sagen was er will. Man sollte aber darauf aufmerksam machen, dass Sprache nicht "jungfräulich" ist.

Da hängt dem Individuum auch nichts an. Der Mensch ist der gleiche Zellhaufen, der er vorher auch war. Einzig seine Handlungen werden gelobt. Das verstehe ich unter "Ehre".

kein Grund trivial zu werden. Wir sprechen hier von gesellschaftlichen Codes, wie bereits erwähnt. Goffman nennt das Stigma. Du wirst ja nicht leugnen können, dass ein verurteilter Mörder eine andere soziale Identität besitzt, als zuvor, der zellhaufen ist der gleiche. Es war etwas ganz anderes vor 1933 ein Jude in Deutschland zu sein als danach, etc.
 
Werbung:
Diskriminierung ist ja dann das falsche Wort, positive Diskriminierung gibts nicht. Ich sage bloß, dass dieses Verständnis von "Ehre" nicht meinem Menschenbild entspricht. Es ist im Grunde zu vergleichen mit einer Fußballmannschaft. Der Stürmer schießt das Siegestor und wird zum unsterblichen Helden, aber dass der Stürmer nicht ohne Verteidigung sein kann, wird dann weitgehend ignoriert. Das scheint einfach die etablierte Weise zu sein, wie wir über Individuen denken. Wir sagen sie sind mündig und selbstbestimmt, können alles erreichen wenn sie nur wollen. Das ist ein Individualismus, den ich nicht teile, und das gesellschaftliche Prinzip, dass sich hinter diesem Ehr-Verständnis verbirgt, unterstützt meiner Meinung nach dieses Menschenbild.

Naja, mündig und selbstbestimmt wollen wir alle am liebsten sein. Ob wir es wirklich sind, ist soweit ich weiß noch immer ein ungeklärter Disput in und zwischen Philolosophie und Neuro-Wissenschaften. Was das "alles erreichen können" angeht, so sehe ich nur selten die Meinung, dass alle alles erreichen können. Die Umstände spielen da natürlich eine sehr große Rolle, was - soweit ich sehe - kaum jemand leugnet. Das Fußballspiel-Analogen gefällt mir da durchaus sehr gut.

Aber nur, dass wir uns richtig verstehen, ich führe hier nur aus, warum ich nicht von Ehre etc. spreche, ich sage nicht, dass meins richtiger ist, denn das ist eine rein ideologische Frage. Soll jeder sagen was er will. Man sollte aber darauf aufmerksam machen, dass Sprache nicht "jungfräulich" ist.

Ok, ich glaube, ich beginne langsam zu verstehen, was Du meinst...

kein Grund trivial zu werden. Wir sprechen hier von gesellschaftlichen Codes, wie bereits erwähnt. Goffman nennt das Stigma. Du wirst ja nicht leugnen können, dass ein verurteilter Mörder eine andere soziale Identität besitzt, als zuvor, der zellhaufen ist der gleiche. Es war etwas ganz anderes vor 1933 ein Jude in Deutschland zu sein als danach, etc.

Der Begriff "Stigma" ist ähnlich metaphysisch wie der Begriff "Ehre". Klar, durch die Meinung des Umfelds - der Gesellschaft - sind die Lebensumstände für die entsprechenden Menschen unterschiedlich. Und weiter? Was bedeutet das?
 
Zurück
Oben