Da wirst Du vermutlich - je nach Lehren / Glauben / Erfahrungen - völlig unterschiedliche Erklärungen bekommen.
Meine hier ist diese: Alles hat 2 Seiten und es ist völlig normal, dass in jedem Menschen zwei Pole existieren. Durch irgendwelche inneren Umstände (Unzufriedenheit, Zorn, Schmerz, gesundheitliche Probleme, Karma, etc.) kann es passieren, dass die dunkle Seite zu groß wird. Manche Lehren sehen die "dunkle" Seite nicht unbedingt per se als böse an (solange sie nicht wirklich schädlich wirkt), sondern als treibende Kraft hier auf der Erde, die sozusagen mit der "hellen" Kraft um Vormacht ringt, man selber aber den Kräften nicht völlig ausgeliefert ist. Man kann sich durch Meditation, uneigennütziger Liebe, Hilfe, etc. der "hellen" Kraft zuwenden, oder, indem man der "dunklen" Kraft widersteht. Wenn Du zB meditieren willst, um das Dunkle loszuwerden, Du dann aber spontan entschließt, lieber eine Tafel Schokolade zu essen, könnte man das bereits als "dunkle Kraft, die von spiritueller Erfahrung trennt" betrachten (wobei auch das mMn komplexer sein kann, aber ich will damit nur erklären, was man als diese Kraft bezeichnen könnte).
Und wenn man nach der Psychoanalyse geht, dann wären wohl die "Triebe" die "dunkle Seite", die man beherrschen sollte.
Man kann das "dunkle Ich" also mMn sowohl durch Psychologische Methoden und Selbstrelfexion als auch durch spirituelle Methoden, zB Meditation, Buße (Christentum), Kunst (zB Malen, Schreiben) und/oder Astralreisen, kennenlernen. Gerade wenn es um das Erkennen der dunklen Seite geht, sollte man meiner Meinung nach auf jeden Fall in der "hellen" Seite gefestigt sein bzw. seriöse
(!!!) Lehrer persönlich kennen, die einen zur Not auffangen können (Es gibt genug Scharlatane, die das Leid bzw. die "dunkle Seite" aber auch die "helle Seite" anderer angeblich zum Aufladen ihrer eigenen spirituellen Energie verwenden. Und manchmal ist es einfach "nur" Narzissmus gepaart mit Machtgefühlen und der Vorliebe, andere Menschen psychisch abhängig zu machen - und das sehr oft, ohne dass man selbst es gleich bemerkt (daher sind solche Menschen leider recht erfolgreich, wenn auch sicher nicht mit der Verringerung ihrer eigenen "dunklen Seite"
). Und das ist mMn das Schwierige daran.
Die dunkle Seite bedeutet also nicht automatisch, dass wir alle potenzielle Serienmörder wären
(wobei Menschen in außergewöhnlichen Situationen zu vielen wirklich bösen Taten fähig sind, siehe Milgram-Experiment. Wie man das umgehen kann? Mit Selbstreflexion und bei Bedarf mit bestimmten Methoden.
Es scheint so zu sein, dass man manchmal auch "dunkle" Dinge aus vorigen Generationen übernimmt, für die man selbst gar nichts kann. Manche können das offenbar anhand der Aura erkennen (aber Achtung, auch hier gibt es sehr viele Scharlatane).
Dazu gibt es eine schöne Geschichte (indianische Weisheit), die meine Shiatsu Praktikerin mir einmal erzählt hat:
Ein Indianer sitzt mit seinem Sohn am Lagerfeuer und der Sohn fragt: "Papa, warum gibt es so viel Leid, Angst und Zorn in der Welt?"
Der Indianer antwortet: "Es ist wie mit dem Lagerfeuer: Um uns die Dunkelheit, und doch wird sie von den Flammen verdrängt. Auch in unserer Seele gibt es Hell und Dunkel; zwei Wölfe, die einen immerwährenden Kampf führen: Der schwarze Wolf kämpft für Ärger, Zorn, Angst, Neid, Unzufriedenheit. Der weiße Wolf kämpft für Liebe, Sanftmut, Mitgefühl, Hoffnung und Zufriedenheit."
Der Junge sieht den Alten groß an und fragt: "Welcher Wolf wird gewinnen?"
Der Vater lächelt und antwortet: "Der, den du nährst ..."
Im Gegensatz zu manchen Auslegungen der Geschichte würde ich aber auch den schwarzen Wolf nicht völlig verurteilen. Wenn man um sein Überleben kämpfen will, geht es nicht immer völlig gewaltfrei (alleine das Abschneiden und Essen einer Pflanze ist bereits "Gewalt"; und wenn mich nachts jemand heimsucht, werde ich ihn womöglich mit einer gesunden Portion Zorn eher los als mi Sanftmut - dann kommt es eben darauf an, dass die Wölfe nicht gegeneinander, sondern miteinander agieren. Im Kampf (wird ähnlich auch in der Psychotherapie gelehrt) wäre wohl "Wut" eine positive Kraft, Angst jedoch hinderlich. Da könnte der weiße Wolf zB mit Hoffnung (und einer gewissen Sanftmut, um aus Verteidigung keinen Angriff werden zu lassen) zur Hilfe eilen.
Also lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube, die meisten "Normalsterblichen", die sich nicht völlig aus der Welt ausklinken und sich nur noch von Fallobst ernähren, haben eine Art "dunkle Seite" in sich. Weil meiner Meinung nach ein gesundes (!) Maß an Wut und Angst zum Selbsterhaltungstrieb zählen kann.
Liebe Grüße
Mina