"Es zeigt sich" hat doch nicht mit Absolutheitsanspruch zu tun? Ich habe selbst in etlichen hundert Aufstellungen seit 2000 bei ganz unterschiedlichen Aufstellern der unterschiedlichsten "Schulen" - von Hellinger himself über Varga von Kibed, vom schamanistischen Erich Haretzmüller bis zur channelnden Jasmin Howorka, von den Essens bis zu SchülerInnen von all den Genannten, gesehen (= es zeigt sich), dass Aufstellungen zu überzeugenden Lösungsbildern gekommen sind - es hängt also (für mich ) offensichtlich nicht von irgendeiner konkreten Ausprägung von Theorie oder Spiritualität oder einem ganz bestimmten Seelenbild ab (die Genannten haben ganz gewiss kein übereinstimmendes), ob Aufstellungen gelingen. Wohl aber erscheint mir als eigentlich selbstverständlicher, aber nixdesto sehr wichtiger Gesichtspunkt der, den ChrisTina betont hat: dass der Klient mit seinem Weltbild, seiner Sprache und seinem Anliegen, in seinem So-Sein, im Mittelpunkt steht.Wie kommst Du zu dieser Ansicht (die Du mit absolutem Richtigkeitsanspruch äusserst) ? Woher meinst Du das zu wissen ?
Soviel also, wie ich zu dieser Ansicht komme. Bestätigt hat sie sich dann für mich durch die Beschäftigung mit der Annäherung Varga von Kibeds und Insa Sparrers an die Aufstellungsarbeit, die sie als "Systemische Strukturaufstellungen" entwickeln, lehren und erforschen und sich in vielem auf de Shazer, Wittgenstein und buddhistische Erkenntnistheorie beziehen. Du hast auch von Entscheidungen gesprochen und von Ausflüchten - eine meiner Entscheidungen ist eben, mich in Theorie und Praxis der Aufstellungsarbeit an den "Systemischen Strukturaufstellungen" zu orientieren, die ihren eigenen (konstruktivistischen) Katalog von Grundannahmen haben, ohne deswegen zu behaupten: Wir haben Recht (was in einem konstruktivistischen Kontext auch ziemlich paradox wäre). Und in diesem Umfeld hat sich für mich auch das Bild von "Seele" entwickelt, das ich ausführlich dargestellt habe.
Ich habe also praktische und theoretische Gründe, um zu meiner Aussage zu gelangen - und ich räume ein, ich hätte schreiben müssen "es hat sich mir gezeigt" statt "es zeigt sich". Aber ich meine, ich hätte eh deutlich genug gemacht, dass ich eben gerade nicht die absolute Richtigkeit von irgendwas postulieren möchte, indem ich geschrieben hatte:
jake schrieb:... für mich bedeutet es einen erleichternden Freiheitsgrad mehr, nicht glauben zu müssen, sondern meine Modelle von vornherein als solche betrachten zu dürfen. Das heißt ja keineswegs das Leugnen von Wirkungen, ganz im Gegenteil. Und es heißt vor allem: Respekt gegenüber anderen Modellen und die Möglichkeit, sich über Modelle auszutauschen ... was in der Regel friedlicher und ertragreicher abläuft, als wenn sich dogmatische Fundamentalisten, die vor allem gern glauben möchten, die Schädel einschlagen (hoffentlich nur symbolisch).
Und jetzt fahr ich erst mal eine Woche in den Süden... schöne Tage und alles Liebe,
Jake